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Hallo zusammen,
letzten Freitag beschäftigten wir uns im Rahmen der VHS-Weinseminare mit dem Thema "Deutsche Premiumweine", die zumindest teilweise zur Qualitätsüberprüfung mit vergleichbaren Premiumweinen aus dem Ausland in die Gläser kamen. Es wurde wie immer "blind" verkostet mit anschließender Auflösung nach jedem Wein bzw. nach jedem Vergleichspaar. Abgesehen von den deutschen Weinen, die für sich verkostet wurden, herrschte bei der Zuordnung "deutsch oder ausländisch" eine große Unsicherheit, was sicherlich der vergleichbaren Qualität sowie der teilweise ähnlichen Stilistik geschuldet war.
Es standen wie immer 15 Weine auf dem Trinkplan (2 Schaumweine, 7 Weißweine und 6 Rotweine), wobei leider 1 Weinsolist korkbeeinflusst und daher nur sehr eingeschränkt beurteilbar war.
Doch nun zu den Weinen:
Als erstes stand ein ultimativer und mutiger Vergleich an, den ich vor 20 Jahren noch nicht ernsthaft in Betracht gezogen hätte, nämlich der Vergleich Winzer-Champagner gegen Winzersekt.
Für eine möglichst große Vergleichbarkeit wurden zwei Vertreter herausgesucht, die zu 100% aus derselben Rebsorte und aus demselben Jahrgang stammen, ohne Dosage abgefüllt wurden und ein vergleichbar langes Hefelager hinter sich gebracht haben.
Wein Nr. 1 und auch Wein Nr. 2 zeigten schon optisch eine feine Perlage, die aufgrund des 5 bzw. 6 jährigen Hefelagers auch zu erwarten war. Wein Nr.1 war farblich einen kleinen Tick goldener, was aber möglicherweise auch auf das frühere Degorgierdatum (2020 zu November 2021) zurückzuführen war. Wein Nr. 1 wirkte in der Nase etwas cremiger, während Wein Nr. 2 etwas straighter und knackiger wirkte.
Wein Nr. 1 auf der Zunge komplett trocken, aber sehr cremig und ausgeglichen mit balancierter Säure und guter Länge (Typ Menuewein), während Wein Nr. 2 viel direkter, knackiger, aber auch sehr balanciert und fein auftrat (eher der Aperitif-Typ). Beide makellos mit hohem Trinkfluss und einiger Komplexität. Die Zuordnung war hier extrem schwierig, da beide ohne wenn und aber auch aus der Champagne stammen könnten. Auch qualitativ bewegten sich beide auf absoluter Augenhöhe, lediglich preislich bestand ein großer Unterschied. Für den Preis des Champagners hätte man gut 2 Flaschen des deutschen Schäumers kaufen können. Beide Schaumweine waren zu 100% aus Chardonnay.
Schaumwein Nr. 1 war:
2013er "Terre de Vertus" 1er Cru non dose (Larmandier-Bernier, Vertus) -Champagne-
Schaumwein Nr. 2 war:
2013er Blanc de Blancs Brut Nature (Bernhard Huber, Malterdingen) -Baden-
Der stilistische Hauptunterschied zwischen beiden Schäumern lag wahrscheinlich im Ausbau der Grundweine: Nr. 1 mit Batonnage und Malo, Wein Nr. 2 ohne, beide Grundweine aber im Holz ausgebaut.
Fazit: Der Huber-Sekt kann qualitativ mit deutlich teureren Winzer-Champagnern locker mithalten und ist preislich ein echtes Schnäppchen (ca. 25 EURO im Handel). Das ist durchaus verwunderlich, da Huber bei seinen Rot-und auch Weissweinen ansonsten sehr selbstbewußte Preise aufruft.
