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Italienische Weine in Würzburg

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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weinaffe

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Italienische Weine in Würzburg

BeitragDi 4. Apr 2023, 13:07

Hallo zusammen,

vor knapp 2 Wochen trafen sich in der örtlichen VHS wieder einige Weininteressierte, um die Weine aus "Bella Italia" zu verkosten. Wie immer wurden die 15 Weine (6x weiss, 9x rot) "blind" verkostet mit sofort anschließender Auflösung.

Folgende Weine waren am Start:

2018er "Essence Nature" Franciacorta DOCG Dossagio zero (Antica Fratta) -Lombardei-
Cuvee aus 70% Chardonnay und 30% Pinot noir, ca. 3 Jahre Hefelager, Z: 1,9--S: 6,2.
Aufgrund eines "Korkschleichers"leider der einzige "Teilausfall" der Probe. Leicht dumpf und muffig, aber mit Abstrichen noch trinkbar. Schade... hinter den dumpfen Noten konnte man aber die durchaus vorhandene Klasse dieses Schäumers erahnen.

2020er Friulano Collio DOC (Mario Schiopetto, Capriva del Friuli) -Friaul-
ein 3-Gläser-Gambero-Rosso-Wein vom Altmeister des Friauls,Z: 0,9--S: 4,8.
Dezentes Goldgelb, in der Nase zurückhaltende Gelbfrucht (Apfel, Quitte), sehr sauber und klar, auch am Gaumen nur dezent fruchtig, sehr trocken, aber aufgrund geringer Säurewerte sehr rund und ausgeglichen, nur mittelgewichtig (13 Vol%), Hauch Gerbstoff, mittellanger Abgang. Ein vielseitig einsetzbarer Speisebegleiter, der etwas an einen dezenten Grauburgunder erinnert.

2020er "8 1/2" Pecorino Colli Aprutini IGT (Villa Medoro, Atri) -Abruzzen-
ein typischer Rebsortenvertreter aus diesem 100 ha großen Betrieb: schon in der Nase deutlich mehr Frucht, reifer Weinbergspfirsich, Apfel, etwas Williams-Birne, aber in keiner Weise plump oder plakativ, am Gaumen durchaus kraftvoll (13,5 Vol%), zwar trocken, aber dank einer nicht zu kräftigen Säure ausgewogen, einiges an Extrakt, korrespondierende Gelbfrucht wie schon nasal, zarte Würze, keinerlei Holzeinfluss, saftige Länge. Hier kann ich die 3-Gambero-Rosso-Gläser besser nachvollziehen als beim Vorgänger. Der Pecorino wird in den letzten Jahren durchaus und zu Recht etwas gehypt; witzigerweise hat mich dieser Wein durchaus an einen guten Assyrtiko von Santorini erinnert. Der Vater der jetzigen Inhaberin (Federica Morricone) muss wohl ein Fan des berühmten Filmemachers Federico Fellini sein, da er seine Tochter den entsprechenden Frauen-Vornamen mitgab und dieser Wein nach einem der bekanntesten Filme Fellinis (8 1/2) benannt wurde.

2021er "Le Russeghine" Pigato Riviera Ligure di Ponente DOC (Bruna) -Ligurien-
8 Monate Ausbau in Stahl und teils Holz, 14 Vol%, Z:0,5--S:5,6.
vielleicht der interessanteste unter den Weißweinen: sehr klare, feine und würzig-fruchtige Nase, knapp reifer Apfel, deutlich kräutrig (Salbei, Hauch Melisse), am Gaumen trocken mit zarter, frischer Säure, elegante Frucht (Apfel, Aprikose, Galia-Melone), komplexe Kräuteraromatik, die 14 Umdrehungen sind in keiner Weise spürbar, sehr saftig und absolut trinkfreudig, sehr eigenständig, angenehme Länge. Toller Pigato !

