Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
weinfex
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Do 25. Nov 2010, 14:45
Thema war Südfrankreich (südl. Rhone, Provence und Lang.-Rouss.). Die Weine wurden in 5-Flights probiert.
Im 1. Flight gefiel mir insbesondere ein prächtiger 2005 Lirac von Reine des Bois. Das dürfte problemlos mit so manchen C9P mithalten, sehr konzentrierte Grenache/Syrahnase (gepfefferter Nougat), klarste und neuholzfreie (?) Aromatik, nichts übertriebenes, keine Alkoholexzesse, wirklich toll gelungen! Auch der 2005 Gigondas La Gille von Perrin&Fils gefiel mir, wenngleich er sich im Glas eher verschloss und mit einer prächtigen Kuhstallnase auffiel, sehe ich hier doch jede Menge Potential... Der 2004 Pandora von der Dom. du Coubissac ist im Gegensatz zum wirklich tollen Jahrgangsvorgänger noch schwer zugänglich. So fehlt es im Moment etwas an Konturen und er wirkt sehr komprimiert. In der Nase etwas Kräuter (Lavendel), stramme Säure, tolle Mineralität. Auch hier bin ich mir ziemlich sicher, dass bei beginnender Trinkreife, ein wirklich sehr guter Rotwein ins Glas kommen wird...
5 Weine aus der Provence gab es im nächsten Flight. Quasi Neuland... 2000 Dom. Hauvette hatte nur den Makel eines etwas spitzen Alkohols, ansonsten passen alle Komponenten stimmig zusammen, sehr gebündelt und frisch, ohne zu massiv zu sein. Interessanter Wein, von dem ich zu meiner Schande gestehen muss, noch nie etwas gehört zu haben... 2001 Pibarnon war da weitaus verhaltener, etwas Kuhstall, sehr klassisch, bestes Potential das einfach Zeit benötigt. Enttäuschend 1996 Trevallon, sollte da mal etwas daraus werden, sind noch mindestens 10-15 Jahre weitere Reife angesagt (ausser einem "vorsintflutlichen Gerbstoff" kam da praktisch gar nichts), nur der Glaube daran fehlt mir dann doch ein wenig... Sehr interessant war von der Dom. d'Eole 2001 Lea, auch hier war selbst die Domaine Neuland für mich, kühle, aber reife Stilistik, beeindruckende Aromatik, erinnert etwas an Weine der Loire, wenn es auch nicht mit der/den Rebsorte/n passt. Eigentlich ein perfekter Wein für die Gastronomie als Essensbegleiter...
Languedoc war das Thema des nächsten Flights. 2005 Mas Daumas Gassac präsentierte sich komischerweise sehr zugänglich, aber dafür auch sehr beliebig. Nach meinen Erfahrungen mit früheren Jahrgängen, hätte ich ihn eigentlich reduktiv erwartet, dafür aber auch weitaus besser. Stellt mich ein wenig vor Rätsel. Noch grösser wurden die Fragezeichen beim nächsten Wein, 2005 Grange des Peres. Das die Flaschenqualitäten sehr stark schwankend sind, bin ich, ebenfalls von früheren Jahrgängen, ja schon gewohnt, was aber in diesem Fall aus der Flasche kam war eigentlich nur "unterirdisch" zu nennen. Nun war das mein erster Kontakt mit diesem Jahrgang, und auch die letzten produzierten Weine habe ich nicht mehr verfolgt, aber da bin ich doch gespannt, ob das wirklich einmal "trinkbar" wird... Nun da sich der 2005 Mas Jullien auch nicht wirklich "von seiner besten Seite zeigte", also verschlossen, könnte man ja durchaus dies auch auf die ersten beiden Weine "entschuldigend anführen", nur bedurfte es hier eben nicht wirklich viel Phantasie um die "positive Zukunft" zu deuten, ganz im Gegensatz zu den anderen... Deutlich die Nase vorn in diesem Flight hatte 2004 Orphee von der Dom. du Courbissac. Schöne "warme" Syrahnase, alles sehr stimmig und wohlproportioniert, jung mit tollem Potential. 2002 Clos des Cistes von Peyre Rose war der abschliessende Wein. Fast schwarz, jung und urgewaltig, "bäuerliche" Konturen, schöne Länge. Soweit so gut, man könnte vielleicht etwas am PLV herummäkeln, aber ansonsten sehr stimmig mit älteren Jahrgängen, die ich auch von "der Hexe" kenne. Das aber, wenn ich mich recht entsinne, ein nicht unbekannter Händler bei Erscheinen dieses Weines eine "Lobpreisung des perfekten Gerbstoffes (oder so ähnlich)" schrieb, irritiert mich dann doch etwas...
Es folgten 4x südl. Rhone und 1x Languedoc
2006 Clos des Papes ist ein absolutes Meisterstück das mit der Perfektion flirtet, zumindest würde es mich nicht wundern, wenn er dies bei Trinkreife erreicht. Hier stimmt einfach alles, trotz 15% (?) Alkohol besitzt der Wein eine Eleganz und "innere Ruhe", dass sogar jemand wie ich, dem diese Mächtigkeit eigentlich zuviel des Guten ist, ins schwärmen kommt. Jede einzelne Komponente scheint auf die andere abgestimmt, nichts ist zuviel, nichts zuwenig, alles nur mit dem einzigen Ziel der perfekten Einheit. Ein grandioser C9P und mit Abstand mein Wein des Abends.
Der 2007 Vieille Julienne C9P zeigt ebenfalls sehr gute Ansätze, ist im Moment aber in seiner Tanninstruktur gefangen. Aber auch hier fällt auf, dass alles darauf zielt, ein bestmögliches Gleichgewicht zu erzielen. Ob das nun jahrgangsspezifisch für 06 und 07 ist, oder "bewusst vinifiziert", entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls macht so auch mir die südl. Rhone richtig Spass.
Nicht so sehr gefallen hat mir der 2005 Gourt de Mautens. Hier empfand ich den Jahrgang 2004 deutlich stärker, vielleicht den besten, der bis dato abgefüllt wurde. Hoffnung macht zwar die Nase, die einen in ihrer Kraft fast aus dem Glas anspringt, allerdings erscheint mir die Tanninstrukur zu grob. Es mag allerdings auch sein, dass der Wein einfach nur Zeit benötigt um sich zu finden. Man wird sehen...
Schwierig für mich, der 2006 Gigondas Le Claux von Saint Cosme. Er zeigt im Moment mehr "Einzelteile", wie Homogenität. Auch hier muss man wohl erst mal abwarten.
Schliesslich noch der Languedoc Vertreter La Peira en Damaisela von La Peira. Böse wie ich bin, könnte ich sagen, der perfekte Proben/Blenderwein. Allerdings wäre das nur die halbe Wahrheit, denn der Wein lebt eben nicht nur von dem vielen Neuholz, sondern es steht auch ein ordendlicher Extrakt dahinter. Jedoch könnte man die Frage schon stellen, ob die viele Eiche wirklich sein müsste, bei den offensichtlichen Möglichkeiten...
Abgeschlossen wurde die Probe mit einem Languedoc - Roussillon Flight.
Begeistert war ich von einem 2001 Prieure de Saint Jean de Bebian. Was für eine geballte Konzentration und dabei trotzdem "kein Gramm Fett zuviel". Immer noch sehr jung wirkend und trotzdem ungeheuren Trinkspass bietend. Kann man problemlos in eine Probe mit den ganz grossen und teureren Weine der Region einbauen, er würde sich mehr als wacker schlagen. Ältere Jahrgänge haben mir nie so gut gefallen wie dieses Exemplar...
Gaubys 1998 Muntada wirkt immer noch sehr "hart", da ist mir der Vieilles Vignes von ihm aus gleichem Jahr deutlich lieber, bin gespannt ob dieser Prestigewein sich jemals rundet, oder doch eher austrocknet...
Die Weine von Herve Bizeuls Weingut Clos des Fees habe ich in den Anfangsjahren fasziniert verfolgt, inzwischen aber, wie sovieles, etwas aus den Augen verloren. Den Petite Siberie hatte ich vorher aber noch nie probiert, dieses Exemplar aus dem heissen Jahrang 2003 brilliert mit einem "ausserweltlichen Extrakt". Ein bei der Probe neben mir sitzender Weingutsbesitzer aus dem Languedoc vermutete Restsüsse, was ich aber nicht so sehe. Natürlich ist es Grenzvinifikation, natürlich ist es Stoff der polarisiert (erinnert etwas im Stil an die Weine von Turley aus den Neunzigern, ist aber weitaus komlexer), es zeigt aber für mich, zu was Grenache fähig ist. Mindestens einmal "muss" man so etwas schon probiert haben...
Nich minder polarisierend ist sicherlich ein Wein wie der 1998 Clos des Truffieres, wobei mir hier (wieder einmal) das immer noch sehr präsente Neuholz "im Weg steht", denn wenn ich solches Traubenmaterial in den Keller einbringe, benötige ich ganz sicher keine zusätzliche Holzmaskerade. Trotzdem hat sich der Wein ohne jeden Zweifel sehr schön entwickelt. Weh tut mir das nur, weil ich meine, ein anderer Weg hätte noch zu einem viel eindrücklicheren und komplexeren Erlebnis im Glas geführt. Aber hinterher meckern ist immer am einfachsten...
Vielen Dank Matthias für die tolle und lehrreiche Probe!
Grüsse weinfex
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Do 25. Nov 2010, 14:46
Besuch hatte sich letztes Wochenende angesagt, daraus wurde natürlich eine kleine Probe...
Begonnen wurde zum Essen mit einem 2007 Leckerberg Riesling von Winter. Der Name ist hier ganz klar auch das "Programm", macht im Moment einfach nur Spass. Ich sehe ihn zwar nicht im absoluten Highendbereich, da fehlt mir einfach der Glaube an Entwicklung von Komplexität und wirklicher Tiefe, aber zumindest in seiner Preisklasse ist er sehr schwer zu schlagen...
Schon seit einiger Zeit trinkreif ist der 98 Quinault L'Enclos. Ein schöner St. Emilion mit viel Cabernet Franc. Trotz seiner modernen Art, nicht übertrieben oder gewollt wirkend. Schmeichelnde Süsse, mittlerer Druck und Länge. Würde ich jetzt trinken. 90P. Dagegen gab es einen 98 Moulin Haut Laroque. Ich mag micht täuschen, aber auch hier wäre es wahrscheinlich besser gewesen ihn innerhalb der ersten 10 Jahre zu trinken, zumindest sehe ich die Gefahr das er austrocknen könnte, bzw. die die Frucht nie wieder auftaucht. Werde aber in nächster Zeit nochmals nachprobieren...
