Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
Weinopa
- Beiträge: 11
- Registriert: Mo 21. Feb 2011, 21:07
Mo 21. Feb 2011, 23:01
Kann jemand etwas über den Clemens Busch "Raffes" sagen? Flaschenfehler?
Weinschlumpf
- Beiträge: 611
- Bilder: 4
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 17:36
- Wohnort: Berlin
Mo 21. Feb 2011, 23:18
Nein, wohl kein Flaschenfehler. Der Wein war für mich unbewertbar, da er starke flüchtige Säure aufwies. Hier ist wohl etwas mit der Spontangärung suboptimal verlaufen.
Grüße
Nikolai
ChezMatze
- Beiträge: 204
- Registriert: Mi 29. Dez 2010, 22:02
Mi 23. Feb 2011, 10:00
Hallo zusammen,
eine großartige Probe. Hoffentlich blieb auch noch etwas übrig zum Nachhausetragen. Wär ja schade, wenn das alles nur zum Ausspucken gedient hätte.
Eine Frage habe ich: Es scheint so, als hätten alle den Kühn Schlehdorn ganz unten gesehen. Jetzt habe ich keine Erfahrung mit dem 2009er, aber von 2006 und 2007 habe ich in Erinnerung, dass es sich philosophisch und aromatisch um eine andere Welt handelt. Gewonnen haben bei der Probe sehr reintönige Rieslinge.
Warum hatte der Schlehdorn niemandem gefallen? War er fehlerhaft? War er noch mehr zu jung als die anderen? Hatte er ein "untypisches" Aromenprofil?
Viele Grüße, Matze
Weinschlumpf
- Beiträge: 611
- Bilder: 4
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 17:36
- Wohnort: Berlin
Mi 23. Feb 2011, 10:57
Guten Morgen, nein wirklich viel ist nicht übrig geblieben und da wir im Anschluss noch sehr gut essen gegangen sind und dort noch andere große Weine (richtig) getrunken haben, haben wir auch nichts nach Hause getragen. Zudem die Probe im Bergischen Land stattfand und wir im Anschluss wieder in alle Teile der Republik entschwunden sind. Weinfreund Peter V. hat mich dankenswerterweise mit in die Heimat genommen . Zum Schlehdorn: Der 2009er war mir zu müde, zu wenig Spannung sehr rosinig; überhaupt der Rheingau war bis auf Schloss Schönbrn richtig schwach. Der 2007er Schlehdorn war für mich einer der schönsten Weine der Probe (95P). Ich kenne alle Jahrgänge des Schehdorn und mag den eigenständigen Stil, deshalb denke ich dass aus dem 2009er mit ein paar Jahren Flaschenreife noch etwas werden könnte. Grüße Nikolai
BerlinKitchen
- Beiträge: 1535
- Bilder: 199
- Registriert: Di 23. Nov 2010, 20:21
Mi 23. Feb 2011, 13:53
JA, der "Schlehdorn" braucht Zeit. Vor 2-3 Wochen hatte ich 05 Schlehdorn und er war großartig.
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
Mi 23. Feb 2011, 14:45
Der Schlehdorn ist wirklich ein einzigartiger Wein. Mir ging es mit dem 2009er so, dass ich den Glasinhalt fast schon in den Spucknapf kippen wollte ... aber irgendetwas hielt mich auf und sagte: "Warte mal kurz!" Und dann schnuppert man sich ein und weiß gar nicht so recht, was man davon halten soll. Ein bisschen wie Jazz: viele Dissonanzen aber trotzdem faszinierend. Zeit, Muße und viel Luft, das ist es, was dieser Wein braucht. Aber ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich ihn mag. Könnte aber passieren
Es grüßt von Hib de Bach Tilo
ChezMatze
- Beiträge: 204
- Registriert: Mi 29. Dez 2010, 22:02
Mi 23. Feb 2011, 23:24
Interessanterweise ist es aber wohl so, dass ein derartiger Wein, der extrem individuell ist und viel Zeit zum Nachdenken und Entwickeln benötigt, bei Quertests durchfällt.