Weiter ging es mit zwei sortenreinen Solisten, die die unterschiedlichen Stilistiken einer Rebsorte im identischen Anbaugebiet aufzeigen sollten:
2008er "Erdrauch" Silvaner QW trocken (Landart, Mainstockheim) -Franken-
Wer von diesem "fast" Kultwein noch etwas im Keller hat, darf sich jetzt freuen. Sattes Goldgelb, in der Nase aber noch überaus lebendig, Quitte, reifer Apfel, ein Hauch Holz, dezente Kräuternote, perfekter Reifezustand. Am Gaumen wunderbar ausgewogen, zart schmelzig, fast samtige Säure, die aber zusammen mit einem Hauch Gerbstoff einen feinen Grip abgibt, kraftvoll, aber keinesfalls üppig, langer harmonischer Nachklang. So macht Silvaner Spass und zeigt, was die Sorte auch in puncto Langlebigkeit leisten kann.
2017er Würzburger Stein-Harfe Silvaner GG (Bürgerspital Würzburg) -Franken-
stammt aus der nur 8 ha großen Monopol-Lage im Würzburger Stein mit sehr altem Rebbestand. Noch sehr jugendliches Gelb mit grünlichen Reflexen, sehr feine Nase nach gelbem Steinobst, etwas Birne und kräutrigen Akzenten. Am Gaumen sehr elegant, die 13,5 Vol% sind überhaupt nicht spürbar, zartgliedrige Säure, voll auf der eleganten Seite, aber durchaus mit Fruchttiefe und enormer Länge. Dieses GG ist noch etwas zu jung und wird sich in den nächsten Jahren bestimmt noch abrunden und Komplexität dazugewinnen. Ein weder zu traditionell noch zu modern gehaltener Silvaner mit Potential und Klasse. Für 26 EURO ab Weingut sehr fair bepreist.
Nun steht wieder der nächste 2-er-Vergleich an, nämlich deutscher gegen ausländischen Riesling:
Wein Nr. 5 und Wein Nr. 6 strahlen im zarten Gelbgold, was auf eine gewisse Reifung schliessen lässt. Wein Nr. 5 sehr reintönig,absolut trocken, Weingartenpfirsich, Marille, etwas Zitrus, Hauch Vanille, durchaus kraftvoll (13,5 Vol%), sehr ausgewogen mit stimmiger Säure, klarer Sortentyp mit Kraft, Schmelz, aber auch der nötigen Frische. Harmonisch und lang. Wein Nr. 6 in der Nase mit unverkennbarer, aber angenehmer Petrolnote, steinige Akzente, zarte Apfel-und Zitrus-Aromatk, durchaus komplex. Am Gaumen nicht ganz trocken (geschätzte 5-7 gr. RZ), was aber dem Wein durchaus gut steht, hintergründige, aber stabile Säure, sehr saftig, die Frucht (Zitrus, Quitte, Mirabelle) steht etwas hinter der steinigen Mineralität zurück,dezent Karamell (wahrscheinlich Malo durchlaufen), sehr ausgewogen und spannend mit ebenfalls guter Länge.Nur angenehme 12,5 Vol% laut Etikett.
Wein Nr. 5 war:
2015er Birkweiler Kastanienbusch Riesling QW trocken (Sven Klundt, Mörzheim) -Pfalz-
ein typ. Pfälzer aus der Renommierlage der Südpfalz, der mit nicht wenigen GGs durchaus mithalten kann.
Wein Nr. 6 war:
2016er Riesling sec "Grafenreben" Cru d'Alsace a.c. (Bott-Geyl, Beblenheim) -Alsace-
ein im besten Sinne typischer Elsässer aus diesem seit 2002 bio-dynamisch arbeitenden Musterbetrieb.
Auch hier, trotz des kleinen Jahrgangsunterschiedes, ein Vergleich auf qualitativer Augenhöhe mit aber deutlich unterschiedlichen Stilistiken, trotz der relativ räumlichen Nähe. Der Elsässer wurde hier überwiegend erkannt.
Die restlichen 3 Weißwein-Solisten sowie die 6 Roten folgen in Kürze !
