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Weinfex probt 1.0 (war Weinprobeneldorado)

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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weinfex

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Weinfex probt 1.0 (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:29

In diesen unruhigen Zeiten, kann man
sich eigentlich nur an den Genuss
halten.

Dem huldigte ich nun letzte Woche,
zwar eher dekadent exzessiv, aber
man muss ja schliesslich ein
Gegengewicht zur "Finanzgrosswetterlage"
bilden...

"Italienisch spontan" kam die Einladung
am Mittag eines Weinfreundes für den Abend,
beginnend mit den Worten:"...ich hab einen
_______ 07 offen...". Mein Beruf bringt es
mit sich, dass ich "spontan" grundsätzlich
nicht mag, jedoch gibt es ausserordentliche
Ausnahmen, sodass es kurz nach 20.00Uhr zu
einem "konspirativen Treffen" zu Dritt kam,
Hauptgrund trug den etwas seltsamen Namen
G-Max...

Die Flasche war bereits einige Tage (3/4) offen,
aber das tat diesem Weinmonument keinen Abbruch,
unglaubliche tiefe, aber nicht zu übertrieben
Dichte, typische Kellernase, Ähnlichkeiten zur
Abtserde sind extrem, im Mund verflüssigte Seide,
eine atemberaubende Eleganz und Balance, burgundische
Finesse, alle Komponenten scheinen ineinander zu
greifen wie ein Uhrwerk, ein Kunstwerk von Wein
wie es wahrscheinlich im trockenen Bereich noch nie
in die Flasche kam, schon in diesem Stadium
nahe der Perfektion, dürfte sich bis zur Trinkreife
auch wohl voll bis dahin entwickeln...

Nicht minder spannend, der Lagenjahrgangsvergleich
des Morsteins von Keller und Wittmann 2004, ebenfalls
3/4 Tage zuvor geöffnet.
Auch hier wieder diese typische "Kellernase" und auch
hier wieder der Beweis, grosse Weine brauchen keine
"lauten Töne" es ist stets die "Harmonie des Ganzen".
Wenn man etwas bekritteln will, so wäre es der minimal
fehlende Druck, was aber wohl auf die ordentliche
"Luftdosis" zurückzuführen ist, dafür zieht einen der
Wein mit seiner phänomenalen Länge in seinen Bann...
Etwas schlanker, aber ebenfalls ganz klar Wittmann
zuordenbar (früher gelesen), zeigt sich der Flightpartner.
Hier bekräftigt sich aber auch der Eindruck von
anderen Jahrgängen, der Wein wirkt "hintenraus" etwas
diffus und unfokussiert, sowie minimal alkoholisch.
Mich überzeugt das Reifeverhalten nicht wirklich,
zumindest stellen sich für mich in dieser Hinsicht immer
wieder einige Fragezeichen, weshalb ich dazu übergegangen
bin, einfach jung zu trinken...

Beendet wurde der Abend schliesslich mit 2 Rotweinen,
einem 93 Pontet Canet, ebenfalls "langzeitgeöffnet",
welcher sich erstaunlich frisch und rüstig präsentierte,
womit man, zumindest ich, nicht wirklich rechnen konnte,
rustikal und "etwas knöchrig", aber ein ungemeiner
Trinkspass, sowie ein 05 Maugey, welcher jedem Weinfreund
ans Herz gelegt ist, sicher mit nichts und niemanden
aus diesem Jahrgang vergleichbar, aber mit allen
positiven Jahrgangsattributen ausgestattet. Das verlängerte
Fasslager macht aus diesem Wein, zumindest im Moment,
eine richtige "Droge"...
Phänomenales PLV.
Zuletzt geändert von weinfex am Do 25. Nov 2010, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
Grüsse weinfex
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weinfex

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Re: Weinfex probt 1. (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:31

Am Samstag ging es "sportlich" weiter,
die SG Magnum Darmstadt 2008 stand an,
wobei der Ehren halber gesagt werden
muss, SG steht nicht für Spielgemeinschaft ,
sondern für Schluckgemeinschaft...

Jeder bringt eine oder mehrere Magnums mit und schon
hat meine eine formidable Probe zusammen die
ungefähr so aussah:

Meine beginnende "Altersweisheit" (ab 40 wird
der Schwabe klug!), der noch zu "hintermichbringenden"
nächtlichen Heimfahrt mit dem Zug oder der tags darauf
folgenden Verkostung im Kloster Eberbach, oder
allem zusammen, geschuldet, hielt ich mich beim
88 Jahrgangsprudler von Bollinger, dem reifen 03 Mandelgarten
von Christmann, dem 05 Sauvignon Blanc von Stachel und
dem famosen 05 Frühlingsplätzchen Spätlese trocken von
Emrich-Schönleber extremst zurück, dazu kam noch eine
im Hintergrund stehende, ehrfurchtseinflösende Batterie von Grossflaschen die aufgereiht auf ihre Bestimmung wartete...

1 Flight
95 Branaire Ducru machte den Anfang, rotbeerige
Frucht in der Nase, offener wie ich eigentlich
gedacht hätte, kräftige aber angenehme Säure, kompakt
am Gaumen, aber hier noch unentwickelt und jung,
wenn die Nase das hält was sie verspricht, dürfte sich
dieser Wein um den besten Platz in den Neunzigern
dieses Weingutes "bewerben", gefällt mir deutlich besser
wie 96...
91+P.
Erwartungsgemäss "offen wie ein Scheunentor", deutlich
"wärmere" Frucht, viel Nougat, voll entwickelt und reif,
"ordentlich" Holz und einer Ornellaiaähnlichkeit
"bis zum abwinken", der 95 La Gomerie.
Mit mehr Fett (und dementsprechend besser integriertem
Holz) wäre das ein ganz grosser Wein, allerdings
ist das schon Jammern auf hohem Niveau...
92P.

Als Zugabe zu diesem Flight gab
es noch einen 95 de Fieuzal, der
infolge der spontanen Neugier, undekantiert
war, und somit erstmal die komplette
"Klaviatur des Kuhstalls" spielte,
dass war einfach nur tierisch...
Jedoch wird dann doch aus so manchem
hässlichen Entlein, ein schöner Schwan,
wenn er denn nur genügend Sauerstoff bekommt,
so auch in diesem Fall, man konnte den
Wein förmlich die Luft einziehen hören,
sodass er mit der Zeit mehr und mehr Konturen
und Länge bekam, sowie das Weidevieh aus der
Nase verschwand.
Leider war nun das Glas leer,
aber der kommt...!
90P+.

2 Flight

Als einzigster Burgunder, gab es den
90 Charmes Chambertin von Raphet solo.
Zugängliche Frucht, knackige junge Säure,
rustikale Art aber unglaublich viel Tiefgang
und Finesse (so liebe ich Burgunder, nicht
dieses überholzte Sägewerkswasser, was man
heute als modern erachtet!), beginnende
Trinkreife...
93P.

3 Flight

Ein kleiner Abstecher nach Italien war fällig,
97 Boscarelli überzeugte mit einer schönen
Schokonase und nahezu integrierter Säure, wirkt
am Gaumen aber noch etwas komprimiert, dürfte
bei voller Trinkreife noch für ein bis zwei
Punkte gut sein...
90+P.

Flightpartner war der 97 Le Stanze von Poliziano.
Sehr reife Frucht trifft auf unentwickelte Tanninstrukur,
ob das gutgeht und irgendwann harmonisch wird
vermag ich nicht zu sagen, zugegeben mit der Zeit
wurde es im Glas etwas besser, gewisse Zweifel habe
ich aber trotzdem, ob man hier in diesem
"Jahrhundertjahrgang" nicht einfach zuviel gewollt
hat...

Eigentlich zum Hauptgang gedacht, raubte die zur Kaninchenkeule gereichte Rotweinjus dem 94 Pichon Baron sämtlich vorhandene Frucht, plastisch ungefähr so vorzustellen, als ziehe man seine/n Liebste/Liebsten aus und darunter erscheint lediglich ein Skelett...

Deutlich besser präsentierte er sich danach solo hinterher, schöne Pauillacaromatik, ordentlicher mittlerer Druck, sollte in vergleichbarer Eintel jetzt gut trinkreif sein, diese Magnum dürfte bis zur "absoluten" Trinkreife noch etwas Zeit benötigen...
90+P.

4. Flight

Und wenn wir schon mal beim "gnädigen" Herrn Baron waren, gab es hinterher gleich nochmals "Baron satt". Hier hätte sich eigentlich ein "Wein des Abends" versteckt haben können, aber erstens kommt es anders...
Zuerst kam aber erneut ein wenig Kuhstall "aus dem Glas ge(k)rochen", wirkte aber insgesamt harmonisch, sodass dies nicht weiter störte, schöner Trinkfluss mit mittlerer Länge, typischer Jahrgangsvertreter. 88 Pichon Baron 91P.

Erahnen konnte man das reife Jahr beim Baron 89, deutlich ausgereifteres Lesegut, wahrnehmbar durch die "wärmere Nase". Das war aber leider fast schon alles an Herrlichkeit. Am Gaumen sehr unsauber, um nicht zu sagen konfus. Ob fehlerhafte Flasche oder total reduktive Flasche lässt sich nicht wirklich sagen, auf jeden Fall super schade um diesen potentiellen ganz grossen Wein...

5 Flight

Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen
82 und 90 Comtesse! Glaubt Ihr nicht?
Und ob, denn ganz offensichtlich gibt
es unterschiedliche Füllungen,
okay die Jahreszahl auf dem Etikett ist
bei 90 immer "gleich dick", soviel hat
man anscheinend in der Zwischenzeit "gelernt"...
Diese Magnum 90 zumindest ging eher in Richtung
der Parkerbewertung, wobei sicher aber nicht ganz so
tief, irgendwo in den mittleren Achzigern,
aber es existieren auch Flaschen die sich locker
in den beginnenden Neunzigern befinden...
Anders kann ich mir zumindest diese grossen
Unterschiede nicht erklären.

Dafür machte (mal wieder) der 90 Citran unglaublichen
Spass. Hier stimmt einfach alles, in diesem Format
voll auf dem Punkt, so quasi auf der Spitze des Speeres,
vollreif, wunderschöne Harmonie und Balance,
riesengrosser "kleiner Wein".
92P.

6 Flight

90 Sociando
Die Flasche hatte keinen optimalen Füllstand,
Korken war komplett durchgeweicht. Ein Problem
(schlechte Korkqualität?) das auch einige
Eintel betraf. Welche Auswirkungen das auf den
Flascheninhalt hatte ist schwer zu sagen, ich
empfand sie aber als zu jung und reduktiv,
oxidative oder Alterstöne waren nicht zu erkennen,
sodass sie aller Wahrscheinlichkeit nach trotz
aller Widrigkeiten wohl zu früh dem "Schlachtbeil"
zum Opfer fiel...

Lustigerweise hatte ich mich zu Beginn mit unserem
OrgaChef "Dottore" noch über den "erblühenden" Jahrgang
83 unterhalten, da wollte der La Mission gleichen
Jahres wohl das seinige dazutun, mein Wein des Abends!
Deutliche Jodnase, sehr jung am Gaumen, tolle Länge.
Wird mit jeder Minute im Glas besser und runder,
dass ist ganz gross...!
95 (in Grossformaten mit einem +)P.

Danach war leider Zeit mich zu verabschieden,
ich musste noch auf meinen Zug zurück.
Danke für diesen äusserst gelungenen Abend an
alle Mittrinker und besonders an unseren
"Dottore"!

Da einige Forumsmitglieder ebenfalls dabei
waren, wäre es lieb, wenn Ihr hier die folgenden
Flaschen posten könntet, denn der Flaschentisch
war ja maximal zur Hälfte leer...
Grüsse weinfex
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weinfex

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Re: Weinfex probt 1. (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:32

Am Sonntag Nachmittag ging es dann
per Busshuttle ins Kloster Eberbach.
Die Grossen Gewächse 2007, bis auf
wenige Ausnahme wie Keller, Dönnhoff, u.a.
waren angetreten...

