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Letzes Wochenende...

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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amateur des vins

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Letzes Wochenende...

BeitragMo 23. Nov 2020, 20:26

Keine Probe im herkömmlichen Sinne, aber da das meiste sonst einzeln in Threads sortiert werden müßte, fasse ich hier mal zusammen. Der Thread ist explizit nicht exklusiv gemeint; wer auch immer in Zukunft vor ähnlichen Einsortierproblemen steht, kann das sehr gerne hier reinschreiben. :)

Da das Zusammensein absolut im Vordergrund stand, habe ich keinerlei Notizen gemacht. Ergo kann ich nur sehr knappe Kurzeindrücke posten...
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Letzes Wochenende...

BeitragMo 23. Nov 2020, 20:39

Am ersten Abend, und im Wissen um den Plan für den folgenden ;), gab es

Tement, Zieregg 2016
      Sauvignon Blanc
Pranzegg, Caroline 2016


Der Zieregg macht es mir sehr leicht, aus der Erinnerung zu schreiben: Meine Notiz vom 2017er [Link] gilt fast 1:1. Eine Nuance intensiver in allem scheint mir 2016 zu sein. Und wie Ulli schon beim 2017er, finde ich zwar deutliche erdige, aber keine nussigen Aromen. Und auch hier (getrunken über vmtl. ~2½ h) habe ich keinen beginnenden Verschluß ausmachen können; der Wein war stabil und hat die ganze Zeit Spaß gemacht.

Auch die Caroline präsentierte sich so wie zuletzt [Link]. Wieder faszinierte mich der äußerst dezente Naturweincharakter; ein wenig brotig/hefig, aber nicht penetrant und mit hohem Trinkfluß.

Die beiden anderen fanden die Caroline spannender. Ich mochte die zarte und doch kraftvolle Harmonie des Zieregg sehr gerne.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Letzes Wochenende...

BeitragMo 23. Nov 2020, 21:24

Am zweiten Abend hatten wir eine Mini-Vertikale (vgl. auch hier [Link]):

Gruaud Larose 1986 / 2004 / 2009

2004 und 2009 hatte ich bereits mehrmals im Glas. In meiner Erinnerung, und ohne nachgelesen zu haben, war 2004 eher kantiger und schlichter, auch mit leichtem "Cordier-Stinker". 2009 hatte ich als auch im Vergleich anderer Weine des Jahrgangs als ausgesprochen charmant und feminin, aber nicht ohne Kraft in Erinnerung. Vor allem aber war es der erste "saubere" und klare Gruaud, der mir begegnete.

Tatsächlich waren die Unterschiede kleiner als erwartet: 2004 hatte mehr Fleisch als in meiner Erinnerung und war nur ganz leicht tertiär, mit immernoch deutlicher roter (Kirsch) und einem Hauch schwarzer Frucht (Cassis). Kaum verfärbt, waren noch etliche sehr schöne Tannine da,und auch die Säure paßte. Er fiel damit nicht groß ggü. den anderen beiden ab. Insbesondere fand unser Gast vor dem Essen (Rinderfilet, leider zu lange gegart, und exzellentes Kartoffelgratin) den 2004er am schönsten; ein Eindruck, der sich später aber aufgrund der Komplexität und Dichte der anderen beiden völlig umkehrte.

Der 2009er hingegen war etwas weniger charmant, als ich ihn meinte in Erinnerung zu haben. Er hat eine leichte schwarze Note (etwas Tapenade und Rauch) hinzugewonnen, die sich über Cassis und Blaubeere legte. Das verlieh ihm auch ein paar Ecken und Kanten, die ihn dem 2004er ein kleines Stück näherbrachten.

Besonders gespannt war ich natürlich auf den 1986. Der Korken war komplett durchgeweicht und hatte oben heftig Schimmel. Konsequenterweise riß er auch bei vorsichtigstem Herausziehen, aber der Gesamtzustand war so gut, daß sich das untere Stück recht problemlos herausoperieren ließ, ohne daß es bröselte. Auf der Unterseite fanden sich einige mittelgroße Kristalle. Die Farbe war zwar deutlich weniger gesättigt als bei den beiden anderen, aber der Kern von schönstem Rubinrot und nur der Rand ganz leicht bräunlich verfärbt. Sofort stieg mir eine deutlich medizinale Note in die Nase, die ebenso spannend wie schräg war: Der Cordier-Stinker reift mit. Frucht war da keine mehr, aber Kräuterschnaps ohne Schnaps, Zedernholz und Graphit. Am Gaumen zeigten sich noch kräftige Tannine, die sich aber im Rahmen hielten und nicht alles überdeckten. Die Säure war hinreichend frisch. Mit Luft schien sich die medizinale Note vorübergehend abzuschwächen, aber ich kann auch nicht ausschließen, daß das nur für die Dauer des Essens so war.

Von allen Weinen war eine winzige Pfütze zum Nachverkosten am nächsten Tag übrig, und alle drei haben sich praktisch nicht verändert. 1986 hatte ich dekantiert, 200X in den Flaschen belassen. Am ehesten hatte ich den Eindruck, daß beim 1986 die Aromen etwas dezenter waren und Tannine und Säure dadurch etwas in den Vordergrund rückten.

Nach dem, was im anderen Thread geschrieben wurde, haben wir anscheinend eine gute Flasche erwischt! 8-) Ich hatte durchaus meinen Spaß, aber so richtig warm wurde ich mit seiner Schrägheit nicht. Ich schreibe das aber meinem "vinophilen Harmoniebedürfnis" zu und denke, daß ausgewiesene Bordeauxfreunde mit Faible für Tertiäraromen hier auf ihre Kosten gekommen wären. 2004 war eine schöne Überraschung, und 2009 war etwas weniger "glatt" als in der Jugend und wird sich weiter schön entwickeln.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Letzes Wochenende...

BeitragMo 23. Nov 2020, 21:32

Am dritten und letzten Abend schließlich wurde die Gemüsepfanne begleitet von

Rebholz, WB Im Sonnenschein 2018
Rebholz, WB Mandelgarten 2018


Ganz so wie ich die Lagenunterschiede abgespeichert habe, ist der Im Sonnenschein strahlender, heller, während beim Mandelberg dunklere erdige und kräuterige Noten hineinspielen. Ich mag meistens den Mandelberg eine Spur lieber, so auch hier, aber eigentlich nehmen sie sich wenig in puncto Komplexität, Struktur oder Länge und unterscheiden sich fast nur stilistisch. Beide haben eine schöne Frische mit einem Hauch unterschwelligem CO₂, das im Glas schnell verschwindet, und keine der Probleme, die so manche 2018er aufweisen.

Äußerst gelungener Abschluß!
Besten Gruß, Karsten

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