NIENTE DA NIENTE;-)...
oder um es auf deutsch zu sagen,
"Von Nichts kommt Nichts". Dieses
Sprichwort steht auf dem ultrahässlichen
Etikett von Enrico Fossis 2003 Syrah,
von dem später noch die Rede sein wird,
aber wer solche Qualitäten in die Flasche
bringt und auch noch mit so wahren und klugen
Sätzen beschriftet, darf auch solche
Etikettierungen vornehmen...
Die "Hillside" Jahresprobe stand an,
dieses Mal in Schmidhofen bei Bad Krozingen
im Storchen, einem kleinen Ein-Stern-Restaurant,
dass, ganz speziell bei den regionalen
Gerichten, sensationelles leistet, mir läuft jetzt
noch beim Schreiben dieser Zeilen das Wasser
im Mund zusammen. Es passiert mir wirklich
extremst selten, dass ich vor einer Speisekarte
stehe und praktisch die ganzen Gerichte liebend
gerne probieren möchte. Chapeau Familie Helfesrieder!
Dabei ist das Essen nur der sekundäre Grund sich
stundenlang ins Auto zu setzen, es sind Markus'
legendäre Proben, die jeden Aufwand und jede
Mühe lohnen und belohnen. Die Eindrücke dieses Events
sind vielleicht am ehesten mit einem Besuch des
Restaurants EL BULLI zu vergleichen, man wird mit
"Geschmacksbildern" nur so "bombardiert", dass man
noch Tage danach immer wieder "Rückbesinnungsanfälle"
hat, um dies alles so nach und nach aufzuarbeiten.
Vielen Dank für die Teilnahme an diesem spektakulären
Ereignis und die Grosszügigkeit so eine Mammutveranstaltung
durchzuführen!
Begonnen wurde, quasi zum Eintrinken, am Freitag
mit einem BYO Party, jeder bringt dieses oder
jenes aus seinem Keller mit, es werden 2 Flights
prepariert und blind serviert....
Nach dem Eintrinken mit dem
01 Pechstein GG von Buhl, reife
Pfalznase, etwas phenolisch und
kurz, ging es gleich richtig zur
Sache:
90 Chambolle Musigny Les Amoureses
von Amiot Servelle, reifes Waldbeeren-
kompott, noch relativ kräftige Farbe,
fehlt etwas Körper (Ertrag?) und Kraft
88P.
gegen einen übermächtigen, trotz kleinerem
Jahr, 88 Richebourg von Hudelot Noellat
Unglaublich was für eine Tiefe und Kraft
dieser Wein entwickelt hat, so eine Süsse
würde ich eher in einem sehr heissen Jahr suchen,
wunderbare Länge, schmackofatz 92P.
Was ist nur mit dem Sassicaia los? Was sich da aus
dem Jahrgang 1999 im Glas befand, war keineswegs
ein schlechter Wein, nur wenn ich irgendwo in
Süditalien (Serpico) unterwegs bin, sehr reife Frucht
(überreif?), kräftiger (und etwas spitzer) Alkohol,
vordergründig, notiere, dann wundere ich mich schon
ein wenig. Wenn ältere Jahrgänge nicht schon
bewiesen hätten, dass es auch anders (besser) geht,
würde ich zumindest von einem stilitischen
Irrweg sprechen... 90P.
Wie es geht (gehen könnte), bewies ein etwas
entfernterer Nachbar, 99 Lupicaia, eine unlängst
probierte Flasche aus meinem eigenen Keller, lies
mich schon die Augen reiben, dieser Jahrgang hat sich
zum bis dato besten Jahrgang (auch als 97) entwickelt.
An diesem Abend nun die Bestätigung, stark cabernetlastig,
minimal zuviel grüner Paprika, aber nicht wirklich
störend, kräftig zupackende Säure, aber auch die passt
zum Ganzen, und insgesamt wirkt trotzdem alles gut
balanciert, superbe Länge. Toller Wein, der gerade
am Anfang der Trinkreife steht... 93P.
