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2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragMo 21. Jun 2021, 22:55

Bernd Schulz hat geschrieben:Früher hieß es immer, das deutsche Prädikatssystem sei (vor allem für Ausländer) zu kompliziert und zu irreführend
Kompliziert ist es vielleicht auch, aber vor allem unsinnig. Wer möglichst viel Zucker in seinem Getränk haben möchte, sollte vielleicht zu Coca-Cola greifen.

Und weil es wirklich sehr offtopic ist (im Gegensatz zu GG und 1G, siehr Threadtitel) bitte ich darum, das hier nicht weiter zu vertiefen. Danke.
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 08:30

amateur des vins hat geschrieben:bitte ich darum, das hier nicht weiter zu vertiefen. Danke.
...doch! Eins hätt ich gerne noch gewußt, nämlich was das Prädikatssystem ursächlich mit
amateur des vins hat geschrieben:Zucker in seinem Getränk
zu tun hat... :?
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 09:06

Erich, Du wirst dieses leise Zurücktrollen von mir schon richtig einordnen. Und wenn nicht, ist das Prädikatssytem wohl doch zu kompliziert. :P
Besten Gruß, Karsten
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Ollie

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 11:53

Daß wir Sterblichen nicht durch diesen ganzen VDP-Wust durchsteigen, finde ich jetzt nicht so tragisch. Die Autorität wird schon recht haben, nicht wahr. Daß aber einzelne VDP-Winzer nicht kapieren wollen, was das System bezwecken soll, finde ich urkomisch.

Bei dem GG wird ja die Herkunft als Qualitätsaspekt als solches gelebt. Das bedeutet, das Morstein-GG ist besser, weil es aus dem Morstein kommt und auch so schmeckt. Wenn ich aber keinen Lagenverbauch habe, sondern auch den Zweitwein aus dem Morstein erlaube, dann ist jener auch ein Morstein, aber eben ein schlechterer Morstein, was aber nach dem Selbstverständnis des GGs gar nicht geht, denn sonst würde sich das GG-Konzept selbst aushebeln; es darf also keinen zweiten Wein aus der GG-Lage geben, der auch reinlagig ist!

In mindestens einem hier dokumentierten Fall ist das GG ja tatsächlich eine Selektion der besten Fässer und der Zweitwein der Rest, und prompt gibt es das Problem, daß diese "restlichen Fässer" auch verdammt gut sind. Müssen sie ja sein, weil der Winzer a priori nicht weiß, welche Fässer das GG werden und welche nicht; er muss also allen Fässern (also der gsamten Lese) die selbe Aufmerksamkeit zukommen lassen. Das ist nicht nur finanziell bescheuert, weil der Zweitwein zu gut ist oder das GG zu teuer, sondern und v.a. auch hierarchisch, weil der Zweitwein das GG natürlich kannibalisiert. Es ist ja tatsächlich der gleiche (nicht: der selbe) Wein, minus Tagesform des Fasses und des Winzers. Wie soll denn da der qualitative Abstand hergestellt werden?!

Die Verengung des Qualtätsbegriffs auf die Herkunft macht es also zwingend notwendig, daß die Nicht-GG-Fässer aus einer GG-Lage in einem Lagenverschnitt verklappt werden (idealerweise mit deklassierten Fässern anderer GG-Lagen) - denn nur dann ist der Lagencharakter des GG geschützt. Das kann dazu führen, daß das reinlagige GG insgesamt schwächer ist als der lagenverschnittene Zweitwein (beliebtes Problem etwa an der Nordrhône), obwohl ersterer den Lagencharakter viel besser zeigt - dieser aber so uninteressant ist, daß es sich gar nicht lohnt. (Das ist freilich das Kernproblem des VDPs: Die ganzen GG-Lagen sind gar nicht gut genug, es müsste eine viel strengere Lagenselektion geben. Deshalb bringt das GG und diese ganze VDP-Pyramide dem lagenmäßig wenig ausdifferenzierten Rheingau viel weniger als etwa der Nahe oder Rheinhessen.)