Zumindest die äusseren Umstände waren
perfekt, herrlicher Altweibersommer im Rheingau,
angenehme Temperaturen. Schon kurz nach der
Eröffnung um 13.00Uhr waren die ehrwürdigen
Klosterhallen bestens gefüllt, ein Durchkommen
war teilweise gar nicht so einfach, was für
einen solchen Event sicher nicht optimal ist.
Ich will nun aber nicht zu mäkeln anfangen,
mich auch nicht über die Weintemperaturen
beschweren, entweder waren sie deutlich zu warm,
oder deutlich zu kalt, da mir die Schwierigkeit
das alles perfekt zu lösen bewusst sind, schön
wäre es wenigstens wenn man daran arbeiten würde,
denn das alles ist eigentlich schon von den
Vorjahren bekannt. Doch zu den Weinen...

Battenfeld Spaniers Frauenberg war bespw.
so ein Opfer, viel zu warm und keinerlei
Luftkontakt des Weines, wenn dieses Muster
mein Erstkontakt gewesen wäre und ich nicht
wüsste was er eigentlich ins Glas bringen
kann, hätte ich ihn genauso schnell vergessen,
wie ich ihn ausgespuckt habe...

Künstlers Hölle präsentierte sich, wie eigentlich
immer zu dieser Zeit, extrem unentwickelt und
unfertig. Potential allerdings ohne Ende...

Ähnlich schwierig probierte sich Weils Gräfenberg,
aber wer 06 letztes Jahr zu dieser Zeit probiert
hat weiss ein Lied davon zu singen, inzwischen
ist daraus ein wunderschöner, wenn auch etwas schnell
reifender Wein geworden, da ist es mir um den
Jahrgang 07 nicht bang, das wird schon...

Wittmanns Morstein
Auf die Entwicklung bin ich ganz zu
Beginn bereits eingegangen, auch 07 präsentiert
sich in diesem Stadium wieder genial gut,
glockenklare Frucht, knackige perfekt integrierte
Säure, sehr viel Spiel, unglaubliche Länge,
eigentlich der Prototyp eines Rieslings...

Müller Hamm Mandelstein
Nun, ich mag keine Mandeln, vielleicht liegt es daran,
dass ich mit diesem Wein einfach nicht zurecht komme,
wirkt auf mich irgendwie wie aus einer anderen, vergangenen
Zeit. Irgendwie unsauber, wenngleich
er auf der anderen Seite auch nicht fehlerhaft ist.
Vielleicht kann mir ja jemand hier helfen, warum ich
so Probleme mit diesem Wein habe...?

Schloss Johannisberg Silberlack
Zumindest nicht mein Wein, sehr
modern und sehr reif, will sagen
restsüss und breit, dass man auf
"Kartoffeläckern in Rheinhessen"
charakteristische Weine machen kann,
ist inzwischen ja bewiesen, dass
man aber im Rheingau einen Wein,
ohne jeden Bezug zur Erde auf der er wächst
produziert, kann und will ich nicht
verstehen. Um nicht falsch verstanden
zu werden, der Wein ist nicht schlecht,
mir fehlt einzig seine Seele (lasse mir
aber gerne "helfen", sollte es einen
"Dolmetscher" fürs "Verständnis" geben)...

Nicht wirklich neu, Schäfer-Fröhlichs genial
homogene GG Kollektion. Am "schwächsten" empfand
ich noch die Kupfergruppe, die sich relativ
zugänglich zeigte, nur ist da für mich zuviel
Restzucker "im Spiel". Nichtsdestotrotz sind wir
aber hier punktemässig trotzdem schon in den
beginnenden Neunzigern. Um die Krone sehe ich
den Halenberg und das Felseneck "kämpfen", mit
leichten Vorteilen für zweiteren, liegt aber
vielleicht daran, dass der Halenberg noch
verhaltener entwickelt ist (punktemässig beide in
den mittleren Neunzigern)...

Mächtig aufgeholt hat Wagner-Stempels Heerkretz,
hatte ich bisher den Höllberg einen Tick besser
gesehen, überrollte er ihn bei diesem Vergleich
förmlich. Unglaublich komplex mit sehr schöner Länge,
auch ihn sehe ich inzwischen in den mittleren Neunzigern.
Den Höllberg mit seinem sehr reifen Körper, ein
wirklich mächtiges Teil, aber mit fein verwobener
knackiger Säure, so 2 Punkte tiefer.

Ich hoffe ich langweile euch
nicht langsam? Es kommen noch
ein paar Eindrücke...

Müller-Catoirs Breumel
Auch für ihn kommt diese
Probe fast immer zu früh,
aber bei ihm bin ich mir
absolut sicher, er wird mit
nahezu jedem grossen Wein aus diesem
Jahrang mithalten können...

Ebenfalls schwierig und unfertig,
Laibles Plauelrain, sicher einer der
unmodernsten grossen Weine aus
diesem Jahrgang. Reines Potentialtrinken.

Ich bin kein grosser Christmann Fan,
die Weine sind mir eigentlich immer zu brav
und "gebügelt", wenngleich ich natürlich
zugeben muss, die Weine haben grundsätzlich
durchgängig durch die Kollektion eine
eigene und persönliche Weingutsstilistik.
Der Reiterpfad war mir etwas zu banal,
deutlich stoffiger mit schönem Spiel der
Mandelgarten, der dürfte schon relativ jung
Spass machen. Darüber trohnt ein Idig, der
alles was ich vorher aus dieser Lage
getrunken habe in den Schatten stellt, oder
besser ausgedrückt, stellen wird, denn der
Gaumen ist bis jetzt noch sehr verhalten
entwickelt. Doch seine Nase macht mich da
ganz sicher, eine unglaubliche Tiefe,
komplex und verspielt, einfach nur genial...

Auch Mosbacher überzeugt mich
nur selten, aber 2007 ist halt manches
anders, der Kieselberg ist
mir zu mächtig und unbalanciert, auch
das Freundstück ist sehr reif gelesen,
wirkt aber deutlich fokussierter.
Noch eine Stufe darüber würde ich
das Ungeheuer sehen, allerdings an
diesem Tag chancenlos gegen einen
fulminanten Pechstein. Nahezu perfekte
Nase, burgundische Cremigkeit ohne
den Riesling zu verleugnen, am
Gaumen natürlich auch hier noch sehr
jung und unentwickelt, aber es ist alles
da für eine grandiose Zukunft. Dieser
Wein hat mich richtiggehend "geflasht",
ich habe es ja schon an anderer Stelle
erwähnt, ich musste ihn viermal probieren
um es glauben zu können...
Heute Abend kommt übrigens die Nachprobe dran,
ich bin gespannt wie ein Flitzebogen...

Danach setzte ich mich noch eine Stunde
vor die Klosterkirche und hörte von aussen
den Chorälen zu, ich hörte quasi die Englein
singen...

Fazit: Es gibt die ganz grossen Weine in diesem
Jahrgang, da beisst für mich keine Maus den
Faden ab, aber natürlich gibt es auch Schatten,
und auch das ist zweifelsohne unbestritten...

Kleiner Nachtrag:
Nach all den jungen Weinen, abends
dann noch einen 88 Lagrange, "aus der Reihe
gut antrinkbar", ein Bordeauxklassiker und
Meister der Finesse...
Am Folgetag gab es natürlich auch noch etwas
zu trinken, einen Wein der schon länger auf
der "Wiedervorlageliste" steht und von
dem die Degunotiz von Weinfreund Tony nicht
zu Potte kommt (alles muss man selber trinken),
99 Haut Brion. Quasi als Belohnung für die
"harte vergangene Woche". Was soll ich als
"Abhängiger dieses Weingutes" schreiben,
immer noch sehr sehr jung, aber nicht vernagelt,
quasi der Gegentwurf zum Lauthals Mouton,
faszinierende Tiefe und Komplexität, mächtiger
Druck am Gaumen, eben einfach genialer
grosser Sport...

So und jetzt ist Schluss, bevor mein Account
gesperrt wird.

Grüsse
P.S. In 2 Wochen steht die nächste fette Probe
in Freiburg an, wenn alles klappt und ich wirklich
dabei sein kann werde ich wieder 3 Sätze darüber
schreiben...
Grüsse weinfex
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weinfex

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Re: Weinfex probt 1. (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:37

NIENTE DA NIENTE;-)...

oder um es auf deutsch zu sagen,
"Von Nichts kommt Nichts". Dieses
Sprichwort steht auf dem ultrahässlichen
Etikett von Enrico Fossis 2003 Syrah,
von dem später noch die Rede sein wird,
aber wer solche Qualitäten in die Flasche
bringt und auch noch mit so wahren und klugen
Sätzen beschriftet, darf auch solche
Etikettierungen vornehmen...;-)

Die "Hillside" Jahresprobe stand an,
dieses Mal in Schmidhofen bei Bad Krozingen
im Storchen, einem kleinen Ein-Stern-Restaurant,
dass, ganz speziell bei den regionalen
Gerichten, sensationelles leistet, mir läuft jetzt
noch beim Schreiben dieser Zeilen das Wasser
im Mund zusammen. Es passiert mir wirklich
extremst selten, dass ich vor einer Speisekarte
stehe und praktisch die ganzen Gerichte liebend
gerne probieren möchte. Chapeau Familie Helfesrieder!
Dabei ist das Essen nur der sekundäre Grund sich
stundenlang ins Auto zu setzen, es sind Markus'
legendäre Proben, die jeden Aufwand und jede
Mühe lohnen und belohnen. Die Eindrücke dieses Events
sind vielleicht am ehesten mit einem Besuch des
Restaurants EL BULLI zu vergleichen, man wird mit
"Geschmacksbildern" nur so "bombardiert", dass man
noch Tage danach immer wieder "Rückbesinnungsanfälle"
hat, um dies alles so nach und nach aufzuarbeiten.
Vielen Dank für die Teilnahme an diesem spektakulären
Ereignis und die Grosszügigkeit so eine Mammutveranstaltung
durchzuführen!

Begonnen wurde, quasi zum Eintrinken, am Freitag
mit einem BYO Party, jeder bringt dieses oder
jenes aus seinem Keller mit, es werden 2 Flights
prepariert und blind serviert....

Nach dem Eintrinken mit dem
01 Pechstein GG von Buhl, reife
Pfalznase, etwas phenolisch und
kurz, ging es gleich richtig zur
Sache:
90 Chambolle Musigny Les Amoureses
von Amiot Servelle, reifes Waldbeeren-
kompott, noch relativ kräftige Farbe,
fehlt etwas Körper (Ertrag?) und Kraft
88P.
gegen einen übermächtigen, trotz kleinerem
Jahr, 88 Richebourg von Hudelot Noellat
Unglaublich was für eine Tiefe und Kraft
dieser Wein entwickelt hat, so eine Süsse
würde ich eher in einem sehr heissen Jahr suchen,
wunderbare Länge, schmackofatz 92P.

Was ist nur mit dem Sassicaia los? Was sich da aus
dem Jahrgang 1999 im Glas befand, war keineswegs
ein schlechter Wein, nur wenn ich irgendwo in
Süditalien (Serpico) unterwegs bin, sehr reife Frucht
(überreif?), kräftiger (und etwas spitzer) Alkohol,
vordergründig, notiere, dann wundere ich mich schon
ein wenig. Wenn ältere Jahrgänge nicht schon
bewiesen hätten, dass es auch anders (besser) geht,
würde ich zumindest von einem stilitischen
Irrweg sprechen... 90P.
Wie es geht (gehen könnte), bewies ein etwas
entfernterer Nachbar, 99 Lupicaia, eine unlängst
probierte Flasche aus meinem eigenen Keller, lies
mich schon die Augen reiben, dieser Jahrgang hat sich
zum bis dato besten Jahrgang (auch als 97) entwickelt.
An diesem Abend nun die Bestätigung, stark cabernetlastig,
minimal zuviel grüner Paprika, aber nicht wirklich
störend, kräftig zupackende Säure, aber auch die passt
zum Ganzen, und insgesamt wirkt trotzdem alles gut
balanciert, superbe Länge. Toller Wein, der gerade
am Anfang der Trinkreife steht... 93P.