100 Punkte hatte an diesem Abend beim nächsten
Wein sicherlich noch niemand im Glas, dazu hatte
er aller Wahrscheinlichkeit 2-3 Tage zuwenig Luft gehabt,
dass es allerdings einmal soviel werden, daran habe
ich nicht den geringsten Zweifel. Er ist jetzt gerade
10 Jahre alt, trinkt sich, als sei er gerade abgefüllt
worden und ein aktueller Jahrgang, der Fruchtkern ist
umschlossen von meterdicken Tanninmauern. Einzig man
kann es erahnen, das flüssige, zukünftige Paradies...
98 La Landonne Guigal
Ganz egal was man neben ein solches Monument stellt,
es ist undankbar. Enrico Fossis Syrah aus dem Jahrgang
2003 schlug sich beachtlich, um nicht zusagen, sensationell.
Von diesem Hitzejahrgang war nichts, aber rein gar nichts
zu schmecken, perfekt reifer Syrah, kühle Stilistik
mit expressiver Neuer Welt Frucht. In D nahezu unbekannt,
zeigten uns die anwesenden Schweizer Weinfreunde einmal
mehr, warum Italien bei Ihnen so hoch im Kurs steht...
94P.
Selten genug an diesem Abend,
lehnte ich mich auf meinem Stuhl
zurück und sog die Nase des nächsten
Weines auf, endlich Bordeaux im Glas;-),
und ohne Frage auch mein Wein des Abends,
leichte Gravesallüren, aber auch die
Festigkeit eines Pauillac, schwierig
zuzuordnen aber saugut, jung, keinerlei
Tertiäraromen, baute im Glas mehr und mehr
aus, wunderbare Länge...
Keiner erkannte auch nur annähernd das Chateau,
vom Jahrgang ganz zu schweigen (ich war in
den Achzigern), es war 1970 La Lagune, sofort
musste ich an die Magnum des gleichen Jahrganges
an der letzten Hillsidejahresprobe denken,
total verkapselt und enttäuschend, kein Wunder
beim Zustand dieser Eintel...95P.
Vorfreude auf die grossen Weine des Jahrganges
1995 macht, wie bereits vor 2 Wochen der La Gomerie,
inzwischen auch der Monbousquet aus der Magnum.
Deutlich schwächer extrahiert und somit weniger
"auf Krawall getrimmt" wie die Jahrgänge ab 1997,
präsentierte er sich mit schöner Süsse und
mittlerer Länge, ein "Saufwein" im besten Sinne.
91P.
Grandios auch die nächsten beiden
Weine, ersterer mit einer offenen,
anspringenden Grenachenase, Hedonismus
und Trinkspass pur, sei es nun ein
Zwischenhoch oder bereits beginnende
Trinkreife, der 2001 Bois de Boursan
Cuvee des Felix wusste auf ganzer Linie
zu überzeugen...94P.
Ganz anders der 2001 Marcoux VV, verhalten
und zurückhaltend, aber was für Versprechen
für die Zukunft, hier ist praktisch alles
am richtigen Platz in richtiger Dosierung,
kommt etwas im Glas mit mehr Luft, benötigt
aber wohl noch einige Jahre bis zur Trinkreife,
und wäre wahrscheinlich dann der richtige
Flightpartner für den 1998 La Landonne...
98+P.
Genausowenig wie Burgund, ist Piemont auch nicht
meine Baustelle. Ich empfand die beiden Weine
des nächsten Flights stilistisch relativ konträr,
obwohl doch eigentlich Scavino eher der "Modernere"
ist, empfand ich den 96 Bric del Fiasc sehr traditionell,
jung und unentwickelt. Im Gegensatz zu dem Traditionalisten
Aldo Conterno, dessen 96 Gran Bussia auf mich eher
einen "moderneren Eindruck" machte. Er war auch deutlich
fruchtsüsser und weiterentwickelt...
Kann mir irgendjemand aus diesem wirrwarr heraushelfen...?
Ach ja Punkte, den Bric del Fiasc sehe ich locker
in den mittleren Neunzigern, Conterno etwas darunter.
