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Hallo zusammen,
in der örtlichen VHS trafen sich am Freitag wieder einige Weinfreunde,um insgesamt 15 Schaumweine aus den klassischen europäischen Herkünften zu probieren. Wie immer wurden die Weine blind verkostet mit anschließender Auflösung.
Folgende Schäumer waren im Rennen:
2020er "Col Credas" Valdobbiadene superiore Extra Brut DOCG (Adami) -Venetien-
Der einzige Schäumer des Abends, der mittels Tankgärung (Martinotti-Methode) produziert wurde und daher nur ein sehr kurzes Hefelager hatte, was bei diesem "Edel-Prosecco" zur Bewahrung der Primärfrucht auch angestrebt wird.
Zartes Strohgelb mit grünen Nuancen, mittelfeine Perlage, in der Nase etwas Granny-Smith, Zitrus, dezente Würze, sehr klar und direkt am Gaumen, wenig Dosage (4 Gramm), saftig, belebend, zarte, aber nicht nachhaltige Perlage,angenehme Säure, dezente Apfelfrucht mit etwas Limette, sehr klar und durchaus trinkanimierend, niedriger Alkohol (11,5 Vol.%), saftig, nicht sonderlich komplex, aber in dieser Stilistik sehr gelungen. Jeder wäre sicherlich froh, beim Italiener um die Ecke einen solchen Apero kredenzt zu bekommen. Im Handel 15-16 EURO.
Nun wurde es deutlich anspruchsvoller:
2016er "El Xamfra" Cava Gran Reserva Brut Nature (Dominguez, San Sadurni d'Anoia) -Cava
klassische Cuvee aus Macabeo und Xarel-lo, gut 4 Jahre Hefelager, degorgiert 03/21.
sehr typische, Macabeo-betonte Nase nach reifem Apfel (Bratapfel), Hauch Birne,ein Hauch Holz,mit gewisser Reife und Komplexität, komplett durchgegoren, aber sehr ausgewogen mit seidiger Säure und feinen, langanhaltenden Perlen, Brioche, stimmige Kombi aus Reife und nötiger Frische, völlig eingebundener Alkohol (12 Vol%), würziger Abgang. Jetzt in bester Trinkreife. Für säureempfindliche Schaumweinliebhaber eine gute und preiswerte Alternative zum Champagner. Knapp 18 EURO im Handel.
----- Extra Brut Reserve Niederösterreich (Fred Loimer, Langenlois) -Kamptal
stimmige Cuvee aus Pinot Noir, Zweigelt, Chardonnay, Grüner Veltliner, Weiß- und Grauburgunder, 34 Monate auf der Hefe, Dosage: 2Gramm, degorgiert 04/21.
auch Österreich rüstet in Sachen Qualitätsschaumwein auf: sehr feine Perlage, glasklare Nase mit feiner Briochenote, aber auch unaufdringlicher Frucht (reifer Apfel, Agrumen), sehr klare und einladende Nase, am Gaumen komplett trocken mit nur 2 Gramm Dosage, feinperliger Schaum, sehr straight, saftige, aber nicht aggressive Säure, perfekter Aperitiv-Schäumer ohne Schnick-Schnack. 22 EURO ab Weingut.
2013er Esslinger Neckarhalde "K" Grande Cuvee Brut Nature (Kusterer, Esslingen) -Württemberg-
Cuvee aus Chardonnay und Pinot noir aus der kleinsten Einzellage Wüttembergs, produziert und handgerüttelt im Weingut (keine Lohnversektung), ca. 5 Jahre Hefelager, degorgiert: 11/18.
Zartes Strohgelb, sehr lebendige feine Perlen, herrlich reintönige Nase mit viel Frische, aber auch angenehmer Reife, ganz zarte, geniale Holzuntermalung (Grundwein mit Barriqueausbau), Brioche, zarthefig, unaufdringliche Gelbfrucht, völlig ohne Dosage, aber durchaus mit Extrakt, passende Säure und Alkohol (12,5 Vol%), gute Länge.
Die Familie Kusterer hat wohl Schaumwein-Gene: das ist ein deutscher Winzersekt "de luxe" mit langem Hefelager, der qualitativ in etwas anderer Stilistik mit doppelt so teuren Champagnern locker mithalten kann.
Heißer Tipp, immer noch im Weingut erhältlich für sehr günstige 23 EURO.