Mir ging es genauso, als ich zum ersten Mal den Schlehdorn probierte. Ich habe dann gar nichts mehr gesagt, den Wein im Glas kreisen lassen, gegrübelt. Nein, kein gewohnter Riesling-Charakter. Nicht wirklich frisch und zugänglich, aber anders als alle anderen. Was sollte ich tun? Ich gebe es offen zu, am Ende meiner ganzen Überlegungen stand - die Höchstnote.
Weil ich zu der Erkenntnis gekommen war, dass solche Weine, die Widersprüche in sich tragen, zum Nachdenken anregen und eine entsprechende Entwicklungszeit benötigen, die Weinwelt in Deutschland weiterbringen.
Ich kann jeden vollkommen verstehen, der mit mir in dieser Auffassung in keiner Weise übereinstimmt. Und da ich den 2009er nicht getrunken habe und der Rheingau ja offenbar im Jahrgang 2009 insgesamt vergleichsweise müde gewesen ist, mögen die Ablehner sogar die besseren Argumente haben. Aber wenn ich daran denke, dass sogar die ganz großen Bordeaux sich mittlerweile immer ähnlicher werden, dann kann ich einen Wein wie den Schlehdorn nur begrüßen. Und irgendwie bewundern.
octopussy
- Beiträge: 4405
- Bilder: 135
- Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
- Wohnort: Hamburg
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Do 24. Feb 2011, 09:13
ChezMatze hat geschrieben:Interessanterweise ist es aber wohl so, dass ein derartiger Wein, der extrem individuell ist und viel Zeit zum Nachdenken und Entwickeln benötigt, bei Quertests durchfällt.
Das halte ich für plausibel. Deswegen kann ich ja auch Winzer verstehen, die versuchen, ihre Weine "probentauglich", d.h. leidlich verständlich und früh zugänglich zu gestalten. Ich denke nicht, dass einer der Winzer, um deren Weine es bei der hier beschriebenen Probe ging, das bewusst tut. Deshalb ist dieser Satz eher nicht auf diese konkrete Probe bezogen. Letztlich ist es aber doch so, dass wenn man 20 oder mehr Weine probiert, man irgendwann etwas ermüdet ist und es im Zweifel schwierig ist, zu versuchen, Potenzial herauszuschmecken. Solche Weine fallen dann eben schnell durchs Raster, manchmal aber übrigens auch zu Recht.
Beste Grüße, Stephan
Weinschlumpf
- Beiträge: 611
- Bilder: 4
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 17:36
- Wohnort: Berlin
Do 24. Feb 2011, 12:07
octopussy hat geschrieben:ChezMatze hat geschrieben:Interessanterweise ist es aber wohl so, dass ein derartiger Wein, der extrem individuell ist und viel Zeit zum Nachdenken und Entwickeln benötigt, bei Quertests durchfällt.
Letztlich ist es aber doch so, dass wenn man 20 oder mehr Weine probiert, man irgendwann etwas ermüdet ist und es im Zweifel schwierig ist, zu versuchen, Potenzial herauszuschmecken. Solche Weine fallen dann eben schnell durchs Raster, manchmal aber übrigens auch zu Recht.
Na ja, meine individuelle "Verkostungsobergrenze" bei jungen Rieslingen liegt inzwischen bei 40-50 Weinen (abhängig auch vom Stil der Weine / bei jungen BDX ist schon bei 25-30 Schluss). Man muss sich schon sehr konzentrieren, ja das ist aber auch eine Übungssache. In meine Punkte fliesst keine Potentialbewertung ein. Ich bewerte in solchen Proben nur den Ist-Zustand, alles andere ist Kaffeesatzleserei und geht IMA im Zweifel nach hinten los. Sonst hätte ich den 09er G-Max und dem 2004er Saumagen R 100P bereits geben können/müssen. Viele Grüße Nikolai
Zurück zu Weinproben und Verkostungsberichte
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 29 Gäste
|
|
|