Konsequenterweise danach ein Toskanaflight, mit einem
total indesponierten 1997 Cepparello aus der Magnum,
keine Ahnung ob das noch jemals etwas wird, oder sich
bereits verabschiedet hat, aber die Hoffnung stirbt
bekanntlich zuletzt und einem sehr jungen, aber sich
im Glas entwickelnden 1997 Cortaccio, dem ja ein
grosser Ruf vorauseilt. Hier hat man in diesem Jahrgang
anscheinend alles richtig gemacht, im Gegensatz zu vielen
Kollegen, die einfach viel zu spät geerntet haben, kommt
da Frische und Balance ins Glas, ordentlich Druck und Länge,
steht mit dem Scavino Barolo punktemässig auf einer Ebene...
Farblich sehr reif, dagegen im Mund sehr unterentwickelt,
wie das zusammenpasst soll mir mal jemand erklären,
präsentierte sich der 1990 Rieussec aus der Magnum,
nichtsdestotrotz, für "Gelegenheitssüssweintrinker"
wie mich gerade richtig...
Ebenfalls absolut erwähnenswert ein 2003 Montefalco
Sagrantino Passito von Tabbarini, der entfernt an
einen Recioto erinnerte, aber deutlich frischer
und komplexer daherkam...
Nach einem "Ritt durch die Nacht" mit dem Taxi,
wusste gar nicht das Bad Krozingen soviele Kurven
hat, ging ein erlebnisreiches "Eintrinken" zuende...
Zum Glück gibt es nichtschreibende
Mitleser hier (Danke!), die mich
gerade auf einen fehlenden Flight
aufmerksam gemacht haben, dass kommt
nun von so einem inflationären
Aufgalopp der dicken Dinger, da
übersieht man schon mal etwas...
Und die hatten es auch noch so richtig in sich.
Togni ist mein ganz persönlicher
Lieblingsbordeaux, äh Kalifornier , nur
ausgerechnet der hochbepunktete aus dem
Jahrgang 1997 haut mich irgendwie so gar nicht
vom Sockel, was einmal mehr an diesem
"zu reifem Jahr" liegen dürfte, denn so ganz
will ich die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass
er nochmal "etwas schlanker" wird. Es dürfte
der kalifornischte aller bis heute produzierten
Tognis sein, dass ist mir einfach zu breit, fett und
süss...93P. (manchmal kann man mir einfach nicht helfen)
Ganz anders dagegen, 1991 Dominus (endlich mal eine Flasche
die nicht korkte), was ist das nur für ein Hammerteil,
blutjung, genialer Körper, Tiefe, Länge, alles da,
der dreht im Glas mit der Luft immer noch ein Stück
mehr an der Schraube, ganz klar an Bordeaux
orientiert mit einem Schuss Kalifornien, daran könnte
man sich gewöhnen...96+P.
So, dass müsste der erste Tag aber jetzt wirklich gewesen
sein!
Bereits um 6.00Uhr war die
viel zu kurze Nacht um, mein
innerer Wecker klingelte, was
ich wahrscheinlich noch überhört hätte,
wenn nicht der äussere, in Form einer
Kirche neben dem Hotel, nicht zur
Hilfe gekommen wäre, in dem er sich
solidarisierte und die Glocken ebenfalls schwang...
Komischerweise war ich der Erste aus der Truppe
beim Frühstück.
Um 14.00Uhr machte ich mich mit Markus an das Öffnen
und Dekantieren der Flaschen, was fast 3 Stunden
in Anspruch nahm, (fast) ohne auch nur einen einzigen
Schluck probiert zu haben, (gerochene) Ausfälle gab
es bis zu diesem Zeitpunkt nicht, was sich später noch
etwas ändern sollte...
Um 17.00Uhr war "Almauftrieb". Es ging los...
Eine "leicht lädierte" (die hatten wir beim Dekantieren
probiert, da der Füllstand extrem schlecht war, ob er
überhaupt noch lebt) DoMag 1994 Dom. Chevalier blanc
bildetete den Auftakt. Sie hatte zum Glück keinerlei
Defizite, im Gegenteil sie benötigte sogar einige Zeit
im Glas um Ihre junge, noch etwas spitze Säure besser
zu integrieren, von perfekten Flaschen in diesem Format
würde ich aber noch die Finger lassen...92+P.