2001 La Tour Carnet ist ein wirklich toller Wein, allerdings hatte er gegen seinen Flightpartner 2001 Pichon Baron nicht den Hauch einer Chance. Da wirkt er einfach zu oberflächlich mit fehlender Komplexität, ein bisschen zu gewollt, ein bisschen zu gemacht. Zwar habe ich das Gefühl, dass sich die Offenheit vieler grösserer Weine aus diesem Jahr nur um ein Zwischenhoch handelt, welches so langsam aber sicher abklingt, denn z.B. der Baron ist längst nicht mehr so "alles überstrahlend" wie noch letztes Jahr, trotzdem ist immer noch genug Substanz vorhanden um das Duell klar zu enscheiden. La Tour Carnet 89P. Pichon Baron 92P.
Ein ganzer Kuhstall qualmte aus der Flasche des 96 Gruaud Larose. Allerdings dürfte das Hauptproblem die anscheinend etwas zu hohen Erträge sein, denn mir fehlt es da einfach ein bisschen ein Tiefgang. Womit ich keinesfalls sagen will, dass der Wein schlecht, oder nicht gelungen sei, ganz bestimmt nicht, aber mir fehlt halt einfach der letzte Kick. 90P. 1996 Ch. Ferriere ist mit seiner immer noch etwas überstehenden Säure sicher kein optimaler Proben- oder Solowein, aber ein perfekter Essensbegleiter. Da jedoch kann er dann mit seiner Frische und Eleganz, sowie seiner Anpassungsfähigkeit perfekt eigesetzt werden. Ein Margaux, noch aus einer anderen Epoche...89P.
Den Abschluss bildeten 94 Montrose und 94 Pontet Canet. Der Pauillac präsentierte sich etwas verhalten, den hatte ich in einem wahrscheinlichen Zwischenhoch schon deutlich besser, könnte aber auch ein "Flaschenproblem" gewesen sein, denn der Wein dürfte vom Gesamtzustand in seine Trinkreife kommen, es fehlte aber etwas Mitte und Tiefe. Vielleicht ist er aber auch nur vor seinem Flightpartner "erblasst". Mann o Mann war der gut, endlich einmal eine Flasche, die nicht nur theoretisches, sondern auch "angewandtes Potential" zeigte. Hammerdruck, tolle Süsse, abgrundartige Tiefe. Das war nicht so arg viel hinter dem legendären Jahrgang 1989 und mit das Beste was ich überhaupt je aus diesem Jahrgang bisher getrunken habe, ich hoffe meine verbliebenen Restflaschen, sind alle auf diesem Level, dann haben sich die "sinnlos geöffneten Flaschen" der letzten Jahre, mehr als gelohnt... 94+P.
Grüsse weinfex
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Do 25. Nov 2010, 14:48
Gibt es für einen "Weinverrückten" etwas schöneres als ebensolche Freunde? Nicht wirklich! Entstanden aus der Erkenntnis, dass 2 Personen weniger Flaschen zusammmentrinken können, als eben ein paar mehr, wurde eine relativ kurzfristige, für manche geradezu spontan, Probe angesetzt. Thema: Bordeaux ("reif") satt (was auch sonst) Jeder packt 2 Flaschen ein und schon ist für ein (viel zu kurzer) grandioser Abend gesorgt. Leider war die vorherige Woche sehr stressig, sodass es nur für ein "rustikales" Abendessen reichte, was mir aber glücklicherweise verziehen wurde, wie schon gesagt, solche Freunde braucht es halt...
Begonnen wurde mit einem 07 Riesling Leckerberg von Winter, den ich jetzt in den letzten Monaten sehr oft im Glas hatte, immer auf der Suche nach Grösse, ich habe sie bis jetzt für mich nicht gefunden, nein ich will den Wein nicht schlecht machen, er macht Spass, er ist auch sehr gut, aber eben nicht gross. Punktemässig immer so um 90. Das Soave mehr, als das was man so landläufig unter Soave versteht, sein kann und könnte, zeigt ein 1994 Soave "Calvarino" von Pieropan. Ein Flasche davon hatte ich damals in meinem Keller "vergraben" um zu sehen, wie dieser wohl so reifen könnte, und das Ergebnis war wirklich sehr erstaunlich. Immer noch frisch (keinerlei Alterungstöne), schöne mittlere Länge, erstaunliche Aromatik (Heu, Kräuter). Für umgerechnet rund 5Euro und 15 Jahre ein tolles Ergebnis.
Begonnen wurde mit einem 90 Clerc Milon,der mit extrem bäuerlichen Konturen auffiel, was sich im Glas mit etwas Luft leicht besserte (war undekantiert). Auffallend war die doch recht reife Farbe einerseits und das noch nahezu unerbittliche Tannin andererseits. Ich möchte nicht ausschliessen, dass er noch die Kurve bekommt, bin jedoch etwas skeptisch...
Auch der erste Flight war uns nicht wirklich wohlgesonnen, 85 Grand Puy Lacoste zeigte zwar eine sehr ausgeprägte Cabernetnase, wirkte aber insgesamt irgendwie nicht anwesend, ja abweisend. Hier wäre aller Wahrscheinlichkeit nach ein LangZeitLuftBad die Lösung gewesen, aber hinterher ist man bekanntlich ja immer klüger. In punkto Dichte und Süsse deutlich präsenter und im Ganzen auch weiter entwickelt, die 85 Comtesse. Jedoch störte eine vegetale Note den Gesamteindruck, wohl eine nicht "saubere" Flasche.
Die nächsten 2 Weine konnten fast unterschiedlicher nicht sein, obwohl beide rechtsufrig. 89 Angelus ist ein Beau wie er im Buche steht, in der Nase warme Sandelholznoten, schöne Frische, sehr jung wirkend, keinerlei Anzeichen die auf einen 20 jährigen Wein deuten würden, tiefe Konzentration, tolles Rückaroma und grossartige Länge. Mein einzigster Kritikpunkt ist die etwas fehlende Komplexität, die sich hoffentlich entwickeln wird (bin mir aber nicht 100% sicher), dann würde ich ihn noch höher bewerten...95 +(?)P. Deutlich heller mit leichten Brauntönen versehen, stand der 89 Certan de May dagegen. Gegen den Angelus fast old fashioned wirkend. Blind könnte man ihn problemlos auch ins Margaux oder nach Burgund stecken. Zwar befindet sich der Wein bereits in seiner Tertiärphase, dürfte aber noch einige Jahre problemlos auf diesem Niveau bleiben. Deutlich mehr Eleganz und Finesse, burgundische Tiefe und Komplexität. Ein Leckerbissen für Freunde, vom Aussterben bedrohten, wirklich klassischem Bordeaux...93P.
Letztes Jahr hatte ich zweimal den 89 Lynch Bages im Glas, einmal Kork, einmal Gemüsesuppe. Peter Moser schrieb vor kurzem im Falstaff anlässlich einer Vertikalen, dass er langsam müde wird, was er nach älteren Gabrielbeschreibungen schon längst sein müsste. Grund genug, ihn wieder zu probieren. Und er präsentierte sich erneut nicht in Form. Nase etwas diffus, Schmelz und Druck vorhanden, aber längst nicht wie früher. Insgesamt einfach konturen- und lustlos. Allerdings sehe ich ihn in einer Umbruchphase und bin mir ziemlich sicher, dass er wieder auftaucht. Ich würde in den nächsten Jahren ersteinmal die Finger davon lassen, er ist ein Schatten seiner selbst... Wer übrigens Parkers "Geschmacksbild" ein wenig besser verstehen will, für den ist Lynch Bages 89 (95PP.)und 90 (kürzlich auf 97PP. aufgewertet) das perfekte "Anschauungsmaterial". Persönlich würde ich es jederzeit (Höchstform der Weine natürlich vorausgesetzt) andersherum sehen...
Im zweiten Glas befand sich 89 Calon Segur, dessen Nase im ersten Eindruck sogar deutlich präsenter, wenn auch mit etwas störenden Grüntönen. Wirkt deutlich gröber gestrickt. Auch ihn hatte ich schon besser probiert, und auch hier würde ich eher raten, noch etwas (2-3 Jahre) zu warten, dann müsste/sollte hier deutlich mehr Tiefe kommen. 90P.
Im nächsten Flight lag zunächst der 82 Grand Puy Lacoste deutlich vor dem 82 Lynch Bages, reifere Frucht, Presslufhammer- druck, maskuliner und fokussierter, einziges Manko etwas fehlendes Spiel und Komplexität. 94P. Was allerdings dann passierte, erinnerte etwas an Armstrong in seinen "besten Tagen" (wie auch immer sie zustande gekommen sind), der Lynch Bages lies seinen Kontrahenten stehen, wie damals, na ihr wisst schon..., da hatte sich, zu Beginn unbemerkt, ein Turbolader irgendwo im Glas versteckt, was kam da einem plötzlich für eine Exotik entgegengeströmt, Wärme, Tiefe und Komplexität bis zum Abwinken. Genial. 97P.
Danach "brannte" gleich nochmals das Glas, 82 Gruaud Larose, eine Spur mehr Finesse als der Lynch Bages, Nase etwas weiter entwickelt, aber alles in allem, auf dem gleichen Niveau (97P.). Hier kann ich nur empfehlen, den Jahrgang 2000 zu kaufen, wann irgend möglich, den sehe ich als den legitimen Nachfolger und ist sicherlich etwas leichter zu bekommen. Dagegen "stank" der 83 Gruaud Larose natürlich nicht an, deutlich weiter entwickelt, um nicht zu sagen absolut trinkreif. Für sich alleine getrunken ein ganz grosser Trinkspass, nur bei dem Kontrahenten im Nachbarglas tut man sich einfach schwer...92P.
Vielen Dank für diesen tollen Abend!!
