Verkostung - Grüner Veltliner
Verfasst: Mi 3. Nov 2021, 18:44
Hallo,
vor gut zwei Wochen stand mit Weinfreunden eine Verkostung von zehn Grünen Veltlinern an. Wir haben uns alle sehr schwer mit den Weinen getan. Das lag wahrscheinlich auch an der hohen Quote an Smaragd-Weinen, die uns stilistisch mit ihrem reifen und barocken Typus nicht so entgegengekommen sind und evtl. auch noch etwas jung waren. Liebhaber von solchen Weinen können mit meiner Einschätzung wahrscheinlich wenig anfangen. Auch die Abfolge der Weine machte die Probe wahrscheinlich anstrengend.
#1 Jamek - Ried Liebenberg - Grüner Veltliner Smaragd - 2017:
Für die Preisklasse habe ich den Wein als deutlich unterkomplex und einfach wahrgenommen. Im Datenblatt steht 7 g/l natürlicher Restzucker, klingt etwas danach, als sei der Wein in der Gärung stehengeblieben. Leider deutlich zu süß.
#2 Weingut R&A Pfaffl - Grüner Veltliner Reserve Hommage - 2016:
Ein sehr reifer Typ, der schnell ermüdend und zu süß ist (7.1 g/l RZ). Ich finde den Wein überladen, der schießt einfach deutlich über das Ziel hinaus. Auch preislich.
#3 Jamek - Ried Liebenberg - Grüner Veltliner Smaragd - 2019:
Zwar nicht so süß wie der 2017er von Jamek, aber immer noch zu viel Süßeeindruck für meine Vorlieben. Bei beiden hat mir die feine, belebte Adstringenz gefallen. Aber auch erstaunlich einfach und wenig komplex wirkend für die Preisklasse.
#4 the.dot - Abfüller R&A Pfaffl - Grüner Veltliner Austrian Apple - 2020:
Das könnte alles sein, da ist gar kein Rebsorten-Charakter vorhanden. Die obligatorische Süße natürlich schon... Wir werten und verkosten blind. Die anfänglich beste Stimmung nach der ersten Präsenz-Verkostung nach einer langen Online-Phase war verschwunden, nach den beiden Flights schauten wir uns alle mit großen, entsetzten Augen an. Es war ziemlich einfach zu spüren, was wir von den Weinen halten. Das war bis dahin ganz schwierig, vor allem die penetrante Süße in Serie. Die vier Weine kamen dann auch auf die vier letzten Plätze, vielleicht hat das auch den Maßstab und das Ermessen für den Abend geprägt.
#9 the.dot - Abfüller R&A Pfaffl - Grüner Veltliner Austrian Pepper- 2020:
Dieser Wein kam zwar erst im letzten Flight, ich schreibe aber mal an dieser Stelle. Ebenfalls, wie der vierte Wein, ein preisliches U-Boot. Beide als Abfüller-Weine von Pfaffl. Böse Zungen würden behaupten, dass es sich bei the.dot um die Ausstiegsserie handelt, die Weinliebhabern ein niedrigschwelliges Angebot zur Abkehr vom Genuss machen will. Das schmeckt schon sehr nach Reinzuchthefe und Industriewein. Beiden merkte man an, dass sie einfacher sind als die anderen Weine. Der Pepper kam etwas besser an.
#5 Weingut Stift Göttweig - Grüner Veltliner Ried Gottschelle - Kremstal DAC - 2019:
Die Struktur hat die 14.5vol% nicht so ganz im Griff, ich fand den aber ganz gut. Die Nase hat einen stimmigen, ernsthaften Eindruck vermittelt. Das war zumindest mal ein Wein, der einen eingenen Ausdruck hatte und einen angenehm niedrigen Restzucker (1.9 g/l). Insgesamt der zweite Platz.
#6 Weingut Steininger - Ried Kittmannsberg - Grüner Veltliner - Kamptal DAC Reserve - 2019
Auch hier die Nase mit einem interessanten und eigenem Ausdruck. Das hat was geheimnisvolles, dunkel und ätherisch. Am Gaumen etwas alkoholisch und pomadig.
#7 Hiedler - Grüner Veltliner Kittmannsberg Kamptal DAC Reserve - 2019:
Der gefällt mir eingentlich ganz gut, durchaus vielseitig. Etwas besser balanciert könnte er sein, vielleicht kommt das auch noch mit der Zeit, wenn er etwas Substanz ablegt. Kam auf den dritten Platz. Zumindest unserer Flasche war bzgl. Milchsäurebakterien anscheinend nicht ganz unschuldig.
#8 Domäne Wachau - Grüner Veltliner Smaragd Achleiten - 2019:
Der einstimmige Sieger der Probe. Allen war die Erleichterung anzumerken, als es endlich mal einen trockenen, frischen Wein gab.
#10 Prager - Grüner Veltliner Achleiten Smaragd - 2019:
Angenehme Adstringenz, im Ausdruck fand ich ihn etwas verwaschen, unklar. Für den Preis erwarte ich da etwas mehr.
Vielleicht waren das einfach die falschen Weine an dem Abend, zu viel Süße und zu viel Extrakt. Die Platzierung war stark am Restzucker orientiert, die drei Weine mit <2g/l auf den Plätzen 1, 2 und vier. Die Weine mit ~7 g/l auf den Plätzen 10 und 8.