LG
Bodo
letzten Freitag beschäftigten wir uns im Rahmen der VHS-Weinseminare mit dem Thema "Deutsche Premiumweine", die zumindest teilweise zur Qualitätsüberprüfung mit vergleichbaren Premiumweinen aus dem Ausland in die Gläser kamen. Es wurde wie immer "blind" verkostet mit anschließender Auflösung nach jedem Wein bzw. nach jedem Vergleichspaar. Abgesehen von den deutschen Weinen, die für sich verkostet wurden, herrschte bei der Zuordnung "deutsch oder ausländisch" eine große Unsicherheit, was sicherlich der vergleichbaren Qualität sowie der teilweise ähnlichen Stilistik geschuldet war.
Es standen wie immer 15 Weine auf dem Trinkplan (2 Schaumweine, 7 Weißweine und 6 Rotweine), wobei leider 1 Weinsolist korkbeeinflusst und daher nur sehr eingeschränkt beurteilbar war.
Doch nun zu den Weinen:
Als erstes stand ein ultimativer und mutiger Vergleich an, den ich vor 20 Jahren noch nicht ernsthaft in Betracht gezogen hätte, nämlich der Vergleich Winzer-Champagner gegen Winzersekt.
Für eine möglichst große Vergleichbarkeit wurden zwei Vertreter herausgesucht, die zu 100% aus derselben Rebsorte und aus demselben Jahrgang stammen, ohne Dosage abgefüllt wurden und ein vergleichbar langes Hefelager hinter sich gebracht haben.
Wein Nr. 1 und auch Wein Nr. 2 zeigten schon optisch eine feine Perlage, die aufgrund des 5 bzw. 6 jährigen Hefelagers auch zu erwarten war. Wein Nr.1 war farblich einen kleinen Tick goldener, was aber möglicherweise auch auf das frühere Degorgierdatum (2020 zu November 2021) zurückzuführen war. Wein Nr. 1 wirkte in der Nase etwas cremiger, während Wein Nr. 2 etwas straighter und knackiger wirkte.
Wein Nr. 1 auf der Zunge komplett trocken, aber sehr cremig und ausgeglichen mit balancierter Säure und guter Länge (Typ Menuewein), während Wein Nr. 2 viel direkter, knackiger, aber auch sehr balanciert und fein auftrat (eher der Aperitif-Typ). Beide makellos mit hohem Trinkfluss und einiger Komplexität. Die Zuordnung war hier extrem schwierig, da beide ohne wenn und aber auch aus der Champagne stammen könnten. Auch qualitativ bewegten sich beide auf absoluter Augenhöhe, lediglich preislich bestand ein großer Unterschied. Für den Preis des Champagners hätte man gut 2 Flaschen des deutschen Schäumers kaufen können. Beide Schaumweine waren zu 100% aus Chardonnay.
Schaumwein Nr. 1 war:
2013er "Terre de Vertus" 1er Cru non dose (Larmandier-Bernier, Vertus) -Champagne-
Schaumwein Nr. 2 war:
2013er Blanc de Blancs Brut Nature (Bernhard Huber, Malterdingen) -Baden-
Der stilistische Hauptunterschied zwischen beiden Schäumern lag wahrscheinlich im Ausbau der Grundweine: Nr. 1 mit Batonnage und Malo, Wein Nr. 2 ohne, beide Grundweine aber im Holz ausgebaut.
Fazit: Der Huber-Sekt kann qualitativ mit deutlich teureren Winzer-Champagnern locker mithalten und ist preislich ein echtes Schnäppchen (ca. 25 EURO im Handel). Das ist durchaus verwunderlich, da Huber bei seinen Rot-und auch Weissweinen ansonsten sehr selbstbewußte Preise aufruft.
