Mi 29. Dez 2021, 17:52
Ich hänge mich mal hier dran, vor ein paar Wochen habe wir auch eine Sociando-Mallet Vertikale gemacht. Die Jahrgänge wurden blind verkostet. Erfreulicherweise hat kein Wein gekorkt.
Auf Youtube gibt es ein ganz interessantes Video
[Link] zum Terroir von Sociando-Mallet. Die Weingärten liegen auf der sogenannten Terrasse 4, die sich südlich in Richtung St. Estèphe, St. Julien, Paulliac und Margaux fortsetzt. Viele klassifizierte Weingüter befinden sich auf der Terrasse 4. Es handelt sich um Kiesel bis ca. 80mm Größe auf einem Lehm, Lehm-Kalkstein Unterboden. Die Beschreibung von mir ist wahrscheinlich etwas schwer greifbar, wen es interessiert, dem empfehle ich dieses Video zur Entstehung der einzelnen Bordeaux-Terrassen am Beispiel von St. Estèphe:
[Link]. Sociando-Mallet liegt direkt nördlich anschließend an Montrose - Meyney - und einem Teil von Calon Segur am Garonne-Ufer.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 1989:
Ganz klassisch, am 2. Tag ist die Frucht in der Nase verschwunden, etwas Gewürznelke erscheint. Nicht so vielseitig und auch von der Struktur nicht so komplex.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 1994:
Der Wein wirkt Merlotbetonter (auch als die folgenden Weine), leider konnte ich die Assemblage der meisten Weine nicht in Erfahrung bringen; ich habe das Weingut angemailt, aber (noch) keine Antwort bekommen. Noch ganz gute Intensität im Mund, die Struktur nicht so überzeugend, insgesamt etwas unrund.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 1998:
Dieser wirkt wieder recht Cabernetbetont. Die Säure und die Röstaromen sind überbetont, etwas unbalanciert, aber auch anregend-ungestüm.
Ich finde, das Vergnügen beim Trinken dieser Weine ist schwer in Kategorien wiederzugeben. Die haben alle drei ihre Schwächen und Makel, 89 ist besser balanciert als die anderen beiden. Alle haben einen leichten Muff, den ich mit fauligen Trauben oder nicht optimaler Kellerhygiene in Verbindung bringe. Aber vielleicht macht auch gerade diese Imperfektion ein stückweit den Reiz dieser Weine aus.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 2000:
Die Nase schon nicht wirklich klar. Im Mund nimmt dann die Brett-Verunreinigung die Länge und die Tiefe, die Aromen entfalten sich nicht. Eine Konterflasche war leider noch stärker betroffen, die war nur noch kurz und flach und die animalischen Noten überdeckten alles.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 2009:
Kam in der Runde recht gut an, nicht ganz mein Jahrgang. Eher harmonisch-balanciert, wenig Spannung. Ich denke, der braucht noch Zeit.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 2010:
Das war recht eindeutig der Sieger des Abends. Viel Substanz, balanciert und kraftvoll.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 2012:
Gute Balance, nicht besonders komplex, vielleicht aktuell etwas verschlossen. Hat eine gute Struktur und kann sich wahrscheinlich noch entwickeln. Sanfter und weicher vom Typ, nicht so maskulin wie 2009 und 2010. Eher süßlich-würzig als kühl.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 2014:
Zusammen mit dem 2009er kam der Wein nach dem 2010er am besten in der Runde an. Ich denke, eine Frage der inddividuellen Präferenzen. 2009 ist kräftiger extrahiert, wärmer und intensiver. 2014 klarer, subtiler und kühler. Ich mochte ihn sehr, hat eine fast strahlende Frucht, ganz klar.
Château Sociando-Mallet - Haut Médoc - 2018:
Puh, das hat nun nur noch ganz wenig mit Bordeaux gemeinsam und übt keinen Reiz auf mich aus. Vielleicht am ehesten eine misslungene Mischung aus Californien und Priorat. Grell, opulent und überladen. Die Frucht ist eigenartig widersprüchlich, zum einen sehr reif, aber auch dropsig-frisch. Als wären völlig unterschiedliche Weine assembliert geworden. Mittrinker konnten sich im Gegensatz zu mir schon begeistern, andere meinten, der wäre nur jetzt zu jung oder in einer unglücklichen Phase. Ist mein subjektiver Eindruck, vielleicht wird sich irgendwann herausstellen, ob das Eine oder das Andere zutrifft.
Die Weine 89, 94 und 98 wirken önologisch unbedarft, auch wenn das nach einer so langen Reife schwer zu sagen ist, vielleicht handwerklich mit weniger Liebe zum Detail gearbeitet. 09, 10 und mit Abstrichen 12 sind kräftiger extrahiert, generöser, reif. 18 wirkt geschliffen, sehr technisch, wenig Herkunft. Vielleicht spiegelt das einfach die Mode in Bordeaux wieder.
Allen gemein ist m.M. nach die doch etwas bürgerlich-rustikale Gerbstoffqualität, selbst in sehr reifen Jahrgängen ist das nicht die feine Klinge. Ein bisschen was animalisches hat man auch eigentlich immer, strahlend-klar ist nur der 14er.
Grüße, Josef