2021er "Tannenberg" Sauvignon bianco Alto Adige Terlano DOC (Manincor, Kaltern) -Südtirol-
stammt aus der Terlaner Lage "Lieben Aich", Ertrag 41 hl/ha, Z:0,5--S:6,5.
ein typischer Wein aus diesem "Bio-dyn-Betrieb: nichts lautes, nichts marktschreierisches, alles ist auf Feinheit und in sich ruhender Harmonie gepolt. Ganz dezente Sauvignon-Aromatik (Hauch Stachelbeere und Cassis), schon in der Nase eher steinig-mineralisch, auf der Zunge ganz trocken mit ausgewogener Säure, trotz 13, 5 Vol% kein massiver Wein, etwas Stachelbeere, Hauch Cassis, aber auch dezent kräutrig-gemüsig (Fenchel), deutlich mineralisch, leicht hefig-salzige Spuren, ein harmonischer und feiner Sortenvertreter, bei dem die Rebsorte nicht im Fokus steht. Gerade weil man hier nicht die Frucht und Aromatik extrem herausgekitzelt hat, finde ich diesen Wein sehr spannend und eigenständig, auch wenn er ein paar Ähnlichkeiten mit gutklassigen Loire-Vertretern hat.

2019er "Torcolato" Breganze DOC dolce (Maculan, B>reganze) -Venetien-
100% Rebsorte Vespaiolo, 12 Monate Barriqueausbau, Z:127,5 S: 6,1.
ein in Strohwein-Manier erzeugter Süsswein im Sauternes-Stil, der mit zum besten in dieser Kathegorie italienweit zählt: kräftiges, gesundes Goldgelb, zieht "Kirchenfenster" am Glas, glasklare, extrem saubere Trockenobst-Nase, reifer Weinbergspfirsich, etwas Litschi und Maracuja, perfekter, nur unterstützender Holzeinsatz, am Gaumen nahezu perfektes Süsse-Säure-Spiel, glasklar, relativ niedrige, aber strukturierende Säure, eingebundener Alkohol (13,5 Vol%), glasklare Fruchtausprägung (tropische Früchte, Mango,auch Pfirsich und Honigmelone),etwas Waldhonig, zarte Holznote für die Würze, keine Spur von Plumpheit oder Marmeladigkeit, nachhaltiger, eleganter Abgang.
Großartiger Strohwein, den sich jeder leisten kann und probiert haben sollte (knapp 20 EURO in der 0,375 -l-Flasche im hiesigen Fachhandel).

Weiter geht es in Kürze mit den 9 Rotweinen.

LG
Bodo
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dylan

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragDi 4. Apr 2023, 15:58

Hallo Bodo,

auch wenn ich von den von dir besprochenen Weinen nur den Friulano und den Torcolato (allerdings aus älteren Jahrgängen) kenne,
ist es immer wieder schön, deine Verkostungsberichte zu lesen. Aktuell erinneren mich diese italienischen Weissen daran, das ich mit
Vini Bianci und nicht etwa mit deutschen Weinen vor mehr als vierzig Jahren sozialisiert wurde. ;)
Sehr schön, dass diese Weine bei zurückgenommener Frucht immer noch furztrocken daher kommen und nicht, wie viele nominell trockene
deutsche Weine, mit überbordener Rest- oder Extraktsüsse aufwarten.(So zuletzt der Brauneberger von Steinmetz, der Riesling Qba
von Dr. Hermann und der Deidesheimer von von Winning)
Ich bin gespannt auf deine Eindrücke von den Roten, von denen ich hoffentlich mehr kenne als von den Weissen.

Beste Grüße

dylan
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austria_traveller

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragMi 5. Apr 2023, 14:46

dylan hat geschrieben:ist es immer wieder schön, deine Verkostungsberichte zu lesen.

Ich kann mich dem nur voll anschließen
Danke dass du dir die Zeit dafür nimmst - ich lese sie immer wieder gerne
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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EThC

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragMi 5. Apr 2023, 15:49

weinaffe hat geschrieben:2021er "Tannenberg" Sauvignon bianco Alto Adige Terlano DOC (Manincor, Kaltern)
...
Gerade weil man hier nicht die Frucht und Aromatik extrem herausgekitzelt hat, finde ich diesen Wein sehr spannend und eigenständig, auch wenn er ein paar Ähnlichkeiten mit gutklassigen Loire-Vertretern hat.
...wenn man den Wein einige Jahre reifen läßt, nähert er sich dem Loire-Stil vermutlich immer mehr an, war jedenfalls mit den Jahrgängen zwischen 2008 (da hieß er noch nicht Tannenberg) bis 2017 so, neuere Ausgaben kenne ich (noch) nicht...
weinaffe hat geschrieben:2018er "Essence Nature" Franciacorta DOCG Dossagio zero (Antica Fratta)
...ich weiß ja, daß Du gerne ungeschminkte Schäumer magst, unser TCA-freies Exemplar wirkte trotz Nulldosage von der Fruchtseite her recht behäbig bis breit, des "Zéro-Thema" fand ich hier nicht animierend gelöst; deshalb frage ich mich gerade, ob das wirklich Deine Kragenweite wäre... :?
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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weinaffe