Grüsse weinfex
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Do 25. Nov 2010, 14:49
Nicht unerwähnt soll ein schöner Nachmittag/Abend/Nacht an "Krüger's" Badeteich bleiben. Zu trinken gab es selbstverständlich auch, nur Stichworte/ Notizen habe ich mir keine gemacht. In der Hoffnung noch alles richtig im "Zwischen- speicher" zu haben: Begonnen wurde mit einem 2005 Idig von Christmann. Typische Pfalz"dampf"nase, für meinen Geschmack deutlich zu breit (aber so ist der Jahrgang wohl halt), es fehlt deutlich an Spiel. Fehlende Tiefe in diesem Stadium anzuprangern wäre ungerecht, da ist er einfach noch zu jung, trotzdem ist er mir wie auch andere Jahrgänge auch, mal wieder einfach zu "brav"... Da kam mir der Jahrgang 2007 schon deutlich mehr entgegen, selbst bei Heymann-Löwensteins Uhlen R gibt es nahezu nichts zu meckern, na ja okay, vielleicht dürfte ein bisschen mehr "schmutziger Schiefer" im Glas sein, aber sonst, toller Wein... Es gibt Weine, die hat Artur noch nie im Glas gehabt! Ja wirklich! Inzwischen ist es allerdings wieder einer weniger! Geballte Konzentration qualmte aus dem Kelch, erster Eindruck war eher burgundisch, allerdings passte die Säurestrukur nicht dazu. Also wohl wieder Riesling, hochreif, und irgendwie nichts innerhalb meines "Trinkradars". Ich hätte den ganzen Abend rumraten können, ich wäre sicher nicht draufgekommen. Es war 2005 Unendlich von F.X.. Gefiel mir sehr gut, hier kann ich mir auch vorstellen, dass er sich auch ebenso entwickeln kann und wird.
Zum Abschluss schliesslich noch einen Ausflug ins "rote Glück". Den zu erkennen fiel mir dann wieder deutlich einfacher, als den Pichlerriesling. Deutlich Neue Welt, aber mit "Alte Welt Allüren", um nicht zu sagen "latourhafte Ansätze", immer noch knackig frisch in seiner Struktur, gnadenlos konzentriert, immenses Potential anzeigend, das konnte eigentlich nur 1997 Montelena sein, einer der wenigen Weine aus diesem Jahrgang, die auch halten, was man sich dereinst von ihnen versprochen hat, wenngleich ich Parkers Bewertung nicht ganz folgen kann...95P.
Und nächstes Mal wird ganz bestimmt auch wieder "richtig" gebadet. Wir kommen wieder. Vielen Dank!
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Do 25. Nov 2010, 15:33
Wie schon kurz erwähnt, Besuch aus Berlin hatte sich angesagt, "HAMMERS" waren auf Winzertour an der Mosel, Rheingau und in Rheinhessen und machten einen kleinen Abstecher nach Wiesbaden. Leider sehen wir uns viel zu selten, und so war es einfach mal wieder genial schön zusammen zu kochen, quatschen und natürlich Wein zu probieren...
Jürgen kennt das Weingut Winter schon seit etlichen Jahren, und war sehr positiv über die Fortschritte des 2007 Leckerberg erstaunt, da er die letzten Jahrgänge nicht probiert hat, aber auch er sieht da noch ordentlich "Luft" nach oben... Von Andreas Barth's Lubentiushof hatten die Beiden eine 2003 Gäns GK Riesling mitgebracht. Da war nun wiederum ich erstaunt, endlich mal ein Weingut, dass nicht "nur" die ultimative Reife sucht, sondern es auch versteht, den "Boden" in die Flasche zu bekommen. Mit 13% sicher kein Leisetreter, aber auch kein "gebranntes Kind" seines Jahrganges, alles sehr harmonisch und perfekt integriert. Unglaublich frisch, eben hochreifes Lesegut aber auch eine tolle Schiefermineralik, endlich mal jemand der wirklich modernen Moselriesling produziert...
Leider hatte den 78 Leoville Las Cases bereits das Zeitliche gesegnet, es war allerdings bereits am Füllstand zu sehen, dass es eine "off-Bottle" sein könnte und von daher nicht wirklich überraschend. Sehr positiv dagegen präsentierte sich der 1983 Ch. Trotanoy. Zwar schon etwas über den Höhepunkt hinaus (bei nahezu perfektem Füllstand), zeigte er dennoch eine tolle Süsse bei mittlerem Körper. Natürlich auch nicht mehr überaus lang, aber alles in allem trotzdem weitaus besser wie ich eigentlich erwartet hatte... Eine Bank dann einmal mehr der 1986 Domaine de Chevalier. Trotz komplett durchtränktem Korken zeigte er sich, wie andere frühere Flaschen auch, wie man sich einen Graves nur wünschen kann. Besonders in der Nase ist er in diesem Jahrgang Haut Brion fest ebenbürtig. Etwas Jod, feuchter Waldboden, getrocknete Morcheln, alles ein bisschen schmutzig, alles ein bisschen "eckig, so wie ich es halt gerne habe. Der Körper hält dann nicht ganz das Niveau des Premiers, dafür ist er dann deutlich eleganter und käsekompatibler.
Herzlichen Dank für diesen schönen Abend!
Grüsse weinfex
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Do 25. Nov 2010, 15:36
Vielen Dank an Gaby und Wolfgang für einen genial schönen Abend, dazu noch fürstlich gegessen und königlich getrunken!
Was haben wir gelacht, ich hatte schon Befürchtungen über Folgeschäden, so spät/früh bin ich schon seit Jahren nicht mehr in die Kiste gekommen, den vielleicht besten "Jungwein" probieren dürfen, dem ich bis jetzt überhaupt begegnet bin... Ein paar Details gibt es die Tage, wenn ich wieder meine "Mitte" gefunden habe...
Grüsse
P.S. Ach ja und fast hätte ich diese Premiere vergessen. Zum ersten Mal hatte ich bei einem Flight La Mission vs. Haut Brion, erstgenannten vorne, wenn auch nur für wenige Minuten...
Vermutlich mag es nicht nicht so sehr viele Menschen geben, die nachvollziehen können, warum man sich 2 Stunden ins Auto setzt, über die Autobahn brettert, "nur" um "irgendwo" einen schönen Abend mit genialem Essen und fantastischen Weinen in humoriger Runde zu verbringen. Leider lässt es sich so sehr oft nicht einrichten, dann aber, und mit darum vielleicht noch mehr, beginnt die Vorfreude spätestens mit ins Auto zu steigen, die Türe zu schliessen und loszufahren. Allein mit sich und seinen Gedanken zu sein, wissend einzigartige und nichtwiederholbare Stunden und Eindrücke vor sich zu haben, all die kleinen und grossen alltägliche Ärgernisse sind Lichtjahre weg und vergessen.
Am Zielort angekommen, musste ich zuerst noch ins Hotel einchecken, was für sich allein schon immer eine Art Abenteuer darstellt, gerade wenn man selbst in diesem Metier tätig ist, und u.a. durch die Schrulligkeit der Betreiberin in jeder Beziehung auch war. Dies führte später bei der Probe auch noch zu massig tränenreichen Lachsalven, da unser "sterbender Romeo" detailgenaue Beschreibungen seines Bades im Zimmer, bzw. seiner Vorgehensweise um möglichst mit möglichst wenig Keimen in Kontakt zu kommen, bildhaft darstellte, was u.U. gar nicht so einfach ist...
Ein Abend dem man vielleicht mit einem Formel 1 Rennen vergleichen könnte, er ging rasend schnell vorbei, trotz mächtig vieler "Runden", der Kurs bzw. die Weine waren bekannt, da offen probiert wurde, trotzdem gab es ein paar demutsfördernte Schikanen (dylan war hier sehr kreativ und auch sehr erfolgreich damit), es gab keine Ausfälle, alle kamen im "Ziel" an...
Begonnen wurde mit einem 1949 Sauternes von Bastor- Lamontagne. Nicht nur für rote Bordeaux war dieser Jahrgang erfolgreich und langlebig, auch für die Süssweine ein sehr gutes Jahr. Immer noch wunderbar frisch, keinerlei Alterstöne, im Kern ein fetter vanilliger Pfirsich, auf dem man allein stundenlang rumlutschen könnte, mittlere Länge, nicht zu süss und sehr gut im Gleichgewicht stehend. Schmackofatz und ein Knallerbeginn!
2007 GG Riesling war Thema der ersten zwei Weine. Pechstein von Bassermann-Jordan traf auf Idig von Christmann. Mit beiden Betriebsstilistiken tue ich mich im Normalfall schwer. Bei Bassermann-Jordan ist dies auch in diesem Jahrgang der Fall, zu breit und konturenlos steht der Wein im Glas (wenn ich das mit der gleichen Lage von Mosbacher, gestern Abend mal wieder probiert, vergleiche, sind das subjektive 5 Punkte weniger, sprich eine Dimension). Ich komme einfach nicht zurecht damit, ist aber mein ganz persönliches Schicksal . Dagegen halte ich den Idig einfach für einen absoluten Traumriesling, an der GG Probe im Kloster Eberbach schrieb ich "best Idig ever" in mein Buch, was er an diesem Abend erneut bestätigte. Perfekte Struktur, tolle stützende, aber nicht agressive Säure, schon zu diesem Zeitpunkt eine faszinierende ewige Länge, eben einfach grandios...
Weiter ging es als Begleitung zum Fischgang mit einem famos passenden 2005 Zieregg Morillon von Tement, der etwas Zeit und Luft im Glas benötigte, dann aber mit einer tollen Frische und Exotik den Gang perfekt abrundete. Zum solo trinken vielleicht etwas zu "technisch" und "gemacht" wirkend, fand der Wein so sein ideales "Einsatzgebiet". Weniger gut harmonierte der 2002 Corton-Charlemagne von der Dom. Thomas-Moillard, dafür gefiel er mir solo umso besser. Kräftiges, aber gut integriertes Holz, schönes mineralisches Spiel, wirkt sehr balanciert, sicher kein ganz grosser Corton, aber der grandiose Jahrgang macht aus ihm einen wirklich stimmigen und perfekt trinkbaren Burgunder mit Leckerbonus.
Was nun folgte war "Kino für die Demut" vom Feinsten. War bis dahin alles offen probiert worden, folgte nun ein roter 3 Flight, blind serviert, wie es sich zeigen sollte, eine "dramaturgische Meisterleistung der Extraklasse" unseres Gastgebers.
