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Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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weinaffe

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Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg

BeitragMo 20. Dez 2010, 22:11

Hallo zusammen,

was lange dauert wird endlich gut ! Die schon letztes Jahr angedachte Pinot-Noir-Blindprobe konnte nun letzten Samstag endlich stattfinden. Die üblichen "Verdächtigen" der Würzburger Weinsportfreunde wurde diesmal von dem Oberpfälzer Quotenmann Walter tatkräftig unterstützt, der sich unter so vielen Unterfranken (auch dafür muss man Gott danken :lol: ) offensichtlich auch nicht unwohl gefühlt hat.
Doch zurück zum Thema: Es ging bei dieser Probe in erster Linie um das "Original" aus dem Burgund. Alle Bourgogne waren 1er Crus oder Grand Crus und kein Wein jünger als Jahrgang 2002. Aus didaktischen und Vergleichsgründen waren natürlich auch einige Nicht-Bourgogne-Pinots sowie 1 Pirat im Feld.
17 Weine waren am Start und da in der Gruppe diszipliniert verkostet wurde, konnte ich einige Weine auch über 2 Tage verfolgen, was zu durchaus interessanten Veränderungen einzelner Weine führte.

Wein Nr.1):
sehr feine Kirschfrucht mit einem Hauch Himbeere und ganz dezent Erdbeere im Hintergründ,kräftig, aber mit kühler Eleganz und Finesse, mittellanger Abgang. Der noch recht jugendliche Wein stand auch noch am 2. Tag wie eine Eins im Glas, es war unsere Pinot-Preis/Leistungs-Allzweckwaffe:

2004er "Tschuppen" Spätburgunder QW (H.-P. Ziereisen)


Wein Nr.2):
leider ein Mörderkork, daher absolut untrinkbar. Es wäre aber ein sehr fleischiges, kraftvolles Original mit noch einigem Potential gewesen, Typ eher kultivierter Landedelmann denn feinsinniger Graf, in Form des:

2002er Santenay "Beauregard" 1er Cru (Roger Belland, Santenay)
Ab Weingut damals bescheidene 14 EURO! Und da heisst es immer Pinot aus der Cote d'Or ist stets teuer!


Wein Nr.3):
reife, schon fast laszive Himbeer/Kirschnase mit einiger Tiefe, sehr extraktsüss, dezentes Pinot-Stinkerl, viele schickten diesen sinnlichen Wein (Originalton Christian: die "Dufthure" :mrgreen: )ins Burgund, auch wenn ein klein wenig Struktur und "Härte" fehlte, der Wein war einfach schon zu "schön", nicht "alte Welt", aber auch nicht "neue Welt", es war der:

2003er Pinot noir Marlborough (Wither Hills,Marlborough)-Neuseeland-
ein toller Pinot, der jetzt voll auf dem Höhepunkt steht und immer eine Herausforderung in einer Blindprobe darstellt.


Wein Nr. 4:
er wollte nicht so Recht aus seinem Schneckenhaus heraus, verhalten in der Nase, tolle Struktur mit etwas Härte, gute Säure, auch im laufe des Abends tat sich wenig. Am 2. Tag allerdings hatte man statt häßlichem Entlein doch schon mehr stolzer Schwan im Glas, auch wenn der Wein noch weit von seinem Höhepunkt entfernt ist. Aber die Frucht ist erstmals erkennbar, keinerlei Oxidationsspuren auch am 2. Tag, Potential ist bei diesem traditionellen Wein in jedem Fall vorhanden. Es war der:

2002er Monthelie "Sur la Velle" 1er Cru (Chateau de Monthelie)
Mindestens noch 5 Jahre bis zum Genuss warten oder mindestens 1 Tag vorher dekantieren. Ab Weingut knapp 18 EURO.


Wein Nr. 5):
elegant ausgereift, warme Sauerkirschfrucht, dezente animalische Würze, ein Touch Syrah, fast einen Tick überreife Frucht, aber tolle Säure, die das im Zaum hält,kräftige Extraktsüsse, sehr burgundisch in einer zugänglichen Stilistik, mittlerer bis langer Abgang. Sehr schöner Wein, Typ everybodys darling, es war der:

1999er Beaune "Greves" 1er Cru (Tollot-Beaut, Chorey-les-Beaune)


Fortsetzung folgt !!