Und dann müsste es innerhalb der Lage Parzellen geben, die für das GG reserviert sind und folglich die ganze weinbau- und kellertechnische Aufmerksamkeit bekommen, währende die restlichen Parzellen dieser GG-Lage absichtlich(!) weniger gut behahndelt werden (hat auch finanzielle Effekte). Das GG ist momentan also hoffnungslos over-engineered, deswegen sind die Zweitweine zu gut, und überhaupt gibt es zu viel GG (Weinmenge) pro Lage und zu viele GG-Lagen. Die Winzer machen zu guten Wein, als daß sich das GG deutlich genug absetzen könnte in Qualität und Lagencharakter, um den Aufpreis zu rechtfertigen. Diese Tendenz wird von der Testreihe hier eindrucksvoll bestätigt.

Der VDP versucht, Lagencharakter als führendes Qualitätskriterium durchzusetzen, nicht jeder Winzer hat kapiert, was das denn wirklich bedeutet, und dann wiehert auch noch der Amtsschimmel die Erzeuger von schräg hinten an und nimmt ihnen das Etikett weg. Sowas passiert, wenn man nicht die Zisterzienser ein Millennium machen lässt, sondern meint, wine-cultural engineering vom "Club" ginge schnell und Weihnachten seien die Jungs wieder daheim.

Wenn die GG-Zweitweine gegen gleichpreisige Wein der Nicht-VDP-Winzer gestellt werden, werden VDP-Funktionäre ganz schnell nervös und versuchen, diese Erzeuger in den VDP zu akkretieren. Am Ende wird also jeder Winzer, der bei drei keinen Essig produziert hat, dem VDP angehören, und die VDP-Pyramide wird 28 Stockwerke haben, und Ze drem vil finali kum tru!

Cheers,
Ollie
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amateur des vins

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 12:20

Interessante Gedanken, Ollie.
Ich denke aber, eigentlich muß man noch einen Schritt weitergehen:

"Der Qualitätsbegriff" wird ja garnicht per se verfolgt, sondern als Mittel zum Zweck, bestimmte Preiskorridore zu realisieren. Dem Verbraucher wird dann suggeriert, das Produkt mit diesem Label würde gerechtfertigterweise zu jenem Preis angeboten. Wenn das Produkt dann zu diesem Preis abgenommen wird, darf die Qualität ruhig weiter streuen, als die Preiskorridore eigentlich vorgeben würden.

Aber seien wir ehrlich: Der Gegenentwurf wäre ja eine größere Preisvolatilität, und wie die unter Freaks angenommen wird, sehen wir alljährlich im Bordeaux-Thread. Dem Gros der Käufer aber ist mit einer scheinbar einfachen Qualitätspyramide à la VDP hinreichend gedient; auf die Fallstricke kommt es dabei weniger an.

tl;dr
It's marketing, stupid!
Und seit wann hätte das, bitteschön, besonders viel mit der tatsächlichen Qualität zu tun?
Besten Gruß, Karsten
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Ollie

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 12:37

amateur des vins hat geschrieben:Der Qualitätsbegriff" wird ja garnicht per se verfolgt, sondern als Mittel zum Zweck, bestimmte Preiskorridore zu realisieren. Dem Verbraucher wird dann suggeriert, das Produkt mit diesem Label würde gerechtfertigterweise zu jenem Preis angeboten. Wenn das Produkt dann zu diesem Preis abgenommen wird, darf die Qualität ruhig weiter streuen, als die Preiskorridore eigentlich vorgeben würden.


Tja, das wäre dir mit den Prädikaten und der dahinterstehenden, über Jahrzehnte natürlich gewachsenen und weltweit einzigartigen Weinkultur nicht passiert. :mrgreen:

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Weinschlürfer

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 14:44

Ollie hat geschrieben:Daß wir Sterblichen nicht durch diesen ganzen VDP-Wust durchsteigen, finde ich jetzt nicht so tragisch. Die Autorität wird schon recht haben, nicht wahr. Daß aber einzelne VDP-Winzer nicht kapieren wollen, was das System bezwecken soll, finde ich urkomisch.