Zur gebratenen Gänseleber (mit einer höchst gelungenen
Tarte vom Gravensteiner Apfel) gab es einen
1990 Lafaurie-Peyraguey aus der Magnum. Deutlich mehr Druck
und Süsse wie der vergleichbare Rieussec des Vortages,
auch mehr Spiel und Komplexität, allerdings mit einer
leichten Alkoholspitze, welche sich aber glücklicherweise
mit dem Essen besser einband. So war die "Verteilung" dieser
zwei Sauternes perfekt gewählt, da der Rieussec aller
Wahrscheinlichkeit zur Gänseleber "untergegangen" wäre...
Zwei "Babys" erwarteten uns im
nächsten Flight, 2000 Richebourg
von Jean Grivot aus der Magnum war
deutlich komplexer als sein Partner im
anderen Glas, er veränderte sich praktisch
mit jedem "Luftzug, trotzdem in einer eher
schwierigen (Umbruch-)Phase. 92+P.
Konträr dazu der andere Wein, farblich fast schwarz,
"qualmende Nase" nach zerquetschten Oliven, Garrique,
Druck, Konzentration und Fülle ohne Ende, hier dürfte
noch mehr Geduld angesagt sein.
2000 Reine des Bois von Mordoree, ebenfalls aus der Magnum.
95P.++P.
Ein letzter Schwenk nochmals ins Burgund,
und hier begannen wir nun auch in 3er Flights
zu probieren:
Beginnend mit einem 2005 Mazis Chambertin von der
Zungenbrecher Domaine Confuron Cotetidot.
Ich bezeichne ihn mal als "meine Einstiegsdroge",
denn das ist so ziemlich das, was ich aus
diesem Gebiet eigentlich erwarte, anscheinend (?)
relativ traditionell vinifiziert, etwas Sauerkirschen,
tolle Tiefe, unglaublich elegant, zu keiner Zeit
erschlagend oder erdrückend, ausschliesslich auf
Eleganz und Komplexität setzend, bleibt unglaublich
lange am Gaumen haften, absolut faszinierend...
95+P.
Da wirkte der 2005 Chambolly Musigny Le Cras von Roumier
deutlich weiter und entwickelter, was allerdings
eher u.a. am Neuholzanteil und der moderneren
Vinifikation liegen dürfte...92P.
Als Pirat gab es einen dt. Pinot Noir dazu, ein
2005 Spätburgunder GC von Wassmer.
Vermutlich aus maximal getoastenen Barriques, denn
die Nase war so unglaublich süssholzig, soetwas
hatte ich vermutlich noch nie darin...
Dementsprechend lang und mastig war der Wein dann
auch, Spätburgunder fand ich allerdings praktisch
keinen im Glas...
Der nächste Dreier hatte
90 Bordeaux zum Thema, und auch einen
ersten korkigen Ausfall. Und was wohl?
Natürlich mal wieder Sociando.
Die Qualität in guten Flaschen ist
legendär, ähnlich wie die verwendeten
miesen Korken in diesem Jahr (siehe
Degu vor 2 Wochen)...
Daneben stand ein Citran, welcher mir aus
der Magnum, ebenfalls 2 Wochen vorher, bei
weitem besser gefallen hatte. Hier könnte ich
mir vorstellen, dass sehr "weite Flaschen"
schon etwa über den Punkt hinaus sind, oder
zumindest recht zügig getrunken gehören.
Sehr schön dagegen Phelan Segur, ich hatte diese
beiden Weine eigentlich genau andersherum getippt,
da der Citran sehr fruchtarm mit einer nahezu
eisigen St. Estephe Säure aufwartete, und der
Phelan sehr rund und mollig mit mittlerem Druck
und Länge. Wieder einmal nichts gewusst...
Eine "kleine Horizontale" stand an,
Ducru Beaucaillou 61/70/78
Ein Hammerflight, ohne Frage. Allerdings musste
der Älteste die Kohlen für die anderen
zwei Kollegen aus dem Feuer holen. 78 war so etwas
von unnahbar und jung, trotz des Dekantierens. Prunkstück
war seine Käsenase, die jeder Sennerei zur Ehre
gestanden hätte. Auch 70 war nicht sonderlich
kommunikativ, sicherlich präsenter, aber auch extrem
"luftbedürftig". "Eine Faust im Samthandschuh" trifft
es für mich am besten...
