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Hallo zusammen,
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte, um deutsche Weiß- und Rotweine der gehobenen Kathegorie zu verkosten. Insgesamt waren 15 Weine am Start, davon 10x weiß und 5 x Rot.
Die Weine im einzelnen (mit Kurzkommentaren von mir):
2016er Stettener Stein Scheurebe "Vinz" Alte Reben QW trocken (Weingut am Stein, Ludwig Knoll)-Franken-
Scheu aus der Steillage und von über 50 Jahre alten Reben. Sehr feine, zurückhaltende Nase, pures Understatement, auf der Zunge fränkisch trocken , angenehme reife Säure, etwas Cassis und Pfirsich, unterlegt mit würzigen Noten, sehr straff und strukturiert, trotz nur 12,5 Vol% recht dicht, sehr saftig, klingt mit einem ganz dezenten Holztönchen aus. Ausgezeichnete Scheu der leisen Art. Völlig anders als die ebenfalls großartigen Scheu von Weltner und Wirsching, aber auf demselben Niveau.
2012er Sylvaner "Sur Sel" QW trocken (Michael Teschke, Gau-Algesheim)-Rheinhessen-
sehr eigener, aber hochklassiger Sylvaner mit viel Kräuterwürze und Mineralik, aber auch typ. Fruchtnoten wie Quitte und Birne, angenehme Säure, saftig, mit Charakter und einiger Länge.
2014er Sulzfelder Maustal Silvaner GG (Luckert, Sulzfeld)-Franken-
wie nicht anders zu erwarten, hat die Luckert-Familie das Optimale aus diesem nicht ganz einfachen Jahrgang herausgeholt: brillante Klarkeit in der Nase, absolut keine Fruchtbombe, gegenüber dem Teschke-Wein deutlich mehr Säure, die den Wein ungeheuer trinkig macht, Quitte, etwas Ringlow, kräftiger Stoff, sehr lang. Toller Wein, der die Bezeichnung GG auch voll und ganz rechtfertigt.
2006er Dalsheimer Hubacker Rieslig GG (Klaus-Peter Keller, Flörsheim-Dalsheim)-Rheinhessen-
superklare und feine Nase, Agrumen und Pfirsich mit einem kleinen Hauch Petrol, sehr straffer Naseneindruck, ebenso am Gaumen, athletischer Körper mit gerade genug Fett auf den Rippen, deutlich mineralisch, griffig und saftig mit guter Länge. Chapeau, gehört bestimmt zu den besten Rieslingen dieses typischen Winzerjahrgangs. Hat auch noch Potential für einige Jahre.
2005er Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG (Helmut Dönnhoff, Oberhausen)-Nahe-
interessanter Vergleich zum Vorgänger, hier schon in der Nase deutliche Schieferstilistik, die an die Mosel erinnert, nicht so straff wie der Vorgänger, etwas mehr Pfirsichfrucht, etwas weicher, obwohl die Säure durchaus präsent ist und gut strukturiert, etwas "gefälliger" als der Keller-Riesling, aber durchaus auf demselben Niveau, gute Fruchtdichte, elegant, hat viel Extrakt, wirkt dadurch einen Hauch restsüss, ein Wein, der wahrscheinlich jedem gefällt (was hier nicht mit Mainstream verwechselt werden darf !!).
2015er Mörzheimer Pfaffenberg Weißer Burgunder QW trocken (Sven Klundt, Mörzheim)-Pfalz-
angenehme und absolut nicht plakative Fruchtnase nach reifem Apfel und Birne mit etwas Zitrus, sehr straight, keinerlei Holzeinfluss, auf der Zunge absolut trocken, aber sehr stoffig und kraftvoll, ohne im geringsten klotzig zu erscheinen, stimmige Säure, die den Trinkfluss belebt, trotz 13,5 Vol% eine sehr präziser und perfekter Menuewein, der die Rebsorte aufs Beste präsentiert und darüber hinaus nur kleines Geld gekostet hat (ca. 11 Euro ab Weingut).
2009er Monzinger Halenberg Riesling GG (Emrich-Schönleber, Monzingen)-Nahe-
auch hier wieder diese Schiefertöne, idealtypische Nase, Mixtur aus Frucht, Würze und zarter Reife, wirkt deutlich am restsüssesten von allen Rieslingen, hat aber enorm viel Extrakt, was diesen "süssen" Eindruck etwas verstärkt, sehr dicht und geschmeidig, dennoch ausreichende Säure, enorme Länge. Für einige der Riesling des Abends. Ohne Zweifel eine GG-würdige Vorstellung.
