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- Registriert: So 28. Nov 2010, 23:05
Dass im Burgund Licht und Schatten nah beeinander liegen und neben himmlischen Weinen auch Unmengen überteuerten Schrottes produziert wird, ist ja hinlänglich bekannt. Nun hatte ich im vergangenen Jahr das Privileg, weitestgehend Weine von der himmlischen Sorte in die Tasse zu bekommen. Da vergisst man die harte Realität schon mal gerne. Und es wird einem früher oder später umso schmerzlicher bewusst, wie viel Glück man in der Vergangenheit gehabt hat. Die harte Realität stellte sich vergangenen Samstag mit voller Wucht bei einer "Côte de Nuits-Probe" der Kölner Seilschaft ein. Theoretisch mittelprächtige Weine waren nicht weit von einer Katastrope entfernt, theoretisch gute waren "so-la-la" und die vermeintlich sehr guten waren bestimmt nicht schlecht, vor dem Hintergrund der angebrachten Preisschilder (die noch nicht einmal so furchtbar waren, da unser Organisator z.B. bei Roumier direkt einkaufen darf) aber schlicht nicht überzeugend.
Wirklich schlecht waren die meisten der Weine ja nicht. Doch zum einen hatte ich über große Strecken dieser Probe das Gefühl, dass Qualität und Preis hier in einem Missverhältnis stehen, dass weit über das in anderen - auch den klassischen französischen - Regionen liegt, und dass ich nicht zu akzeptieren bereit bin. Zum anderen schien der Großteil der Weine in einem modernen, sehr konzentrierten Stil vinifiziert, der für mich den wesentlichen Charakter der roten Burgunder, für den ich die außergewöhnlichen Exemplare so liebe, beschädigt, vielleicht sogar zunichte macht: die Eleganz. Wenn ich die große Lakritz-Oper haben möchte, brauche ich nicht zu einem 99er Chevillon greifen. Da tut es auch ein gut gereifter Pegau oder Beaucastel. Und wenn ich Wein im Glas haben möchte, der schwarz wie Ägyptens Nächte ist, bieten fast alle Weinregionen dieser Welt gute Alternativen zu einem Bruchteil des Preises.
Neben der schon beschriebenen harten Realität kam dann noch eine gehörige Dosis Pech dazu, sonst hätten wohl potenzielle Gewinner wie der 88er Griotte Chambertin von Ponsot (aus einem über jeden Zweifel erhabenen Keller, aus dem auch die Traumweine der letztjähirigen Probe stammten) nicht so schlecht abgeschnitten. Fairerweise muss man feststellen, dass mit den Jahrgängen 2003, 2002 und 1999 gleich drei Jahre anstanden, in denen gerade die potenziell besseren Weine aktuell verschlossen sein können. Darüber hinaus hätte sich das ein oder andere Ergebnis bestimmt nach oben korrigiert, wenn man mehr Zeit gehabt hätte, die Entwicklung des Weins über einige Stunden zu beobachten. Vielleicht muss man sich Gedanken darüber machen, ob große Proben dieser Art mit einem umfangreichen Programm in relativ kurzer Zeit überhaupt für diese Art Wein geeignet sind....
Es bleibt die Bestätigung der Erkenntnis, dass im Burgund, eben noch viel mehr als in anderen Regionen, der Weg zum Traumwein mit zahllosen Enttäuschungen gepflastert ist. Auf der anderen Seite ist das Ignorieren dieses Gebietes auch keine Lösung. Vielmehr läuft es für mich darauf hinaus, das verfügbare Budget auf die wenigen noch einigermaßen bezahlbaren High End-Produzenten und dort auf die unterbewerteten Lagen zu konzentrieren und alles andere zu ignorieren. Denn mittelprächtige Burgunder machen (mir) nicht nur weniger Spaß als mittelprächtige Bordeaux, sie sind auch drei mal so teuer....
Wie dem auch sei. Probiert wurde doppel-blind, aufgedeckt wurde nach jedem Flight:
Flight 1
Domaine Hudelot-Noellat - Vosne-Romanée "Les Beaux Monts" Premier Cru 2003
Ziemlich dichtes Rot. Riecht jung und sehr reif. Man braucht kein Weinguru zu sein, um Richtung 2003 zu tippen. Viel Kirsche, sehr würzig, im Augenblick etwas einfach gestrickt. Am Gaumen bitter und astringierend. Der Alkohol ist zu schmecken. Schon dicht, aber da ist dieses Loch in der Mitte, dass man bei so vielen 2003ern findet und wo erst die Zeit zeigen wird, ob das mit zunehmender Reife weggehen wird. (86)
Domaine Confuron-Cotedidot - Vosne-Romanée "Les Suchots" Premier Cru 2003
Sieht erheblich älter aus als der Hudelot, was einige der Beteiligten zu der Vermutung trieb, die drei Weine im ersten Flight könnten unmöglich aus dem gleichen Jahr sein. Ein schnelles Reinriechen klärte die Situation dann aber sofort. Auch hier wieder diese sehr reife Frucht, die mir aber in diesem Fall viel besser gefiel, weil die zwar sehr reif, aber eben nicht überreif wie beim Hudelot. Am Gaumen lang, würzig, schöne Frucht, aber auch hier macht mir die doch sehr wackelige Struktur mit den rustikalen Tanninen Sorgen. In diesem Stadium besser als der Hudelot, vielleicht blüht der aber in 5 - 10 Jahren nochmal auf, während der Confuron dann möglicherweise schon mausetot ist... (88)
Domaine Bruno Clavelier - Vosne-Romanée "Les Beaux Monts" Premier Cru Vielles Vignes 2003
Wieder sehr dunkles, junges Rot. Passt aromatisch absolut zu den beiden Vorgängern. Wieder extrem reif aber alles in allem etwas dezenter. Im Gegensatz zu den beiden anderen Weinen verändert sich hier die Nase ständig im Glas, wird schöner und komplexer. Am Gaumen der am wenigsten bittere Wein, schöne Balance. Noch etwas schlank, aber ich vermute, dass da noch was kommt. Wirkt am kompaktesten und dichtesten. Sehr schön. (89+)
Fortsetzung folgt....