Wir wussten lediglich, dass alle Weine aus ein und dergleichen Rebsorte vinifiziert wurden. Gefragt wurden wir, wie wir die Rangfolge sehen würden, was bis auf eine Ausnahme, mit 1,3,2 beantwortet wurde. Das man in einer solchen Konstellation, Reife vor Potential bewertet, halte ich nur für logisch, dass allerdings niemand auf die Rebsorte, es war Merlot, kam, tja, da fält mir nun nicht wirklich eine gute Erklärung ein... Auflösung: Nr. 1 1997 Lamaione Frescobaldi Toskana Mein lieber Scholli, steht dieses Teil im Saft, hier war eigentlich klar, das konnte nur aus der Toskana sein (weiter reichte es allerdings nicht), voll auf dem Punkt, qualmt förmlich aus dem Glas, fantastische Länge, mir läuft heute noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur dran denke... Nr. 2 1998 La Fleur Petrus Pomerol Wenn ich Punkte vergeben hätte müssen, wäre ich knapp 10 unter der Bewertung unserer grossen 98 Bdx. Probe gewesen, nahezu unnahbar, und insbesondere neben Wein Nr. 1 total untergehend, wie schon geschrieben, Reife geht eben über Potential, und diese Flasche war einfach "komatös"... Nr. 3 1998 Galatrona Tenuta Petrolo Toskana Auch dieser Wein präsentierte sich sehr jung, mit einer "Sangiovessäure" (das war wohl das eigentliche Problem bei der Rebsortenzuordnung) vom Feinsten. Dahinter lässt sich aber eine sehr guter Fruchtkern vermuten, benötigt aber einfach noch Zeit...
Im nächsten Flight standen sich 88 Haut Brion und 88 La Mission im Glas gegenüber, und zum allerersten Mal überhaupt geschah es , dass der La Mission, wenn auch nur für ein paar Minuten , die Nase deutlich vorn hatte. Ich kann mich da eigentlich blind auf meinen Gaumen verlassen, auch wenn ich nicht weiss bzw. nicht sicher bin, was ich im Glas habe, die Präferenz gehört eindeutig, grundsätzlich und immer dem Premier.
Beide Weine waren deutlich zugänglicher, als sie sich im Januar bei gleicher Konstellation gezeigt hatten (was wieder einmal für den Einfluss von Wetterhochs- und tiefs auf die Weinwahrnehmung sprechen könnte). Unser Gastgeber fragte "unschuldig" in die Runde welcher Wein der bessere sei, was eindeutig zu Gunsten des La Missions ausfiel, um uns dann mitzuteilen, den La Mission in die Haut Brion Flasche, und den Haut Brion in die La Mission Flasche dekantiert zu haben. Also hatte der Premier doch die Nase vorne, was mich allerdings etwas irritiert, hatte ich dann doch dem Haut Brion eine klare Heitzaffinität attestiert, was ja eigentlich eher für den La Mission sprechen würde... Mit solch "simplen Tricks" bekommt man einmal mehr aufgezeigt, wieviel man von und über Wein eigentlich weiss, nämlich so gut wie nichts...
Auch einer der beiden Weine aus dem nächsten Flight präsentierte sich deutlich zugänglicher wie eine im Januar probierte Flasche, die 83 Comtesse. Erstaunliche Frische, benötigt einige Zeit und Luft im Glas, um Länge und Tiefe zu entwickeln. Dann aber sehr typisch und sinnlich... Absolute Topflasche! 94P. Allerdings fand sie ihren "Meister" im Nachbarglas. Wirkt wesentlich reifer mit "megaerotischer" Strahl- und Bannkraft. Was für eine "Punktlandung". Extrem tiefe portige Nase, wunderbare Süsse, hüllt den ganzen Mundraum aus mit "flüssig gewordenem Kaschmir" (sorry für den unrealen Bezug, aber es ist immer ein gutes Zeichen, wenn mir die Wörter ausgehen), einfach unnachahmlich, eben: (1983) Cheval Blanc! 96P.
Nördliche Rhone war das Thema der nächsten beiden Weine. Das Guigal Ampuis ein grosser Wein ist, bestätigte der Jahrgang 1999 einmal mehr. Sicher kommt er an die drei grossen Lagenweine aus diesem Hause nicht vorbei, ist aber deutlich früher trinkreif und gibt einem zumindest "so eine gewisse Ahnung", was einen darüber noch erwarten könnte... Ebenfalls in der Liga der höchsten Sphären könnte 1990 Ermitage Le Pavillon von Chapoutier irgendwann mal spielen. Wenn ich in der Vergangenheit mal mit diesen Weinen in Kontakt kam, hatte ich so meine nicht unerhebliche Schwierigkeiten mit ihnen, inzwischen meine ich sie etwas besser zu verstehen und habe auch meinen Spass damit, wenn es, wie auch in diesem Fall, dass unglaubliche Potential ist, dass dem ganz grossen Trinkspass noch im Wege steht.
Was dann folgte, war mein grösstes Jungweinerlebnis, dass ich jemals mit einem Weisswein hatte. Ich hatte es ja bereits irgendwo hier geschrieben, es gibt Augenblicke im "Weinleben", da verschlägt es einem nur die Sprache und es bedarf eigentlich keiner Worte mehr, was dann ungefähr so ausehen würde:
2001 Ch. d'Yquem 100P.
Ein wenig möchte ich aber trotzdem noch erklärend beschreiben. Es ist, wie eigentlich immer bei "für mich perfekten Weine", ein harmonisches Gesamtkunstwerk, wo nichts zuviel und nichts zuwenig ist, alles an seinem für ihn bestimmten Platz sitzt, unbeschreiblich facettenreich und komplex, bereits in diesem quasi noch ungereiften Stadium. Keine Grösse die sich aufdrängen muss, sondern eine die durch Feinheit und Eleganz besticht, ganz sicher kein "lauter" Wein, sondern ein "leiser", und in gewisser Weise seelenverwandt mit Kellers G-Max. Für mich die Quadratur des Kreises und ein unvergessliches Erlebnis. Allein dafür wäre ich den Weg auch zu Fuss gegangen...
Beendet wurde dieser denkwürdige Abend mit einem 98 Scavino Flight, Carobric gegen Bric del Fiasc. Schreiben konnte und wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, zu sehr hatte mich der Wein davor noch in seinem Bann. Nun ist dieser Jahrgang immer noch extremst unentwickelt, sodass sich beide hinter ihrer fraglosen sehr guten Tanninqualität verborgen hielten, objektiv mit Vorteil Bric del Fiasc, der sehr balanciert und ausgewogen in seiner Trinkreife werden dürfte, subjektiv würde ich jedoch den Carobric vorziehen, weitaus mehr Ecken und Kanten, also Charakter, zeigend, eher traditioneller wirkend, würde mich nicht wundern, wenn dies der komplexere werden würde...
Nochmals vielen Dank an unsere Gastgeber! Es war ein wunderbares Geschenk bei Euch gewesen sein zu dürfen!
Grüsse weinfex
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Do 25. Nov 2010, 15:40
Bruno Giacosa Wiesbaden 05.09.09
Habe die schlechteste und die beste Bewertung gestrichen und poste die Durchschnittsbewertung (falls mehr Zahlen gewünscht sind, "sitze ich nach")
1988 Barbaresco Ovello Produttori 88,3 Punkte Platz 15 1989 Barbaresco Montestefano Prunotto 89,6 Punkte Platz 14
1985 Barolo Falletto Riserva Speciale B.Giacosa 91 Punkte Platz 13 1990 Barolo Falletto Riserva Speciale B.Giacosa 93 Punkte Platz 11 (mit 93 Durchnittspunkten auf einem 11.Platz zu landen bei 15 Weinen in der Hauptprobe grenzt eigentlich schon an Perver.ion)!
1990 Barbaresco Asili Riserva B.Giacosa 96,9 Punkte Platz 2 1990 Barolo Granbussia Aldo Conterno 94,1 Punkte Platz 8
1978 Barbaresco Gallina B.Giacosa 94,7 Punkte Platz 6 1971 Barolo Riserva Bussia Prunotto 92,1 Punkte Platz 12
1978 Barolo Bussia di Monforte Riserva Spec. B.Giacosa 94,7P. Platz6 1979 Barolo Bussia di Monforte Riserva Spec. B.Giacosa 94,1P. Platz8
1978 Barolo Collina Rionda Riserva Speciale B.Giacosa 97,4 P. Platz1 1982 Barolo Collina Rionda Riserva Speciale B.Giacosa 96,5 P. Platz3
1989 Barbaresco St.Stefano Riserva Speciale B.Giacosa 95,4 P. Platz4 1990 Barbaresco St.Stefano Riserva Speciale B.Giacosa 95,4 P. Platz4 1982 Barbaresco St.Stefano Riserva Speciale B.Giacosa 94,1 P. Platz8
Auch von mir noch ein (kurzer) Rückblick auf die Giacosaprobe.
Wobei ich, wie das auch vor mir schon andere getan haben, der ganzen Runde meine Anerkennung und Wertschätzung teilwerden lassen möchte. Das macht in einem solchen Rahmen einfach nur Spass und verdient eine besondere Erwähnung, denn normal ist das leider nicht...
Die Vorfreude und natürlich auch die Erwartung an diese Probe war immens, wobei mir bereits im ersten Flight klar wurde, mir fehlt zu diesen Weinen die Erfahrung. Hört sich "doof" an? Stimmt, ist aber so. Mir geht es da ähnlich wie Hartmut es schon geschrieben hat, es ist so eine Art "dilettantisches Gefühl", es fehlem einem irgendwie die Worte. Ich habe mich mit dem Piemont nie "grossartig beschäftigt", das eine oder andere probiert, dort gewesen, ich weiss was mir schmeckt und was nicht, etc pp, aber mehr eben nicht, es fehlt mir der "wirkliche" Zugang oder anders ausgedrückt "die Emotion". Und genau das ist auch der Unterschied, wenn ich z.B. Olivers oder Chavins Notizen lese, die "transportierte Emotion". Ob mir die Probe keinen Spass "vermittelt hat? Doch und ob, es war, allein schon rein punktemässig eine der höchstbewerteten "Einzelweingutsproben" die ich überhaupt bis jetzt gemacht habe, aber was ich vor der Probe geschrieben bzw. befürchtet habe, dass ich nun meinen Bdx.keller auflösen muss um Giacosa zu kaufen, ist nicht eingetreten, oder vielleicht auch nur "noch" nicht, wer weiss das schon... Was den Weinen für mich fehlt, ist die Frage die ich mir seither stelle und keine (für mich) befriedigende Antwort finde, deshalb hat es auch bis jetzt gedauert, mich zu entscheiden nicht explizit zu den einzelnen Weinen etwas zu schreiben, meine Worte würden diesen fraglos grossen Weinen einfach nicht gerecht...
Grüsse weinfex
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Do 25. Nov 2010, 15:44
Was dem Engländer der 5Uhr Tee, war Anfang September mir der 4Uhr Riesling. Ein wunderschöner lauer Samstagnachmittag, in einem ebensolchen Haus über Idar Oberstein. Schwatzend in der Sonne sitzend, nahmen die Stunden ihren lauf...
