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Dies & Jenes - Proben querbeet

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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stollinger

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragSa 7. Nov 2020, 12:37

JoergBoerg hat geschrieben:Max Müller I: Silvaner „Eigenart“ trocken 2018
Dezente, elegante, eindeutige Silvaner-Nase mit Kräutern, in der Nase kaum Holz. Mit Luft deutliche (Honig-)Süsse.
Leicht adstringierend, vollmundig, viel Frucht, sehr knackige Säure. Das Holz dezent/elegant, aber deutlich spürbar.
Langer Abgang, deutlicher adstringierend und säurebetont. Mit Luft kommt zudem eine deutliche Bitternote.
Der Abgang schmälert den Gesamteindruck.
17 Punkte

Hallo Jörg,

den Silvaner Eigenart von Max Müller I habe ich aus 2016 und 2017 probiert und dann auch gekauft. Ich finde, das ist ein unheimlich spannender Silvaner, der aber meiner Einschätzung nach (zumindest aus 16 und 17) eine ganze Zeit brauchen wird.

Grüße, Josef
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Herr S.

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragDo 4. Nov 2021, 19:07

Moin,

es hat sich einiges angesammelt über die letzten Wochen und Monate und eine Schreibblockade hilft da wenig. Einige schöne (Wein-)Momente möchte ich dennoch mit Euch teilen:

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Hierbei handelt es sich um die fast schon traditionelle Sause in Südfrankreich mit guten Freunden. Den Anfang machte der 2019 Sylvaner Vieilles Vignes von Ostertag. Ein frischer Wein mit rescher, apfeliger Säure, eher mittelgewichtig, Apfel- und Kernobstaromen, etwas Estragon und dezent phenolisch-bitter. Gerade bei den heißen Temperaturen ein schöner, belebender Auftakt. Danach kam der 2017 Condrieu von Dumas an die Reihe. Condrieu in Orange, zumindest ein wenig: mostige Aromen dominieren zum Auftakt, darunter verbirgt sich aber ein wundervolles Bouquet nach reifem Steinobst, etwas Honig und hellem Karamell, vollreifer Mango, kräutereigen Noten usw. Am Gaumen dann druckvoll und ebenso komplex. Ganz großes Kino und fernab von allem, was ich bisher aus Condrieu hatte. Als letzter Weißer gab es den 2008 Kastanienbusch von Dr. Wehrheim. Ein großes, reifes GG welches immer noch mit wunderbarer 2008er-Frische aufwarten kann. Krätuerige Nuancen wechseln sich mit zarten Petroleum- und Bienenwachsnoten ab, dazu eine schön Pfirsich/Aprikosen/Wachsapfelfrucht. Solche Weine erzeugen bei den Franzosen regelmäßig Eindruck v.a. wenn man die gebotene Qualität noch in den Kontext zum Preis setzt. Zuletzt wurde es dann doch noch rot und zwar mit dem 2008 Cote-Rotie Madinière von Cuilleron. Das war keine Ausgeburt an Eleganz oder Komplexität, dafür einfach "nur" robuster, gut gereifter Syrah von der Nordrhone. Dunkle Beerenfrucht gepaart mit dunklen Aromen (Süßholz, Asche), dazu perfekt balanciert hinsichtlich Säurefrische und Tanninen. Unser Gast meinte, dass es nicht viel typischer geht für Cote-Rotie und entsprechend hat er auch direkt blind darauf getippt. Und das ist ja nicht die schlechteste Sache, die man über einen Wein sagen kann.

In diesem Sinn,
Björn
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amateur des vins

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragDo 4. Nov 2021, 19:40

Wunderbar geschrieben, Björn - ich fühle mich fast als Gast. :)
Besten Gruß, Karsten
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Herr S.

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragSa 27. Nov 2021, 11:08

amateur des vins hat geschrieben:Wunderbar geschrieben, Björn - ich fühle mich fast als Gast. :)


Fühl Dich eingeladen, Karsten!

Liebe Grüße,
Björn
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Herr S.

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragSa 27. Nov 2021, 11:30

Hallo zusammen,

Ich habe noch eine kleine Verkostung in noch kleinerer Runde (Zwei!) nachzutragen, weil es einerseits ein toller Abend war mit einem meiner ältesten Freunde, gutem Essen in lauer Sommerluft, gutem Wein und v.a. Musik en masse (wir haben in der gemeinsamen Vergangenheit unserer Jugend in den 90ern sprich Grunge et al. geschwelgt).