Wirklich schlecht waren die meisten der Weine ja nicht. Doch zum einen hatte ich über große Strecken dieser Probe das Gefühl, dass Qualität und Preis hier in einem Missverhältnis stehen, dass weit über das in anderen - auch den klassischen französischen - Regionen liegt, und dass ich nicht zu akzeptieren bereit bin. Zum anderen schien der Großteil der Weine in einem modernen, sehr konzentrierten Stil vinifiziert, der für mich den wesentlichen Charakter der roten Burgunder, für den ich die außergewöhnlichen Exemplare so liebe, beschädigt, vielleicht sogar zunichte macht: die Eleganz. Wenn ich die große Lakritz-Oper haben möchte, brauche ich nicht zu einem 99er Chevillon greifen. Da tut es auch ein gut gereifter Pegau oder Beaucastel. Und wenn ich Wein im Glas haben möchte, der schwarz wie Ägyptens Nächte ist, bieten fast alle Weinregionen dieser Welt gute Alternativen zu einem Bruchteil des Preises.
Neben der schon beschriebenen harten Realität kam dann noch eine gehörige Dosis Pech dazu, sonst hätten wohl potenzielle Gewinner wie der 88er Griotte Chambertin von Ponsot (aus einem über jeden Zweifel erhabenen Keller, aus dem auch die Traumweine der letztjähirigen Probe stammten) nicht so schlecht abgeschnitten. Fairerweise muss man feststellen, dass mit den Jahrgängen 2003, 2002 und 1999 gleich drei Jahre anstanden, in denen gerade die potenziell besseren Weine aktuell verschlossen sein können. Darüber hinaus hätte sich das ein oder andere Ergebnis bestimmt nach oben korrigiert, wenn man mehr Zeit gehabt hätte, die Entwicklung des Weins über einige Stunden zu beobachten. Vielleicht muss man sich Gedanken darüber machen, ob große Proben dieser Art mit einem umfangreichen Programm in relativ kurzer Zeit überhaupt für diese Art Wein geeignet sind....
Es bleibt die Bestätigung der Erkenntnis, dass im Burgund, eben noch viel mehr als in anderen Regionen, der Weg zum Traumwein mit zahllosen Enttäuschungen gepflastert ist. Auf der anderen Seite ist das Ignorieren dieses Gebietes auch keine Lösung. Vielmehr läuft es für mich darauf hinaus, das verfügbare Budget auf die wenigen noch einigermaßen bezahlbaren High End-Produzenten und dort auf die unterbewerteten Lagen zu konzentrieren und alles andere zu ignorieren. Denn mittelprächtige Burgunder machen (mir) nicht nur weniger Spaß als mittelprächtige Bordeaux, sie sind auch drei mal so teuer....
Wie dem auch sei. Probiert wurde doppel-blind, aufgedeckt wurde nach jedem Flight:
Flight 1
Domaine Hudelot-Noellat - Vosne-Romanée "Les Beaux Monts" Premier Cru 2003
Ziemlich dichtes Rot. Riecht jung und sehr reif. Man braucht kein Weinguru zu sein, um Richtung 2003 zu tippen. Viel Kirsche, sehr würzig, im Augenblick etwas einfach gestrickt. Am Gaumen bitter und astringierend. Der Alkohol ist zu schmecken. Schon dicht, aber da ist dieses Loch in der Mitte, dass man bei so vielen 2003ern findet und wo erst die Zeit zeigen wird, ob das mit zunehmender Reife weggehen wird. (86)
Domaine Confuron-Cotedidot - Vosne-Romanée "Les Suchots" Premier Cru 2003
Sieht erheblich älter aus als der Hudelot, was einige der Beteiligten zu der Vermutung trieb, die drei Weine im ersten Flight könnten unmöglich aus dem gleichen Jahr sein. Ein schnelles Reinriechen klärte die Situation dann aber sofort. Auch hier wieder diese sehr reife Frucht, die mir aber in diesem Fall viel besser gefiel, weil die zwar sehr reif, aber eben nicht überreif wie beim Hudelot. Am Gaumen lang, würzig, schöne Frucht, aber auch hier macht mir die doch sehr wackelige Struktur mit den rustikalen Tanninen Sorgen. In diesem Stadium besser als der Hudelot, vielleicht blüht der aber in 5 - 10 Jahren nochmal auf, während der Confuron dann möglicherweise schon mausetot ist... (88)
Domaine Bruno Clavelier - Vosne-Romanée "Les Beaux Monts" Premier Cru Vielles Vignes 2003
Wieder sehr dunkles, junges Rot. Passt aromatisch absolut zu den beiden Vorgängern. Wieder extrem reif aber alles in allem etwas dezenter. Im Gegensatz zu den beiden anderen Weinen verändert sich hier die Nase ständig im Glas, wird schöner und komplexer. Am Gaumen der am wenigsten bittere Wein, schöne Balance. Noch etwas schlank, aber ich vermute, dass da noch was kommt. Wirkt am kompaktesten und dichtesten. Sehr schön. (89+)
Fortsetzung folgt....