Die Eröffnung machte eine Magnum 2001 Hohenmorgen Riesling von Christmann aus der Magnum, ausgewogen und absolut a point, ein richtiger Einschlaberwein...
Deutlich fordernder und sehr interessant, 2008 Hexamer XXL Riesling. Ich bin immer etwas zwiegespalten, auf der einen Seite wünsche ich mir HerkunftsTypizität, was dieser Wein (noch?) nicht hat, auf der anderen Seite bin ich auch immer froh, wenn jemand etwas andere Wege geht, so wie hier, wo sich schiere Kraft und offensichtlich sehr langer Schalenkontakt vereinen. Mal sehen wie sich das entwickelt.
Absolut überzeugt und ich kann auch schreiben wieder mal überzeugend, 07 Karthäuserhof Riesling Auslese trocken -S-. Das ist für mich nicht weniger und nicht mehr als der deutsche Riesling mit dem besten PLV überhaupt. Schon 05 war/ist genial, 07 setzt da nochmals einen drauf. Das ist Riesling vom Feinsten und zum Glück rennt alles hin zu den "angesagten Brachialweinen" der Region und vergisst dabei, dass Dichte, Eleganz und Feinheit auch problemlos miteinander zu verbinden sind...
Danach ging es an die Grillhütte im Garten, es gab Fleisch satt (wahrscheinlich auch der Grund, warum es mir auf der Heimfahrt am nächsten Vormittag gar nicht gut ging). Dazu jede Menge verschiedenster Weine, wozu ich allerdings keinerlei Notizen gemacht habe (wie auch, beide Hände beschäftigt).
"Erinnern" kann ich mich dann wieder an den beginnenden Abend. Die eigentliche Probe stand ja schliesslich noch an, wobei ich selten so wenig zu den einzelnen Flights notiert habe (wenn schon ein Hedotag, dann auch voll und ganz!!).
Im Leben wäre ich nicht auf die drei Weine 96 Pichon Baron, 96 La Lagune und 96 Calon Segur gekommen, welche da in den Gläsern vor mir standen. Ich suchte eher in den "Niederungen" des Medoc/Haut Medoc. Was zum einen an dem "grossen (aber so guten) Fressen" davor gelegen haben könnte, aber auch schlichtweg an der Tatsache, dass die Weine durch das doppelt dekantieren Stunden zuvor, sich schlicht und einfach komplett verschlossen hatten, ist doch diese Tendenz auf der linken Seite in diesem Jahrgang nicht von der Hand zu weisen. Punkte mochte ich so nicht vergeben, anrühren würde ich zur Sicherheit aber in den nächsten Jahren ersteinmal keinen davon.
Mit dem nachfolgenden Burgunderflight hatte ich ebenfalls so meine liebe Not (okay, okay, ich gebe es ja zu, ich war definitiv überfressen), 96 Richebourg von Mongeard-Mugneret stand dem 97 Clos de la Roche von N. Potel gegenüber. Ersterer noch deutlich zugänglicher, aber meiner ahnungslosen Meinung nach ebenfalls verschlossen, was bei Zweiterem schon eine leichte "Untertreibung" gewesen wäre, Fort Knox trifft es vermutlich besser...
Angenehm überrascht war ich dann vom 99 Leoville Barton, so gut hatte ich den noch nicht im Glas, braucht fraglos noch deutlich mehr Zeit als viele andere Weine dieses Jahrganges, zeigte aber eine tolle Harmonie bei mittlerem Druck. 90P. Auch 99 Pape Clement präsentierte sich deutlich besser, als meine letzte Flasche aus dem eigenen Keller, welche sehr komponentig war. Auch bei diesem Wein würde ich eher noch zuwarten, da er trotzdem im Moment "nur ein Teil seines Versprechens" an der Arrivage, im Moment einlösen kann. Da kommt noch mehr, was ich an der zu verhaltenen Nase im Verhältnis zur hochkonzentrierten, fast schon "penetranten" Fruchttiefe festmache. Wir werden sehen...94(+)P.
Der nächste Flight hinterliess mich etwas "sprachlos". Zum Glück waren die Weine blind, sodass mir niemand vorwerfen kann, ich würde lediglich meinem Moutonvorurteil nachgeben... Jahrgang 83 vs. 93 standen da nebeneinander im Glas. Besonders viel habe ich mir über beide nicht notiert, denn wirklich beeindruckt hat mich keiner. Wobei man sagen muss, es lagen keine 10 Jahre Unterschied zwischen diesen beiden Weinen, da ist meiner Meinung nach 93 einfach zu schwach (was auch die Begründung ist, warum mein Keller frei diese Jahrganges ist, einzig Haut Brion, was sonst , ist genehm, mit allem anderen kann man mich eher jagen... Auch 83 ist gemessen an dem, was es sonst so alles tolles in diesem Jahr gibt, sicher kein Ruhmesblatt, geht aber bei mir immerhin als Premier durch. Ist jetzt schön entwickelt und baut im Glas immer noch aus, was fehlt ist "etwas" Druck und Dampf (Erträge?) und wirkt so einfach etwas zu brav und "gebügelt". 92P.
Ganz anders sieht es da schon im Jahr 1994 aus. Absolut premierwürdig, Mouton als (natürlich) auch Haut Brion. Wobei letzterer an diesem Abend ordentlich die Nase vorn hatte, da der Mouton ordentlich Potential zeigte 92+P., sonst aber eher "destruktiv" wirkte. Ohne Frage ist auch der Haut Brion immer noch sehr jung, und einiges weg von einer wirklichen Trinkreife, aber durch seine einzigartige Aromatik und wohl den höheren Merlotanteil kommt da, zumindest im Moment, einfach mehr Spass ins Glas. 94P.
Abschliessen möchte ich den Bericht der Probe, ich habe wirklich einiges nicht erwähnt, da ich wie eingangs schon erwähnt, teilweise nichts geschrieben habe, bzw. schreiben konnte, mit dem 95 Janus Gran Reserva von Pesquera, welchen ich morgens doppelt dekantiert hatte (da war "das Zeug" praktisch untrinkbar, nicht das ich es probiert hätte, aber es stank nahezu bestialisch), in der Hoffnung das es bis abends die Kurve bekommt. Was sich dann auch wirklich bewahrheitet hatte, noch immer mit einem kleinen Stinker behaftet, aber lediglich nur noch ein Bruchteil von mogens, sehr klassischer old fashioned Ribera, mächtige Konzentration und ordentlicher Druck am Gaumen, aber eben alles noch sehr, sehr jung.93+P.
Der Höhepunkt ganz am Ende, 90 Las Cases. Ein Riesenmocken, welcher im Gegensatz zu vielen seiner Jahrgangskollegen immer noch einiges von einer wirklichen Trinkreife entfernt ist. Ein Wein wo wirklich fast alles nahezu perfekt ineinandergreift, keine Spur von irgendwelchen "Hitzeproblemen", keine "angestrengte auf Teufel komm raus" Vinifikation. Nein, alles perfekt und wohlproportioniert. Zeigt schon jetzt ein faszinierte Komplexität, welche noch sich noch deutlich steigern wird, ungemein fein, fast schon margauxhafte/burgundische Finesse. Eben einfach Gross! 97P.
Grüsse und vielen Dank an den Gastgeber für diesen herrlichen Tag!
Grüsse weinfex
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Do 25. Nov 2010, 15:46
Nach der grandiosen Chateau Margaux Probe im Januar dieses Jahres stand nun Teil II an.
Zu den grundlagenfördernden Häppchen gab es eine 08 Alte Reben Riesling von van Volxem aus der Magnum, welche selbst aus diesem Format gut zu trinken ist, mir fehlte ein wenig die "Exotik" des Vorjahrganges, kann den Wein aber insgesamt schlecht einordnen, da das Weingut nicht unbedingt auf meiner "Watchlist" steht, die Begegnungen sich auf einige wenigemale bei Proben beschränken...
Anders danach die 07 Auslese trocken S Riesling Karthäuserhof aus der Magnum. Wie schon in der letzten Probe aus der Eintel, dass ist einfach nur traumhafter Highendriesling, selbst zu diesem frühen Zeitpunkt. Diese Grossflasche war noch einen Tacken zugänglicher, was sich über kurz oder lang ändern dürfte, und zeigt wo die Reise dereinst einmal hingehen dürfte. Perfekt ausbalanciert, tolle Frische, "mit dem Lineal" gezogene Konturen, grandioser (Donner)Nachhall...
Dem Anlass angemessen, hatte ich einen 05 G-Max von Keller im Gepäck, morgens um 10.00Uhr doppelt dekantiert. Besser wäre es aber im nachhinein gewesen, ihn schon am Vortag zu "belüften", denn seine jahrgangsbedingte "Breite" und das daraus resultierende fehlende Spiel, machte der Vorgang leider nur bedingt wett. Nun ist das Jammern auf "allerhöchstem Rieslingniveau", denn der Wein hat eine fantastische tiefe Nase, die man glatt auch in kleinen Riechfläschen problemlos verkauft bekommen würde und ist wie alle anderen mir bekannten G-Max Jahrgänge auch, ein Wein aus einem Guss, wenn, ja wenn nur das fehlende Spiel nicht wäre... Da man aber hoffen darf, werde ich es auch weiterhin tun, dass sich irgendwoher die fehlende Säure noch "auftut"... 94(+?)P.
Das seit dem Jahrgang 1978 eine neue Zeitrechnung auf Ch. Margaux begonnen hat ist ja kein wirkliches Geheimnis, dass einige Jahrgänge davor nicht zu den wirklichen Highlights in der Geschichte des Weingutes darstellen fraglos auch. Wenn dann noch dazu 2 Jahrgänge wie 1976 und 1977 nebeneinander im Glas stehen kann man da eigentlich nicht so wirklich viel erwarten. Umso überraschter war ich dann aber, über die Strahlkraft dieser beider Kameraden. Ohne die Literatur zu bemühen, zeigt sich 76 als durchaus ambitioniertes Jahr, in dem die Trauben wohl ordentlich Wärme getankt hatten, um dann offensichtlich im wahrsten Sinne des Wortes "baden" zu gehen, oder anders ausgedrückt, für meine Erwartung sehr dicht, warme Konturen, richtiger Trinkspass, wenn auch etwas "verwässert". 1977 dagegen stilistisch deutlich kühler, Nase etwas grüner, nicht ausgereifter Cabernet. Aber auch hier, für den unterirdischen Jahrgang sehr homogen gereift. Beide Weine dürften sich noch problemlos einige Jahr auf diesem Level halten.
Für beide gilt, sicherlich keine Premierqualität wie man sie erwarten kann und muss, trotzdem besser wie ich es im vorhinein gedacht hätte...