Da musste man sich also an den "alten Herrn" halten,
reife Nase, aber keinerlei Alterstöne, wunderschöne
Süsse und gute Länge. Die Erhabenheit des Alters,
praktisch ohne jedes Gebrechen. Einer meiner Weine
des Abends...95P.
Wir hatten beim Dekantieren dieses
Flights (einmal, in Wasserflaschen,
um das Depot zu trennen) lange speziell über
diese drei Weine und unsere Vorgehensweise in
diesem speziellen Fall diskutiert, kamen aber
letztendlich zu dem Schluss, das Risiko einer
Oxidation einzugehen, da uns ein anderes Handling
mit ihnen nicht praktikabel und machbar erschien.
Hinzufügen muss man auch noch, dass die gesamten
Weine bis zu ihrer "Bestimmung" im Keller
zwischengelagert wurden. Ebenfalls nicht unerwähnt
bleiben soll, dass der Flight sinnvollerweise
eigentlich früher hätte drankommen sollen, was sich
aber wiederum nicht mit der Koordinierung der einzelnen
Gänge vereinbaren liess, alles etwas vertrakt und nicht
ganz einfach, alles und jedem gerecht zu werden...
Der Rede langer Sinn, die 3 "alte Knaben" aus dem Jahrgang
1959 hatten zuviel Luft, Talbot hatte bereits beim
entkorken deutliche Maggi und Liebstöckelnoten, was sich
natürlich noch etwas verstärkt hatte. Der eigentlich
stärkste Wein, Palmer, bäumte sich im Glas zwar nochmals
auf, wäre wahrscheinlich aber kurz nach dem Öffnen
optimal präsent gewesen, trotzdem ein schönes
Altweinerlebnis. Blieb noch der Pichon Baron. Ihm hatte
meines Erachtens der Sauerstoff fast nichts anhaben können,
unglaublich dichte und dunkle Farbe (Hermitage lässt
grüssen?), aber auch eine wunderbare Nase ohne Alterstöne,
zwar fehlte es dann an Druck und Länge, aber trotzdem
alles in allem, und unter diesen Bedingungen) sehr beeindruckend.
Damit keiner an diesem Abend dursten musste, gab
es auch noch zwei 1978 DoMags, die immer mal wieder
zwischendurch "zur Überbrückung", oder zu einem
Zwischengang zum Einsatz kamen, zum einen Gloria, reif,
wunderbar auf dem Punkt, gerade zum Essen optimal
da natürlich keine ganz grosse Konzentration, aber
deshalb besonders kompatibel.
Zum Zweiten ein weiterer Wein des Abends, der aber
erst so ganz langsam aus dem Tiefschlaf kommt und in
diesem Format für mich nochmals 20 Jahre Potential hat
(ich hatte später in meiner Hochstimmung eine noch damit
drittelgefüllte Wasserflasche auf den halbstündigen
"Hotelheimwegfussmarsch" mitgenommen, aber aufgrund
fehlender Kapazität nichts mehr trinken wollen,
sodass die Flasche auch noch den Heimweg mit antrat,
wo mir aber auch am Sonntag noch nicht wirklich wieder
nach Wein war, schliesslich und endlich probierte
ich diesen Rest am Montag und Dienstag, wo es immer
noch keine Anzeichen von Oxidation oder sonstigen
Verabschiedens gab...
Sorry!
Ein Bericht, mehr oder weniger aus der Erinnerung
heraus schreiben, und arbeiten, da bleibt
zwangsläufig mal etwas auf der Strecke, und hier
natürlich das wichtigste, besagter Wein war
1978 Pichon Comtesse aus der DoMag.
Vertikal ging es
weiter, mit einem eher an Gemüsesuppe
erinnernden 89 Lynch Bages,
einem "etwas unter Wert" geschlagenem
des Jahrganges 1970, der irgendwie nicht so richtig
aus den Puschen kam, der benötigt nach
wie vor ein "Sauerstoffzelt" um zeigen
zu können was in ihm steckt, und ein
famoser Neunziger. Interessant wäre in der
Tat gewesen, die zwei grossen (89+90) Jahrgänge
nebeneinander im Glas zu haben, stilistisch
dürfte der "ältere" etwas "ernster" sein,
(noch) nicht so hedonistisch, auch in der Länge
hätte er aller Wahrscheinlichkeit (noch) das nachsehen
gehabt, auf Dauer aber doch einen kleinen Tick besser sein,
alles in allem jedoch eine "Millimeterentscheidung"...