100 Punkte hatte an diesem Abend beim nächsten
Wein sicherlich noch niemand im Glas, dazu hatte
er aller Wahrscheinlichkeit 2-3 Tage zuwenig Luft gehabt,
dass es allerdings einmal soviel werden, daran habe
ich nicht den geringsten Zweifel. Er ist jetzt gerade
10 Jahre alt, trinkt sich, als sei er gerade abgefüllt
worden und ein aktueller Jahrgang, der Fruchtkern ist
umschlossen von meterdicken Tanninmauern. Einzig man
kann es erahnen, das flüssige, zukünftige Paradies...
98 La Landonne Guigal
Ganz egal was man neben ein solches Monument stellt,
es ist undankbar. Enrico Fossis Syrah aus dem Jahrgang
2003 schlug sich beachtlich, um nicht zusagen, sensationell.
Von diesem Hitzejahrgang war nichts, aber rein gar nichts
zu schmecken, perfekt reifer Syrah, kühle Stilistik
mit expressiver Neuer Welt Frucht. In D nahezu unbekannt,
zeigten uns die anwesenden Schweizer Weinfreunde einmal
mehr, warum Italien bei Ihnen so hoch im Kurs steht...
94P.

Selten genug an diesem Abend,
lehnte ich mich auf meinem Stuhl
zurück und sog die Nase des nächsten
Weines auf, endlich Bordeaux im Glas;-),
und ohne Frage auch mein Wein des Abends,
leichte Gravesallüren, aber auch die
Festigkeit eines Pauillac, schwierig
zuzuordnen aber saugut, jung, keinerlei
Tertiäraromen, baute im Glas mehr und mehr
aus, wunderbare Länge...
Keiner erkannte auch nur annähernd das Chateau,
vom Jahrgang ganz zu schweigen (ich war in
den Achzigern), es war 1970 La Lagune, sofort
musste ich an die Magnum des gleichen Jahrganges
an der letzten Hillsidejahresprobe denken,
total verkapselt und enttäuschend, kein Wunder
beim Zustand dieser Eintel...95P.

Vorfreude auf die grossen Weine des Jahrganges
1995 macht, wie bereits vor 2 Wochen der La Gomerie,
inzwischen auch der Monbousquet aus der Magnum.
Deutlich schwächer extrahiert und somit weniger
"auf Krawall getrimmt" wie die Jahrgänge ab 1997,
präsentierte er sich mit schöner Süsse und
mittlerer Länge, ein "Saufwein" im besten Sinne.
91P.

Grandios auch die nächsten beiden
Weine, ersterer mit einer offenen,
anspringenden Grenachenase, Hedonismus
und Trinkspass pur, sei es nun ein
Zwischenhoch oder bereits beginnende
Trinkreife, der 2001 Bois de Boursan
Cuvee des Felix wusste auf ganzer Linie
zu überzeugen...94P.
Ganz anders der 2001 Marcoux VV, verhalten
und zurückhaltend, aber was für Versprechen
für die Zukunft, hier ist praktisch alles
am richtigen Platz in richtiger Dosierung,
kommt etwas im Glas mit mehr Luft, benötigt
aber wohl noch einige Jahre bis zur Trinkreife,
und wäre wahrscheinlich dann der richtige
Flightpartner für den 1998 La Landonne...
98+P.

Genausowenig wie Burgund, ist Piemont auch nicht
meine Baustelle. Ich empfand die beiden Weine
des nächsten Flights stilistisch relativ konträr,
obwohl doch eigentlich Scavino eher der "Modernere"
ist, empfand ich den 96 Bric del Fiasc sehr traditionell,
jung und unentwickelt. Im Gegensatz zu dem Traditionalisten
Aldo Conterno, dessen 96 Gran Bussia auf mich eher
einen "moderneren Eindruck" machte. Er war auch deutlich
fruchtsüsser und weiterentwickelt...
Kann mir irgendjemand aus diesem wirrwarr heraushelfen...?
Ach ja Punkte, den Bric del Fiasc sehe ich locker
in den mittleren Neunzigern, Conterno etwas darunter.

Konsequenterweise danach ein Toskanaflight, mit einem
total indesponierten 1997 Cepparello aus der Magnum,
keine Ahnung ob das noch jemals etwas wird, oder sich
bereits verabschiedet hat, aber die Hoffnung stirbt
bekanntlich zuletzt und einem sehr jungen, aber sich
im Glas entwickelnden 1997 Cortaccio, dem ja ein
grosser Ruf vorauseilt. Hier hat man in diesem Jahrgang
anscheinend alles richtig gemacht, im Gegensatz zu vielen
Kollegen, die einfach viel zu spät geerntet haben, kommt
da Frische und Balance ins Glas, ordentlich Druck und Länge,
steht mit dem Scavino Barolo punktemässig auf einer Ebene...

Farblich sehr reif, dagegen im Mund sehr unterentwickelt,
wie das zusammenpasst soll mir mal jemand erklären,
präsentierte sich der 1990 Rieussec aus der Magnum,
nichtsdestotrotz, für "Gelegenheitssüssweintrinker"
wie mich gerade richtig...
Ebenfalls absolut erwähnenswert ein 2003 Montefalco
Sagrantino Passito von Tabbarini, der entfernt an
einen Recioto erinnerte, aber deutlich frischer
und komplexer daherkam...

Nach einem "Ritt durch die Nacht" mit dem Taxi,
wusste gar nicht das Bad Krozingen soviele Kurven
hat, ging ein erlebnisreiches "Eintrinken" zuende...

Zum Glück gibt es nichtschreibende
Mitleser hier (Danke!), die mich
gerade auf einen fehlenden Flight
aufmerksam gemacht haben, dass kommt
nun von so einem inflationären
Aufgalopp der dicken Dinger, da
übersieht man schon mal etwas...
Und die hatten es auch noch so richtig in sich.

Togni ist mein ganz persönlicher
Lieblingsbordeaux, äh Kalifornier , nur
ausgerechnet der hochbepunktete aus dem
Jahrgang 1997 haut mich irgendwie so gar nicht
vom Sockel, was einmal mehr an diesem
"zu reifem Jahr" liegen dürfte, denn so ganz
will ich die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass
er nochmal "etwas schlanker" wird. Es dürfte
der kalifornischte aller bis heute produzierten
Tognis sein, dass ist mir einfach zu breit, fett und
süss...93P. (manchmal kann man mir einfach nicht helfen)
Ganz anders dagegen, 1991 Dominus (endlich mal eine Flasche
die nicht korkte), was ist das nur für ein Hammerteil,
blutjung, genialer Körper, Tiefe, Länge, alles da,
der dreht im Glas mit der Luft immer noch ein Stück
mehr an der Schraube, ganz klar an Bordeaux
orientiert mit einem Schuss Kalifornien, daran könnte
man sich gewöhnen...96+P.

So, dass müsste der erste Tag aber jetzt wirklich gewesen
sein!

Bereits um 6.00Uhr war die
viel zu kurze Nacht um, mein
innerer Wecker klingelte, was
ich wahrscheinlich noch überhört hätte,
wenn nicht der äussere, in Form einer
Kirche neben dem Hotel, nicht zur
Hilfe gekommen wäre, in dem er sich
solidarisierte und die Glocken ebenfalls schwang...
Komischerweise war ich der Erste aus der Truppe
beim Frühstück.

Um 14.00Uhr machte ich mich mit Markus an das Öffnen
und Dekantieren der Flaschen, was fast 3 Stunden
in Anspruch nahm, (fast) ohne auch nur einen einzigen
Schluck probiert zu haben, (gerochene) Ausfälle gab
es bis zu diesem Zeitpunkt nicht, was sich später noch
etwas ändern sollte...

Um 17.00Uhr war "Almauftrieb". Es ging los...

Eine "leicht lädierte" (die hatten wir beim Dekantieren
probiert, da der Füllstand extrem schlecht war, ob er
überhaupt noch lebt) DoMag 1994 Dom. Chevalier blanc
bildetete den Auftakt. Sie hatte zum Glück keinerlei
Defizite, im Gegenteil sie benötigte sogar einige Zeit
im Glas um Ihre junge, noch etwas spitze Säure besser
zu integrieren, von perfekten Flaschen in diesem Format
würde ich aber noch die Finger lassen...92+P.

Zur gebratenen Gänseleber (mit einer höchst gelungenen
Tarte vom Gravensteiner Apfel) gab es einen
1990 Lafaurie-Peyraguey aus der Magnum. Deutlich mehr Druck
und Süsse wie der vergleichbare Rieussec des Vortages,
auch mehr Spiel und Komplexität, allerdings mit einer
leichten Alkoholspitze, welche sich aber glücklicherweise
mit dem Essen besser einband. So war die "Verteilung" dieser
zwei Sauternes perfekt gewählt, da der Rieussec aller
Wahrscheinlichkeit zur Gänseleber "untergegangen" wäre...

Zwei "Babys" erwarteten uns im
nächsten Flight, 2000 Richebourg
von Jean Grivot aus der Magnum war
deutlich komplexer als sein Partner im
anderen Glas, er veränderte sich praktisch
mit jedem "Luftzug, trotzdem in einer eher
schwierigen (Umbruch-)Phase. 92+P.
Konträr dazu der andere Wein, farblich fast schwarz,
"qualmende Nase" nach zerquetschten Oliven, Garrique,
Druck, Konzentration und Fülle ohne Ende, hier dürfte
noch mehr Geduld angesagt sein.
2000 Reine des Bois von Mordoree, ebenfalls aus der Magnum.
95P.++P.

Ein letzter Schwenk nochmals ins Burgund,
und hier begannen wir nun auch in 3er Flights
zu probieren:
Beginnend mit einem 2005 Mazis Chambertin von der
Zungenbrecher Domaine Confuron Cotetidot.
Ich bezeichne ihn mal als "meine Einstiegsdroge",
denn das ist so ziemlich das, was ich aus
diesem Gebiet eigentlich erwarte, anscheinend (?)
relativ traditionell vinifiziert, etwas Sauerkirschen,
tolle Tiefe, unglaublich elegant, zu keiner Zeit
erschlagend oder erdrückend, ausschliesslich auf
Eleganz und Komplexität setzend, bleibt unglaublich
lange am Gaumen haften, absolut faszinierend...
95+P.
Da wirkte der 2005 Chambolly Musigny Le Cras von Roumier
deutlich weiter und entwickelter, was allerdings
eher u.a. am Neuholzanteil und der moderneren
Vinifikation liegen dürfte...92P.
Als Pirat gab es einen dt. Pinot Noir dazu, ein
2005 Spätburgunder GC von Wassmer.
Vermutlich aus maximal getoastenen Barriques, denn
die Nase war so unglaublich süssholzig, soetwas
hatte ich vermutlich noch nie darin...
Dementsprechend lang und mastig war der Wein dann
auch, Spätburgunder fand ich allerdings praktisch
keinen im Glas...

Der nächste Dreier hatte
90 Bordeaux zum Thema, und auch einen
ersten korkigen Ausfall. Und was wohl?
Natürlich mal wieder Sociando.
Die Qualität in guten Flaschen ist
legendär, ähnlich wie die verwendeten
miesen Korken in diesem Jahr (siehe
Degu vor 2 Wochen)...
Daneben stand ein Citran, welcher mir aus
der Magnum, ebenfalls 2 Wochen vorher, bei
weitem besser gefallen hatte. Hier könnte ich
mir vorstellen, dass sehr "weite Flaschen"
schon etwa über den Punkt hinaus sind, oder
zumindest recht zügig getrunken gehören.
Sehr schön dagegen Phelan Segur, ich hatte diese
beiden Weine eigentlich genau andersherum getippt,
da der Citran sehr fruchtarm mit einer nahezu
eisigen St. Estephe Säure aufwartete, und der
Phelan sehr rund und mollig mit mittlerem Druck
und Länge. Wieder einmal nichts gewusst...