Angefangen haben wir mit dem wunderbaren Schweicher Annaberg „Der Wurzelechte“ aus 2019 vom Weingut Eifel. Das Rotliegende dieser Lage ergibt etwas andere Moselrieslinge mit ausgeprägter, gelber Steinobstfruch, schönem Säurespiel und Mineralität. Eigentlich ein Wein für die Magnum weil die Flasche meiste viel zu schnell leer ist. Ein ganz anderes Kaliber ist der an anderer Stelle bereits ausgiebig beschriebene St. Nikolaus GG 2014 von PJ Kühn. Weniger Frucht, kräutertig-ätherisch, zart grün-phenolisch, dezent erdig, zupackend in Säure und Mineralität, ein herausfordernder aber trotzdem nicht anstrengend zu trinkender Wein mit echter Größe. Danach gingen wir zu Rot über: den Anfang machten der 2010er Luitmar von Kuhn. Der hatte für sein Alter zu Anfang noch ein massives Tanningerüst, allerdings vollreife Tannen, die mit der ausgeprägten, an Miso (Umami) erinnernden Würzigkeit und der dezenten, reifen Kirschfrucht wunderbar harmonierten. Mit mehr Luft wurde der Wein immer zugänglicher und machte wirklich Spaß. Ein Pfälzer Brocken. Zum Abschluss gab es dann noch den 2007er „Les Pouyeux“ von Clos Rougeard. Das war nach dem Luitmar etwas ganz anderes, nämlich die feine Klinge. Cabernet Franc in all seiner möglichen Eleganz und Feinheit. Wunderbare Aromatik mit getrockneten Blüten, Hagebutte, Kirsche, dezent grünlich (frischer Lorbeer). Ein wunderschöner Wein, ein wunderschöner Abend!

In diesem Sinn,
Björn
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Michl

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragSa 27. Nov 2021, 19:23

Björn, könntest du bitte etwas zur Reife des Clos Rougeard sagen? Das würde mich sehr interessieren...
Viele Grüße

Michl
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Bernd Schulz

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragSa 27. Nov 2021, 20:45

Gestern fand nach über anderthalb Jahren Pause unsere "quartalsmäßige Wiedererkennungsprobe" unter acht Augen statt. Verkostet haben wir wie immer bis auf den Gastgeber blind; in einem zweiten Flight mussten die weiterhin unbekannten Weine richtig zugeordnet werden ("Im Glas B befindet sich Wein 3 aus dem ersten Flight etc.....).

Diesmal gab es drei Pärchen:

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Den Chateau Saint-Paul 2000 habe ich blind tatsächlich für einen Pinot Noir gehalten :oops: (aber dafür ist es mir als einzigem gelungen, alle 7 Weine - einen nicht weiter bemerkenswerten chilenischen Spätburgunder als Piraten gab es auch noch - im 2. Flight richtig zuzuordnen). Auch der 2009er gefiel mir mit seiner für die Preisklasse ungewöhnlichen Eleganz richtig gut. Beeindruckend schön präsentierte sich zudem der 2012er Spätburgunder von Knab.

Herzliche Grüße

Bernd
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Herr S.

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragSo 28. Nov 2021, 15:20

Michl hat geschrieben:Björn, könntest du bitte etwas zur Reife des Clos Rougeard sagen? Das würde mich sehr interessieren...


Hallo Michl,

für mein Dafürhalten hat der Wein noch Reserven für mind. 5 Jahre, allerdings würde ich nicht vermuten, dass noch besser wird, eher anders. Hilft Dir das weiter?

Viele Grüße,
Björn
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Michl

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragSo 28. Nov 2021, 20:49

Vielen Dank, Björn. Ich bin indirekt am Jahrgang interessiert, wegen dem "Bourg".
Viele Grüße

Michl
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maha

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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

BeitragMo 13. Dez 2021, 15:13

Letzte Woche trafen sich wieder ein paar Wein-Nerds um bei einer perfekt zubereiteten Gans eingige selbst mitgebrachte Weine zu verkosten.
Verkostet wurde Blind, die Reihenfolge ergab sich zufällig:

Carsten Saalwächter, Slivaner Grauer Stein, 2019
Mineralisch zupackend, leichter Schießpulver Stinker, straff, kühl, präzise. Klar wie ein Gebirgsbach, sehnig, drahtig. Hätte auch ins Burgund verortet werden können. Großer Silvaner! Nicht nur weil ich diesen aus 21 mit lesen durfte, liegen mir die Weine von Carsten sehr am Herzen. Auch die 19er Pinots (gerade frisch im Verkauf) sind sau stark!

Champagne Doyard, Révolution, BdB, Grand Cru, Non Dosé, NV
40 Prozent im Barrique ausgebaut, 20 Prozent durchläuft die Malo. Enthält Reserveweine aus den beiden Vorjahren, wird ein bis zwei Jahre länger auf der Hefe ausgebaut als der Brut und erhält keine Dosage (Info von der HP Karl Kerler)
Schöner Schampus mit etwas gröberer Perlage, leichter Rauch , schöne Frucht- (was ich ja mag) und Hefe-Noten. I like

Pierre-Yves Colin-Morey, Saint-Aubin 1er Cru Hommage à Marguerite, 2019
Kraftvolle Nase, Zitrus, Vanille, Butterscotch. Im Mund sehr seidig, schöne, zupackende Säure, auch etwas Frucht, die eher auf der zitrischen Seite ist. Schöne Länge!