Als Solitär und da zum ersten Mal mein Geburtsjahrgang im Glas auch ein "emotionaler Moment und Erlebnis", CM 69.
Extrem malzige Nase, wohl schon einige Jahre über dem Zenit, baut dann im Glas auch noch schneller ab, wie man überhaupt trinken kann...
Das nächste "Paar" bestand zum einen aus CM 81, welcher sich gleich mal "unbeliebt" in der Nase machte, leichte fehlerhafte Anflüge, welche zwar im Glas etwas nachliessen aber trotzdem den Wein "gefangenhielten". In der dann geöffneten Konterflasche deutliche klarere Nase und Aromatik, auch um einiges frischer/jünger wirkend. Erstaunliche mittlere Länge und angenehme Gaumenhaftung. Zum anderen kam CM 91 ins Glas. Das blies mich wirklich vom Hocker! War das ein Hammerteil, wunderbar rotfruchtig, tief, lang, knackige aber wunderbar integrierte Säure. Nun ist ja der Jahrgang nicht sooo schlecht wie immer wieder mal dargestellt, aber auf diesem Level konnte ich bisher noch nichts probieren. "Gesucht" habe ich aber nach einem deutlich grösseren Jahr. Wirklich sehr beeindruckend. 94P.
Etwas jünger wurde es im nächsten Flight, 98 vs. 99.
98 war im Gegensatz zur 98 Probe in Wiesbaden vor einem Jahr, wesentlich zugänglicher. Da sitzt in "der Mitte" ein wunderschöner, satter, dichter Fruchtkern, der dieses Mal nicht nur als Potential erkennbar war, sondern auch eine reife Süsse zeigte, die sehr gut von einer immer noch jungen und stützenden Säure getragen wird. Lustigerweise hatte ich ihn mit 92 P. genauso bewertet wie damals. Es würde mich aber nicht wundern, wenn da in einigen Jahren sogar noch mehr kommt... Paradoxerweise war 99 deutlich abweisender, was ich so extrem nicht vermutet hätte, in gewisser Weise sogar der klassischere Ch. Margaux (was immer das auch heisst ) mit einer wirklich beeindruckender Struktur und sehr komplett in den Anlagen. Fraglos einer von dem ungefähr halben Dutzend wirklich ganz erstaunlichen und auch ganz grossen Weinen aus diesem Jahrgang, was sich auch in deutlich in Lebenserwartung niederschlagen dürfte. Ich hatte den Wein nur zweimal innerhalb kurzer Zeit an der Arrivage und war schon damals sehr beeindruckt, so wie es aussieht hält er alle damals "gegebenen" Versprechen. 94+P.
Der letzte Margauxflight an diesem Abend dann: 61 vs. 64
Beim ersten Kontakt mit beiden Weinen dachte ich, unser Gastgeber will uns auf die Probe stellen, indem er denselben Flight wie bei der CM I vor knapp einem Jahr uns blind serviert, zu ähnlich waren diese beiden Weine dem 59 vs. 64 Flight von damals. Nach der Entwicklung des ersteren im Glas s.u., "musste" es allerdings 61 sein, da 59 im "Normalfall" noch deutlich im Glas zulegt.
Die erste Nase und der erste Schluck des 61 waren spektakulär! Reif, süüüüssss (eingemachte Pflaumen), herrliche Tiefe und Länge. Eigentlich stimmte alles, nur lies im Glas dann alles etwas nach und er konnte das Niveau nicht allzulange halten, was eine deutlich höhere Note verhinderte. Nun ist das kein quengeln über einen verdammt guten Wein, sondern lediglich ein dezenter Hinweis, dass es Zeit zum Korkenziehen ist... 94P.("für die frühe Performance") 64 hatte mich ja bereits letztes Mal schwer beeindruckt. Es ist alles andere als ein "Anspringwein", will das man sich mit ihm beschäftigt. Zu Beginn malzige Noten, leichte Überreife deuten auf ein eher warmes Jahr, Unterholz. Doch in der Zeit wo sein Pedant im Nebenglas verlor, legte er kontinuierlich zu, wurde runder und ausgewogener, das leicht komponentige zu Beginn wurde eine Einheit. Am Schluss ist da eine faszinierende Struktur im Glas, mit einer imposanten Länge und punktemässig sogar "vor dem ersten Eindruck 61". Chapeau! Den hätte ich gerne mal neben dem 64 Latour im Glas. 95P.
Im "Nachprogramm" dann noch ein genialer 86 Rauzan Segla, der eine unglaublich tiefe und jahrgangstypische Nase hat (darauf hätte ich nach dem "ersten Riecher" schon Wetten angenommen), und trotzdem immer noch immer noch unfassbar jung daherkommt. Ein "schwarzes Loch" in der "Mitte" mit einer nahezu schmerzenden Fruchtkonzentration, wenn diese Gerät irgendwann (das kann noch dauern) mal reif ist, brauchts ein Waffenschein... Phänomenaler Wein! 96(+?)P.
In punkto Jugendlichkeit wollte da die 88 Comtesse nicht nachstehen. Für dieses Alter fast schon unglaubliche Farbe, eher St. Juliennase, etwas fehlender Ausdruck. Da passt einfach noch nicht alles zusammen, sollte aber auch hier nur eine Frage der Zeit sein...91P.
Vom letzten Glas reichte mir dann ein "tiefer Zug durch die Nase" und das Grinsen des mir längs gegenübersitzenden Gastgebers, um mich auf Haut Brion festzulegen, auch der Jahrgang (1985) lies sich erraten, wenngleich diese Flasche wohl gerade durch eine etwas rumpelige Phase durchlebte bzw. einfach ordentlich Sauerstoff benötigte, und das sind aus diesem Jahrang nicht mehr so viele Weine, da die Nase sich etwas hart zeigte, bzw. auch Tannin und Säure etwas präsenter waren, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Entwickelte sich im Glas aber alles wunderbar und ist und bleibt eines der absoluten Highlights in diesem Jahrgang. 95P.
Vielen Dank an den Gastgeber für diesen herrlichen Abend!
Grüsse weinfex
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Do 25. Nov 2010, 15:54
Kaum ist das "Hillside Weekend", mit entsprechender Probe hinter mir, schon freue ich mich wieder auf das nächste Jahr (in der Hoffnung wieder daran teilnehmen zu dürfen). Es ist diese absolut perfekte Mischung aus Weinverrückten, Unaufgeregtheit, Akzeptanz und Toleranz, natürlich tollen Weinen, etc pp, diese Liste liesse sich fast endlos fortsetzen. Um es abzukürzen, es ist jedes Jahr eines der Highlights überhaupt...
Gestartet wurde am Freitag mit einer BDE (BringDeineEigene). Die Weine würfelt Markus (Hillside) dann zusammen und bildet daraus 2-Flights, welche blind ins Glas kommen.
Zum Apero gab es 07 RR Riesling von Keller, welcher sich erstaunlich zugänglich, was an dem ordentlichen Restzucker liegen könnte, zeigte. Ein Maul voll Wein, der bereits in diesem Zustand richtig Spass macht und der perfekte Einstieg in den langen Abend...
Etwas ratlos liess mich der folgende Flight zurück, 1997 Auslese trocken R und 1998 Auslese trocken R, jeweils von Koehler Ruprecht. Nun hatte ich ersten auch zu diesem Male im Glas, habe also keine Vergleichsmöglichkeit. Empfand ihn allerdings als eher schwierig, um nicht zu sagen anstrengend. Was allein ja nicht negativ sein muss, schliesslich kann/darf/muss ein Wein auch fordern, nur erschloss er sich zumindest meinem Horizont nicht wirklich (was ja auch nichts heissen muss). Den Zweiten hatte ich die letzten Jahre doch das ein oder andere Mal im Glas, und es war praktisch alles an "Zustand" dabei, von fehlerhaft, unsauber, korkig, so lala, sehr gut, grandios, oberaffeng..l. Dieses war ein so lala Exemplar, ich wäre nie auf den Wein gekommen, da sehr mitteilungsunwillig (schlechte Phase/Tiefschlaf?). Ich weiss nicht wie es den anderen Teilnehmer ging, ich zumindest fand zu beiden nicht wirklich Zugang an diesem Abend...
Solo danach eine Bassermann - Jordan 2004 Riesling Kirchenstück Magnum. Schrieb Dirk Würtz vor kurzem in seinem Blog, 2004 wäre der schwächste Jahrgang bis jetzt in diesem Jahrhundert, ist dieser Wein eine der "besten Antworten" auf die Möglichkeiten dieses Jahrganges. Ich habe mit diesem Gut eigentlich fast immer so meine grösste Schwierigkeiten, da zu breit und unpräzise, das jedoch war richtig grosser Sport (und lag mitnichten nur an dem Grossformat), herrlich proportioniert und toller Trinkspass (für meinen persönlichen Geschmack sehe ich 04 sogar in Teilen vor dem "gehypten" Jahrgang 05, aber wie immer eine Sache der persönlichen Präferenz).
Danach ging es aber endlich "ins eigentliche Programm".
Kurz anmerken möchte ich noch, ich habe mir an diesem Abend lediglich die Weine notiert, keine Notizen, keine Bewertungen.
Das auffälligste am 96 Ornellaia war die "verkapselte" Nase. Auch im Mund kaum "Strahlkraft". Ob es an der Flasche lag ist zu vermuten, vielleicht benötigt er aber auch nur noch etwas Zeit, denn anscheinend hat 95 inzwischen auch die Kurve bekommen, was ich ihm früher so nie zugetraut hätte. Anders der Geburtswein meiner Tochter, 90 Solaia (zwar ist Sie nicht 90 geboren, aber ihn gab es nach der Rückkehr des "entkräfteten" Jungvaters nach der Geburt vom Krankenhaus. Immer noch sehr jung mit ordentlicher Säurepräsenz (Sex kam mir zumindest bei dieser Flasche nicht in den Sinn, Martin), das Tannin rundet sich nun aber langsam ab und sollte diesen "Überstand" in den nächsten Jahren voll einbinden. Ordentlicher Druck und wunderbare Tiefe. Hier ist im optimalen Fall keinerlei Eile angesagt, das sollte noch für mindestens 10 Jahre weiteres Leben problemlos reichen...