Eine "kleine Horizontale" stand an,
Ducru Beaucaillou 61/70/78
Ein Hammerflight, ohne Frage. Allerdings musste
der Älteste die Kohlen für die anderen
zwei Kollegen aus dem Feuer holen. 78 war so etwas
von unnahbar und jung, trotz des Dekantierens. Prunkstück
war seine Käsenase, die jeder Sennerei zur Ehre
gestanden hätte. Auch 70 war nicht sonderlich
kommunikativ, sicherlich präsenter, aber auch extrem
"luftbedürftig". "Eine Faust im Samthandschuh" trifft
es für mich am besten...
Da musste man sich also an den "alten Herrn" halten,
reife Nase, aber keinerlei Alterstöne, wunderschöne
Süsse und gute Länge. Die Erhabenheit des Alters,
praktisch ohne jedes Gebrechen. Einer meiner Weine
des Abends...95P.

Wir hatten beim Dekantieren dieses
Flights (einmal, in Wasserflaschen,
um das Depot zu trennen) lange speziell über
diese drei Weine und unsere Vorgehensweise in
diesem speziellen Fall diskutiert, kamen aber
letztendlich zu dem Schluss, das Risiko einer
Oxidation einzugehen, da uns ein anderes Handling
mit ihnen nicht praktikabel und machbar erschien.
Hinzufügen muss man auch noch, dass die gesamten
Weine bis zu ihrer "Bestimmung" im Keller
zwischengelagert wurden. Ebenfalls nicht unerwähnt
bleiben soll, dass der Flight sinnvollerweise
eigentlich früher hätte drankommen sollen, was sich
aber wiederum nicht mit der Koordinierung der einzelnen
Gänge vereinbaren liess, alles etwas vertrakt und nicht
ganz einfach, alles und jedem gerecht zu werden...
Der Rede langer Sinn, die 3 "alte Knaben" aus dem Jahrgang
1959 hatten zuviel Luft, Talbot hatte bereits beim
entkorken deutliche Maggi und Liebstöckelnoten, was sich
natürlich noch etwas verstärkt hatte. Der eigentlich
stärkste Wein, Palmer, bäumte sich im Glas zwar nochmals
auf, wäre wahrscheinlich aber kurz nach dem Öffnen
optimal präsent gewesen, trotzdem ein schönes
Altweinerlebnis. Blieb noch der Pichon Baron. Ihm hatte
meines Erachtens der Sauerstoff fast nichts anhaben können,
unglaublich dichte und dunkle Farbe (Hermitage lässt
grüssen?), aber auch eine wunderbare Nase ohne Alterstöne,
zwar fehlte es dann an Druck und Länge, aber trotzdem
alles in allem, und unter diesen Bedingungen) sehr beeindruckend.

Damit keiner an diesem Abend dursten musste, gab
es auch noch zwei 1978 DoMags, die immer mal wieder
zwischendurch "zur Überbrückung", oder zu einem
Zwischengang zum Einsatz kamen, zum einen Gloria, reif,
wunderbar auf dem Punkt, gerade zum Essen optimal
da natürlich keine ganz grosse Konzentration, aber
deshalb besonders kompatibel.
Zum Zweiten ein weiterer Wein des Abends, der aber
erst so ganz langsam aus dem Tiefschlaf kommt und in
diesem Format für mich nochmals 20 Jahre Potential hat
(ich hatte später in meiner Hochstimmung eine noch damit
drittelgefüllte Wasserflasche auf den halbstündigen
"Hotelheimwegfussmarsch" mitgenommen, aber aufgrund
fehlender Kapazität nichts mehr trinken wollen,
sodass die Flasche auch noch den Heimweg mit antrat,
wo mir aber auch am Sonntag noch nicht wirklich wieder
nach Wein war, schliesslich und endlich probierte
ich diesen Rest am Montag und Dienstag, wo es immer
noch keine Anzeichen von Oxidation oder sonstigen
Verabschiedens gab...

Sorry!
Ein Bericht, mehr oder weniger aus der Erinnerung
heraus schreiben, und arbeiten, da bleibt
zwangsläufig mal etwas auf der Strecke, und hier
natürlich das wichtigste, besagter Wein war
1978 Pichon Comtesse aus der DoMag.

Vertikal ging es
weiter, mit einem eher an Gemüsesuppe
erinnernden 89 Lynch Bages,
einem "etwas unter Wert" geschlagenem
des Jahrganges 1970, der irgendwie nicht so richtig
aus den Puschen kam, der benötigt nach
wie vor ein "Sauerstoffzelt" um zeigen
zu können was in ihm steckt, und ein
famoser Neunziger. Interessant wäre in der
Tat gewesen, die zwei grossen (89+90) Jahrgänge
nebeneinander im Glas zu haben, stilistisch
dürfte der "ältere" etwas "ernster" sein,
(noch) nicht so hedonistisch, auch in der Länge
hätte er aller Wahrscheinlichkeit (noch) das nachsehen
gehabt, auf Dauer aber doch einen kleinen Tick besser sein,
alles in allem jedoch eine "Millimeterentscheidung"...
1990 95P. (und ein weiterer Wein des Abends)

Je später der Abend, je grösser die Ausfälle,
auch die nächste Vertikale blieb davon nicht
verschont. Diesmal traf es den 89 Montrose (Kork).
Dagegen war 66 sehr präsent, auch
hier praktisch keine Alterstöne, nicht die
ganz grosse Konzentration um nicht zu sagen
eher schlank, mittlerer Abgang, trotzdem wunderschön
zu trinken...
70 kämpfte wie schon der Lynch Bages in der runde davor
mit sich selbst (und der fehlenden Luft), es ist
einfach unglaublich, dass diese fast 40 Jahre alte Weine
in keinster Weise ausgereift sind, im Gegenteil mit
zuwenig Luft noch fast nichts preis geben, wird noch
ein langes Leben vor sich haben...


Die Lagenweine von Guigal 1992 waren
das horizonterweiternde Thema der
nächsten 3 Weine.

Und ein letztes Mal schlug der Korkteufel
zu, den La Landonne erwischte es diesmal.
Trotz des eher schwächeren Jahres, wobei
man davon eigentlich bei diesen Weinen
nie sprechen kann, sie sind einfach nicht so
massiv und ultralanglebig, sondern lediglich
nur "früher" trinkreif. Aussergewöhnlich sind
sie allemal.
Der La Mouline ist immer noch nur ganz schwach
entwickelt und benötigt allem Anschein nach mehr
Zeit. Er präsentierte sich sehr zurückhaltend,
etwas Pfeffer, etwas Kräuter, aber eben alles
nur in Minimalstdosis. Time will tell.
Ganz anders der La Turque, ein "Anspringwein" und
Nasenelexier par excellence. Expressivster Shiraz
in Reinkultur und das in einem solchen Jahr.
Sicherlich nicht das dichteste und ultralängste Teil,
aber wer braucht das schon? Tausendmal lieber ist mir so
etwas, dass 100% im Gleichgewicht steht. Yammi! 94P.

Finale:
Hillside wäre nicht Hillside, wenn er uns als
"Schlussakkord" nicht nochmals ein "richtiges
Kilo" mit auf den Heimweg gegeben hätte.
Natürlich waren folgende Weine jung,
natürlich war die Aufnahmefähigkeit in jeder
Beziehung längst über die Grenzen "belastet",
aber genauso natürlich war "der Abgang" massivst
eindrucksvoll...
Ein wunderschöner, bereits antrinkbarer 2005 Pignan
von Rayas, unglaublich balanciert und elegant, wie
ausser Rayas es nur ganz, ganz wenige Winzer an der
südlichen Rhone auf die Flasche bringen. 92P.
Sein "zweieinhalb Köpfe" grösserer Bruder, Rayas 2005,
logisch blutjung und nahezu unnahbar, trotzdem für mich
ohne wenn und aber auf dem Weg zu einer Legende und
ein Flirt mit der Perfektion...
Genau das Gegenteil dieser beiden Weine als Abschluss,
2005 Cotes du Rhone (!) La Bosse von Vieille Julienne.
Hektarertrag irgendwo bei 10l/hl, ultrakonzentriert,
ultraalkohol (16,5), ultra, ultra, ultra...

Womit wir auch beim Schlusswort sind,
eine ultrageniale Probe, nochmals vielen
Dank an HillsideMarkus "dabeigewesensein"
zu dürfen, und natürlich auch vielen Dank
an die Schweizer/Deutsche Truppe, die den
ihrigen Teil zum gelingen beitrug, bis
hoffentlich nächstes Jahr...
Grüsse weinfex
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weinfex

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Re: Weinfex probt 1. (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:39

Es gibt Weinproben, da sitzt Du noch nach Tagen auf
Deinem Stuhl und reibst Dir verwundert
die Augen, ringst nach Fassung, schüttelst
immer wieder ungläubig den Kopf,...
Ich hoffe Ihr versteht was ich zu
erklären versuche, ich meine Probeneindrücke die ich nicht
unmittelbar, geschweige denn mittelfristig,
irgendwie verarbeitet in mein viel zu kleines
Hirn hineinbekomme.

Genau so eine Probe war vergangenen Dienstag.

Wenn es einen (positiv) verrückten ChMargauxfreak
auf dieser Welt gibt, dann war genau der unser Gastgeber.
Trotz Termin mitten in der Woche waren alle bis auf einen
wirklich zu bemitleidenden verhinderten Teilnehmer alle
am Start. Auf der Einladung standen bis auf eine Ausnahme
nur "diverse" Jahrgänge Ch. Margaux...


3661 Beiträge

Erstellt am: 20.11.2008 : 16:04:51 Uhr Profil anzeigen Autor eine Email senden Besuche weinfex's Homepage Antwort bearbeiten Antwort mit Zitat Antwort löschen
Hallo Christian,

ich geb ja wirklich "alles", muss/
sollte aber ab und an auch etwas
"produktives" tun...

Begonnen wurde mit einem 2004 Chardonny
von Castelfeder / Südtirol aus der
Magnum und einer 90 La Grand Dame auf
das "Geburtstagskind".

Danach gleich 2 totgesagte, zumindest von der
einschlägigen Literatur etc., die ja bekanntlich
länger leben, 52 Margaux und 52 Haut Brion.
Natürlich war der Jahrgang bescheiden und natürlich
waren die Weine nie wirklich gross. Nur so tot wie
man glauben soll/könnte sind sie eben auch nicht.
HB mit einer gnadenlosen Jodnase, deutlich schlanker
als sein Glaspartner, präsente Säure, gewinnt im
Glas ordentlich, insbesondere an Länge.
Margaux mit deutlich kräftigerer Farbe (wirkte weitaus
jünger), schöne präsente (für so einen Jahrgang recht
"warme") Frucht, ordentliche Länge.
Stehen beide noch "ihren Mann" im Glas, ohne zu ermatten,
natürlich keine grossen Weine, trotzdem ein nicht minder
grosses Erlebnis und ein perfekter Einstieg in die Probe.

Ab jetzt wurde es "einfach".
Zumindest das Chateau zu erraten...

66 CM war im ersten Moment im Glas sehr
schlank, fast fruchtlos, rustikal mit
zähnebeschlagender Säure, drehte dann
aber im Glas von Minute zu Minute mehr
auf, gerade so als ob er am Beginn seiner
Trinkreife stünde. Dann auch deutlich
konzentrierter wie sein Flightpartner aus
dem Jahr 62. Der zwar im ersten Moment
präsenter wirkte, mit seiner "molligen"
Frucht zu wuchern wusste, aber insgesamt
trotzdem feiner und nicht so druckvoll wirkte.