Grüsse
Bodo
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Oberpfälzer

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Re: Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg

BeitragMo 20. Dez 2010, 22:51

Hallo Bodo,

Deine Eindrücke bereiten mir Vorfreude auf das, was ich in ein paar Jahren geniessen kann, wenn meine Pinots dann mal reif sind. Bin auf Deine weiteren Notizen gespannt und finde sicherlich ein paar interessante Anregungen daraus.

Hoffe, dass wir mal wieder ein Gläschen gemeinsam geniessen können.
Servus
Wolfgang
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Dilbert

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Re: Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg

BeitragDi 21. Dez 2010, 11:39

Hallo Bodo,

Tollot Beaut und "everybodys darling" kann ich nur bestsätigen! Die Weine sind oft recht früh zugänglich und eher unkompliziert - aber trotzdem gut! Werden deshalb auch gerne in der franz. Gastronomie genommen!

Gruß,
Jochen
„Eine Magnum-Flasche? Genau die richtige Größe für einen schönen Abend. Vorausgesetzt, man beginnt mit einem Champagner, man endet das Menu mit einem Sauternes, und man ist allein daheim…“
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weinaffe

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Re: Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg

BeitragDi 21. Dez 2010, 15:30

...und weiter geht's mit Wein Nr. 6):

reinriechen.. ah Bourgogne! Klare , feine Kirschfrucht mit Preiselbeere und einem Touch Himbeere, sehr fein und noch fast primärfruchtig, sehr zurückhaltend, mittelgewichtig, Finesse und Eleganz wird sich bei diesem femininen Wein-Typ noch entwickeln, fruchtiger, geradliniger Abgang. Vielversprechend, in 5 Jahren auf Wiedervorlage. Im Nachtrunk am späteren Abend entwickelte sich eine fast böcksrige, scheurebeartige Note, die diesen Wein fast zur Karikatur werden ließ; am 2. Abend hat sich das aber weitgehend beruhigt und er probiert sich fast exakt wie am frühen Probeabend. Pinot Noir ist halt eine Primadonna. Es war der:

2002er Vosne-Romanee "Les Suchots" 1er Cru (Francois Gerbet, Vosne-Romanee)


Wein Nr. 7):
Ach herje, ein Österreicher ! Extrem kräftige Holznote (rrauchig, speckig, Karamell) beherrscht das Nasenbild, trotzdem auch Frucht dahinter, einige Tiefe, aber etwas eindimensional, auf der Zunge kraftvoll, aber trotz 14 Vol% nicht alkoholisch, gute Tanninqualität, aber warum nur das viele Holz ??? Trotz guter Extraktsüsse hinterlässt der Wein im Abgang fast nur trocknendes Holz, schade, da das Ausgangsmaterial schmeckbar hochwertig war, so bleibt nur ein überholzter Wein, der an manch moderne Spanier erinnert.
Die Ösis können's doch mit dem Holzeinsatz; viele Blaufränker aus dem Burgenland beweisen das doch hinlänglich.

Es war der:
2006er Pinot Noir Reserve QW (Markowitsch, Göttlesbrunn)-Carnuntum-
und das soll einer der besten PN aus Österreich sein ? Mit knapp 30EURO sicherlich auch kein Schnäppchen.


Wein Nr. 8):
schwermütige, erdige Nase mit zaghafter Fruchtentwicklung, wirkt sehr reif, einige Dichte und Länge, aber etwas verhangen, mehr Würze als Frucht, es entwickeln sich im Laufe des Abends deutliche Oxidationsnoten, so dass der Wein am Ende des Abends eigentlich schon klinisch tot war. Überraschenderweise hat er sich bis zum 2. Tag wieder etwas erholt, es bleiben aber in der Nase Oxidationsnoten, trotz einigem Extrakt bleibt der Wein fruchtarm und wirkt schon sehr gereift. Schade, an der Substanz des Weines lag es wohl nicht.

Es war der:

2000er Chambertin Clos de Beze Grand Cru (Drouhin-Laroze, Gevrey-Chambertin)
die an sich renommierte Domaine scheint in den letzten Jahren den qualitativen Anschluss etwas verloren zu haben. Auch wenn der Jahrgang nicht optimal war, sollte man von einem Grand Cru mehr erwarten können. Auch die vor Ort probierten 2002er (und das war ein sehr guter Jahrgang) konnten nicht überzeugen. Sicherlich eine Enttäuschung !