"Drübergestreut", über den Flight, dann noch ein wahres Frucht- und Extraktmonster, dass ich so mächtig (kritisch könnte man es auch mastig nennen) noch nie im Glas hatte (bei diesem Wein), trotzdem hat er eine so eigenständige Aromatik, dass mir schnell klar war, dass kann eigentlich nur Vigna d'Alceo sein. Jahrgangsmässig dachte ich aber eher an 99, der im Januar deutlich "fordernder" war. Es war allerdings 97, dem ich "einen solchen Ritt" niemals zugetraut hätte und ich nur um Welten schlanker kenne. Vom Stil her ohne Frage polarisierend.
Zwei Weine, wie sie, zumindest auf den ersten Blick und Schluck nicht unterschiedlicher sein könnten. Bei Auguste Clapes 96 Cornas bekommt die Redewendung "man beisst auf Granit" eine ganz neue, "emotional" erfahrbare, Bedeutung. Das sind Weine, die durch ihren Purismus, Ihre Klarheit und Ausdruck, so etwas wie die Quadratur des Kreises bilden, nicht falsch verstehen, nicht im Sinne von 100 Punkten, sondern sie sind auf ihre ganz eigene Weise perfekt und authentisch. Im anderen Glas befand sich 2003 Deux ex Machina von Clos St. Jean. Ein unfertiger (nahezu) perfekter Wein. Schon bei der lagenlosen Cuvee dieses Gutes fiel mir auf, wie der Wein in diesem hitzegeplagten Jahrgang, den Alkohol problemlos "absorbiert" und eine tolle Frische zeigt. Natürlich ist dieser Wein unglaublich konzentriert, aber genau durch diese Frische auch "zentriert". Wer es nicht glaubt, empfehle ich einfach 10/12 Jahre abzuwarten, dann sollte auch der grösste Skeptiker überzeugt sein...
Ein sehr "weitgefasster" nicht einfacher Flight, welcher auch nicht "eben mal so zu fassen" war, je mehr ich mich aber im nachhinein damit beschäftige, umso genialer empfinde ich es...
Nachdem ein Händler eine 12 OHK 2005 Clos St. Martin in der Woche vor der Probe zu einem "hochanständigen" Preis an mich verkaufen wollte, hatte ich mich entschlossen aufgrund dieses Anlasses endlich auch mal eine aus meinem (Subs)Bestand zu probieren. Und was bietet sich da besser an, als ein solches Event mit lauter hochgeschätzen Weinnasen?
Morgens um 9.00Uhr dreifach dekantiert (untrinkbar), präsentierte er sich dann abends deutlich gefestigter, trotzdem ist es natürlich nicht mehr und nicht weniger als potentialtrinken. Fast schwarz, Schichten von Gerbstoff, hinter den sich eine brachiale Konzentration verbirgt. Stilistisch ganz sicher kein "moderner" Wein der relativ früh zugänglich sein wird, natürlich ist es spekulativ hier ein Trinkfenster anzupeilen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass da vor 20 Jahren, ausser eventuellen Zwischenhochs, nicht besonders viel gehen dürfte...
Mit einem 92 Lafleur vs. 92 Valandraud Flight ging es weiter. Nun hatte ich mal ein "aha" Erlebnis mit einem 92 Le Pin, den ich blind für einen Huber Spätburgunder hielt, an das ich unweigerlich beim Aufdecken dieses Flightes denken musste, aber "so schlimm" war es in diesem Falle bei weitem nicht. Das sich Lafleur immer noch putzmunter präsentierte, ist nicht weiter verwunderlich, auch nicht, dass er der deutlich "Ernstere" von Beiden war. Das Valandraud aber immer noch ein solches Trinvergnügen bereitet fand ich dagegen schon erstaunlich. Natürlich fehlt beiden Weinen Power in jeder Beziehung, ebenfalls und natürlich Komplexität.
Was 92 möglich war, wenn es eben nicht Bordeaux war, zeigten die nächsten beiden Weine. Besonders 92 Dominus, der sich in einer phänomenalen Phase präsentierte. Da war wirklich "alles am richtigen Platz" und sollte jetzt nur noch in Badewannengrösse lieferbar sein. Die Anlehnung an Bordeaux ist bei ihm schon extrem, einzig dass ich ihn gebietsmässig überhaupt nicht zuteilen konnte (bei mir fast immer ein sicheres Zeichen das es Übersee ist), machte es mir möglich ihn als Kalifornier zu "entlarven". 92 Beringer Reserve kam zwar nicht ganz mit deinem Flightkollegen mit, zeigte aber einmal mehr, dass man diesen als nicht wirklich ganz gross bezeichneten Kalifornienjahrgang nicht unterschätzen sollte. Toller hedonistischer Flight.
Leider nicht ganz so stark wie die letzte Eintel war 70 La Lagune. Das ist jammern auf hohem Niveau, mal wieder, denn dieser Wein ist einfach eine Bank, der problemlos nahezu alles auf der linken Seite "alt aussehen lassen kann" (in diesem Jahrgang), aber bei dieser Flasche fehlt mir der letzte Schuss Genialität und Tiefe. Schwierig zu sagen, ob sie einfach und banal nur noch zu jung war... Natürlich könnte zu einem gewissen Teil auch das Problem im Nachbarglas versteckt gewesen sein, denn 90 Grand Puy Lacoste ist einfach ein Megahammer. Immer noch längst nicht in einem wirklichen "Trinkreifefenster", zeigt er dennoch für seine Verhältnisse fast perfekte Anlagen, sodass hier sogar schon Potential zu trinken wirklich Spass macht. Nun ist mir dieses Gut sehr oft ein Tick zu technisch, glatt und bisweilen sogar etwas zu seelenlos, aber in so einem Jahrgang, wo man hier "über sich hinauswächst", kann ich meinen "Meckerkasten" dann auch wirklich ruhen lassen...
Zum nächsten Flight muss ich eine kleine Anekdote zum Besten geben. Man stelle sich vor, ein honoriger Spender hatte an diesem Abend eine 83 Palmer eingebracht, die in Normalform, wohl alles andere bis jetzt getrunkene vom Tisch "gefegt" hätte. Jedoch zeigten sich bereits beim ersten Nasenkontakt "unsaubere Noten". Also musste für diesen Flight wohl oder übel eine Ersatzflasche ins Rennen. Ein anderer Teilnehmer flüsterte Hillside etwas ins Ohr, verschwand kurz auf das Zimmer, um mit einer Flasche zurückzukehren. So, und nun dürfte ihr dreimal raten, was die Ersatzflasche war?
Um das erste "Geheimnis" zu lüften, da hatte doch wirklich noch jemand eine weitere Flasche 83 Palmer im Gepäck, irgendwie beruhigend, dass es noch verrücktere Typen als einen selbst gibt...
Mir war relativ schnell klar, dass es sich um einen weiteren Palmer handeln müsste, nur beim Jahrgang war ich deutlich jünger unterwegs, 89 hätte ich mir bspw. vorstellen können, denn der Wein war ohne Luft unglaublich jung. Keinerlei Alterstöne, weder in der Farbe noch in der Nase. Genialer Stoff, schade das es in diesem Fall ohne Dekantierzeit gehen musste... Auch der Flightpartner, 90 Pape Clement, präsentierte sich deutlich zurückhaltender wie die im Januar probierte Flasche. Möglicherweise war dieses Exemplar aber einfach in einer "wenigen guten Phase". Ohne Fragen konnte man die Anlagen ganz gut erkennen, alles in allem erinnerte mich die etwas harten und trockenen Tannine fast eher an 86 wie 90, wenn auch nicht ganz mit diesem "SM Appeal"...
Beendet wurde der Abend mit zwei korkigen Burgundern (u.a. La Romanee) und einem 98 Romanee St. Vivant von Hudelot Noellat, welcher einmal mehr zeigte, dass dieser Jahrgang, so klein und schlecht, wie er oftmals geredet wurde und wird, sehr klassisch und sehr langlebig ist/sein wird. Hier würde ich bei Flaschen gleichen Kalibers mindestens noch 5 Jahre zuwarten, da immer noch sehr sehr jung und wenig entwickelt.
Schlusspunkt schliesslich 97 Amarone von dal Forno, stilistisch alles andere als meine bevorzugte Art Wein, aber in diesem Fall muss sogar ich zugeben, dass ist wirklich unglaublich geniales "Zeug", getopt dann schliesslich nur noch von einer Art "rotem 2001 d'Yquem Zwilling" 1997 Recioto von dal Forno, auch hier erspare mir wie damals irgendwelche Worte und schreibe, das einzigste Mal an diesem Abend, eine Zahl hinter den Wein: 100P.
Tag 2 HillsideJahresprobe 09
Begonnen wurde mit den Tischweinen, die uns den ganzen Abend begleiteten, 2003 Idig von Christmann aus der Doppelmagnum und 94 Clinet aus der Imperiale.
Im ersten Moment war der Idig etwas brandig, was sich aber im Glas deutlich besserte, aus diesem Flaschenformat noch eine wohltuende schöne Frische, grossartig warten mit dem "entsorgen" würde ich aber nicht mehr, dass kann eigentlich nur "in die Breite" gehen. Clinet liess mich erneut etwas ratlos zurück, okay es ist ein unglaublich "harter" Jahrgang, das Format riesig, trotzdem weiss ich wirklich nicht, "wohin der Zug hier fährt". Ich erinnere mich noch wie heute, 94 und auch 93 waren in der Primärfrucht unglaubliche Schmeichler und MegaHedoMocken, negativ gesehen etwas overdone für die Jahrgänge. Ich vermute einfach mal, dass sie nie wieder in diese Phase kommen können und werden...
Auch die 2. Hälfe der 04 Bassermann-Jordan Kirchenstück Magnum vom Vorabend gab es nochmals zu probieren, der war nochmals einen Tacken besser, keinerlei Müdigkeit nach der ordentlichen Dosis Luft, fasznierende Tiefe und Länge. Tolles (Frucht)Süss-Säure Spiel. Ganz Gross!
