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- Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:29
Hallo zusammen,
als ich gestern meine letzte Flasche Kirchspiel 2017 vom Seehof geöffnet habe, dem ich vor drei Monaten 94 Punkte gegeben hatte, eine Wertung die bei mir viele Große Gewächse nicht erreichen, dachte ich, dass ich das mal mit einem echten Großen Gewächs vergleichen sollte. Glücklicherweise liegen bei mir noch mehrere Flaschen Kirchspiel 2017 vom Weingut Keller, von denen ich dann auch eine aufgerissen habe. Gestern Abend schon mal vorverkostet, wende mich aber heute am Vormittag in einer Arbeitspause im Home Office voll konzentriert den beiden Weinen zu:
Farbe. Kein Unterschied, hellgoldgelb ohne jegliche Anflüge von Bernstein, aber auch keine grünen Reflexe.
Nase. Deutliche Unterschiede. Das Kirchspiel vom Seehof ist wesentlich "lauter", gelbe Frucht, Pfirsich, Mirabelle und ein Hauch Zitronenabrieb. Beim Wein von Keller ist die Frucht viel verhaltener. Das geht eher in Richtung Birne und Quitte, was nach Silvaner klingt, aber da dort auch im Hintergrund deutlich Zitrisches mitklingt, ist das eindeutig als Riesling zu identifizieren.
Gaumen. Nach dem, was die Nase andeutet, scheint es sinnvoll, Kellers Kirchspiel zuerst zu verkosten: prägnante Säure, verhaltene Fruchtnoten, Zitrus, nicht ganz reife Mirabellen, ein Hauch Phenolik, ein Hauch Grüntee. Haftet lange am Gaumen. Die Säure steht stark im Vordergrund. Der Wein braucht noch sehr lange, um sich zu runden, hat aber enormes Potenzial und wird sich vermutlich erst in fünf bis zehn Jahren in seiner ganzen Schönheit zeigen. Seehofs Kirchspiel zeigt dagegen deutlich gelbe Frucht, insbesondere Pfirsich und Ananas, hat eine wunderbar frische Säure und in meiner Wahrnehmung auch etwas mehr Restzucker als der Wein von Keller. Das fügt sich super zusammen, und der Wein wirkt sehr harmonisch. Vielleicht waren die 94 Punkte vom letzten Mal ein bisschen hoch angesetzt, aber das ist deutlich jenseits der 90 und absolutes GG-Niveau. Dieser Wein kostete übrigens, als er auf den Markt kam, 14,90 €. Chapeau!
Fazit. Zwei wunderbare Weine. Wer damals für kleines Geld das Kirchspiel vom Seehof gekauft hat und davon noch ein paar Flaschen im Keller hat, kann sich glücklich schätzen. Das ist absolutes GG-Niveau und jetzt auf dem Höhepunkt. Ich würde diesen Wein jetzt und in den kommenden drei Jahren austrinken (wobei man nicht genau weiß, ob das vielleicht doch deutlich länger auf diesem Niveau bleibt). Kellers Kirchspiel wirkt sperrig, fast unnahbar und braucht noch viel Zeit. Wenn ich mit meiner Einschätzung richtig liege, wird es so um 2030 herum ein wirklich großer Wein sein.
Und jetzt geht's wieder an die Arbeit .....
Herzliche Grüße
Michael
als ich gestern meine letzte Flasche Kirchspiel 2017 vom Seehof geöffnet habe, dem ich vor drei Monaten 94 Punkte gegeben hatte, eine Wertung die bei mir viele Große Gewächse nicht erreichen, dachte ich, dass ich das mal mit einem echten Großen Gewächs vergleichen sollte. Glücklicherweise liegen bei mir noch mehrere Flaschen Kirchspiel 2017 vom Weingut Keller, von denen ich dann auch eine aufgerissen habe. Gestern Abend schon mal vorverkostet, wende mich aber heute am Vormittag in einer Arbeitspause im Home Office voll konzentriert den beiden Weinen zu:
Farbe. Kein Unterschied, hellgoldgelb ohne jegliche Anflüge von Bernstein, aber auch keine grünen Reflexe.
Nase. Deutliche Unterschiede. Das Kirchspiel vom Seehof ist wesentlich "lauter", gelbe Frucht, Pfirsich, Mirabelle und ein Hauch Zitronenabrieb. Beim Wein von Keller ist die Frucht viel verhaltener. Das geht eher in Richtung Birne und Quitte, was nach Silvaner klingt, aber da dort auch im Hintergrund deutlich Zitrisches mitklingt, ist das eindeutig als Riesling zu identifizieren.
Gaumen. Nach dem, was die Nase andeutet, scheint es sinnvoll, Kellers Kirchspiel zuerst zu verkosten: prägnante Säure, verhaltene Fruchtnoten, Zitrus, nicht ganz reife Mirabellen, ein Hauch Phenolik, ein Hauch Grüntee. Haftet lange am Gaumen. Die Säure steht stark im Vordergrund. Der Wein braucht noch sehr lange, um sich zu runden, hat aber enormes Potenzial und wird sich vermutlich erst in fünf bis zehn Jahren in seiner ganzen Schönheit zeigen. Seehofs Kirchspiel zeigt dagegen deutlich gelbe Frucht, insbesondere Pfirsich und Ananas, hat eine wunderbar frische Säure und in meiner Wahrnehmung auch etwas mehr Restzucker als der Wein von Keller. Das fügt sich super zusammen, und der Wein wirkt sehr harmonisch. Vielleicht waren die 94 Punkte vom letzten Mal ein bisschen hoch angesetzt, aber das ist deutlich jenseits der 90 und absolutes GG-Niveau. Dieser Wein kostete übrigens, als er auf den Markt kam, 14,90 €. Chapeau!
Fazit. Zwei wunderbare Weine. Wer damals für kleines Geld das Kirchspiel vom Seehof gekauft hat und davon noch ein paar Flaschen im Keller hat, kann sich glücklich schätzen. Das ist absolutes GG-Niveau und jetzt auf dem Höhepunkt. Ich würde diesen Wein jetzt und in den kommenden drei Jahren austrinken (wobei man nicht genau weiß, ob das vielleicht doch deutlich länger auf diesem Niveau bleibt). Kellers Kirchspiel wirkt sperrig, fast unnahbar und braucht noch viel Zeit. Wenn ich mit meiner Einschätzung richtig liege, wird es so um 2030 herum ein wirklich großer Wein sein.
Und jetzt geht's wieder an die Arbeit .....
Herzliche Grüße
Michael