Bei dem GG wird ja die Herkunft als Qualitätsaspekt als solches gelebt. Das bedeutet, das Morstein-GG ist besser, weil es aus dem Morstein kommt und auch so schmeckt. Wenn ich aber keinen Lagenverbauch habe, sondern auch den Zweitwein aus dem Morstein erlaube, dann ist jener auch ein Morstein, aber eben ein schlechterer Morstein, was aber nach dem Selbstverständnis des GGs gar nicht geht, denn sonst würde sich das GG-Konzept selbst aushebeln; es darf also keinen zweiten Wein aus der GG-Lage geben, der auch reinlagig ist!

In mindestens einem hier dokumentierten Fall ist das GG ja tatsächlich eine Selektion der besten Fässer und der Zweitwein der Rest, und prompt gibt es das Problem, daß diese "restlichen Fässer" auch verdammt gut sind. Müssen sie ja sein, weil der Winzer a priori nicht weiß, welche Fässer das GG werden und welche nicht; er muss also allen Fässern (also der gsamten Lese) die selbe Aufmerksamkeit zukommen lassen. Das ist nicht nur finanziell bescheuert, weil der Zweitwein zu gut ist oder das GG zu teuer, sondern und v.a. auch hierarchisch, weil der Zweitwein das GG natürlich kannibalisiert. Es ist ja tatsächlich der gleiche (nicht: der selbe) Wein, minus Tagesform des Fasses und des Winzers. Wie soll denn da der qualitative Abstand hergestellt werden?!

Die Verengung des Qualtätsbegriffs auf die Herkunft macht es also zwingend notwendig, daß die Nicht-GG-Fässer aus einer GG-Lage in einem Lagenverschnitt verklappt werden (idealerweise mit deklassierten Fässern anderer GG-Lagen) - denn nur dann ist der Lagencharakter des GG geschützt. Das kann dazu führen, daß das reinlagige GG insgesamt schwächer ist als der lagenverschnittene Zweitwein (beliebtes Problem etwa an der Nordrhône), obwohl ersterer den Lagencharakter viel besser zeigt - dieser aber so uninteressant ist, daß es sich gar nicht lohnt. (Das ist freilich das Kernproblem des VDPs: Die ganzen GG-Lagen sind gar nicht gut genug, es müsste eine viel strengere Lagenselektion geben. Deshalb bringt das GG und diese ganze VDP-Pyramide dem lagenmäßig wenig ausdifferenzierten Rheingau viel weniger als etwa der Nahe oder Rheinhessen.)

Und dann müsste es innerhalb der Lage Parzellen geben, die für das GG reserviert sind und folglich die ganze weinbau- und kellertechnische Aufmerksamkeit bekommen, währende die restlichen Parzellen dieser GG-Lage absichtlich(!) weniger gut behahndelt werden (hat auch finanzielle Effekte). Das GG ist momentan also hoffnungslos over-engineered, deswegen sind die Zweitweine zu gut, und überhaupt gibt es zu viel GG (Weinmenge) pro Lage und zu viele GG-Lagen. Die Winzer machen zu guten Wein, als daß sich das GG deutlich genug absetzen könnte in Qualität und Lagencharakter, um den Aufpreis zu rechtfertigen. Diese Tendenz wird von der Testreihe hier eindrucksvoll bestätigt.

Der VDP versucht, Lagencharakter als führendes Qualitätskriterium durchzusetzen, nicht jeder Winzer hat kapiert, was das denn wirklich bedeutet, und dann wiehert auch noch der Amtsschimmel die Erzeuger von schräg hinten an und nimmt ihnen das Etikett weg. Sowas passiert, wenn man nicht die Zisterzienser ein Millennium machen lässt, sondern meint, wine-cultural engineering vom "Club" ginge schnell und Weihnachten seien die Jungs wieder daheim.