Weiter ging es mit zwei sortenreinen Solisten, die die unterschiedlichen Stilistiken einer Rebsorte im identischen Anbaugebiet aufzeigen sollten:
2008er "Erdrauch" Silvaner QW trocken (Landart, Mainstockheim) -Franken-
Wer von diesem "fast" Kultwein noch etwas im Keller hat, darf sich jetzt freuen. Sattes Goldgelb, in der Nase aber noch überaus lebendig, Quitte, reifer Apfel, ein Hauch Holz, dezente Kräuternote, perfekter Reifezustand. Am Gaumen wunderbar ausgewogen, zart schmelzig, fast samtige Säure, die aber zusammen mit einem Hauch Gerbstoff einen feinen Grip abgibt, kraftvoll, aber keinesfalls üppig, langer harmonischer Nachklang. So macht Silvaner Spass und zeigt, was die Sorte auch in puncto Langlebigkeit leisten kann.
2017er Würzburger Stein-Harfe Silvaner GG (Bürgerspital Würzburg) -Franken-
stammt aus der nur 8 ha großen Monopol-Lage im Würzburger Stein mit sehr altem Rebbestand. Noch sehr jugendliches Gelb mit grünlichen Reflexen, sehr feine Nase nach gelbem Steinobst, etwas Birne und kräutrigen Akzenten. Am Gaumen sehr elegant, die 13,5 Vol% sind überhaupt nicht spürbar, zartgliedrige Säure, voll auf der eleganten Seite, aber durchaus mit Fruchttiefe und enormer Länge. Dieses GG ist noch etwas zu jung und wird sich in den nächsten Jahren bestimmt noch abrunden und Komplexität dazugewinnen. Ein weder zu traditionell noch zu modern gehaltener Silvaner mit Potential und Klasse. Für 26 EURO ab Weingut sehr fair bepreist.
Nun steht wieder der nächste 2-er-Vergleich an, nämlich deutscher gegen ausländischen Riesling:
Wein Nr. 5 und Wein Nr. 6 strahlen im zarten Gelbgold, was auf eine gewisse Reifung schliessen lässt. Wein Nr. 5 sehr reintönig,absolut trocken, Weingartenpfirsich, Marille, etwas Zitrus, Hauch Vanille, durchaus kraftvoll (13,5 Vol%), sehr ausgewogen mit stimmiger Säure, klarer Sortentyp mit Kraft, Schmelz, aber auch der nötigen Frische. Harmonisch und lang. Wein Nr. 6 in der Nase mit unverkennbarer, aber angenehmer Petrolnote, steinige Akzente, zarte Apfel-und Zitrus-Aromatk, durchaus komplex. Am Gaumen nicht ganz trocken (geschätzte 5-7 gr. RZ), was aber dem Wein durchaus gut steht, hintergründige, aber stabile Säure, sehr saftig, die Frucht (Zitrus, Quitte, Mirabelle) steht etwas hinter der steinigen Mineralität zurück,dezent Karamell (wahrscheinlich Malo durchlaufen), sehr ausgewogen und spannend mit ebenfalls guter Länge.Nur angenehme 12,5 Vol% laut Etikett.
Wein Nr. 5 war:
2015er Birkweiler Kastanienbusch Riesling QW trocken (Sven Klundt, Mörzheim) -Pfalz-
ein typ. Pfälzer aus der Renommierlage der Südpfalz, der mit nicht wenigen GGs durchaus mithalten kann.
Wein Nr. 6 war:
2016er Riesling sec "Grafenreben" Cru d'Alsace a.c. (Bott-Geyl, Beblenheim) -Alsace-
ein im besten Sinne typischer Elsässer aus diesem seit 2002 bio-dynamisch arbeitenden Musterbetrieb.
Auch hier, trotz des kleinen Jahrgangsunterschiedes, ein Vergleich auf qualitativer Augenhöhe mit aber deutlich unterschiedlichen Stilistiken, trotz der relativ räumlichen Nähe. Der Elsässer wurde hier überwiegend erkannt.
Die restlichen 3 Weißwein-Solisten sowie die 6 Roten folgen in Kürze !
LG
Bodo