Sehr burgundisch dann der CM 59. Mit der Süsse
des Jahrgangs, feinste Fruchtaromatik, unglaublich
frisch und ohne jede Alterstöne. Toller Wein!
Jedoch für mich dem Jahrgang 64 minimal
"unterlegen". Was allerdings wohl eher oder auch
an der Präferenz liegt (ich liebe Charakterköpfe).
Der wirkte etwas schlanker
und rustikaler, dafür am Gaumen unglaublich lang
präsent, und was wie ein Widerspruch dazu klingen
mag, eigentlich im Ganzen immer noch komprimiert.
Will sagen, noch jeder Menge Potential für
seine weitere Entwicklung, da kommt noch mehr...
Sensationell!

79 CM war 4 Stunden im Dekanter und
immer noch extrem jung.
Es ist unglaublich wie dieser Wein
von seiner Jahrgangstypizität dem
Haut Brion gleicht. Schon beim ersten
hineinriechen kam mir dies in den Sinn.
Versehen mit einer immer noch ordentlichen
frischen Säure, wunderbarem Druck und
guter Länge, wird dieser Wein auch noch
lange in der Zukunft um die Jahrgangsspitze
kämpfen.
Logischerweise konnte da 78 nicht ganz mithalten,
aber bedeutet dieses Jahr doch die Wende zum
Guten auf Ch. Margaux, und ist nicht zuletzt
deshalb "geschichtsträchtig". Er präsentierte
sich sehr reif und präsent mit etwas überhängender
Säure. Auch die Länge fehlt etwas, allerdings
dürfte er sich noch das eine oder andere Jahr auf
diesem Level halten können...

Es folgte das, was man so allgemein als den
"Heiligen Gral" eines jeden Weinfreundes ansehen
könnte: CM 47 Vandermeulen Abfüllung
Was soll ich sagen, ich habe an diesem Abend ganz bewusst
keine Punkte vergeben, es war mir schlichtweg zu profan.
Es steht für mich ausser Frage, diesem Wein eine
dreistellige Bewertung zuteilwerden zu lassen, aber
auch das beschreibt in keinster Weise die empfundene
Emotion beim Trinken dieses Monumentes...
Allein die Nase ist schon phänomenal und, sorry,
eigentlich unbeschreiblich, so tief wie ein Brunnen,
wahnsinnige Fruchtsüsse, eine Mischung aus Malz, Port,
Amarone und ein Hauch Minze. Am Gaumen dann eine Explosion,
Süsse, Druck, Länge, aber alles mit einer überragenden
Eleganz und Seidigkeit...
Unfassbar!

Der arme 34 CM (zumindest diese Flasche), der da im
Nebenglas sein (Noch-)Dasein fristete, hatte eigentlich
eine noch etwas jüngere (!) Farbe wie der 47, war aber
bereits in der Nase deutlich reifer, hatte sich anscheinend
bei der Konkurrenz noch vor dem ersten Schluck verabschiedet...
Schade!


Und danach gleich nochmals ein Flight,
bei dem man schon ganz alleine im
"siebten Rotweinhimmel" schwebt...
Die Jahrgänge 53 und 55 nebeneinander.
Ersterer wie bereits geschrieben mit
einem Korkton "vom Feinsten", der Wein
dahinter hätte aber mit Sicherheit
gleich nochmals in "allerhöchste Sphären"
gereicht. Dies übernahm dafür der Jahrgang 55.
Unglaublich frische und intensiv tiefe Nase,
wenn mir jemand gesagt hätte, der Wein wäre aus den
Achzigern, ich hätte es ihm ohne den geringsten
Zweifel abgenommen, kleidet den Gaumen komplett
aus mit ungeheurem Druck und Fruchtsüsse. Ewig lang.
Tja was soll ich schreiben, das ist Perfektion
mit fast ewigem Potential...
Nicht zuletzt diese Flasche hat gezeigt, wie wichtig
eine jahre/jahrzehntelange entsprechende Lagerung in
einem einzigen Keller ist, während andere Flaschen
dieses Weines bereits das zeitliche gesegnet hat,
war diese ein Jungbrunnen...


CM 88 ist ein "Kind" seines Jahrganges,
ultrajung, total unentwickelt und
unnahbar, hier dürften noch 5-10 Jahre
nötig sein, um auch nur in etwa von
Trinkreife sprechen zu können.

Im Gegensatz zu praktisch allen anderen
Weinen des Jahres 1985, kommt der CM
erst so ganz langsam in die Puschen,
legt seine Härte so nach und nach ab,
die man in der Vergangenheit schon so
oft falsch interpretiert hat. Das ist
ein Riesenwein, mit tiefer Nase, Fruchtcocktail
ohne Ende, gutem Gripp und immer noch sanft
aufrauhend. Das wird richtig gut...

Zum Abschluss noch ein CM 2003 auf Fruchturlaub,
der besteht zur Zeit lediglich aus flüssig-
gewordenen Holzdauben und wenn jemand immer
noch behauptet, dass ein grosser Wein, und das
wird er ohne wenn und aber werden (sah ich
an der Arrivage zumindest so), immer gross
schmeckt, dann soll er doch spontan mal
zum Korkenzieher greifen...

Eine ganz grosse Probe ging zuende, nochmals
vielen Dank an den Mr. Dottore Margaux für
dieses grandiose Erlebnis!
Grüsse weinfex
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weinfex

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Re: Weinfex probt 1.0 (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:48

Eine kleine Nachbetrachtung der
grossen ToskanaTAWProbe in Wiesbaden
Ende Oktober möchte ich noch nachreichen,
da sie etwas im "Schatten" der grandiosen
Piemontprobe einen Tag später stand
und kaum Erwähnung hier im Forum fand...

Zuerst vielen Dank an Oliver und allen
anderen Orgabeteiligten zu dieser schönen
und gelungenen Probe!

1. Flight
1982 Brunello Biondi-Santi Kork!
1980 Brunello Soldera Case Basse
Sehr reife Nase (schon etwas Liebstöckl im Anflug),
ordentlicher und gut ausbalancierter Mittelteil,
etwas fehlende Länge, trocknet am Gaumen aus...88P.
1978 Soldera Brunello Case Basse
Präsentierte sich deutlich besser, mal abgesehen von
der etwas verhaltenen Nase, schöne Reife, gut stützende
Säure, mittlere Länge, vielleicht etwas über dem
Punkt (fehlender Druck), trotz allem ein wunderschönes
Altweinerlebnis. 92P.

2. Flight
90 Tignanello Antinori
Tabaknase, kräftiges Holz, rauht den Gaumen noch etwas
auf, gute Substanz, wirkt noch etwas unharmonisch und
unfertig, ob sich das alles aber jemals zu einem
homogenen Ganzen zusammenfügt, vermag ich nicht
vorherzusagen...90P.(+?)
88 Bruno di Rocca Vecchie Terre di Montefili
Kam ich gar nicht mit zurecht, den sah ich schon
jenseits des Jordans...
88 Darmagi Gaja
Leicht grüne Anklänge in der Nase, ordentliche
Portion Paprika, piemonteser Säure, gajatypische
Frucht, Cabernettypizität bis zum Abwinken.
Wirkte sehr jung im Ganzen, aber toller Wein
mit noch sehr gutem Potential. 93+P.

3. Flight

88 Sassicaia ist fraglos einer der bis
heute besten Jahrgänge überhaupt, immer
noch unglaublich jung, zupackendes Tannin,
wunderschöne Süsse, tolle Konzentration
und Länge. Toll. 93+P.

Solaia 89 Kork

Gegen den Sassicaia hatte der Cos 88 keine
Chance, nach einem Zwischenhoch letztes Jahr,
haben sich die Flaschen wieder relativ
stark verschlossen, dieses Exemplar wirkte
ordentlich komprimiert, zwar alles da und auch
am richtigen Platz, aber eben jenseits jeder
Trinkreife...91+P.

4. Flight

Guado al Tasso 97, ein Monster moderner Weinbereitung,
kann kaum "laufen" vor Konzentration, bitter,
spritig, auch hier wirft für mich der Antinori Wein
mehr fragen auf, als ich Hoffnung für seine Zukunft habe...
Sammarco 97 ist im Moment nahezu untrinkbar, nun habe
ich keine Ahnung, ob er sich jemals finden wird, aber
im Gegensatz zum Guado traue ich ich es ihm wenigstens zu...
Zum ersten Mal richtig gross hatte ich den Lupicaia 97
im Glas, hier scheint man früh genug gelesen zu haben,
um nicht nur Alkohol im Glas zu haben, toller mächtiger
Körper, wunderbare Süsse, ausgleichende frische Säure,
Länge ohne Ende, hier stimmte einfach nahezu alles,
endlich mal ein Wein, wo das Prädikat Jahrhundertjahrgang
einem nicht wie eine Karrikatur vorkommt...94P.

Einmal mehr in guter Verfassung,
97 Ornellaia, für das reife Jahr
mit einer wunderbaren Säurestruktur
augestattet, satter dichter Fruchtkern,
diese Flasche wirkte noch minmal unentwickelt,
was sich etwas in der Länge bemerkbar machte,
aber ohne Frage toll gelungen...93.(+)P.
Wie eigentlich seit Jahren immer unter Wert geschlagen,
97 Sassicaia, ich bin anscheinend einer der
"letzten Verfechter" dieses Weines aus diesem Jahrgang ,
denn trotz allgemein relativ schlechten Bewertungen,
bin ich nach wie vor davon überzeugt, der Wein wird
noch kommen, er benötigt nur sehr viel Luft, oder
einfach nur noch einige Jahre Reife. Er präsentierte
sich relativ diffus, sehr weitmaschig,
mit anscheinend starker Überreife, es passt noch so gut
wie gar nichts zusammen. In diesem Zustand mit
Müh und Not 90P. (für mich mit doppeltem +).
Der dritte Wein im Flight, fiel vor allem dadurch
auf, dass er stilistisch überhaupt nicht zu den
anderen zweien passte. Oliver hatte noch einen Piraten
eingebaut, allerdings waren meine diesjährigen Eindrücke
vom 96 Leoville Poyferre alle deutlich besser, als
dieses relativ unzugängliche Muster...92+P.

Es wurde Zeit für meinen Wein des Abends, 97 Percarlo,
wenn ich etwas zu mäkeln habe, dann ist es die noch
relativ schwache Komplexität, Druck++, Länge++,
Alkohol++, sind mehr als genug vorhanden, nur etwas
mehr Tiefgang wäre fein...95P.
Ebenfalls wunderschön, und zugegeben für mich
auch etwas überraschend, Brunello Pian dell Vigne
von Antinori, sehr jung und noch verhalten entwickelt,
aber Anlagen und Kern versprechen eine superbe
Zukunft, toller Wein! 93++P.

Abschlussflight schliesslich zwei
Brunelli, einmal 97 Poggio Antico Riserva,
der sich ganz am Anfagn seiner Trinkreife
befinden dürfte, schöne stützende Säure,
reife Frucht. Druck und Länge dürften sich
noch etwas entwickeln. 92+P.
Piccolomini Pianrosso 98 ist in schönster
Trinkreife, das ist alles schon sehr rund
und ausgewogen. Sehr guter Wein! 93P.

Nochmals vielen Dank an alle Teilnehmer!

Ich wünsche allen bekannten und unbekannten
Weinfreunden Frohe Weihnachten und immer
genug Wein "unterm Kiel"...
Grüsse weinfex
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Re: Weinfex probt 1.0 (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:50

Nachträglich allen ein Gutes Neues Jahr,
möge die Krise Mitleid mit uns haben...
Wenigstens den Weinspass sollte man
sich nicht vermiesen lassen, ganz in diesem
Sinne standen die vergangen zwei Wochen.

Schon "Tradition" hat die Magnum
94 Comtesse über die Weihnachtsfeiertage.
Gegenüber letztes Jahr wieder etwas
offener, wirkt immer noch sehr jung,
das Tannin beginnt sich aber langsam
(wieder einmal ) zu runden, wunderbar
unaufgeregter, "leiser" Meditationswein.
So langsam aber sich schwinden die Vorräte,
für das eine oder andere Weihnachten wird
es aber noch reichen...94P.