Wenn die GG-Zweitweine gegen gleichpreisige Wein der Nicht-VDP-Winzer gestellt werden, werden VDP-Funktionäre ganz schnell nervös und versuchen, diese Erzeuger in den VDP zu akkretieren. Am Ende wird also jeder Winzer, der bei drei keinen Essig produziert hat, dem VDP angehören, und die VDP-Pyramide wird 28 Stockwerke haben, und Ze drem vil finali kum tru!

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Ollie


Ich glaube Bezeichnung / Vermarktung / Produktdesign ist hier von der Theorie zu unterscheiden. Ich kann deinen Ausführungen zwar folgen. Aber ich finde nicht, dass es so sein müsste wie du schreibst. Der VDP hat Regeln definiert an die sich die Mitglieder halten sollen. So weit so gut. Für mich ist der VDP ein Club der versucht Qualitäts & Marketing Standards zu setzen und der sich dafür an den Wurzeln des Verbandes orientiert.

Ein Winzer kann auf einer Parzelle mit sehr alten Reben und guter Weinbergarbeit sicher ein besseren Wein keltern als auf anderen Parzellen mit zB. ganz jungen Reben. Innerhalb der gleiche Lage. Und die VDP GG Lagen sind ja auch nochmal kleiner als im Weingesetz verankert. Er könnte z.B. einen Morstein Kabi aus den jungen Reben machen oder ihn eben unter einem Markennamen vertreiben (wie Halgans). Oder er gibt ihn in den Ortswein.

Der Ortswein kann auch aus nur einer Lage bestehen solang keine Lage draufsteht.
Ich sehe keinen Grund wieso nicht.

Das wir zu viele Große Lagen haben sehe ich aber auch so. Es gibt einfach viel zu viel GG.
Und das wir trotzdem noch das offizielle (immer dümmer werdende) Weingesetz haben
ist leider auch nicht zu ändern.Großlagen müssen weg...Es dürfte für viele Anbauflächen
gar keine Lagen geben.. Sondern nur "Westhofener Wein AOC..."... Aber es gibt zu wenig Demos :(
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Ollie

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 16:23

Weinschlürfer hat geschrieben:Ein Winzer kann auf einer Parzelle mit sehr alten Reben und guter Weinbergarbeit sicher ein besseren Wein keltern als auf anderen Parzellen mit zB. ganz jungen Reben. Innerhalb der gleiche Lage. Und die VDP GG Lagen sind ja auch nochmal kleiner als im Weingesetz verankert. Er könnte z.B. einen Morstein Kabi aus den jungen Reben machen oder ihn eben unter einem Markennamen vertreiben (wie Halgans). Oder er gibt ihn in den Ortswein.


Daß der Winzer das kann und es auch tut, ist genau das Problem, das ich meine. Dieser Wein aus der selben Lage ist nämlich nicht schlechter genug, um das GG gut dastehen zu lassen. Sogar Verschnitte deklassierter GG-Lagen-Fässer scheinen zu gut zu sein - zumindest interpretiere ich amateurs Ergebnisse dahingehend.

(Der Kabinett ist übrigens egal, wir reden hier nur von trockenen Weinen, weil: GG.)

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Weinschlürfer

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 17:09

Hmm aber beschweren wir uns dann, dass das Leistbare zu gut ist ? :)

Ich weiss was du meinst, aber sehe das Problem - für mich als Kunden - nicht.
Ich sehe das eher als Vorteil. Ich muss den teuren Scheiss nicht kaufen :)
obwohl ich ihn kaufe....*facepalm...*
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Ollie

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Re: 2019 GG vs. 1G - eine Auswahl

BeitragDi 22. Jun 2021, 17:20

:lol: :lol: :lol:

So oder so ähnlich, genau. Ich bin seit 2015 aber raus, von daher...

Cheers,
Ollie
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