Was sind das für Geschmackseinflüsse?

Rezepte, Erfahrungsberichte, "the perfect match"
Antworten
Benutzeravatar
nougat
Beiträge: 604
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:45
Wohnort: Stuttgart

Was sind das für Geschmackseinflüsse?

Beitrag von nougat »

Ihr wisst ja, es gibt kaum etwas Schöneres als Freunde einzuladen, diese zu bekochen und eine gute Flasche dazu aufzuziehen. Sei es ohne besonderen Anlass oder zu einer geplanten Weinprobe.
Es gibt aber leider einen Wermutstropfen :cry:
Jetzt ist es bei mir oft so, dass mir nach dem Kochen weder das Essen noch der Wein den großen Genuss bringen. Ich weiß natürlich, was ich esse und trinke, es fehlen halt die letzten 10%. Und zwar immer an den Tagen, an denen ich stundenlang in der Küche gewerkelt habe.

Kann es sein, dass man durch die Küchendämpfe und das Abschmecken für eine Weile danach sensorisch abstumpft?
Manchmal denke ich auch, es ist der ‚Stress’, der manchmal zum Ende hin einsetzt, wenn alles zur gleichen Zeit fertig werden soll, dabei die ersten Gäste eintrudeln, man aufmerksam ist, dass auch alle versorgt sind und man vielleicht schon um 5:30 Uhr morgens aufgestanden ist. Es fällt dann zwar alles ab, wenn man am Tisch sitzt, vielleicht aber erstmal zu sehr, dass die Aufmerksamkeit oder Konzentration darunter leidet.

So nach ca. 2h ist es dann wieder ok. Den Begrüßungsschampus, das Essen bis dahin und den einen oder anderen Wein habe ich dann halt schon verpasst. Habt Ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
Benutzeravatar
Desmirail
Beiträge: 911
Registriert: Mo 20. Dez 2010, 13:30
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Essen
Kontaktdaten:

Re: Was sind das für Geschmackseinflüsse?

Beitrag von Desmirail »

nougat hat geschrieben:Manchmal denke ich auch, es ist der ‚Stress’, der manchmal zum Ende hin einsetzt, wenn alles zur gleichen Zeit fertig werden soll, dabei die ersten Gäste eintrudeln, man aufmerksam ist, dass auch alle versorgt sind und man vielleicht schon um 5:30 Uhr morgens aufgestanden ist. Es fällt dann zwar alles ab, wenn man am Tisch sitzt, vielleicht aber erstmal zu sehr, dass die Aufmerksamkeit oder Konzentration darunter leidet.

So nach ca. 2h ist es dann wieder ok. Den Begrüßungsschampus, das Essen bis dahin und den einen oder anderen Wein habe ich dann halt schon verpasst. Habt Ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht?


Jopp, genau das, was Du da beschreibst, hat mich auch schon so manchen Nerv gekostet (inzwischen ist es mir "latte").

In meinem Bekanntenkreis/Wahlfamilie sind wir mit 12 Personen und treffen uns jede Woche (!) bei jemand anderen zum gemeinsamen Essen! D.h., alle 7 - 8 Wochen bin ich/ sind wir an der Reihe um etwas leckeres zu zaubern und die Gäste mit Speis und Trank angenehm zu bewirten ... und immer dann (d.h. in rund 80% der Fälle) fällt mir das von Dir beschriebene auf und über mich her. Leider konnte ich es bisher nicht angemessen abstellen obwohl ich schon vieles ausprobiert habe (z.B früh fertig sein, Apero, Baldrian etc.) . :(
-----------------------
Deep And House
-----------------------
Benutzeravatar
susa
Beiträge: 4163
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:33
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Niederrhein
Kontaktdaten:

Re: Was sind das für Geschmackseinflüsse?

Beitrag von susa »

Ich kenn das auch, in diesen Fällen bin ich dann auch schon so satt, dass ich meistens beim Hauptgericht bereits die Segel streichen muss. Obwohl ich nicht sehr viel abschmecke.

Ich denke, es ist eine Art Reizüberflutung, der man in der Küche ausgesetzt ist. Die unterschiedlichen Gerüche, die Aufmerksamkeit auf verschiedene Dinge, die Wärme, die verschiedenen Geschmäcker und Texturen beim Abschmecken, ggf. auch noch ein Gläschen Koch/Köchinnenwein.

Inzwischen plane ich größere Menüs sehr akribisch und versuche sie so anzulegen, dass ich möglichst viel vorbereiten kann und manches auch erst zwischen den Gängen à la minute zubereite. Dazu erstelle ich einen richtigen Ablaufplan (Excel gestützt ;) )Und ich versuche, vor dem Eintreffen der Gäste eine Stunde Leerlauf zu haben, in der ich mich zurechtmache und ein wenig ausruhe. Dann kann ich Essen und Weine zusammen mit meinen Gästen richtig genießen und vor allem richtig wahrnehmen.

lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
Benutzeravatar
Alas
Beiträge: 1022
Registriert: Mo 20. Feb 2012, 22:14
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hinter dem Meer

Re: Was sind das für Geschmackseinflüsse?

Beitrag von Alas »

Grüß dich Martin!

Auch ich kenne das.
Wenn ich fertig bin mit kochen mache ich cirka 15 Minuten Pause, gehe ins Schlafzimmer, schließe die Tür, lege mich aufs Bett und denke an irgendetwas ganz Anderes, als ans Kochen und die kommende Situation. Ich schaffe mir eine Distanz.
Danach bin ich erfrischt und offen.

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
Benutzeravatar
Charlie
Beiträge: 1065
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 16:13
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Berlin, Heidelberg
Kontaktdaten:

Re: Was sind das für Geschmackseinflüsse?

Beitrag von Charlie »

Ja, kenne ich auch.
Ich denke, dass neben Müdigkeit, Stress etc. noch ein Grund dazukommt: einfach die Tatsache, dass man als Gastgeber aufmerksam sein will und muss. Dadurch fehlt die Aufmerksamkeit für Speis und Trank. Schon bei der einfachsten Weinprobe, bei der man nur Brot und Wasser hinstellt (als gäbe es das im privaten Rahmen) stellt man fest, dass man weniger aufmerksam verkostet, weniger notiert und sich an weniger Weine genau erinnert als die Gäste.
Dafür kann der Gastgeber die Gastgeberschaft selbst genießen, und das ist mir meist Trost genug.
Benutzeravatar
Desmirail
Beiträge: 911
Registriert: Mo 20. Dez 2010, 13:30
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Essen
Kontaktdaten:

Re: Was sind das für Geschmackseinflüsse?

Beitrag von Desmirail »

Charlie hat geschrieben:einfach die Tatsache, dass man als Gastgeber aufmerksam sein will


Jepp, genau das dachte ich auch gestern noch mal. Man ist Gastgeber und nicht Gast. Das macht viel aus, zumindest in meiner Erfahrung :(
-----------------------
Deep And House
-----------------------
Antworten

Zurück zu „Wein und Kochen“