An Silvester sollte es nach einem 06 Fossi
Chardonnay aus der Toskana, der mich
entgegen den bis dato probierten sensationellen
Rotweinen, welche jedigen kultigen "aia"
mal locker in die Westentasche stecken, zumindest
bis jetzt etwas enttäuscht, da unausgewogen
und etwas alkoholisch, eigentlich
mit einem 03 Cos gleich richtig "zur Sache" gehen.
Allerdings hing in (leider nicht aussen) der zu zwei
Drittel geleerten Flasche (den Rest gab es am Folgetag
mit unverändertem Eindruck)
ein Schild mit der Aufschrift: "Fruchturlaub".
Nach dem vor kurzem probierten 03 Margaux, nun also
auch der Cos. Es wäre bei den Tanninwerten dieser
"Geschosse" auch etwas verwunderlich gewesen,
wenn sie sich nicht verschlossen hätten, entgegen
so mancher "Expertenmeinung"...

Auch der 05 Larcis Ducasse hat seine Primärfruchtphase
fast komplett "hinter sich". Wie schon beim genial
gelungenen Jahrgang 04 fällt die unglaubliche
Tanninqualität auf, nur verbirgt sich die immense Frucht
mittlerweile hinter hohen Gerbstoffbarrikaden. Hier
ist ohne Frage etwas ganz Grosses im werden...

Weiter ging es mit einem 00 Giscours,
ihn hatte ich eigentlich ein bisschen
weiter entwickelt erwartet, doch er
präsentierte sich zurückhaltend, natürlich
zeigte er die jahrgangstypische Balance
und natürlich zeigte er allerbeste Anlagen,
aber schliesslich will "gut Ding Weile" haben
und darauf warte ich hier nur zu gerne...

Ein grosser Vorteil beim Blindprobieren von
sogenannten "klassischen Jahrgängen" ist die
Gebietstypizität, so auch beim nächsten Wein,
nach lediglich einmal riechen hatte ich mich
auf das Gebiet Margaux festgelegt, beim zweiten
Mal auf Palmer, nur auf den Jahrgang wäre ich
so schnell nicht gekommen, zu jung präsentierte
sich diese Flasche aus dem Jahrgang 1988. Noch
immer dominiert etwas das Holz, nach 20 Jahren (!),
doch es zeigt einmal mehr, wie langsam sich
dieser Jahrgang entwickelt. In diesem Zustand
benötigt der Wein wohl nochmals 5-10 Jahre, bis man
von wirklicher Trinkreife sprechen kann. Toller Wein
und wenn es preislich passt auf jeden Fall
einen Nachkauf wert...93+P.

Wunderschön auch der 86 Cheval Blanc, von den Gesamtanlagen
deutlich weiter entwickelt wie der Palmer, zum immer
noch ordentlichen (aber angerundetem) Tannin fehlt ganz offensichtlich etwas Fett für einen ganz ganz grossen Wein,
so läuft er eher unter mittelgewichtig, was dem Trinkspass im
Moment keinerlei Abbruch tut. Zumindest für Eintel
dürfte die beste Zeit zum Entkorken gekommen sein, viel
Verbesserungspotential sehe ich nicht mehr. 92P.

Klassisch wurde der Jahreswechsel mit Champagner
begrüsst. Krug 1989 zeigte sich sehr jugendlich
aber präsent, die Säure ist noch längst nicht
integriert, steht aber auch nicht mehr heraus.
Wunderbarer druckvoller und konzentrierter Körper.
So kann ein Jahr wie 09 beginnen...

Am Tag danach dann die (nahezu)
unveränderten Reste, einen
grandiosen 97 L'Eglise Clinet,
das dürfte wohl einer der
zwei, drei besten Weine des Jahrgangs
sein, der sich jetzt zu öffnen beginnt,
wunderschönes Spiel, klasse Komplexität,
mit immer noch Potential für weitere
8-10 Jahre. 93P.

Danach zur Aprikosentarte (100P. was
war das eine leckeres Teil, importiert
aus der Schweiz) einen 03 Climens. Passte
wie füreinander gemacht, wenn etwas zu mäkeln
gab, dann die etwas fehlende Säure im Süsswein,
aber als Gelegenheitszuckerwassertrinker muss
man diese Kritik nicht zu stark bewerten...

Wieder einen Tag später stand eine kleine Probe an.
Ich habe bisher noch nie eine DoMag so schnell
"verdampfen" sehen, eigentlich war Sie zur Begrüssung
und zum Essen geplant gewesen, aber bereits nach
der Vorspeise war komplette Ebbe. Wenn man weiss
was der Inhalt war, 03 Morstein von Keller, lässt
sich dies ohne weiteres erklären, eine Magnum
zu Weihnachten war bereits "sehr reif", sodass
dieses doppelte Format den perfekten Trinkspass a point
lieferte. Wehmütige (es war allerletzte Flasche dieses
Weines), aber nochmals glückliche 95P. für diesen
grandiosen Riesling.

Kompensiert wurde die "plötzliche
Leere" mit einer Magnum 99 Clos l'Eglise
aus dem Pomerol, nun tendieren meine
Erfahrungen mit dem Weingut seit dem
Verkauf an die Familie Garcin gegen
Null, vorgestellt hatte ich mir aber
deutlich mehr Opulenz und modernste Fruchtsüsse,
allerdings war davon im Glas weder das
eine noch das andere. Eleganz dürfte wohl die
trefflichste Beschreibung sein, noch etwas
zurückhaltend, was wohl nicht zuletzt am
Format lag, eine schöne, ausbauende Länge,
guter Druck, alles andere als ein Vinifikationsmonster.
Ein Weingut das man auf jeden Fall im Auge
behalten sollte...92+P.

Danach ging es in 2-er Flights weiter.
Die Weine wurden mindestens 8 Stunden vor
der Probe doppelt dekantiert und wieder verschlossen,
bis auf die Ausnahmen, welche ich dann jeweilig hinzufüge.

Sehr enttäuscht war ich von einem 98 Clarendon Hills
Brookman V. Syrah, die Flasche muss irgendeinen
Fehler gehabt haben und wirkte total "uninspiriert".

Dagegen präsentierte sich der 96 Orion von Sean Thackrey
sensationell. Ich hatte ihn vor ca. 3 Jahren zum letzten
Mal im Glas und war schon damals absolut fasziniert, aber
auch nicht sicher, ob er nicht bereits etwas über den Punkt
hinaus gereift ist, deshalb auch nur, beim Dekantieren
der anderen Flaschen, den Korken gezogen, für gut
befunden und wiederverschlossen. Er war topfrisch, keinerlei
Anzeichen von Müdigkeit, eher kühle aber expressive
Syrahfrucht, deshalb praktisch auch fast unmöglich
Übersee zuzuordnen, tolle Länge. Absolut auf dem Höhepunkt!
94P.

98 L'Ermita vs. 98 Cuvee Laurence von Pegau
standen sich als nächstes Paar gegenüber.
Das Duell entschied für mich klar der
Priorat für sich, wenn das aber am Tisch
aber auch genau andersherum gesehen wurde,
zeigt das einmal mehr, wie sehr die persönliche
Präferenz das einzig und alles entscheidende
Kriterium bei Wein ist und sein kann.
L'Ermita war bis dato wohl die beste von
mir probierte Flasche aus diesem Jahrgang,
unglaublich jung (Farbe), geniale Tiefe,
chamäleonartige Komplexität, unglaublich
fordernd und trotzdem ein "leiser" Wein, der
einem vollste Konzentration abverlangt,
vielleicht der beste "Burgunder" Spaniens.97P.
Cuvee Laurence prunkt mit dem Inbegriff einer
Grenachenase, trotz der Verwendung von Neuholz
keinerlei Anzeichen dafür, einzig vielleicht runder
und geschmeidiger als die Cuvee Reservee (dessen
Ecken und Kanten und der teilweise schon fast
"bäuerliche Stil" mir persönlich noch mehr zusagen).
Auch dieser Wein noch sehr jung, wenngleich ich
vermute, dass er wesentlich schneller reifen wird,
als sein Flightpartner.94P.

Auf den nächsten Flight war ich persönlich sehr gespannt
und die Vorfreude darauf, seitdem ich mich für diese
Paarung entschieden hatte, war immens.
2000 Tertre Roteboeuf vs. 2000 Mariental E.T.
Das es so klar für den St. Emilion ausgehen würde,
hatte ich nicht erwartet. Zu konturenlos, alkoholisch
und man möge es mir verzeichen, langweilig, präsentierte
sich der Blaufränkisch, er wirkte wie ein Silikonmodell
gegen den durch und durch eleganten und fast perfekten
Bordeaux. Da sitzt irgendwie alles am richtigen Platz,
wirkt in keinster Weise aufdringlich oder gewollt. Ein
Flight der meine Vorbehalte einmal mehr bestätigte.
98P.TR (die Mariental erspare ich ihm, ich werde
ihn aber bei der nächsten Flasche solo probieren,
vielleicht hilft das...)

Gespannt war ich auch auf die
Präsentation der nächsten beiden
Weine:
99 Pavie und 99 Vigna d'Alceo
Pavie einmal mehr für mich eine
Bank, woher das Vorurteil "Extraktionsmonster"
gebildet hat ist mir jedes Mal aufs neue
eine Rätsel, das ist feinster klassischer
St. Emilion aus perfekt reifem (keinerlei
Überreife!) Lesegut, und ich bin mir sicher
in 5-10 Jahren ist dieser Wein dank noch stärker
entwickelter Komplexität nochmals 2 Punkte besser...
95+P.
Gegen diese geniale Fruchtsüsse musste es der
Toskaner natürlich schwer haben, das war aber
durchaus auch so gewollt. Anscheinend haben ihm
aber die bis dahin rund 10 Stunden Luftkontakt
nicht gereicht, bzw./oder haben ihn in eine
schlechte Phase befördert, die Nase war sehr verhalten,
typische toskanische Säure, kaum Frucht und
nahezu keine Rebsortentypizität. Auch hier werde
ich demnächst mal solo mein Glück probieren,
vielleicht darf ich ja nur nicht alles mit Bordeaux
vergleichen...

Angeregt durch eine phänomenale Wineterminatorbewertung
im letzten Jahr, entstand der nächste Flight:
88 La Mission vs. 88 Haut Brion
Beide absolut High Fill, beide perfekte Korken.
In die Beckerschen Bewertungsstratosphären reichte es
für beide Weine nicht, offensichtlich waren seine
Flaschen etwas "reifer", diese beiden jedenfalls
zeigten sich blutjung. Zeigte mir aber auch wieder
einmal, warum ich so eine Präferenz für zweiteren habe.
Haut Brion ist ein "Charakterkopf" ohnegleichen, deutlich
heller als der La Mission, aber ganz klassisch mit jeder
Menge Ecken und Kanten, Komplexität ohnegleichen,
und "stinkig" noch dazu. So als wolle er mit aller
Macht verhindern, dass man ihn zu früh
trinkt. Da ist der La Mission fast schon vornehm und
aristokratisch gegen diesen scheinbaren "Bauerntölpel".
Was beide vereint ist ein immenses Potential.
Haut Brion 93++P.
La Mission 92++P.

Nicht ganz meine Erwartungen erfüllte
das nächste Paar:
83 Comtesse und 83 Leoville Poyferre
Auch diese beiden Flaschen äusserlich
perfekt, beide High Fill, Korken
ebenfalls makellos. Um 13.00Uhr geöffnet
und wieder veschlossen, aber nicht dekantiert.

Nun kann man ja von der Comtesse lesen,
dass sie sich langsam aber sicher verabschiedet,
was ja eine Erklärung gewesen wäre, aber weder
sie noch der Poyferre hatten irgendwelche
"Reifetöne", aber wenn selbst "Comtessespezialisten/innen
nicht auf das Weingut kommen, dann "stimmt eben
irgendetwas nicht" ...
Vielleicht hätte ich sie doch einfach gegen jede
Logik dekantieren sollen? Na, ja hinterher ist man
immer klüger...

