Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

Meine Weine kommen morgen, ich bin gespannt.

Käfi, nochmals sorry dafür, dass wir nicht auf dich gewartet haben! Aber in diesem Fall gilt wirklich: Wie man es macht, macht man es falsch....

Aber gar kein Problem! Finde auch dass eine über mehrere Tage gestreckte Onlineprobe dem Projekt keinen Abbruch tut, wichtig ist die lebhafte Diskussion die sich entwickelt hat.

ich bin gerade für ein paar Gäste am kochen, also den Silvaner als Küchenwein aufgehebelt und daher nur auf die Schnelle, ohne den Wein jetzt über Stunden beobachtet zu haben:

Erster Eindruck: Sauerampfer, grün, dominiert von einer bissigen Säure. Hätte ich den bei nicht vinophilen Freunden aus einer mir unbekannten Flasche angeboten bekommen, ich hätte kein zweites Glas verlangt.

Aber es ist Keller, das Handwerk wird beherrscht, das steht außer Frage. Also dem Wein doch eine richtige Chance geben. Beim intensiven Beschnuppern kommt hinter der grünigen Grasigkeit (die mich an SB erinnert, mag ich unabhängig von dem Wein nicht) Exotik (mag ich auch unabhängig von dem Wein nicht) durch und noch weiter hinten lässt sich ein Hauch Kräutrigkeit (das liebe ich im Wein!) erahnen. Dann (leider) auch ein Hauch Kaugummi. Es blitzen starke Töne von Erde auf (gefällt mir) (begleitet von einem Hauch Dill?! Gefällt mir nicht)

Am Gaumen packt er mich auch nicht, dominiert von der Säure, dahinter finde ich ihn verwässert, grüne Aromen dringen durch, vielleicht etwas Apfel und unreife Birne, aber ehrlich: viel kommt da nicht? Mineralität finde ich gar nicht, Trinkfluss für mich ehrlich gesagt auch nicht, und besonders trocken kommt er mir letztlich auch nicht vor. Aber: ich kann mir vorstellen dass er eine Speise gut begleiten kann, freue mich aufs Essen.

Puh, liest sich nicht so dolle. Würde ich normalerweise so nicht hier berichten, ich schreibe lieber über Weine - besser: Weinerlebnisse - die mir gefallen.
Es muss zwar auch negative Kritiken geben, aber die überlasse ich lieber den Profis (auch wenn selbst diese viel zu wenige davon abliefern); es hängt ja von so vielen Faktoren ab, Tageslaune, was habe ich vorher gegessen, Klima, Umfeld, etc. pp., dass man einem Wein - so meine Meinung - schnell Unrecht tut. Aaaaber: im Rahmen dieses Projekts, muss ich halt auch mal so einen Beitrag ablassen.

Übrigens, vom 17. Juni 2018 zum Keller 2017:

Gestern den Silvaner 2017 im Glas gehabt - wow! Staubtrocken, kräutrig, mineralisch, sehr langer Abgang. Für 7.xx€ ab Hof mein PLV Hit 2018 (auf Platz 2: bei Edeka erstandene Restposten Battenfeld-Spanier Eisbach 2013).

Ich muss noch einmal nachhaken, weil ich Martins Äußerungen hier noch immer nicht nachvollziehen kann. Martin spricht davon, dass er es geahnt habe, dass hier diese Reaktionen kommen. Wie ist das zu verstehen?

1. Variante:
Er kennt den Geschmack der Verkoster und wusste, dass der Wein nicht deren Geschmack trifft. Das ist kaum zu glauben und unser Urteil war keine Geschmacksfrage (im Gegenteil, ich schätze insbesondere leichte Weine), sondern ein Urteil über die Qualität des Weines. Ich werde den Rest des Weines heute Abend noch einmal probieren und ggf. mein Urteil korrigieren, wenn sich was geändert haben sollte. Gestern war das aber, um es einfach einmal auf den Punkt zu bringen, ein auffallend schwacher Wein. In der Preisklasse 10 Euro zählt er für mich zu den unteren 10 %, die mir ins Glas kommen. Da war so gar nix von "griffig" etc. Der Wein fiel abgesehen von der durchschnittlichen Nase und dem an sich feinen Charakter erschreckend schwach aus. Ich kann mir nicht erklären, warum die Verkoster auf dem Weingut Keller angeblich so euphorisch wurden, allenfalls über das altbekannte set und setting-Phänomen. Anderes will ich nicht unterstellen.

2. Variante:
Martin vermutet, dass wir - aus welchen Gründen auch immer - das Weingut, zumindest den Wein runterschreiben wollen. Diese Vermutung wäre so albern wie absurd. Wir gehen hier unserem Hobby nach. Mich freut jeder schöne Wein. Wir haben nichts, aber auch gar nichts davon, einen Wein schlechtzureden. Gerade bei Keller habe ich mich immer gefragt, ob ich einfach die Qualität nicht einzuschätzen vermag, vielleicht ist es ja auch so, nur gestern sahen das auch andere so.

Vielleicht magst du, Martin, dich ja noch einmal erklären, warum du meintest, dass du das alles vorhergesehen hattest. Und warum vertrittst du eigentlich mit einer solchen Vehemenz deine Wahrnehmungen? Du zitierst ständig irgendwelche Leute, die etwas Gutes über die von dir geschätzen Weine/Weingüter geschrieben haben (beschreibst aber relativ selten selbst), um die Weine/Weingüter in einem dir genehmen Licht erscheinen zu lassen. Was motiviert dich dabei eigentlich? Auch deine Kaufaufrufe erscheinen im Imperativ. Man hat Glück, wenn einem nicht mehrere Ausrufezeichen die Botschaft einhämmern. Ich würde mich freuen, wenn ich deine Anmerkungen und dein "haha" besser verstehen könnte.