2016er "Ceppo 326" Rose Dosaggio zero (Pasini, Raffa del Garda) -Lombardei
der einzige Rose des Abends, Cuvee aus rotem Gropello und weißem Erbamat, ca. 3,5 Jahre Hefelager, degorgiert: 09/20.
eher gelbgold als rosa, durchaus feine Perlage, zarte Fruchtausprägung (Hauch Himbeere, knapp reife Marille, Apfel), sehr animierend, am Gaumen zwar komplett trocken, aber ohne jegliche Säureaggressivität, ein Hauch Karamell (vermutlich BSA durchlaufen), sehr stimmige Frucht und etwas kalkige Mineralität, ordentliche Länge.
Farblich sehr dezenter Rosewein-Vertreter mit guter Verbindung aus Frische und Cremigkeit.
Ca. 20 EURO im Handel.
2015er Grüner Veltliner Sekt Brut Nature (Jurtschitsch, Langenlois) -Kamptal-
ein weiterer Ösi-Winzersekt in ambitionierter Qualität, degorgiert 05/19.
Strohgelb mit grünlichen Reflexen, flinke Perlen,knackig und kompromisslos wirkende, sehr straighte Nase mit Marille, Zitrus, aber nur dezenter Sortenart,knalltrocken mit saftiger Säure im Champagnerstil, mittelgewichtig (12 Vol%),sehr speichelziehend und trinkanimierend, sehr direkt und ungeschminkter Stil, durchaus etwas fordernd, aber im angenehmen Sinne Wer etwas säureempfindlich ist,sollte eher Cava trinken. Für mich trotzdem ein erstklassiger Schäumer zu vernünftigem Preis (ca.23 EURO).
2015er "Terrers" Brut Nature "Corpinnat" (Recaredo, San Sadurni d'Anoia)-Penedes-
9 der besten Cava-Kellereien sind aus dem Cava-Verband ausgetreten, da ihnen die Produktionsvorschriften beim Cava zu wenig qualitätsorientiert waren, und haben die Kollektivmarke für Qualitätsschaumwein aus Katalonien (Corpinnat) gegründet. Mit von der Partie natürlich auch Recaredo. Diese Schäumer kommen weiterhin aus San Sadurni, dürfen und wollen sich auch nicht mehr Cava nennen.
Hier eine der "einfacheren" Cuvees aus 58% Xarel-lo, 32% Macabeo und 10% Monastrell, 40 Monate Hefelager, degorgiert am 26.06.19.
Allerdings ist bei Recaredo nichts einfach und banal: wunderbare Nase mit zarter Gelbfrucht, Hauch floral, extrem saubere und klare Hefenote, Hefezopf,feine Würze, schon in der Nase Komplexität andeutend, komplett trocken, sehr feinperlig, tolle Harmonie und Finesse, zarte Säure, hat durchaus Kraft, untergeordneter Alkohol (12 Vol%), sehr stimmig mit überzeugender Länge. Sowohl als Apero als auch als Menue-Schäumer gut geeignet.
Sehr gutes PLV, im Handel ca. 24 EURO.
-----Blanc de Meuniers Pinot Meunier Brut Nature (Sekthaus Burkhardt/Schür, Bürgstadt) -Franken-
Trauben von einem befreundeten Winzer aus dem württembergischen Teil des Taubertals, Jahrgang 2013, gut 5 Jahre Hefelager, degorgiert: 12/19.
Sebastian Schür (im Hauptberuf Weinbergsmeister bei Paul Fürst) und Laura Burkardt haben ein kleines, vielversprechendes Sekt-Start-Up auf die Beine gestellt, das schon durchaus für Furore auf dem noch übersichtlichen Erzeuger-Sektmarkt gesorgt hat.
Sehr feine Perlage, zartes Strohgelb, leider in der Nase ein leichter "Korkschleicher", der den Sekt zwar nicht untrinkbar macht, ihn aber in der Reintönigkeit und Fruchtentfaltung etwas behindert. Ich habe diesen Sekt schon ein paar mal in regulärem Zustand getrunken und kann daher auch mal über diesen leicht dumpfen Beiton hinweg schmecken, knalltrocken mit mutiger, aber integrierter Säure, komplett im Champagnerstil gehalten, schlank, aber nicht knochig oder dünn, kompromissloser Stil mit etwas Ecken und Kanten, zart Cassis, knapp reifer Apfel, feine Brioche-Note, noch sehr jugendlich, sollte eigentlich noch ein paar Jahre weiterreifen, um eine noch perfektere Harmonie zu erlangen. Perfekter Apero mit Charakter, Biss und Spannung.
Leider nicht ganz billig (ca. 32 EURO im Handel).
Fortsetzung folgt in Kürze !