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragMi 5. Apr 2023, 19:44

Vielen Dank für die Blumen.... ich hoffe, dass ich morgen zu den roten Italienern kommen kann. Trotz interessanter und eigenständiger Weißweine liegt der Qualitätsschwerpunkt in Italien für mich immer noch klar bei den Roten. Ich muss meinen Weinkeller damit wohl noch etwas aufrüsten :lol:

@Erich: der Franciacorta war eh nur eine Einzelflasche, also werde ich es nicht mehr herausfinden, ob er mir im korkfreien Zustand gefallen würde.

LG
Bodo
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weinaffe

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragDi 11. Apr 2023, 19:38

... und weiter geht es mit den italienischen Rotweinen:

2020er Teroldego Vigneti delle Dolomiti IGT (Foradori, Mezzolombardo) -Trentin-
unfiltrierter Sortenvertreter, sehr pure Sauerkirschnase, leichte Kräuterwürze, Hauch angenehme Reduktion, wirkt sehr frisch und animierend, am Gaumen komplett trocken (0,2 gr RZ), saftige Säure, feinkörniges Tannin, nur mittelgewichtig mit angenehmen 12,5 Umdrehungen, keinerlei schmeckbarer Holzeinfluss, klare Dunkelfrucht, dezent kräutrig, toller Trinkfluss, mittlere Länge. Ein "Saufwein" im besten Sinne :lol:

2018er "Passorosso" Etna DOC (Passopisciaro, Sarteano) -Sizilien-
wieder ein 3-Gläser-Gambero-Rosso-Wein, 100% Nerello Mascalese,18 Monate Fassausbau.
mittleres, klares Rubin,sehr feine, fruchtig-würzige Nase (Brombeere, Kirsche, Hauch Himbeere), dezent rauchig, zurückhaltender Holzeinsatz, sehr elegant, am Gaumen ideale Kombi aus Frucht, Holz und kräutriger Würze, völlig trocken, stimmige Säure, zartes Tannin, eher mittelgewichtig, hier wurde nicht die letzte Konzentration gesucht, sondern auf Eleganz und Finesse vinifiziert. Ausgezeichneter Sortenvertreter.

2019er "Korem" Bovale Isola dei Nuraghi IGT (Argiolas,Serdiana) -Sardinien-
Cuvee aus 85% Bovale, 10% Carignano und 5% Cannonau, 12 Monate Barrique, 14,5 Vol%.
Kräftiges, fast blickdichtes Purpur, kräftige Dunkelfrucht (reife Pflaume, Brombeere), ätherische Würze, satte Reife, aber keinerlei Marmelade, mediterraner Typ, nur unterstützendes Holz,feinkörniges, fast sanftes Tannin, am Gaumen trocken mit Extraktsüsse, glyzerinreich, kräutrige Ätherik, Alkohol überraschend gut integriert, kräftige, aber nicht aufgesetzte Frucht, sehr zugänglich und trinkfreudig. Erinnert an einen gelungenen Wein von der südlichen Rhone.

2015er "Puer Apuliae" Nero di Troia Castel del Monte Riserva DOCG (Rivera) -Apulien-
13,5 Vol%, 14 Monate Barrique.
Einer der Top-Weine dieses sehr empfehlenswerten Weingutes: sehr elegante und tiefe Nase, toller Mix aus reifer, aber nicht überreifer Dunkelfrucht (Brombeere, Cassis), aber auch ein Hauch Himbeere, zarte Holznote, besitzt durchaus die Eleganz eines feinen Bordeaux,auch am Gaumen perfekt ausgewogen, hat Kraft und Eleganz, sehr fruchtdicht, fast poliertes Tannin, saftige Säure, der Alkohol ist wunderbar integriert, hat jetzt seine erste Reife erreicht, elegante Länge. Nero di Troia ist zu Recht eine der interessantesten und wertigsten Sorten im Süden Italiens.