Wein Nr. 9):
diesen Wein habe ich im Laufe der vergangenen 10 Jahre einige Male probiert und ich kann nur sagen: der Wein bleibt für mich ein Rätsel. Er stammt aus einem der 2-3 besten Nachkriegsjahrgängen, der Erzeuger ist renommiert und arbeitet sehr detailversessen und eigentlich sehr traditionell, trotzdem hat der zweifellos hochwertige Wein aber auch gar nichts mit einem Pinot Noir aus der Bourgogne gemeinsam. Auch alle bisher von diesem Erzeuger probierten Weine waren völlig anders und absolut pinot-typisch.
Zunächst eine absolut satte, fast schwarze Farbe, rauchige Noten, mehr Brombeere als Kirsche, auch jetzt noch sehr heftiges Tannin und eine sehr lebendige Säure. der Wein hat Tiefe und Extrakt, mehr Würze als Frucht, praktisch jeder in der Runde ging davon aus, dass dies der Pirat sein müsste. Viele hielten diesen Wein aufgrund der Tannine, der Säure und der leicht teerig wirkenden Würze nicht zu Unrecht für einen Barolo, manche tippten auf einen Syrah.
Es war der legendäre:

1990er Pommard "Clos des Epeneaux 1er Cru Monopole (Comte Armand, Pommard
Der Wein hat sich in den 20 Jahren nur im Schneckentempo entwickelt; wo die Reise hingeht, kann wahrscheinlich keiner sagen. Das ist jedenfalls der absolute Killerwein in einer Pinot-Noir-Blindprobe. Wer den Wein nicht kennt, wird nie und nimmer auf Pinot Noir kommen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das ist ein sehr guter Wein, hat aber mit einem klassischen Burgunder absolut nichts zu tun. Vielleicht wollte in diesem Jahr mal der Lehrling den neu erstandenen "Concentrateur" ausprobieren ?? :lol:

Fortsetzung folgt !!

Grüsse
Bodo
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weinaffe

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Re: Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg

BeitragMi 22. Dez 2010, 17:29

.. und weiter geht's mit der Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg:

kurzer Nachtrag zu Wein Nr. 9: gestern wurde mir der 2000er Clos des Epeneaux von Comte Armand blind vorgesetzt. Ich tippte sofort auf einen Bordeaux vom linken Ufer :oops: . Das zum Thema Sortentypizität. Vielleicht habe ich nur ein völlig verdrehtes Bild von einem Ideal-Bourgogne und muss meine Geschmachspapillen völlig neu justieren. :lol:

Doch nun weiter mit Wein Nr. 10):

leider korkbeeinflußt, aber immerhin kein Totalausfall wie bei Wein Nr. 2. Trotzdem nahm dieser schleichende Kork sicherlich 20-25 % der Klarheit und Fruchtbrillianz weg.
Trotz der leicht dumpfen Note sehr viel Eleganz und Jugendlichkeit, deutlich ausgeprägte Kirsch/Himbeerfrucht mit einem Hauch Erdbeere, perfekt eingepasstes Holz, stoffig, butterzartes Tannin, ein Wein wie Samt und Seide, tolle Länge. Sehr burgundisch angelegt, aber sein minimaler Erdbeerhauch verriet diesen Wein.
Es war der:

2005er Hecklinger Schloßberg "R" Spätburgunder QW (Huber, Malterdingen)
sicherlich einer der absolut besten Spätburgunder des Jahres, toller Stoff, der aber seinen Preis hat !


Wein Nr. 11):
sehr tief und kraftvoll in der Nase, etwas verschlossen, mehr struktur- als fruchtbetont, fast abgeschmolzenes Tannin, aber sehr einsilbig auf der Zunge, deutlich würzig, aber wenig Frucht, gute Länge. Leider entwickelte der Wein leichte Oxidationsnoten, die sich beim Nachverkosten am 2. Tag erwartungsgemäß noch verstärkt hatten. Vielleicht auch eine suboptimale Flasche?Etwas enttäuschend aufgrund der Herkunft und des untadeligen Rufs des Winzers.