Huber, Bienenberg Spätburgunder >>R<<, 2011
In der Nase schön und sehr "deutsch". Viel Erdbeere, etwas Preiselbeere, leicht likörig, blumig. Im Mund doch etwas - enttäuschend wäre das falsche Wort -, da wir blind getrunken haben auch nicht hinter den Erwartungen, aber er kam nicht so richtig aus dem Knick. Am Gaumen auch Kirschlikör und Erdbeere, aber leider etwas plakativ. Es fehlte etwas an Komplexität und Struktur. Aber dennoch ein schöner, deutscher Pinot mit noch begrenzten Einflüssen von Julian Huber.

Chateau La Conseillante, Pomerol, 1949
Wow, what a Granate. Ich war blind zunächst in 82, dann mit etwas Luft eher in den 70ern. Aber 49? Never ever. So was von fresh für das Alter. Ja klar tertiär, aber nicht so krass wie der später folgende Barolo. Hätten wir ihn parallel mit dem gleich folgenden Margaux getrunken, wäre das rechte Ufer etwas prägnanter ins Auge gestochen. Wenn man's wusste kam der Merlot schon deutlicher durch als der Cabernet. Seidige, butterzarte Tannine, die CT Notiz von Jeff Leve aus 2014 trifft es hervorragend:
Wow! Spellbinding is a good place to start. Served double blind, the high quality was easy to find. The dark cherries, cloves, flowers and truffle notes did not quit. On the palate, the rich, sexy, refined, elegant cherries were soft, sweet, pure, long and vibrant. If you get a chance to taste a bottle of this treasure, you are in for a treat!


Pavillon Rouge du Chateau Margaux, 1990
Auch dieser Wein singt. Hervorragendes Margaux Parfum in der Nase, durch den Cabernet etwas frischer als der Pomerol, aber natürlich auch noch nicht so tertiär. Etwas pauillacischer Bleistift, viel Cassis und etwas Eisen. Das ganze gepaart mit einer soliden Struktur und einem langen finish. Schöööön

Clos Rougeard, Saumur-Champigny, 2013
100% Cab Franc, und was für einer! Ein Wein zum drin baden. Rote Frucht, gelbe Paprika, trockene Blätter und etwas Tabak. Ewig lang und perfekt auf den Punkt gereift. Wer auf Cab von der Loire steht kommt an diesem Wein nicht vorbei.

Friedrich Becker, Spätburgunder Kammerberg, 2010
Hier war ich erst im Burgund. Komplexer und weniger deutsch als der Huber. Etwas mehr Kirsche als Erdbeere und etwas erdiger. Schöne Tiefe und Länge. Die Konzentration schwand etwas.

Es wurde wieder weiss zum re-fresh:
Pichler-Krutzler, Riesling Ried Rothenberg, Wachau
Genau das richtige nach so viel Rot. Betörende Nase, einige waren bei Scheurebe, aber mit etwas Luft war das schon als Riesling zu erkennen. Viel Frucht, viel Duft. Am Gaumen eine wunderbare Extraktsüße. Das Zuckerschwänzchen war vielen am Tisch etwas zu viel, ich fands großartig. Sehr wenig trinkwiderstand mit dennoch anständigem Charakter.

Dann - quasi als pre-Dessert – wieder Rot:
Barolo, Paolo Scavino, Bric del Fiasc, 1980
Etwas schade, denn die leztet Flasche davon präsentierte sich in deutlich besserer Form, obwohl aus dem gleichen Lot. Hier sieht man mal wieder wie groß die Flaschenvarianzen sein können. Dennoch war der keinesfalls drüber, lediglich schon etwas weiter. Deutlich tertiär, Waldboden, Schwammerlsuppe und etwas Umami, dahinter noch eine feine Frucht mit einer stabilen Säure. Keine Todessüsse und kein Brühwürfel. Sogar noch fein schmelzendes Tannin. Aber leider auch keine große Komplexität. Aufgrund schon leicht vorgerückter Stunde war das aber auch gar nicht so schlimm.

Zum Dessert gabs dann noch:
Willi Schäfer, Graacher Himmelreich, Riesling Spätlese, 2003
Trotz Hitzejahrgang hatte diese Mosellimo ausreichend Säure um die Süße gut abzupuffern. Das passte auch alles schön harmonisch und begleitete das Desser hevorragend.

Auch die nächsten beiden Add-ons, hab ich leider nicht mehr so detailliert in Erinnerung dass ich viel dazu schreiben könnte: Außer daß ich von der Präzision des Tennstedt trotz vorgerückter Stunde sehr begeistert war.
Ein Domaine Pattes Loup Chablis Vent d'Ange, 2017 (Chardonnay), sowie von Jakob Tennstedt, Riesling, Perlmutt 2018

Alles in Allem ein grandioser Abend. Alle Weine haben auf Ihre Art und Weise performed, das Gänse Menü war exzellent und die Gesellschaft sowieso.
LG
Marko
Der schönste Sport ist der Weintransport!
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