2012er "Radici" Taurasi DOCG (Mastroberardino, Atripalda) -Kampanien-
reinsortiger Aglianico--2 Jahre Fassausbau--14 Vol%--RZ: 1,3--S: 5,6--
Der Taurasi gehört für mich ohne wenn und aber zu den großen Weinen Italiens, vor allem wenn er aus diesem großen Traditionsbetrieb stammt. Kräftiges Rubinrot, ganz zarte Reduktion, der Wein braucht viel Luft, ungeheuer tiefe Nase,elegante, dunkle Berrenfrucht, kräutrig, Hauch Minze, bei aller immanenten Kraft wirkt der Wein kühl und finessenreich, elegant und fest zugleich, am Gaumen knalltrocken, kühl wirkende Säure, der Alkohol ist perfekt integriert, feinkörniges Tannin mit Grip, keinerlei Wärmeempfinden, tolle Würze mit einiger Mineralität, elegante Dunkelfrucht, Holz nur unterstützend, alles greift perfekt ineinander, einige Komplexität, kühle Länge.
Das ist große Klasse und für mich der Barolo des Südens ;) Da die Herkunft nicht allzu bekannt ist, ist der Wein absolut unterbepreist. Sehr gut angelegte 27 EURO. Ein must have für Liebhaber charaktervoller Rotweine.

2015er "Arnione" Bolgheri Superiore DOC (Campo alla Sughera) -Toskana-
das Prestige-Weingut der Unternehmer-Familie Knauf (Gipswerke)--hier der Topwein, eine "internationale" Cuvee aus 40% Cabernet Sauvignon, 20% Cabernet franc, 20% Merlot und 20% Petit Verdot--14,5 Vol%.
Ein internationaler Weintyp, der an moderne Bordeaux erinnert: extrem saubere Berrenfrucht (Cassis, Brombeere), feine Holzwürze, sehr ebenmässig, elegant und reif zugleich, am Gaumen extraktsüss, saftige Säure, fast poliertes, extrem feinkörniges Tannin, der Alkohol ist gut integriert, recht tief und saftig, kraftvoller Bordeaux-Typ mit Schmalz und guter Länge. Der Betrieb wird von dem Star-Önologen Stephane Derenoncourt beraten und daher ist hier alles perfekt vinifiziert. Das einzige, was man an diesem hochwertigen Wein bektriteln könnte, ist seine etwas austauschbare Stilistik. Trotzdem ein ausgezeichneter Wein.

Die letzten 3 Weine folgen in Kürze!

LG
Bodo
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weinaffe

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragMi 12. Apr 2023, 18:04

...abschliessend noch die letzten 3 Rotweine der Italien-Weinprobe:

2016er Amarone di Valpolicella DOCG "Case Vecie" (Brigaldara, San Pietro)
wieder ein 3-Gläser-Gambero-rosso-Wein, Cuvee aus 39% Corvina, 30% Corvinone und 31% Rondinella, 4 Jahre Fasslager, RZ: 2,5 gr. und satte 16,5 Volt.
Strahlendes Rubinrot, der Wein zieht mächtig "Kirchenfenster" im Glas, kraftvolle, würzige Nase, sehr reife rote Früchte (Pflaume, Erdbeere, Himbeere), dezent kräuterwürzig, Reife aufs Maximum gebracht, jedoch geschickt die Marmeladigkeit umgangen, am Gaumen zwar ungewöhnlich trocken für einen Amarone, aber enorm extraktsüss, reife, tiefe Dunkelfrucht, passende, sehr notwendige Säure, geschmeidiges Tannin, der Alkohol wir gerade noch im Zaum gehalten, viel Glyzerin, kraftvoll, feine Holzwürze, gute Länge, mit Feuer, aber ohne jegliche Brandigkeit. Ein beeindruckender Formel-1-Bolide mit unverkennbarer Klasse, von dem man aber solo kaum mehr als ein Gläschen trinken kann bzw. will.