Die "Entschädigung" folgte auf dem Fuss, mit einem
97 Sassicaia, der, ich höre es nicht auf zu schreiben,
bis mir irgendwann irgendjemand glauben schenkt,
einfach nur viel zu jung ist, er hatte bis dahin
über 10 Stunden Luft, und da kann man erahnen was denn
mal daraus werden könnte, benötigt hätte er aber
noch mehr. Gleiches gilt für den 97 Percarlo, er ist
nach wie vor der beste junge Toskaner den ich probiert
habe, die bisher probierten Flaschen konnten da nie
im entferntesten daran anknüpfen. Diese Flasche zeigte
nun, das der Wein auf dem richtigen Weg ist, aber ebenfalls
noch einen langen Weg bis zu einer wirklichen Trinkreife
vor sich hat. Ich freue mich darauf, beide zumindest noch
ein gutes Stück ihres Weges begleiten zu können...

Der letzte Flight des Abends
stand an, zumindest den letzten
den wir noch "in Anspruch nahmen",
ich hatte noch einen weiteren vorgesehen
und geöffnet, aber den musste ich in
unseren am nächsten Tag anschliessenden
Kurzurlaub mitnehmen...
Wunderbar gereift und genau auf den "Punkt
getroffen" (war auch nur am Nachmittag geöffnet
und wiederkorkt worden), der 90 La Louviere.
Ganz offensichtlich hat man hier früh genug
gelesen, denn der Wein entpuppt sich für
dieses Chateau zu einem richtiggehenden
"Langstreckenläufer". 92P.
Und wie es die Dramaturgie so wollte als letzter
Wein ein fast "überirdischer" 90 Pape Clement.
Auch hier im Gegensatz zu vielen anderen Weinen
dieses Jahrgangs, sehr jung und nur Dank des
inzwischen über 12 stündigen Dekantierens in einer
genialen Genussphase. Wenn ich mir es so überlege,
ist mir diese Stilistik um ein vielfaches lieber
als die momentane Magrezpower. Kommt, logischerweise
, am gleichalten Haut Brion nicht vorbei, aber
zugegeben, es ist marginal. 96P.

Schön wars!
Grüsse weinfex
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weinfex

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Re: Weinfex probt 1.0 (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:53

Unter der Probenreihe
"Spontan und Kurzfirstig" gab
es letzte Woche eine Neuauflage
im Hotel in Wiesbaden.
Thema war: Scharzhhofberg
Giuseppe hatte diverse (4 Tage offene)
Flaschen einer Probe mit deren Winzern
mitgebracht, welche nochmals nachprobiert
werden sollten...

Vorneweg möchte ich noch anmerken, es
ist erstaunlich, welch relativ geringe
Reputation diese grossartigen Weine unter
Weinfreunden haben (ich schliesse mich ausdrücklich
da nicht aus), zeigt aber einmal mehr, wie
sehr Wein/Weingeschmack vom Image und von Moden
abhängig ist...

1997 Scharzhofberger Kabinett von Kesselstatt
minzig, sehr stoffig, atypischer weil
überproportionierter Kabinett, sehr lang,
mir persönlich schon etwas zu süss, dürfte
ruhig etwas mehr Mineralik zeigen. Im Markt
kommt dieser Stil bestimmt gut an, ich finde
wie so oft in anderen Gebieten auch, weniger ist
oft mehr...

1997 Scharzhofberg Spätlese Hohe Domkirche
Mein Wein des Abends. Spontan kam mir mein
Bordeaux Lieblingsweingut in den Sinn. Nein,
nicht wegen der etwas verhaltenen Nase,
sondern wegen den Ecken und Kanten und insbesondere
wegen der Komplexität (hier ein fantastisches
Süss-Säure-Spiel, ich hätte den Wein am liebsten
den ganzen Abend im Mund behalten und überhaupt
nicht runtergeschluckt). Typischer Spontivertreter
(ich nenne es Prümsche Stilistik). Für diesen
Wein fände ich sogar noch etwas Platz im Keller...

1999 Scharzhofberg Auslese von Hövel
Ebenfalls ein für mich sehr beeindruckender Wein,
weil nicht mit Kraft erschlagend, sondern mit
Feinheit überzeugend. Sehr kräutrige Nase, unglaublich
jung, komplex und sehr viel Tiefe anzeigend. Ich bin
überzeugt davon, dass gerade dieser etwas "old fashioned"
und zurückhaltend wirkende Stil, dem Gebiet in der
Zukunft "weiterhelfen" wird...

Weiter ging es mit einer
90 Scharzhofberg Auslese von von Hövel.
Sehr reife Farbe, leider dann für meinen
Geschmack mit etwas "zuvielen Luftlöchern",
ganz ohne Frage eine sehr gute Auslese,
nur das war anscheinend dann doch etwas
zuviel Sauerstoff. Nach dem Öffnen, und
sicherlich auch noch am Folgetag ein richtiges
Leckerli, aber 4 Tage gingen eben nicht
spurlos vorüber...

Ebenfalls für mich etwas über dem Punkt hinaus,
aber nichtsdestotrotz immer noch sehr eindrucksvoll,
89 Scharzhofberg BA GK Hohe Domkirche. Da fehlte
eben ein Tick Frische und eine gewisse Definition,
was aber von der Anmut und Eleganz dieses Weines
(ja das gibt es anscheinend sogar bei einer BA )
mehr als kompensiert wurde. Vorzustellen als wenn
eine betagtere Dame grazil über ein Hochseil tänzelt,
beides sehr beeindruckend und beides grosser Sport...

Es folgte mein zweiter "Wein des Abends",
07 Scharzhofberg Spätlese Egon Müller.
Nun habe ich ja nicht so sehr viel Erfahrung mit
rest- und edelsüssen Rieslingen, aber dieser
Wein ist bis dato wohl das Beste was ich je an
einer restsüssen Spätlese im Glas hatte, und
mein Gefühl sagt mir, dass dürfte auch ein Benchmark
in dieser Kategorie sein, was jemals auf die Flasche kam...
Wie alle ganz grossen Weine, die ich bis jetzt
probieren durfte, tut sich da eine ganz neue Dimension auf,
Worte sind schwierig zu finden, der Wein lässt sich
nur schwer erfassen, begreifen und vor allem beschreiben.
Was sofort auffällt, ist diese kompromisslose Art,
er bettelt nicht bzw. biedert sich nicht am um zu
gefallen, wie z.B. die Weine von von Kesselstatt,
nein er wirkt in seiner extremst fokussierten Art
beinahe arrogant, bestimmend und herrisch. Allerdings
nicht negativ, es gibt ihm einen eigenen und
unverwechselbaren Charakter, den nur
ganz wenige Weine auf der Welt haben. Grandioses Kunstwerk!

2006 Scharzhofberg Auslese #10 von Kesselstatt
Sehr breit "aufgestellt", scheint die
Betriebsstilistik zu sein, wirkt etwas
eindimensional, hält sich gut am Gaumen
und gefällt. Wie schon beim Kabinett wirkt
das auf mich etwas overdone, aber fraglos
auch hier, gut gemacht. Nur eben nicht meins...

2005 Scharzhofberg Auslese van Volxem
Wirkt feiner und verspielter wie die
von Kesselstatt Auslese. Deutlich stärkere
mineralische Komponente, und macht
logischerweise auch nicht so schnell satt.
Es fehlen mir persönlich etwas die Ecken und die
Kanten, zuviel Schönheit verdirbt eben den
Charakter...

Zum Abschluss noch eine frisch geöffnete
98 Spätlese Kiedrich Gräfenberg, welche
sich sehr jung präsentierte und förmlich
nach Luft "japste". Interessant für mich,
dass sie nach den meist eher schieferbetonten
Rieslingen, sehr süss und monolithisch wirkte.
Wieder was gelernt, trinke nach Mosel oder Saar
nie Rheingau restsüss...
Grüsse weinfex
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weinfex

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Re: Weinfex probt 1.0 (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 13:53

"Entspannt den Januar ausklingen lassen",
war das Thema einer feinen Probe im
kleinen Kreis am Monatsletzten.

Im Stehen genossen ein sehr trinkiger
und ausbalancierter 07 Saar Riesling
von van Volxem(89P.). Endlich ein Jahrgang
der mir auch bei ihm schmeckt und gefällt.
Danach ein sehr sehr guter 07 Weissburgunder
Grosses Gewächs von Bergdolt, natürlich
noch verschlossen, aber eine geniale Länge
anzeigend, toll...93+P.

Südafrika Cabernet Sauvignon geht bei mir
praktisch so gar nicht, trotzdem wusste der
97 Thelema im ersten Flight mit einer ausgesprochen
anspringenden Kaffee-Tabaknase zu überzeugen,
die mich eher im Napa suchen lies. Leider konnte
der Wein das Niveau am Gaumen nicht mehr halten,
sonst wären locker in den beginnenden Neunzigern
gewesen...89P.

Etwas verhaltener in der Nase, dafür einen
deutlich schöneren Körper, 97 Monbousquet.
Entwickelte sich dann besser mit etwas Luft
im Glas, für den Jahrgang sehr ordentlich und
gut gemacht. 90P.

Als Solitär dann, der Senior der Abends. Ich mag
in der Folgezeit noch höher bewertet haben, ganz
ohne Frage aber, der Wein des Abends.
49 Margaux (Lebegue Abfüllung)
Ganz tiefe, fast erotische, Veilchen mit einem
Hauch Cassis Nase, Wärme und Süsse ausstrahlend,
perfekt integrierte Säure, keinerlei Alterstöne,
im Gegenteil baut im Glas eher noch aus, wunderbarer
Gaumenaufrtitt, in sich ruhender Wein. Erneut ein
einmaliges Margauxerlebnis. 95P.

Eigentlich sollte man nach so
einem Wein ohne sich die Zähne
putzen ins Bett gehen und in
duftigen Margauxträumen dahin-
schweben, aber wir hatten
ja noch mehr vor...

Der erste Wein im nächsten Flight
begrüsste uns mit einer praktisch
unzugänglichen Nase, hier wurde jemand
brutal im allertiefsten Schlaf "gestört",
die spitze Barberasäure deutete auf
das Piemont hin, aber sonst komplett
Fort Knox, bzw. mindestens so hoch geschlossen
wie das Tor vor dem Weingut Angelo Gajas.
97 Sperss war des Rätsels Lösung mit dem
Schild um den Hals: Bitte nicht berühren!

Warme, kalifornische Nase dagegen im anderen Glas,
sehr jung und luftbedürftig, frisch im Glas
könnte man fast meinen, Merlot im Glas zu
haben, was bei vielen Cabernets im Jahrgang 1997
in Kalifornien der Fall ist. Auch hier ist noch
Geduld angesagt, bis der Wein seine Balance findet.
Wird von Schluck zu Schluck besser.
97 Mondavi Reserve 91+P.

Pinot Noir war das Thema im nächsten Flight.
Der Transport von der Schweizer Grenze bis
zum Deguort, war wohl verantwortlich für
die trübe Farbe. Dadurch wirkten die zwei
Weine optisch natürlich älter, wie sie tatsächlich
waren, denn im Mund waren sie blutjung. Und
dann sitzt dann noch ein QuasiPinotNoirNovize
vor dem "Trinkbecher" und hat trotzdem richtig
Spass mit den zwei Kameraden. Das macht mir für
die Zukunft ein wenig Sorgen (wer soll den ganzen
Bdx. trinken), aber bis dato hab ich mich noch
im Griff...
Im Glas hatten wir jeweils 2004 Leroy, den aus
traurigem Anlass deklassierten Nuits-Saint-Georges
und Vosne Romanee. Ersterer etwas mehr entwickelt
und zugänglich (94P.), Zweiterer sehr komprimiert,
zupackende Säure, ganz klassischer und ungemein
vielversprechender Pinot Noir. Er dürfte sich mit
etwas Entwicklung als der "bessere" dieses Gespannes
heraustellen...93+P.