Im ersten "offiziellen Flight" dann 87 Pahlmeyer aus der Magnum, mit einer astreinen "Himbinase" (für die jüngeren Semester, das Eis gibt es glaube ich schon länger nicht mehr), brennt etwas auf der Zunge, benötigt zumindest in diesem Zustand eigentlich ein "Stück Fleisch", sprich Eiweiss, um das Tannin zu knacken. Hatte den Wein bereits beim Öffnen probiert, ob wir ihn dekantieren oder nicht und dann auch machten, was ihm etwas zu mehr Länge verholfen hat, aber wohl immer noch zu kurz war. Alles in allem immer noch stark komprimiert, sehr schwierig zu sagen wohin sich der Wein in Zukunt entwickelt, die Gefahr des Austrocknens ist fraglos gegeben, muss aber nicht sein... Im Nachbarglas ein deutlich kühlere Nase, was auf Alte Welt deuten hätte können. Im Mund dann "sandiger Fluss", aber mit einer "breiten Süsse", also doch Neue Welt? Auch hier wirkte der Wein verhalten, jung und unentwickelt. Natürlich gaukelt die Süsse Trinkreife vor, allerdings fehlte mir dazu eine wirkliche Komplexität und Tiefe. Ein spannender, widersprüchlicher Wein, dem ich in diesem Format gerne nochmals in 5-8 Jahren begegnen würde, denn ich denke er kann weit mehr, als er an diesem Abend "rauslies". 1997 La Mondotte Magnum
Aus dem Jahrgang 1984 gibt es in der Welt des Rotweines doch tatsächlich Weine, die man mit Genuss trinken kann, vor der Probe wäre ich mir da nicht so sicher gewesen. Montelena brachte in diesem Jahr, welches auch in Kalifornien alles andere als toll war, offensichtlich sehr reifes und gesundes Traubengut ein. Wunderbare Süsse, leichte Malaganoten, natürlich vollreif und länger im Glas mit der Zeit etwas abbauend, medizinal werdend. Trotzdem machte das richtig Spass. 92P. für die Startperformence. Wirklich sehr viel habe ich mir vom Howell Mountain von Dunn versprochen. Welcher sich aber etwas nasenlos präsentierte, ein Mix aus old Style und Neue Welt, stramme Säure und brutales Tannin, trotzdem eine verräterische Süsse, was aber alles nicht perfekt zusammen passte. Das ist klagen auf hohem Niveau, immerhin hatte ich ihn noch bei 89P., aber vielleicht war meine Erwartungshaltung gerade bei ihm einfach zu hoch? Ich kann es auch ganz schwer einordnen, ob er einfach über dem Punkt war, oder gar einfach noch nicht soweit...?
Einer meiner Lieblingsweine an diesem Abend, nicht punktemässig, aber und hedonistischen Gesichtspunkten war ganz klar 1970 Beaulieu Latour Private Reserve. War das eine klassische reife Cabnase, unglaublich. Viel Paprika, noch mehr Minze, sehr harmonisch mit perfekt klarem Ausdruck, immer noch frisch, keinesfalls überreif, am Druck habe ich etwas zu mäkeln, wäre da mehr gekommen wäre der Wein für mich richtig gross gewesen, tolle Länge...94P.
Danach den gleichen Wein nochmals, Jahrgang 1974. Sehr, sehr reife Nase, etwas fehlende Konturen, ich vermute mal, dass hier der Zahn der Zeit schon etwas zu sehr "genagt" hatte. Aber trotzdem sehr eindrucksvoller Flight...
Ich bin mir ja der "Eingefahrenheit meines Geschmackes" durchaus bewusst und wenn ich noch einen Beweis dafür benötigt hätte, wäre dieser nächste Flight prädestiniert gewesen, denn ich lieferte beim ersten Wein das untere Streichergebnis und beim zweiten Wein das obere, bewerte also genau entgegengesetzt der Runde. Gebe aber auch zu man, kann das durchaus andersherum sehen, muss aber nicht. Der langen Rede kurzer Sinn, Wein Nr.1 90 Dominus, am Zenit seiner Reife und sicherlich auch noch einige Jahre dort verharrend, mir persönlich aber einfach zu warmfruchtig, dafür etwas fehlendes Spiel, und diese zwei Faktoren kompensieren sich bei mir einfach nicht (93P.), Wein Nr. 2 wie schon am Vortag eine (für mich ) grandiose Performance, wunderschöne Frische, immer noch längst nicht ausgereift (minimal grün, gibt in diesem Fall aber Charakter, da es zum Ganzen passt), ganz gross 90 Grand Puy Lacoste (96P.).
Wenn ich schon mit dem an "Bordeaux angelehnten" Dominus so meine "Schwierigkeiten" habe, ist es sicherlich nicht weiter verwunderlich, dass Opus One es da nicht leichter hat. Das Hauptproblem für den Jahrgang 87, welcher sich schön, aber auch hier fehlende Tiefe und Komplexität, trinken liess, und dies meines Erachtens auch getrunken werden sollte, da ich nicht glaube, dass er sich noch irgendwie verbessern kann, befand sich im Nachbarglas. Einer meiner Weine des Abends, gleicher Jahrgang, ebenfalls Kalifornien, Montelena! Immer noch unglaublich jung, grosses Volumen und ein wirklich phänomenale Gaumenaromatik. Da hätte ich den gesamten restlichen Abend darauf rumkauen können (auf diesem Weingut schafft man es irgendwie, die sonst oft etwas "aufdringliche" Süsse (ich weiss manche Leute mögen das, besser "ins Ganze einzupacken")... 97P.
Ich bin bekennender "Linkstrinker", händisch wie ufrig, aber manchmal darf es durchaus auch etwas "vom anderen Ufer" sein, flüssig wohlgemerkt. So gibt es einige Valandraudjahrgänge die mir richtig Spass machen, 96, welcher sich im ersten Glas befand, gehört da nicht unbedingt dazu, der wirkt irgendwie gemacht und künstlich, man könnte vielleicht sagen, am Jahrgang vorbeivinifiziert, denn was z.B. 94 wirklich genial gelang, passt in diesem Jahrgang irgendwie nicht richtig zusammen, da ist definitiv zuviel Holz und Extraktion im Spiel. Auch hier ist das natürlich klagen auf sehr hohem Niveau, hatte ich immerhin noch 92P. auf meinem Zettel stehen, aber bei Weine mit diesen Ansprüchen und Preisen kann man schon mal auch etwas "mäkeln" . "Entlarvt" wurde er ausgerechnet von einem Kalifornier, ebenfalls Jahrgang 96, ebenfalls auch hier nicht unbedingt ein grosser Jahrgang (wie rechtsufrig in Bdx.) und trotzdem brachte dieses Jahr nicht wenige geniale Cabs in die Flasche. Okay, nun ist der Claret Reserve von Pride auch nicht irgendein Kalifornier, er steht jedoch auch nicht so im Rampenlicht wie die ganz bekannten Namen, kann jedoch problemlos praktisch mit jedem mithalten... Das stimmt quasi nahezu alles, beginnende Trinkreife mit Potential für mindestens ein weiteres Jahrzehnt, perfektes ausgereiftes Lesegut, jedoch keinerlei Exzesse in punkto Süsse, Holz, etc., eine tolle Mischung aus Alter und Neuer Welt, quasi eine perfekte Gratwanderung zwischen den Welten. Einer meiner Weine der Probe. Konservative 96P. und Platz 4. in der Gruppenendbewertung.
Auch im nächsten Flight gab es nochmals einen Pride Reserve Claret. Dieses mal Jahrgang 2001. Die Runde sah ihn deutlich schwächer wie den 1996 davor, was ich persönlich so nicht empfand, sicherlich ist er noch deutlich unausgewogener und fordernder, auch steht noch deutlich "Babyspeck" (Frucht) über, ich vermute aber, dass er in 5-7 Jahren auf demselben Niveau sein dürfte, wenn nicht sogar einen Tacken besser... 95P. Im Glas daneben, ein weiterer Wein des Abends (für mich), der in der Gesamtbewertung mit einem Schnitt von deutlich über 95P. "nur" auf den 6. Platz kam. Extrem tiefe Nase, jung, aber genial balanciert, ein Wein der interessanterweise immer noch umstritten ist, bzw. der Besitzer, was mir ehrlich gesagt, ein absolutes Rätsel ist, denn in nahezu jeder veröffentlichten Blindprobe spielt er ganz vorne mit. 2001 Ch. Pavie 97P.
Abgesch(l)ossen wurde der Abend dann schliesslich mit 2 Monsterflights.
89 Beaucastel und 89 Le Cailloux Cuvee Centenaire Beaucastel eine Nuance "schwächer" als letztes Jahr, da fehlte das letzte Quentchen an Strahlkraft, aber wie gesagt, dass war wirklich nur ein Hauch, sonst steht dieses Monument wie eine eins im Glas. Tolle Frische, zu keiner Zeit zuviel werdend, ordentlich Druck und Länge, alles vernünftig portioniert und proportioniert...96P. (Platz 3. in der Gruppenbewertung mit einem Punktedurchschnitt von 96,75) Zum ersten Mal im Glas 89 Cuveee Centenaire, und was soll ich sagen, ich wollte dieses Zeug eigentlich gar nicht mehr runterschlucken. Die Quadratur des Kreises. Perfekte Eleganz, Reintönigkeit und Feinheit (un das bei einem Wein der südlichen Rhone). "Rhone meets burgundische Wollust". Genial, genial, genial! Das ist so ein Wein, wo einfach alles zum anderen passt, und ich gebe gerne zu, ich habe wirklich eine halbe Ewigkeit gesucht, an was ich etwas rummäkeln könnte, ich habe einfach nichts gefunden...100P. (Platz 1 in der Runde mit 97,92)
Da hatten es die abschliessenden beiden Weine natürlich nicht einfach, sie schlugen sich aber äusserst gut, denn sie waren altersmässig und insbesondere stilistisch genau das Gegenteil. Hedonismus pur. Wenngleich ich mit Ziereisens 05 Jaspis Syrah nicht wirklich 100% zurecht kam, mir fehlte da "die wirkliche Tiefe" (was das ist, erkläre ich gerne an einem Abend mit ordentlichen Weinen ), sehr gut gemacht, keine Frage, aber gerade "das gemacht" störte mich etwas, aber wie man an der folgenden Bewertung sieht, ist das mal wieder klagen auf höchstem Niveau, und vor allem subjektiv, denn er wurde teilweise deutlich "besser" gesehen...92P.
Den Vogel abgeschossen hat dann voll Krankls SQN 2005 Atlantis Syrah. Einen besseren Abschluss einer Probe Namens Old meets New with a touch of New World, hätte es nicht geben können, denn dieser Wein verkörperte beide "Weinwelten", sofern man sie unterscheiden will, quasi als Perfektion. Exzessive Reife, trotz unglaublicher Frische, ich suche ja selbst in solchen Weinen immer Komplexität, und finde sie nur sehr sehr selten, aber hier war selbst dies kein Problem...99P. (Platz 2. in der Gruppenbewertung 97,0)
Vielen Dank an "Hillside" für diese beiden perfekten Abende, und vielen Dank an die geniale Truppe. Es immer wieder ein wirkliche Ehre und ganz grosser Spass in diesem Kreis Wein probieren zu dürfen!
Grüsse weinfex
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