LG
Bodo
in der örtlichen VHS trafen sich am Freitag wieder einige Weinfreunde,um insgesamt 15 Schaumweine aus den klassischen europäischen Herkünften zu probieren. Wie immer wurden die Weine blind verkostet mit anschließender Auflösung.
Folgende Schäumer waren im Rennen:
2020er "Col Credas" Valdobbiadene superiore Extra Brut DOCG (Adami) -Venetien-
Der einzige Schäumer des Abends, der mittels Tankgärung (Martinotti-Methode) produziert wurde und daher nur ein sehr kurzes Hefelager hatte, was bei diesem "Edel-Prosecco" zur Bewahrung der Primärfrucht auch angestrebt wird.
Zartes Strohgelb mit grünen Nuancen, mittelfeine Perlage, in der Nase etwas Granny-Smith, Zitrus, dezente Würze, sehr klar und direkt am Gaumen, wenig Dosage (4 Gramm), saftig, belebend, zarte, aber nicht nachhaltige Perlage,angenehme Säure, dezente Apfelfrucht mit etwas Limette, sehr klar und durchaus trinkanimierend, niedriger Alkohol (11,5 Vol.%), saftig, nicht sonderlich komplex, aber in dieser Stilistik sehr gelungen. Jeder wäre sicherlich froh, beim Italiener um die Ecke einen solchen Apero kredenzt zu bekommen. Im Handel 15-16 EURO.
Nun wurde es deutlich anspruchsvoller:
2016er "El Xamfra" Cava Gran Reserva Brut Nature (Dominguez, San Sadurni d'Anoia) -Cava
klassische Cuvee aus Macabeo und Xarel-lo, gut 4 Jahre Hefelager, degorgiert 03/21.
sehr typische, Macabeo-betonte Nase nach reifem Apfel (Bratapfel), Hauch Birne,ein Hauch Holz,mit gewisser Reife und Komplexität, komplett durchgegoren, aber sehr ausgewogen mit seidiger Säure und feinen, langanhaltenden Perlen, Brioche, stimmige Kombi aus Reife und nötiger Frische, völlig eingebundener Alkohol (12 Vol%), würziger Abgang. Jetzt in bester Trinkreife. Für säureempfindliche Schaumweinliebhaber eine gute und preiswerte Alternative zum Champagner. Knapp 18 EURO im Handel.
----- Extra Brut Reserve Niederösterreich (Fred Loimer, Langenlois) -Kamptal
stimmige Cuvee aus Pinot Noir, Zweigelt, Chardonnay, Grüner Veltliner, Weiß- und Grauburgunder, 34 Monate auf der Hefe, Dosage: 2Gramm, degorgiert 04/21.
auch Österreich rüstet in Sachen Qualitätsschaumwein auf: sehr feine Perlage, glasklare Nase mit feiner Briochenote, aber auch unaufdringlicher Frucht (reifer Apfel, Agrumen), sehr klare und einladende Nase, am Gaumen komplett trocken mit nur 2 Gramm Dosage, feinperliger Schaum, sehr straight, saftige, aber nicht aggressive Säure, perfekter Aperitiv-Schäumer ohne Schnick-Schnack. 22 EURO ab Weingut.
2013er Esslinger Neckarhalde "K" Grande Cuvee Brut Nature (Kusterer, Esslingen) -Württemberg-
Cuvee aus Chardonnay und Pinot noir aus der kleinsten Einzellage Wüttembergs, produziert und handgerüttelt im Weingut (keine Lohnversektung), ca. 5 Jahre Hefelager, degorgiert: 11/18.
Zartes Strohgelb, sehr lebendige feine Perlen, herrlich reintönige Nase mit viel Frische, aber auch angenehmer Reife, ganz zarte, geniale Holzuntermalung (Grundwein mit Barriqueausbau), Brioche, zarthefig, unaufdringliche Gelbfrucht, völlig ohne Dosage, aber durchaus mit Extrakt, passende Säure und Alkohol (12,5 Vol%), gute Länge.
Die Familie Kusterer hat wohl Schaumwein-Gene: das ist ein deutscher Winzersekt "de luxe" mit langem Hefelager, der qualitativ in etwas anderer Stilistik mit doppelt so teuren Champagnern locker mithalten kann.
Heißer Tipp, immer noch im Weingut erhältlich für sehr günstige 23 EURO.