2013er Westhofener Morstein Riesling GG (Wittmann, Westhofen)-Rheinhessen-
schwieriger Jahrgang, aber umso besserer Wein: sehr feine und elegante Nase, leicht floral, zarte Gelbfruchtausprägung, voll auf Eleganz vinifiziert, nur mittelgewichtig (12,5 Vol%), aber absolut stimmig, saftige reife und fast speichelziehende Säure, einige Komplexität, mittellanger Abgang. Dieser Wein zeigt exemplarisch, dass ein GG nicht unbedingt 13,5 oder 14 Umdrehungen haben muss, um zu beeindrucken. Eine Riesling-Schönheit.
2016er Chardonnay Reserve QW trocken (Knewitz, Appenheim)-Rheinhessen-
die unheimlich hohe Bewertung im Vinum Weinführer (94 Punkte, bestbewertester Wein in der weißen Burgundergruppe) kann man durchaus nachvollziehen, ist aber aus heutiger Sicht noch eine Potentialbewertung. Der Wein ist schon in der Nase noch deutlich maskiert vom (allerdings sehr gekonnten und feinen) Holzeinsatz geprägt, etwas Räucherspeck, Vanille, unter der aber die deutliche Frucht durchscheint, die alles andere als plakativ ist. Sehr dicht und strukturiert auf der Zunge, auch hier das Holz noch deutlich spürbar, aber der Wein hat viel Substanz, ist glockenklar und sehr dicht, dabei straff und extrem fokussiert. Tolle Länge. Der Wein braucht meiner Meinung nach noch mindestens 4-5 Jahre, könnte dann aber richtig groß sein. Ich bin da sehr zuversichtlich... auf jeden Fall ein Chardonnay, der sich auch im Burgund mit sehr guten Crus auf Augenhöhe bewegen kann.
2001er Ürziger Würzgarten Riesling Auslese *** (Jos. Christoffel jun., Ürzig)-Mosel-
ein toller Botschafter der klassischen restsüssen Mosel-Auslese, sehr komplexe würzig-fruchtige Nase (gelbe Früchte, Aprikose, steinige Noten),toll gereift, federleicht und trotzdem sehr dicht, das Maximum an Geschmack, Eleganz und Frische bei gerade mal 7,5 Vol%, die Süsse verschmilzt in diesem feinen Konglomerat und wirkt fast halbtrocken. Leider ist KaJo bereits in Rente und es wird von diesem "Künstler" leider keinen flüssigen Nachschub mehr geben
Die 5 Rotweine, die auch alles andere als enttäuschten, folgen in Kürze !
LG
Bodo
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte, um deutsche Weiß- und Rotweine der gehobenen Kathegorie zu verkosten. Insgesamt waren 15 Weine am Start, davon 10x weiß und 5 x Rot.
Die Weine im einzelnen (mit Kurzkommentaren von mir):
2016er Stettener Stein Scheurebe "Vinz" Alte Reben QW trocken (Weingut am Stein, Ludwig Knoll)-Franken-
Scheu aus der Steillage und von über 50 Jahre alten Reben. Sehr feine, zurückhaltende Nase, pures Understatement, auf der Zunge fränkisch trocken , angenehme reife Säure, etwas Cassis und Pfirsich, unterlegt mit würzigen Noten, sehr straff und strukturiert, trotz nur 12,5 Vol% recht dicht, sehr saftig, klingt mit einem ganz dezenten Holztönchen aus. Ausgezeichnete Scheu der leisen Art. Völlig anders als die ebenfalls großartigen Scheu von Weltner und Wirsching, aber auf demselben Niveau.
2012er Sylvaner "Sur Sel" QW trocken (Michael Teschke, Gau-Algesheim)-Rheinhessen-
sehr eigener, aber hochklassiger Sylvaner mit viel Kräuterwürze und Mineralik, aber auch typ. Fruchtnoten wie Quitte und Birne, angenehme Säure, saftig, mit Charakter und einiger Länge.
2014er Sulzfelder Maustal Silvaner GG (Luckert, Sulzfeld)-Franken-
wie nicht anders zu erwarten, hat die Luckert-Familie das Optimale aus diesem nicht ganz einfachen Jahrgang herausgeholt: brillante Klarkeit in der Nase, absolut keine Fruchtbombe, gegenüber dem Teschke-Wein deutlich mehr Säure, die den Wein ungeheuer trinkig macht, Quitte, etwas Ringlow, kräftiger Stoff, sehr lang. Toller Wein, der die Bezeichnung GG auch voll und ganz rechtfertigt.
2006er Dalsheimer Hubacker Rieslig GG (Klaus-Peter Keller, Flörsheim-Dalsheim)-Rheinhessen-
superklare und feine Nase, Agrumen und Pfirsich mit einem kleinen Hauch Petrol, sehr straffer Naseneindruck, ebenso am Gaumen, athletischer Körper mit gerade genug Fett auf den Rippen, deutlich mineralisch, griffig und saftig mit guter Länge. Chapeau, gehört bestimmt zu den besten Rieslingen dieses typischen Winzerjahrgangs. Hat auch noch Potential für einige Jahre.