Beim nächsten Paar, reichte schon ein flüchtiger
Schlag mit dem Nasenflügel, um den "Wundverband",
ähem ich meine den 83 Haut Brion zu entlarven. So
ähnlich muss es im Film "Der Englische Patient"
gerochen haben! I love it! Der würdige Nachfolger,
zumindest in dieser Intensität des Jahrgangs 1975.
Wenn man nur von der Farbe ausgeht, hätte ich diesen
Wein als sehr fragil eingeschätzt (fast schon Brauntöne),
nur eben keine Regel ohne Ausnahme, denn dieses Teil
benötigt einfach Luft. Viel Luft, bzw. am besten
noch mehr Luft. Er wirkt trotz seines Alters sehr
jung und kraftvoll, fast burschikos (ich war der
zweite Besitzer dieser Flasche, davor lag sie
seit der Subs unter perfekten
Bedingungen, womit mal offensichtlich wird, wie wichtig
die Herkunft älterer Weine ist, denn andere Flaschen
dieses Gutes und Jahrganges sind bereits sehr reif).
Nun werde ich also mit den restlichen Flaschen "etwas"
warten.

Und als ob ein Stinker im Glas nicht reicht, erklärte
sich der "Nachbar" solidarisch und präsentiert
eine "Käsenase" wie ich sie wohl noch nie im Glas hatte.
Ich bin ja wirklich nicht empfindlich (s.o.),
aber das war wirklich auch für mich zuviel des Guten.
Farblich genau das Gegenteil des HB, hier wäre ich
im Jahrgang Minimum 10+ Jahre jünger gewesen, obwohl
ebenfalls aus 1983. Da bin ich mächtig gespannt, sollte
ich dem Wein, es war Leoville Las Cases, nochmals begegnen,
ob das so "gehört", "Evolution" war, oder einfach nur
ein Flaschenfehler dem Trinkspass im Wege stand...

Jammerschade im vorletzten Flight, der
leichte Kork im 86 Rausan Segla. Diese
Flasche wäre am Beginn ihrer Trinkreife
gewesen, und somit grosses Bdx.-Kino,
aber nein, es sollte nicht sein...
Ungleich verhaltener und unglaublich
jung, 86 Leoville Las Cases, hier stimmt
eigentlich alles, grandioser Druck am
Gaumen, nahezu endlose Länge, potentielle
100Punkte. Bis zur Trinkreife dürften
aber noch einige Jahre ins Land ziehen...

Zum Abschluss zeigte der Jahrgang 1995 mal
wieder seine (noch) "kalte Schulter". Angelus
und Leo Poyferre, zwei typische Vertreter,
um die man sich keinerlei Sorgen machen muss,
im Moment ist da aber noch nicht viel Spass
im Glas. Ich werde, zumindest habe ich es
mir vorgenommen , in den nächsten 5-6 Jahren
einen grossen Bogen um diesen Jahrgang machen...

Vielen Dank an den Gastgeber und die tolle Runde!
Es war mal wieder ein himmlisch schöner Abend.
Grüsse weinfex
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weinfex

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Re: Weinfex probt 1.0 (war Weinprobeneldorado)

BeitragDo 25. Nov 2010, 14:33

Ein architektonisch höchst gelungenes
Weingut, Kühling-Gillot in Bodenheim
war Probeort für die Wiederholung der
genialen Frackenpohlprobe "Gereifte dt. Rieslinge
gegen den Rest der Welt". Eine illustre
Probenrunde, mit der ich auch nicht (leider )
jeden Tag Wein trinken darf (Jancis Robinson,
David Schildknecht, Gian Luca Mazzella,
Hendrik Thoma (welcher direkt neben mir sass
und wirklich alles andere als "arrogant" ist - siehe
entsprechenden Thread hier im Forum), um nur mal
die bekanntesten zu nennen (desweiteren jede Menge
"deutscher Rieslingkompetenz", da konnte man fast
schon Mindertigkeitskomplexe bekommen),
tolle Küche (insbesondere der 1. Gang
(Gebratene Tranche vom Heilbutt mit einem
Räucherfisch-Croustin auf einem Graupenrisotto mit
fein-saurem Gemüse), herrliches Frühsommerwetter,
tolle Gastgeber, einfach ein rundum perfekter
Freitagnachmittag, dass Leben kann schön sein...

Im ersten 7-Flight gefielen mir besonders,
90 Wallufer Walkenberg Auslese trocken
von J.B. Becker (sehr reifes Lesegut, Säure
wunderbar integriert und stützend, tolle
Aromatik und Länge), 90 Kallstadter Saumagen
Auslese trocken R (etwas verhaltene Nase, mittlerer
Druck, aber fantastische Länge, insgesamt vielleicht
etwas enttäuschend, da ich ihn schon deutlich besser
im Glas hatte, aber das ist Klagen auf höchstem Niveau)
und die Vinothek vom Nikolaihof (das ist Riesling!!,
nicht das was teilweise heute, ich komme später nochmals
darauf zurück, teilweise fabriziert wird, überragende
Präsenz, wirkt sehr jung, 14 Jahre im Holzfass gereift,
natürlich noch keine Tertiäraromen, tolle Tiefe, ein
Wein für die Badewanne...

Im nächsten 6-NichtrieslingFlight der erste Coulee de
Serrant (1989) meines Lebens, den ich mit vollstem Genuss
trinken (respektive hier spucken) durfte. Ganz, ganz grosses Kino, abgrundtiefe Mineralität, eine unfassbare innere Spannung und Vibration, anscheinend benötigt der Wein einfach 20 Jahre Reife
bis auch ich in verstehe. Manche brauchen halt etwas länger.
Ein 90 Montrachet von R.Lamy, der mich als Nasenwein
faszinierte, am Gaumen aber einfach zu sättigend und
unkomplex wirkte.

Es folgte der für mich interessanteste
Flight (8xRiesling) der Probe, alle aus
dem Jahrgang 1993, der, vorsichtig ausgedrückt
wohl bestenfalls als mittelmässig in die
"Weinbücher" einging. Doch was für ein Quanten-
sprung (in der Entwicklung des "Jetztzeitrieslings")
im Vergleich zum "Jahrhundertjahrgang 1990".
Die Weine präsentierten sich sehr geschliffen,
unglaublich frisch und fokussiert. Viele Notizen
habe ich mir da nicht gemacht, so schwelgte ich
im "siebten Rieslinghimmel".
Bei Müller-Catoirs Mußbacher Eselshaut Spätlese
trocken steht in meinem Notizbuch nur:
typischer MC, zeitlose Schönheit, eine Art
"flüssiger Michelangelo".
Bei Breuers Nonneberg: Nahezu perfekter Riesling!
Dahinter fand ich Künstlers Hölle Auslese trocken
nicht ganz auf der Höhe, er präsentierte sich
etwa verhalten, ohne Frage sehr gute Substanz und
Tiefe, aber da kommt in guten Flaschen noch mehr...
Einen "frühen Leitz" möchte ich auch noch erwähnen,
schon beim ersten schnuppern, war diese typische
Leitzstilistik in der Nase, die man bis heute
konsequent verfolgt, verbunden mit einer wunderschönen
und blitzsauberen Mineralität. Einzig "hinten" fehlte
es etwas an Länge...

Dagegen fiel der 1993 "WeltweissweinFlight" dann doch
etwas ab. Coulee de Serrant fügte sich nahtlos in
die von mir "nichtverstandenen Jahrgänge" ein, er ist
aber ja auch noch keine 20 Jahre alt...
Gravner Sauvignon gab im Glas "etwas nach".
Sehr komplex und im Glas ausbauend, Ronco del Re
von Castellucio. Einer der unbekanntesten grossen Weissweine
Italiens und ein echter Langstreckenläufer.
Ramonets Chassagne Montrachet Les Vergers fand Hendrik
Thoma zwar "stinkend", ich persönlich würde da
typisch dazu sagen, aber ich mag eben auch einfach
Ecken und Kanten, auch bei Weissweinen...

Im nächsten 6-RieslingFlight (Jahrgang 98) hatte
natürlich ausgerechnet Koehler-Ruprechts
Kallstadter Saumagen Auslese R trocken Kork.
Die Fahne "am höchsten" hielt für mich
Künstleres Hölle Auslese trocken, grandioser
Riesling, tolle Harmonie, geniale Länge,
Potential+. Ebenso zu gefallen wusste Kellers
Auslese trocken "G", nicht in der Perfektion
der GGs von heute, aber stilitisch "als
Vorläufer" ganz klar erkennbar. Und dann war
da noch, quasi als Pirat, Pichlers Undendlich.
Alkoholisch und süss. Der stand, zumindest an diesem
Tag, total neben den Schuhen. Weitere Rückschlüsse
können die ziehen, die den Wein besser wie ich kennen...
RICO?

Auch der nächste WeltWeinFlight (ebenfalls 1998) wusste
mich nicht wirklich zu überzeugen, trotz so illustrer
Namen wie Dageneaus Pur Sang, Laville Haut Brion Blanc
oder Araujos Eisele Sauvignon Blanc, dazu kam noch ein
Korkausfall mit Chapoutiers Hermitage Le Meal. Einzig
Matrots Mersault Perrieres präsentierte in schöner
Trinkreife, gehört aber auch getrunken...
Ob es die Kombination mit den Rieslingen war, oder
einfach nur eine schlechte Performance der Weine, ist
eine der Frage, die mir bis heute nicht wirklich klar ist...

Nachdem u.a. insbesondere diese
letzte Flight (Jahrgang 2001) besonders kontrovers
besprochen wurde, was anscheinend an
der offensichtlich "brisanten Konstellation"
österreichischer Riesling gegen deutschen
Riesling liegt (was ich, auch wenn ich
150 Jahre werden sollte nie verstehen
werde, denn entweder ist der Wein für den
Verkoster "gut" oder er ist es eben nicht,
was das mit seiner Herkunft zu tun hat geht
in mein kleines Hirn einfach nicht rein).

Unter dieser Prämisse ist es auch zu verstehen,
dass ich mit allen Rieslingen unseres Nachbarlandes
meine "Schwierigkeiten" hatte, wie bereits geschrieben,
mit der Ausnahme des Achleiten von Rudi Pichler. Zumindest
spiegelte dieser Wein für mich genau das wieder, was
ich von der Rebsorte erwarte, klar gezeichnet, fokussiert
und frisch, dicht und trotzdem fein, nuanciert und komplex...

Auf der "anderen Seite" ein schöner, aber nicht grosser
Eitelsbacher Karthäuserhofberg Auslese S trocken, der für
mich dem grandiosen, aber praktisch nirgends besprochenen
Jahrgang 05 dieses Weines nicht das Wasser reichen kann.
Der Beweis, dass Battenfeld-Spaniers Frauenberg sehr
wohl "reift", befand sich im nächsten Glas, ganz grosser
Trinkspass...
Was mit Emrich-Schönlebers Halenberg Auslese trocken los
ist kann ich nicht sagen, die wenige Wochen zuvor probierte
Flasche war aber ähnlich "unpräzise"...
Die Zuverlässigkeit in der Flasche einmal mehr, Breuers
Nonnenberg. Wiederum ein nahezu "perfekter Jahrgang" und
erneut mein Gewinner in diesem Flight (Am Rande: 07 präsentiert
sich im Moment als "Megadroge").
Meine Skepsis gegenüber dem Reifeverhalten von Wittmanns
Morstein habe ich in der Vergangenheit ja bereits
mehrmals zum Ausdruck gebracht, dieses Exemplar könnte/konnte
mich erstmals vom Gegenteil überzeugen, unglaublich jung,
sehr reifes aber sauberes Traubenmaterial, in dieser
Flasche passt alles zusammen und erzeugt bei mir grosse
Neugier ob der Zukunft...
Gerne oute ich mich als Banause, dass ich die Bürklin Wolf
Stilitsik noch nie verstanden, repektive gemocht habe...

Geniale Probe, interessante Runde, grossartige Location,
bestes Essen. Vielen Dank!
Gerne wieder...
Grüsse weinfex
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