2008er Barolo DOCG "Parafada" (Massolino, Serralunga d`Alba) -Piemont-
noch recht jugendliches Rubinrot mit ganz dezentem Ziegelrot, sehr feine, klassische Nase nach reifer Süsskirsche, Brombeere, Hauch Cassis, dezent vegetabil, kühle Reife, sehr ausgeglichen und für einen Barolo sehr elegant. Am Gaumen kompakt mit einigem Extrakt, saftige Säure, Tannin sehr feinkörnig und schon teilweise abgeschmolzen,zu vernachlässigender, gut integrierter Alkohol (14,5), körperreich, aber mit gewisser Kühle und Eleganz, komplexer Mix aus reifer Frucht und kräutriger Würze, ganz zarte Holzuntermalung, sehr gute Länge. Ausgezeichneter Barolo, der zwischen "Old School" und "Modern" anzusiedeln ist. Macht jetzt schon Spass, hat aber noch einiges an Alterungspotential.

2016er Brunello di Montalcino DOCG "Montosoli" (Baricci, Montalcino) -Toskana-
sehr lebendiges Rubinrot mit blickdichtem Kernbereich, komplexe, elegante Aromatik nach saftigen Kirschen, Erdbeeren und Brombeeren, zarte Veilchennote, sehr fruchtdicht, aber alles fein verwoben, man freut sich auf den ersten Schluck, im Mund trocken mit reichlich süssem Extrakt, feinziselierte Säure, die eine gewisse Kühle in diesen Wein zaubert, die 14,5 Vol% sind extrem gut verpackt, lediglich das zupackende Tannin zeigt an, dass man diesen Wein noch besser 5-10 Jahre im Keller "vergisst", auch wenn er jetzt schon gut mundet, saftige Frucht, reichlich Extrakt, der dem Wein gute Länge verleiht.
Toller Brunello aus großem Jahr, der mit den Jahren noch ausgeglichener und feiner wird.

Bis auf den Korkschmecker beim Schaumwein eine vielseitige und qualitativ sehr befriedigende Probe, die das Potential italienischer Premium-Weine gut aufgezeigt hat.
Mein Fazit: es lohnt sich, mehr italienische Rote, vor allem aus dem Süden, in den Keller einzulagern. Der Taurasi ist jedenfalls für mich klarer Nachkauf-Kandidat.

In gut 1 Woche geht es weiter mit gereiften Weinen aus Europa, die mindestens 10 Jahre und teilweise bedeutend älter sind. Es werden insgesamt 16 Weine (8x rot, 8x weiss) aus 16 verschiedenen Jahrgängen präsentiert. Ich bin megagespannt..

LG
Bodo
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Sauternes

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragMi 12. Apr 2023, 18:17

Vielen Dank für deine Verkostungsnotizen, sehr interessant.
Italien kann schon spannenden Wein bieten, ich finde die Weine vom Ätna sehr schön, die sind um einiges anders als Barolo oder Brunello, welche aber auch gut sind, keine Frage.

Gruß Heiko
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mixalhs

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragDo 13. Apr 2023, 07:32

Danke, Bodo für den anregenden Bericht! Taurasi hatte ich schon ewig nicht mehr im Glas. Man sollte das öfter trinken.

Im Netz habe ich einen Weinhandel gefunden, der noch den 2008er, angeblich ein sehr guter Jahrgang, zu einem sehr moderaten Preis im Programm hat, und gleich mal drei Flaschen bestellt. Nun bin ich gespannt ....

Solche Verkostungsberichte sind willkommene Anlässe, sich mal wieder Weinen zuzuwenden, die außerhalb des persönlichen Beuteschemas liegen. Aglianico fällt bei mir in diese Kategorie.

Herzliche Grüße, Michael

p s.: Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Bericht.
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Nora

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Re: Italienische Weine in Würzburg

BeitragDo 13. Apr 2023, 08:09

Von mir auch vielen Dank, Bodo!

Ich lese deine Berichte immer mit sehr viel Interesse und nehme einiges an Anregungen mit.

Mir geht es ähnlich wie Michael. Den "Radici" Taurasi von Mastroberardino habe ich früher häufig und gern getrunken und dann etwas aus den Augen verloren. So wird er wieder ins Gedächtnis gerufen.

Aglianico kann durchaus interessante Weine hervorbringen und lohnt zu probieren.

VG, Nora

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