Es war der:

1999er Vosne-Romanee "Les Brulees" 1er Cru (Domaine Guyon, Vosne-Romanee)


Wein Nr. 12):
sehr klassische Nase, aber extrem streng und verschlossen, viel Tiefe und Würze, aber wie beim Vorgänger musste man die Frucht mit der Lupe suchen, viel Kraft- und Struktur, noch leicht eckiges Tannin, stimmige Säure, der Wein macht aber nicht auf. Auch am Ende des Abends hat sich bei diesem Wein absolut nichts bewegt, aber immerhin zeigt er keine Oxidationsspuren.
Am 2. Abend wollte ich noch das übrig gebliebene letzte Viertel des Weins verkosten und hatte mich schon aufs Wegschütten eingestellt. Aber hoppla, was ist den jetzt passiert??
Der Wein ist jetzt richtig aufgeblüht: tolle , spinnwebenzarte Blume nach kleinen roten Früchten, unheimlich tief, sehr fein auf der Zunge, gepaart aber mit dem richtigen Maß an Herbe und Frische in Form von strukturierender Säure und feinkörnigem Tannin, kraftvoll und doch voller Liebreiz und Finesse, sehr langer Abgang. Ein komplett anderer Wein als am Probentag, direkt von der Kreisklasse ab in das Endspiel der Champions-League.
Warum muss Pinot so launisch und schwierig sein ? Manchmal wünscht man sich schon die etwas berechenbarere und "heilere" Welt des Bordeaux zurück.. :lol:

Diese zickige Primadonna war hier der:

1999er Pommard "Les Pezerolles" 1er Cru (Domaine A. F. Gros, Pommard)
Jetzt weiss ich auch, warum ein höchst anmutiger Damenkopf das Etikett verschönert :mrgreen:

Fortsetzung folgt!!

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Bodo
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weinaffe

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Re: Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg

BeitragMi 22. Dez 2010, 18:51

.. und weiter geht's mit Wein Nr. 13):

noch recht jugendliche Farbe, Nase nach reifer Süsskirsche, sehr fruchtintensiv, aber auch Brombeere und Veilchen, füllig und komplex.Auf der Zunge kraftvoll, geschmeidiges Tannin und eingebundene Säure, starke Extraktsüsse,reife Dunkelfrucht, respektable Länge mit fruchtig-würzigem Einschlag.Lediglich im Abgang ist der Alkohol (14 Vol% lt. Etikett) etwas spürbar. Ansonsten ein ausgezeichneter Wein, den viele für den Piraten hielten (irgendwann musste er ja mal kommen), und das war er dann auch in Form des:

1999er Bürgstadter Centgrafenberg Frühburgunder Auslese trocken (Paul Fürst)
einer der besten Frühburgunder überhaupt, aber er wird immer mehr zum richtig teuren Vergnügen :x

Wein Nr. 14):
dieser Wein gibt wieder Rätsel auf: sehr unentwickelt,etwas Frucht, auf der Zunge fast etwas knochig und mager, ausgeprägte Säure und noch leicht eckiges Tannin, relativ kurzer Abgang. Da nutzte auch das Verfolgen im Glas über 2 Tage nichts: der Wein bleibt monolithisch und einsilbig. Wenn es kein Burgunder wäre, würde ich keinen Cent mehr auf diesen Wein setzen. Leider habe ich schon des öfteren bei dem Original-Bourgogne erlebt, dass sich exakt diese Art von "Genusskiller" in 10 bis 15 Jahren in einen traumhaften, duftigen, fülligen und eleganten Pinot-Noir verwandeln kann. Insofern bin ich hier mit Prognosen sehr vorsichtig geworden, zumal dieser Wein und der Erzeuger normalerweise für Bourgogne vom Feinsten stehen.

Es war der:

1996er Volnay "Clos des Ducs" 1er Cru (Marquis de Angerville, Volnay)


Fortsetzung mit den letzten 3 Weinen, die wieder für manche Enttäuschung entschädigen konnten, folgt voraussichtlich morgen !!

Grüsse
Bodo
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weinaffe

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Re: Pinot-Noir-Blindprobe in Würzburg

BeitragDo 23. Dez 2010, 14:15

... und weiter mit den letzten 3 Weinen der Pinot-Noir-Blindprobe:

Wein Nr. 15):
Als Bourgogne-Fan muss man leidensfähig und super optimistisch sein, denn man erlebt immer wieder teure Enttäuschungen. Warum tut man sich das alles dennoch an? Ganz klar, weil die Hoffnung zuletzt stirbt und es eben dennoch solch traumhafte Weine wie den folgenden gibt:
relativ dichte, noch sehr jugendliche Farbe, traumhafte, extrem tiefe Nase mit ungeheurer Komplexität,reife dunkle Früchte wetteifern mit elegant-würzigen Noten um die Vorherrschaft, über all dem schwebt bei aller Kraft und Dichte eine spinnwebenzarte Feinheit, immer neu Akzente entwickeln sich und steigen aus dem Glas, und dann diese enorme Extraktsüsse, die durch das geglättete Tannin und die Säure im Zaum gehalten wird, ganz ganz langer Abgang. Die ideale und quasi perfekte Mischung aus Kraft, Komplexität und Finesse.
Ganz grosser Pinot der absoluten Weltklasse, den man vielleicht anders, aber kaum besser machen kann. Ich will aber nicht verschweigen, dass ich von diesem Wein vor ein paar Jahren ein total oxidiertes Exemplar im Glas hatte.Burgund live :evil:
Wenn man aber den richtigen Bourgogne zum richtigen Zeitpunkt in optimaler Verfassung erwischt, wird man diesen Wein mit keinem Bordeaux oder anderen Weltklasswein tauschen wollen.
Allerdings kann und will ich mir diesen Wein nicht mehr leisten; den vielleicht einmal vergleichbaren 2005er dieses Weins habe ich jüngst im Handel für über 700 EURO (wohlgemerkt pro Flasche !) gesehen :( .
Trinken würde ich diesen Bourgogne aber jederzeit wieder :mrgreen: .

Es war der:

1990er Clos de la Roche Grand Cru Vieilles Vignes (Domaine Ponsot, Morey-St. Denis)


Es war klar, dass die kommenden beiden Weine nach diesem Ãœberflieger es ganz schwer haben werden. Um es vorwegzunehmen: sie haben sich toll geschlagen.


Wein Nr.16):

sehr komplexe, reife Nase, rohes Fleisch, leicht pfeffrig,mürbe Dunkelfrucht mit feinster Himbeere, perfekt eingebundenes Holz, etwas Tabak, sehr elegant, extraktsüss (aber nicht ganz so intensiv wie der Vorgänger), völlig abgeschmolzenes Tannin und perfekt integrierte Säure,vielfältiger, immer wieder wechselnder Mix aus reifer Würze und eleganter Frucht, langer, finessenreicher Abgang.
Was diesem Wein an letzter Tiefe und Dichte zum Vorgänger fehlt, macht er auf vorbildliche Weise durch Eleganz und Finesse wett.
Großartiger Burgunder, der qualitativ nur ganz gering unter dem Vorgänger einzustufen ist. Mehrmals bereits getrunken, immer auf diesem Niveau geblieben.
Kommt dem Idealbild eines finessenreichen und eleganten Pinot Noir sehr nahe !!

Es war der:


1990er Volnay "les Caillerets Clos de 60 Ouvrees" 1er Cru (Pousse d'Or, Volnay)


Zum Abschluß noch einen gereiften Bourgogne:

Wein Nr. 17):
schon optisch stark aufgehelltes Himbeerrot mit ganz dezentem Ziegelrot.
Überraschend jugendliche Nase mit feiner Kirsch/Pflaumen/Himbeernote, sehr fein und elegant, voll ausgereift, aber keineswegs über dem Punkt.
Bestätigung im Mund: reife, mürbe Frucht, völlig abgeschmolzenes Tannin, feine, nicht überbetonte Säure, Leder und Tabak,auch hier edle Extraktsüsse, gute Länge.
Der Wein wird durch weitere Lagerung sicherlich nicht mehr besser, aber er könnte sich doch noch ein paar Jährchen auf diesem Level halten.
Ebenfalls ein klasse Pinot, der das Alterungspotential dieser Rebsorte zumindest in außergewöhnlich guten Jahren eindrücklich unter Beweis stellt. Und dieser Jahrgang gehört sicherlich zu den besten Jahrgängen des vergangenen Jahrhunderts.

Es war der:


1978er Pommard "Epenots" 1er Cru (Dubreuil-Fontaine, Pernand-Vergelesses)


Fazit:
Wie die Probe wieder einmal gezeigt hat, ist und bleibt der Pinot Noir, insbesondere das Original aus der Bourgogne, eine zickige Primadonna. Teure Enttäuschungen sind vorprogrammiert, aber wenn alle Faktoren zusammenspielen, entstehen Weine mit Tiefe, Komplexität und unvergleichlicher Finesse.
Nach diesem heiligen Gral werde ich unbeirrt weiter suchen, sofern die finanziellen Mittel dies dauerhaft zulassen :lol:


Grüsse
Bodo

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