2016er "Ceppo 326" Rose Dosaggio zero (Pasini, Raffa del Garda) -Lombardei
der einzige Rose des Abends, Cuvee aus rotem Gropello und weißem Erbamat, ca. 3,5 Jahre Hefelager, degorgiert: 09/20.
eher gelbgold als rosa, durchaus feine Perlage, zarte Fruchtausprägung (Hauch Himbeere, knapp reife Marille, Apfel), sehr animierend, am Gaumen zwar komplett trocken, aber ohne jegliche Säureaggressivität, ein Hauch Karamell (vermutlich BSA durchlaufen), sehr stimmige Frucht und etwas kalkige Mineralität, ordentliche Länge.
Farblich sehr dezenter Rosewein-Vertreter mit guter Verbindung aus Frische und Cremigkeit.
Ca. 20 EURO im Handel.
2015er Grüner Veltliner Sekt Brut Nature (Jurtschitsch, Langenlois) -Kamptal-
ein weiterer Ösi-Winzersekt in ambitionierter Qualität, degorgiert 05/19.
Strohgelb mit grünlichen Reflexen, flinke Perlen,knackig und kompromisslos wirkende, sehr straighte Nase mit Marille, Zitrus, aber nur dezenter Sortenart,knalltrocken mit saftiger Säure im Champagnerstil, mittelgewichtig (12 Vol%),sehr speichelziehend und trinkanimierend, sehr direkt und ungeschminkter Stil, durchaus etwas fordernd, aber im angenehmen Sinne Wer etwas säureempfindlich ist,sollte eher Cava trinken. Für mich trotzdem ein erstklassiger Schäumer zu vernünftigem Preis (ca.23 EURO).
2015er "Terrers" Brut Nature "Corpinnat" (Recaredo, San Sadurni d'Anoia)-Penedes-
9 der besten Cava-Kellereien sind aus dem Cava-Verband ausgetreten, da ihnen die Produktionsvorschriften beim Cava zu wenig qualitätsorientiert waren, und haben die Kollektivmarke für Qualitätsschaumwein aus Katalonien (Corpinnat) gegründet. Mit von der Partie natürlich auch Recaredo. Diese Schäumer kommen weiterhin aus San Sadurni, dürfen und wollen sich auch nicht mehr Cava nennen.
Hier eine der "einfacheren" Cuvees aus 58% Xarel-lo, 32% Macabeo und 10% Monastrell, 40 Monate Hefelager, degorgiert am 26.06.19.
Allerdings ist bei Recaredo nichts einfach und banal: wunderbare Nase mit zarter Gelbfrucht, Hauch floral, extrem saubere und klare Hefenote, Hefezopf,feine Würze, schon in der Nase Komplexität andeutend, komplett trocken, sehr feinperlig, tolle Harmonie und Finesse, zarte Säure, hat durchaus Kraft, untergeordneter Alkohol (12 Vol%), sehr stimmig mit überzeugender Länge. Sowohl als Apero als auch als Menue-Schäumer gut geeignet.
Sehr gutes PLV, im Handel ca. 24 EURO.
-----Blanc de Meuniers Pinot Meunier Brut Nature (Sekthaus Burkhardt/Schür, Bürgstadt) -Franken-
Trauben von einem befreundeten Winzer aus dem württembergischen Teil des Taubertals, Jahrgang 2013, gut 5 Jahre Hefelager, degorgiert: 12/19.
Sebastian Schür (im Hauptberuf Weinbergsmeister bei Paul Fürst) und Laura Burkardt haben ein kleines, vielversprechendes Sekt-Start-Up auf die Beine gestellt, das schon durchaus für Furore auf dem noch übersichtlichen Erzeuger-Sektmarkt gesorgt hat.
Sehr feine Perlage, zartes Strohgelb, leider in der Nase ein leichter "Korkschleicher", der den Sekt zwar nicht untrinkbar macht, ihn aber in der Reintönigkeit und Fruchtentfaltung etwas behindert. Ich habe diesen Sekt schon ein paar mal in regulärem Zustand getrunken und kann daher auch mal über diesen leicht dumpfen Beiton hinweg schmecken, knalltrocken mit mutiger, aber integrierter Säure, komplett im Champagnerstil gehalten, schlank, aber nicht knochig oder dünn, kompromissloser Stil mit etwas Ecken und Kanten, zart Cassis, knapp reifer Apfel, feine Brioche-Note, noch sehr jugendlich, sollte eigentlich noch ein paar Jahre weiterreifen, um eine noch perfektere Harmonie zu erlangen. Perfekter Apero mit Charakter, Biss und Spannung.
Leider nicht ganz billig (ca. 32 EURO im Handel).
Fortsetzung folgt in Kürze !
LG
Bodo