3. Variante:
Die selbsterfüllende Prophezeiung.



Beste Grüße
Roland

Tja, da hat Roland wohl recht. Ich kenne den Betreffenden aus der Berliner Weinszene hinlänglich; bitte in diesem Forum diesen sehr individuell speziellen Fall niedrig hängen und nicht zu ernst nehmen.

Tag 2 des Weines: die Nase ist auch bei meinem etwas schlanker geworden und der Geschmack auch. Heute empfinde ich auch die Säure etwas stärker und damit etwas unangenehm. Zum solo-trinken heute nicht ganz mein Fall, aber der feine Mangalitza-Schinken, den ich eben aus meinem Kühlschrank geholt habe, hebt den Wein schon wieder.

Tja, da hat Roland wohl recht. Ich kenne den Betreffenden aus der Berliner Weinszene hinlänglich; bitte in diesem Forum diesen sehr individuell speziellen Fall niedrig hängen und nicht zu ernst nehmen.

Oh, ich habe das durchaus auf alle bezogen. In der Regel gehe ich ja mit einer gewissen Erwartungshaltung an einen Wein heran. Vielleicht kenne ich andere Jahrgänge oder habe von dem Wein oder Winzer schon gutes oder schlechtes gehört. Das beeinflusst, natürlich neben vielen anderen Faktoren, das Ergebnis der Verkostung. Das passiert unbewusst. Wenn ich denke, "der Wein kann nichts" ist die Wahrscheinlichkeit einer negativen Beurteilung sicher größer, als wenn ich denke "der Wein hat mir schon immer super geschmeckt". Und Klaus Peter Keller scheint ja ein Winzer zu sein, der nicht wenig polarisiert. Ist jedenfalls mein Eindruck, wenn ich das hier so lese.

Beste Grüße
Roland

Zum solo-trinken heute nicht ganz mein Fall, aber der feine Mangalitza-Schinken, den ich eben aus meinem Kühlschrank geholt habe, hebt den Wein schon wieder.

Als Essensbegleiter ist der Wein auch für meinen Geschmack sehr tauglich - ansonsten hätte ich ihn wahrscheinlich noch niedriger bewertet. Dass er mit einem schönen Schinken gut zusammengeht, kann ich mir problemlos vorstellen. Den Schinken hätte ich, aber bei mir gibt es aber leider keinen Tag ....nachdem ich mich gestern einmal in Rage geschrieben hatte, war die Flasche irgendwann leer.....

Herzliche Grüße

Bernd

... dann kann sie ja soooooo schlecht nicht gewesen sein .....

... dann kann sie ja soooooo schlecht nicht gewesen sein .....

Dass der Wein für mich schlecht zu trinken sei, habe ich auch nie behauptet. Siehe meine VKN!

Herzliche Grüße

Bernd

Mir ist Keller allgemein und dieser bloede Silvaner speziell wirklich egal, aber so richtig auf die Kappe gehauen hat doch nicht Martin, sondern das haben andere Autoren getan, besagter Miran Kegel und natuerlich die Heilsarmee Pinard de Picard, die ja bei wirklich jedem Weinchen in ihrem Programm einen multiplen Orgasmus bekommen. Werfen wir noch mal einen genaueren Blick auf das Geschreibsel von PdP:

Dieser zart nach gelben Kiwis und Bananen duftende, ja salzige und erdig-würzige Silvaner ist 2018 feinfruchtig und subtil. Knochentrocken am Gaumen, dabei griffig und eher charmant als exotisch, schmeckt er so ganz anders, als man dies von einem warmen Jahrgang erwarten würde. (...) Aus alten Reben, herrlich trocken und mit einem einmaligen Trinkfluss. Hier geht es nicht um Konzentration oder um Power - hier geht es um Feinheit und Finesse. (...) Dieser Referenz-Silvaner ist schlicht einer der größten Weinwerte Deutschlands (...).

Dann kann man den Code wie folgt uebersetzen: "zart, feinfruchtig, subtil, Feinheit, Finesse" = "duenn, fad, unintensiv". "Eher charmant als exotisch" (sprachlich windschiefer Loetzinn, denn charmant ist weder das Gegenteil von exotisch noch in der selben Katergorie) = "eher unverbindlich, oberflaechlich, gefaellig als mit besonders reifer [gelber] Frucht". Das Leitaroma von Silvaner ist noch mal welche exotische Frucht? Ah ja, leicht unreifer, gruener Apfel. Dass der Apfel leicht unreif ist, entnehme ich dem Adjektiv "griffig", das ja bestenfalls Gerbstoffe anzeigt. "Herrlich trocken, Trinkfluss [das Wort gibt's gar nicht]" = "saeurebetont, simpel". Statt "satt, kraeftig, reif, wuchtig, mit ausgepraegter Frucht" also "ganz anders, als man erwarten wuerde von einem reifen Jahrgang". Und wenn PnP von Weinwerten und Referenzweinen schwadroniert, sollte sowieso jede schnell ihren Geldbeutel festhalten - aber a fool and her money...

Mir scheint, PdP hat den Wein ziemlich akurat beschrieben, eh?

Fool me once, shame on you. But you can't get fooled again. (George W. Bush)

Cheers,
Ollie

PdP-Deutsch
Deutsch-PdP

lange überfällig! ISBN?

Aber Michl hat einen Punkt: Was soll man aus kommentarlos zitierten Lobhudeleien machen?