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Dies & Jenes - Proben querbeet

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Michl

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragDi 13. Feb 2024, 11:14

In letzter Zeit ein paar Weine und Scahumweine mit Licht und Schatten gehabt:

Koehler-Ruprecht Rieslinge aus dem Saumagen brauchen Zeit und Luft, aber der trockene 21er Kabinett war einfach nur schwach und dünn, wird meines Erachtens auch nichts Besonderes mehr werden. 83-84 P. Der 17er war dann großartig. Viel Rielsing-Schmelz, der Antipode zu allen reduktiv-straffen Rieslingen, scheinbar aus der Zeit gefallen, aber einfach nur zeitlos schön, ganz rund und saftig mit wunderbar entwickelter Heilkräuteraromatik (typische Kamille), 89 P und noch viele Jahre vor sich.

Der von Profis hochgelobte Eierfels Riesling trocken von Diel aus 2017 dann wieder vergleichsweise enttäuschend: Reduktiv, straff, viel MIneralität, aber auch aromatisch recht einfach, 87 P.

Der neue 19er Extra Brut Pinot Noir von Reinecker aus dem Feuerbacher Steingässle dann eine richtige Überraschung. Für mich deutlich besser als ich den 17er erinnere. Viel Rotfrucht, aber recht frisch und edel, Brotkrume, mit Luft dann immer mineralischer und zupackender, trotz derselben Dosage wie beim 17er (3 gr.) wirkt er trockener, wunderbare Säure, die den Sekt in die Länge zieht. 91+ P. Im direkten Vergleich dazu den Rosé Prestige von Griesel & Compagnie aus 2018. Weniger fruchtig, dafür ist die Frucht aber slightly weingummihaft, sehr mineralisch, aber mit gröberem mousseux. Teurer als der Reinecker und einige Punkte schwächer, 87-88 P. Der Reinecker ist gemessen am Preis im Kontext deutscher Sektpreise ganz weit vorne dabei.

Größte Überraschung nach Josefs eher skeptischer Notiz: Astheimer Chardonnay von Rudolf Fürst aus 2016. Jetzt voll entwickelt ohne Altersnoten, ganz feminin, schwebend, erhaben-elegante, ganz vornehm zurückhaltende Aromatik und Säure, wunderbar! 91 P
Viele Grüße

Michl
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Climins

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragFr 16. Feb 2024, 17:30

Blaufränkisch.jpg


Gestern war ich auf einer kleinen Blaufränkisch Probe. Ziel der Probe war es die Rebsorte Blaufränkisch auf „Herz und Nieren“ zu prüfen. Dazu wurden recht spontan Weine zusammengestellt, die verfügbar waren und mich und zwei Freunde interessierten. Wir haben darauf geachtet, dass wir die drei Gebiete im Burgenland und einen schwäbischen Vertreter dabeihatten. Außerdem war der Anspruch da Spitzenerzeugnisse zu probieren. Es ging uns ausdrücklich nicht darum die gesamte Rebsorte Blaufränkisch mit einer Probe zu erschließen. Dazu war das Probenfeld natürlich viel zu klein. Trotzdem konnten wir viele Erkenntnisse gewinnen beim Trinken von:

Weingut Weninger „Kalkofen“ Blaufränkisch 2017, 13%
Unkaraffiert getrunken, im Moment ein Biest, das Luft braucht. Richtiger Säurezug (man schmeckt den Kalk praktisch), Blut und Eisen. Mit Luft kommt langsam die Frucht zum Vorschein, wird charmanter. Wilder Blaufränkisch, mit tollen Anlagen. Gute aber nicht herausragende Länge und ein leicht grüner Touch. 91 P

Weingut Weninger „Saybritz“ Blaufränkisch 2018, 12,5%
Auf Schiefer gewachsen. Das Warmjahr zeigt sich, der Wein ist bereits sehr offen und insgesamt sehr "charmant". Feiner als der Kalkofen, floral und duftig. Rote Beeren und im Vergleich zu anderen Blaufränkisch nicht so stahlig und wild - an elegante Weine der Nordrhone erinnernd. Schöne Länge und in einem tollen Trinkfenster. 92 P

Weingut Moric Ried „Kirchberg“ Lutzmannsburg Blaufränkisch 2020, 13%
kühle Nordwest Lage, sehr jung deshalb mit Schwung karaffiert. Verschlossen, zeigt aber bereits sein Potential. (Sattel-)Leder, Kirsche, Nelken und etwas Piment, tolles Tannin und Struktur mit großer Länge. "Internationaler" Stil in dem Sinne, dass man keinen Blaufränkisch kennen muss, um zu sehen, dass das ein großer Rotwein ist. Im Moment 92-93 Punkte mit Potential für mehr.

Weingut Schnaitmann „Fellbacher Lämmler“ Lemberger 2020, 12,5%
in Südlage auf Mergel gewachsen, karaffiert. In der Nase eine tiefe aber etwas diffuse Frucht, Szechuanpfeffer und Lavendel, tiefe Gewürznoten. Am Gaumen ähnlich dabei recht warme Frucht und ein bisschen marmeladig. Im Vergleich zu großen Blaufränkisch aus dem Burgenland deutlich weniger Struktur und mildere Säure. Eher in 5 als in 10 Jahren trinken. 90 P

Weingut Rosi Schuster „St. Magarethen“ Blaufränkisch 2013, 13%
Nach dem öffnen immer noch sehr verschlossen, deshalb einige Stunden karaffiert. Zurückhaltender fast schüchterner aber sehr eleganter gereifter Blaufränkisch. Ätherisch, verhaltene Frucht, Leder, mega feines Tannin das den Mund auskleidet, erinnert an gereiften Rioja. In einer sehr charmanten Phase mit genug Luft. 92 P

Fazit: Ausfälle gab es bei dieser Probe nicht. Im Gegenteil, die geöffneten Blaufränkisch zeigen alle ihre Qualität und gleichzeitig eine schöne Vielgesichtigkeit. Jeder Rotweintrinker, kann hier „seinen“ Wein finden. Was Blaufränkisch vielleicht nicht kann, ist so etwas wie ein 100 P Wein. Die getrunkenen Weine waren durch die Bank sehr gut, aber blieben auf einem gewissen Niveau stehen. Ein letzter Schritt in Sachen Komplexität und v.a. Eleganz müsste dafür getan werden. Gleichzeitig kann man sich sicherlich trefflich darüber streiten, ob diese Vorstellungen nicht eigentlich den Charakter des Blaufränkisch verfälschen würden.
Beste Grüße,
Clemens
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