Grüße, Josef
vor gut zwei Wochen stand mit Weinfreunden eine Verkostung von zehn Grünen Veltlinern an. Wir haben uns alle sehr schwer mit den Weinen getan. Das lag wahrscheinlich auch an der hohen Quote an Smaragd-Weinen, die uns stilistisch mit ihrem reifen und barocken Typus nicht so entgegengekommen sind und evtl. auch noch etwas jung waren. Liebhaber von solchen Weinen können mit meiner Einschätzung wahrscheinlich wenig anfangen. Auch die Abfolge der Weine machte die Probe wahrscheinlich anstrengend.
#1 Jamek - Ried Liebenberg - Grüner Veltliner Smaragd - 2017:
Für die Preisklasse habe ich den Wein als deutlich unterkomplex und einfach wahrgenommen. Im Datenblatt steht 7 g/l natürlicher Restzucker, klingt etwas danach, als sei der Wein in der Gärung stehengeblieben. Leider deutlich zu süß.
#2 Weingut R&A Pfaffl - Grüner Veltliner Reserve Hommage - 2016:
Ein sehr reifer Typ, der schnell ermüdend und zu süß ist (7.1 g/l RZ). Ich finde den Wein überladen, der schießt einfach deutlich über das Ziel hinaus. Auch preislich.
#3 Jamek - Ried Liebenberg - Grüner Veltliner Smaragd - 2019:
Zwar nicht so süß wie der 2017er von Jamek, aber immer noch zu viel Süßeeindruck für meine Vorlieben. Bei beiden hat mir die feine, belebte Adstringenz gefallen. Aber auch erstaunlich einfach und wenig komplex wirkend für die Preisklasse.
#4 the.dot - Abfüller R&A Pfaffl - Grüner Veltliner Austrian Apple - 2020:
Das könnte alles sein, da ist gar kein Rebsorten-Charakter vorhanden. Die obligatorische Süße natürlich schon... Wir werten und verkosten blind. Die anfänglich beste Stimmung nach der ersten Präsenz-Verkostung nach einer langen Online-Phase war verschwunden, nach den beiden Flights schauten wir uns alle mit großen, entsetzten Augen an. Es war ziemlich einfach zu spüren, was wir von den Weinen halten. Das war bis dahin ganz schwierig, vor allem die penetrante Süße in Serie. Die vier Weine kamen dann auch auf die vier letzten Plätze, vielleicht hat das auch den Maßstab und das Ermessen für den Abend geprägt.
#9 the.dot - Abfüller R&A Pfaffl - Grüner Veltliner Austrian Pepper- 2020:
Dieser Wein kam zwar erst im letzten Flight, ich schreibe aber mal an dieser Stelle. Ebenfalls, wie der vierte Wein, ein preisliches U-Boot. Beide als Abfüller-Weine von Pfaffl. Böse Zungen würden behaupten, dass es sich bei the.dot um die Ausstiegsserie handelt, die Weinliebhabern ein niedrigschwelliges Angebot zur Abkehr vom Genuss machen will. Das schmeckt schon sehr nach Reinzuchthefe und Industriewein. Beiden merkte man an, dass sie einfacher sind als die anderen Weine. Der Pepper kam etwas besser an.
#5 Weingut Stift Göttweig - Grüner Veltliner Ried Gottschelle - Kremstal DAC - 2019:
Die Struktur hat die 14.5vol% nicht so ganz im Griff, ich fand den aber ganz gut. Die Nase hat einen stimmigen, ernsthaften Eindruck vermittelt. Das war zumindest mal ein Wein, der einen eingenen Ausdruck hatte und einen angenehm niedrigen Restzucker (1.9 g/l). Insgesamt der zweite Platz.
#6 Weingut Steininger - Ried Kittmannsberg - Grüner Veltliner - Kamptal DAC Reserve - 2019
Auch hier die Nase mit einem interessanten und eigenem Ausdruck. Das hat was geheimnisvolles, dunkel und ätherisch. Am Gaumen etwas alkoholisch und pomadig.
#7 Hiedler - Grüner Veltliner Kittmannsberg Kamptal DAC Reserve - 2019:
Der gefällt mir eingentlich ganz gut, durchaus vielseitig. Etwas besser balanciert könnte er sein, vielleicht kommt das auch noch mit der Zeit, wenn er etwas Substanz ablegt. Kam auf den dritten Platz. Zumindest unserer Flasche war bzgl. Milchsäurebakterien anscheinend nicht ganz unschuldig.
#8 Domäne Wachau - Grüner Veltliner Smaragd Achleiten - 2019:
Der einstimmige Sieger der Probe. Allen war die Erleichterung anzumerken, als es endlich mal einen trockenen, frischen Wein gab.
#10 Prager - Grüner Veltliner Achleiten Smaragd - 2019:
Angenehme Adstringenz, im Ausdruck fand ich ihn etwas verwaschen, unklar. Für den Preis erwarte ich da etwas mehr.
Vielleicht waren das einfach die falschen Weine an dem Abend, zu viel Süße und zu viel Extrakt. Die Platzierung war stark am Restzucker orientiert, die drei Weine mit <2g/l auf den Plätzen 1, 2 und vier. Die Weine mit ~7 g/l auf den Plätzen 10 und 8.
Grüße, Josef