2005er Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG (Helmut Dönnhoff, Oberhausen)-Nahe-
interessanter Vergleich zum Vorgänger, hier schon in der Nase deutliche Schieferstilistik, die an die Mosel erinnert, nicht so straff wie der Vorgänger, etwas mehr Pfirsichfrucht, etwas weicher, obwohl die Säure durchaus präsent ist und gut strukturiert, etwas "gefälliger" als der Keller-Riesling, aber durchaus auf demselben Niveau, gute Fruchtdichte, elegant, hat viel Extrakt, wirkt dadurch einen Hauch restsüss, ein Wein, der wahrscheinlich jedem gefällt (was hier nicht mit Mainstream verwechselt werden darf !!).
2015er Mörzheimer Pfaffenberg Weißer Burgunder QW trocken (Sven Klundt, Mörzheim)-Pfalz-
angenehme und absolut nicht plakative Fruchtnase nach reifem Apfel und Birne mit etwas Zitrus, sehr straight, keinerlei Holzeinfluss, auf der Zunge absolut trocken, aber sehr stoffig und kraftvoll, ohne im geringsten klotzig zu erscheinen, stimmige Säure, die den Trinkfluss belebt, trotz 13,5 Vol% eine sehr präziser und perfekter Menuewein, der die Rebsorte aufs Beste präsentiert und darüber hinaus nur kleines Geld gekostet hat (ca. 11 Euro ab Weingut).
2009er Monzinger Halenberg Riesling GG (Emrich-Schönleber, Monzingen)-Nahe-
auch hier wieder diese Schiefertöne, idealtypische Nase, Mixtur aus Frucht, Würze und zarter Reife, wirkt deutlich am restsüssesten von allen Rieslingen, hat aber enorm viel Extrakt, was diesen "süssen" Eindruck etwas verstärkt, sehr dicht und geschmeidig, dennoch ausreichende Säure, enorme Länge. Für einige der Riesling des Abends. Ohne Zweifel eine GG-würdige Vorstellung.
2013er Westhofener Morstein Riesling GG (Wittmann, Westhofen)-Rheinhessen-
schwieriger Jahrgang, aber umso besserer Wein: sehr feine und elegante Nase, leicht floral, zarte Gelbfruchtausprägung, voll auf Eleganz vinifiziert, nur mittelgewichtig (12,5 Vol%), aber absolut stimmig, saftige reife und fast speichelziehende Säure, einige Komplexität, mittellanger Abgang. Dieser Wein zeigt exemplarisch, dass ein GG nicht unbedingt 13,5 oder 14 Umdrehungen haben muss, um zu beeindrucken. Eine Riesling-Schönheit.
2016er Chardonnay Reserve QW trocken (Knewitz, Appenheim)-Rheinhessen-
die unheimlich hohe Bewertung im Vinum Weinführer (94 Punkte, bestbewertester Wein in der weißen Burgundergruppe) kann man durchaus nachvollziehen, ist aber aus heutiger Sicht noch eine Potentialbewertung. Der Wein ist schon in der Nase noch deutlich maskiert vom (allerdings sehr gekonnten und feinen) Holzeinsatz geprägt, etwas Räucherspeck, Vanille, unter der aber die deutliche Frucht durchscheint, die alles andere als plakativ ist. Sehr dicht und strukturiert auf der Zunge, auch hier das Holz noch deutlich spürbar, aber der Wein hat viel Substanz, ist glockenklar und sehr dicht, dabei straff und extrem fokussiert. Tolle Länge. Der Wein braucht meiner Meinung nach noch mindestens 4-5 Jahre, könnte dann aber richtig groß sein. Ich bin da sehr zuversichtlich... auf jeden Fall ein Chardonnay, der sich auch im Burgund mit sehr guten Crus auf Augenhöhe bewegen kann.
2001er Ürziger Würzgarten Riesling Auslese *** (Jos. Christoffel jun., Ürzig)-Mosel-
ein toller Botschafter der klassischen restsüssen Mosel-Auslese, sehr komplexe würzig-fruchtige Nase (gelbe Früchte, Aprikose, steinige Noten),toll gereift, federleicht und trotzdem sehr dicht, das Maximum an Geschmack, Eleganz und Frische bei gerade mal 7,5 Vol%, die Süsse verschmilzt in diesem feinen Konglomerat und wirkt fast halbtrocken. Leider ist KaJo bereits in Rente und es wird von diesem "Künstler" leider keinen flüssigen Nachschub mehr geben
Die 5 Rotweine, die auch alles andere als enttäuschten, folgen in Kürze !
LG
Bodo