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Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Philst

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragDi 7. Apr 2020, 10:56

Mit etwas Verzögerung nunmehr auch meine Notizen. Ich habe die Weine ca. 2 Stunden vor Beginn der Weinprobe geöffnet und dann den jeweiligen Wein analog zum Probenablauf erst ins Glas gegossen.

Der erste Wein des Abends war der 2018 Hühnerberg Kabinett trocken mit 11,5 %.

Noch sehr primärfruchtig und lebhaft mit minimal Kohlensäure. Deutlich, aber sehr gut eingebundener und nicht störender Restzucker bei vergleichsweise milder Säure. Macht eher einen feinherben/halbtrockenen Eindruck. Dunkle, etwas dreckige, erdige Schiefermineralik. Den Blumentopf von Erich kann ist sehr gut nachvollziehen. Ich wäre zwar nicht darauf gekommen, aber das passt. Dazu ein Mix reifer gelber Früchte, vielleicht Mango?, reife Ananas, aber auch Zitrone. Aber auch etwas dunkelfruchtiges wie Blaubeer oder Cassis. Von der Kraft her schon eher eine Spätlese für mich, bei erstaunlich niedrigem Alkohol.

Insgesamt schon sehr schön und trotz seiner Jugend bereits sehr zugänglich. Dürfte auch Nicht-Riesling-Trinker schmecken.

Wein Nummer 2 war die unbesternte Spätlese trocken 2015 aus dem Hühnerberg.

Anfangs sehr schwierig. In der Nase ist außer Petrol und nasser Pappe gar nichts. Keine Frucht, keine Mineralik. Schon bevor ich Erichs Notiz gelesen habe, habe ich auf leichten Kork getippt. Der Korken an sich riecht jedoch einwandfrei. Laut Verkostungsviedeo hat der Wein 7 Gramm RZ und 8,4 Gramm Säure. Anfangs fand ich die Säure relativ mild, sie wird mit Luft aber immer intensiver, bleibt trotzdem aber fein und wird nicht schneidend. Der Restzucker ist kaum spürbar.

Im Glas zeigt sich zu Beginn relativ wenig. Mit Luft finde ich etwas Kalk, unreife Ananas und auch nicht ganz ausgereifte Stachelbeer. Der Wein bietet anfangs nicht allzu viele Aromen, öffnet sich mit Luft etwas, bleibt dabei sehr elegant und auch irgendwie sehr klar. Gelbfruchtige oder Steinobst-Aromen habe ich nicht.

Die Petrolnote und die Pappe verschwinden in der Nase zum Glück auch mit der Zeit.

Geschmacklich habe ich keine direkte Korknote festgestellt, würde aber nicht ausschließen, dass die Flasche in irgendeiner Art und Weise beeinträchtigt war.

Als dritten und letzten Wein gab es die ebenfalls unbesternte trockene Spätlese 2018 aus dem Hühnerberg. Ich habe in der Vorabreservierung einen Preis von 17,50 € oder so bezahlt, inzwischen werden 30 € aufgerufen.

Das warme Jahr merkt man hier an den 13 % Alkohol, mit denen der Wein ins Glas kommt. Jonas Müllen war vom Wein unglaublich begeistert. Auch mir hat der Wein auf seine sehr zugängliche Weise gut gefallen.

Bereits in der Nase hochreife gelbe Steinobstfrüchte, die sich schon an der Grenze zur Überreife bewegen. Noch sehr jung und hefig. Deutlich mildere Säure als beim 2015er, aber geschmacklich mit mehr Restzucker. Wie beim Kabinett eine dunkle Schiefermineralik, die ich echt spannend finde. Die Früchte (Aprikose, Pfirsich, Mango) setzen sich im Mund fort. Sehr interessant fand ich, dass dieser leicht überreife Eindruck mit mehr Luft immer mehr verschwunden ist und der Wein immer eleganter und feiner wurde.

Fazit: Vom 2015er würde ich prinzipiell noch einmal eine andere Flasche probieren. Ich denke, dass der Wein eigentlich viel mehr zu bieten hat. Die Säure ist mir tendenziell jedoch etwas zu hoch. Die 2018er sind sehr charmant und deutlich fruchtiger. Die Wärme des Jahrgangs ist schon spürbar, die Weine sind aber trotzdem nicht fett oder sättigend.

Vom PLV ist der Kabinett mit 14,90 € mein Favorit. Die Spätlese bieten von allem ein bißchen mehr, den doppelt so hohen Preis rechtfertigt dies aber eher nicht.