1990 95P. (und ein weiterer Wein des Abends)
Je später der Abend, je grösser die Ausfälle,
auch die nächste Vertikale blieb davon nicht
verschont. Diesmal traf es den 89 Montrose (Kork).
Dagegen war 66 sehr präsent, auch
hier praktisch keine Alterstöne, nicht die
ganz grosse Konzentration um nicht zu sagen
eher schlank, mittlerer Abgang, trotzdem wunderschön
zu trinken...
70 kämpfte wie schon der Lynch Bages in der runde davor
mit sich selbst (und der fehlenden Luft), es ist
einfach unglaublich, dass diese fast 40 Jahre alte Weine
in keinster Weise ausgereift sind, im Gegenteil mit
zuwenig Luft noch fast nichts preis geben, wird noch
ein langes Leben vor sich haben...
Die Lagenweine von Guigal 1992 waren
das horizonterweiternde Thema der
nächsten 3 Weine.
Und ein letztes Mal schlug der Korkteufel
zu, den La Landonne erwischte es diesmal.
Trotz des eher schwächeren Jahres, wobei
man davon eigentlich bei diesen Weinen
nie sprechen kann, sie sind einfach nicht so
massiv und ultralanglebig, sondern lediglich
nur "früher" trinkreif. Aussergewöhnlich sind
sie allemal.
Der La Mouline ist immer noch nur ganz schwach
entwickelt und benötigt allem Anschein nach mehr
Zeit. Er präsentierte sich sehr zurückhaltend,
etwas Pfeffer, etwas Kräuter, aber eben alles
nur in Minimalstdosis. Time will tell.
Ganz anders der La Turque, ein "Anspringwein" und
Nasenelexier par excellence. Expressivster Shiraz
in Reinkultur und das in einem solchen Jahr.
Sicherlich nicht das dichteste und ultralängste Teil,
aber wer braucht das schon? Tausendmal lieber ist mir so
etwas, dass 100% im Gleichgewicht steht. Yammi! 94P.
Finale:
Hillside wäre nicht Hillside, wenn er uns als
"Schlussakkord" nicht nochmals ein "richtiges
Kilo" mit auf den Heimweg gegeben hätte.
Natürlich waren folgende Weine jung,
natürlich war die Aufnahmefähigkeit in jeder
Beziehung längst über die Grenzen "belastet",
aber genauso natürlich war "der Abgang" massivst
eindrucksvoll...
Ein wunderschöner, bereits antrinkbarer 2005 Pignan
von Rayas, unglaublich balanciert und elegant, wie
ausser Rayas es nur ganz, ganz wenige Winzer an der
südlichen Rhone auf die Flasche bringen. 92P.
Sein "zweieinhalb Köpfe" grösserer Bruder, Rayas 2005,
logisch blutjung und nahezu unnahbar, trotzdem für mich
ohne wenn und aber auf dem Weg zu einer Legende und
ein Flirt mit der Perfektion...
Genau das Gegenteil dieser beiden Weine als Abschluss,
2005 Cotes du Rhone (!) La Bosse von Vieille Julienne.
Hektarertrag irgendwo bei 10l/hl, ultrakonzentriert,
ultraalkohol (16,5), ultra, ultra, ultra...
Womit wir auch beim Schlusswort sind,
eine ultrageniale Probe, nochmals vielen
Dank an HillsideMarkus "dabeigewesensein"
zu dürfen, und natürlich auch vielen Dank
an die Schweizer/Deutsche Truppe, die den
ihrigen Teil zum gelingen beitrug, bis
hoffentlich nächstes Jahr...