Im Lauf des Tages werde ich noch einmal ein bißchen in das gestrige Verkostungsvideo reinschauen, da ich gestern nicht alles mitbekommen habe. In den kommenden Tagen werde ich vielleicht auch noch etwas zur Nachverkostung der Reste schreiben. Falls jemand heute abend etwas zur großen Hühnerbergprobe schreiben möchte, ist er natürlich herzlich willkommen :)

Viele Grüße

Philipp
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EThC

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragDi 7. Apr 2020, 13:07

Philst hat geschrieben:Schon bevor ich Erichs Notiz gelesen habe, habe ich auf leichten Kork getippt. Der Korken an sich riecht jedoch einwandfrei.

...unser Korken riecht auch soweit unauffällig, ist jedoch irgendwie leicht "grünlich durchsetzt", schaut jedenfalls komisch aus. Ich hab' nach meinem Verdacht mal in einem Glas mit der berüchtigten Frischhaltefolie 'rumhantiert, der Korkverdacht war dann in dem Glas komplett weg, im anderen nach wie vor da. Was es auch immer war, es war -im Gegensatz zum Blumentopf beim 18er Kabinett- keine "positive Kante" und ich war froh, daß sie dann weg war...

Ach ja: was für Gläser benutzt ihr? Bei uns waren's Gabriels...

Bezüglich der Preise habe ich auch schon festgestellt, daß die auf der Seite recht munter und auch gerne mal ziemlich deutlich angepaßt werden. Die 2010er Weine, die ich noch im Februar bestellt hatte, sind mittlerweile auch um 3 / 3 / 5 / 6 / 7 / 8 Euronen je Flasche teurer geworden...
Viele Grüße
Erich

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JoergBoerg

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragDi 7. Apr 2020, 13:22

EThC hat geschrieben:Bezüglich der Preise habe ich auch schon festgestellt, daß die auf der Seite recht munter und auch gerne mal ziemlich deutlich angepaßt werden. Die 2010er Weine, die ich noch im Februar bestellt hatte, sind mittlerweile auch um 3 / 3 / 5 / 6 / 7 / 8 Euronen je Flasche teurer geworden...

Müllen hatte im Februar ein gereifte Weine Angebot mit Vorstellungstermin (im schönen Jugendstilhotel Bellevue) und danach wurden - nach Ankündigung - die Preise angezogen.
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Philst

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragDi 7. Apr 2020, 13:44

EThC hat geschrieben:
Ach ja: was für Gläser benutzt ihr? Bei uns waren's Gabriels...

Bezüglich der Preise habe ich auch schon festgestellt, daß die auf der Seite recht munter und auch gerne mal ziemlich deutlich angepaßt werden. Die 2010er Weine, die ich noch im Februar bestellt hatte, sind mittlerweile auch um 3 / 3 / 5 / 6 / 7 / 8 Euronen je Flasche teurer geworden...


Hallo Erich,

ich habe ein Riedel Riesling Glas benutzt.

Auch die trockene *-Hühnerberg-Spätlese trocken aus 2018 kostet aktuell 60 €. Ich habe mir da eine Flasche in der Vorabreservierung für ca. 27 € oder so bestellt. Er war damals zu einem regulären Preis von 35 € angekündigt worden. Der Aufschlag nach Erscheinen ist schon enorm.

Beste Grüße

Philipp
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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragDi 7. Apr 2020, 14:37

Philst hat geschrieben:Auch die trockene *-Hühnerberg-Spätlese trocken aus 2018 kostet aktuell 60 €. Ich habe mir da eine Flasche in der Vorabreservierung für ca. 27 € oder so bestellt. Er war damals zu einem regulären Preis von 35 € angekündigt worden. Der Aufschlag nach Erscheinen ist schon enorm.

...da schießt man sich halt auf gehobenes GG-Niveau ein, was generell opportun ist, wenn der Wein dem Vergleich in der Klasse standhält. Und wenn die Sachen dann auch noch auf dem Markt ruckelfrei absetzbar sind, hat der Winzer erst mal alles richtig gemacht. Wenn er allerdings zurückrudern müßte, könnte das Zurückgewinnen verlorener Kundschaft mühsam sein...
Viele Grüße
Erich

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragMi 8. Apr 2020, 09:10

...gestern war die "Große Hühnerbergvertikale" d'ran, zwei der 6 Weine unseres Pakets haben wir ja schon vorgestern verschossen ( viewtopic.php?f=29&t=5591&start=120#p130832 ), die beiden folgenden haben wir zum Livestream getrunken:

Bild

Bild

Fazit: die Weine des zweiten Tages waren nun schon deutlich mehr meine Kragenweite; aufgrund unserer Auswahl kam es quasi zum Kontrastprogramm „Warmjahr“ gegen „Kaltjahr“ und da war eigentlich schon von vornherein klar, was da in meinem Fall passiert. Die beiden übrigen Weine des großen Pakets -das sündhaft teure Spätlese*-Flaggschiff und die fruchtsüße Spätlese, beide aus 18- werde ich aber wohl noch ein bißchen liegen lassen. Die beiden Livestreams zur „kleinen“ und „großen“ Hühnerbergvertikale (und die zu den anderen Verkostungen auch) empfand ich übrigens als ausnehmend interessant. Vater und Sohn Müllen, die ja beide alles andere als Medienprofis wie die Vorbilder Hendrik Thoma bzw. Holger Klein / Christoph Raffelt sind, kommen sehr ruhig, fast schüchtern und unaufgeregt aus ihrem Zimmerchen ’rüber, aber was sie da so erzählen aus ihrer immensen Winzererfahrung ist dann schon recht spannend und lehrreich und vertieft das Verständnis für die Weinwerdung ungemein. Auch wenn ich nicht unbedingt alles teile, was da erzählt wird, z.B. über die Bedeutung der Prädikate, was im allerersten Livestream der Müllens thematisiert wurde. Aber das ist ein anderes Thema…
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragMi 8. Apr 2020, 11:48

Hallo Erich,

freut mich sehr, dass dir die beiden Weine, die du gestern getrunken hast, offenbar doch richtig gut gefallen haben!

Den Livestream der "großen" Vertikale habe ich diesmal leider verpasst. Ich finde die Frequenz der Proben gerade auch etwas zu hoch - mehr Abstand wäre mir deutlich lieber!

EThC hat geschrieben:Vater und Sohn Müllen, die ja beide alles andere als Medienprofis wie die Vorbilder Hendrik Thoma bzw. Holger Klein / Christoph Raffelt sind, kommen sehr ruhig, fast schüchtern und unaufgeregt aus ihrem Zimmerchen ’rüber...


Martin Müllen ist kein Lautsprecher und hat schon immer eine große Ruhe ausgestrahlt, aber er weiß trotzdem ganz genau, was er will und was er kann. Seine Ruhe ist diejenige eines Menschens, der so von seiner Sache überzeugt ist, dass er es überhaupt nicht nötig hat, einen auf dicke Hose zu machen. Und trotz seiner Selbstsicherheit gibt es bei ihm keinen geistigen Stillstand. Er unterzieht sich immer wieder neuen Gedanken über zahllose Details seines Handwerks, was das Gespräch mit ihm stets sehr interessant macht. Verdammt, ich müsste dringend mal wieder nach Traben-Trarbach, aber selbst wenn ein Besuch des Betriebs im Sommer wieder möglich sein sollte, sehe ich zeitlich nur geringe Chancen dafür...... :(

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragMi 8. Apr 2020, 11:55

Bernd Schulz hat geschrieben:freut mich sehr, dass dir die beiden Weine, die du gestern getrunken hast, offenbar doch richtig gut gefallen haben!

Ja, sehr sogar! Kaltes Jahr halt. Ich hab' zum Glück noch einige 10er von ihm im Keller, da freu' ich mich schon d'rauf! :D
Viele Grüße
Erich

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Allegro

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragMi 8. Apr 2020, 18:11

Per Mail wurden heute die nächsten online-Verkostungstermine bekanntgegeben:

Freitag den 17. April 2020 um 19:00 Uhr
Thema: "Gereifte Weine: Alte Klamotten oder Evergreen?"
https://muellen.winitas-shop.de/artikel.html?artnr=P005

Freitag den 24. April 2020 um 19:00 Uhr
Thema: "Paradiesvertikale: Stairway to Heaven oder Highway to Hell?"
https://muellen.winitas-shop.de/artikel.html?artnr=P006
Viele Grüße - Allegro
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Bernd Schulz

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Re: Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

BeitragMi 8. Apr 2020, 19:55

Das gereifte Paket liegt, wie es nicht anders zu erwarten stand, weit jenseits meiner preislichen Schmerzgrenze. Allerdings könnte ich von der 2003er Spätlese "Retsch" noch die eine oder andere Flasche herumliegen haben, denn davon habe ich vor gut 15 Jahren einiges gekauft (zu damals 13,90 ab Hof). Die Frage ist nur, wie lange ich in meinem Kellerchaos suchen muss, um den Wein zu finden.... :mrgreen:

Im Hinblick auf die Paradies-Vertikale schwanke ich noch. Schaun mer mal.... -

Philipp, bei dir möchte ich mich auch noch mal für das Einstellen deiner Notizen bedanken! Jetzt fehlen noch Joergs Eindrücke....

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Mi 8. Apr 2020, 21:09, insgesamt 1-mal geändert.
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