La Mission Haut Brion - Idstein

La Mission Haut Brion gehört zu meinen absoluten Lieblings-Chateaus in Bordeaux. Ich mag den manchmal etwas ruppigen, ätherisch-würzigen und vor allem so einzigartigen Charakter dieser Weine, die in vielen Jahrgängen locker auf Premier Cru-Niveau mitspielen und leider auch zunehmend auf diesem Niveau bepreist werden. Richtig alte Jahrgänge, zum Beispiel die großen Weine aus den Fünfzigern, sind sowieso unbezahlbar. Deshalb startete unsere Probe "erst" bei 1971, wobei das natürlich Jammern auf höchstem Niveau ist. Denn ausgesprochen lecker war das, was am vergangenen Samstag im verschneiten Taunus bei "Rosi" in die Tasse kam. Glücklicherweise hatten wir auch schon am Freitag davor unser Päckchen Korker abbekommen, so dass wir Karma-mäßig logisch und folgerichtig am Samstag bis auf den 83er vom bösen Kork-Teufel verschont blieben.

Flight 1

Chateau La Mission Haut Brion 1998
Sehr dicht. Duftig, aussergewöhnlich intensive, tiefe Frucht. Samtig. Sehr jung. Auch am Gaumen extrem dicht. Massiv. Extrem lang, dabei noch etwas bissig. Die Flasche letztes Jahr erschien mir erheblich zugänglicher. Trotz aller Unfertigkeit handelt es sich hierbei aber zweifelos um einen großen Wein. (93+)

Chateau La Mission Haut Brion 1999
Stilistisch und von der Aromatik her dem 98er sehr ähnlich. Viel Primärfrucht, vor allem Kirsche. Am Gaumen ähnlich aber eben nicht genauso konzentriert wie der 98er. Sehr schwer einzuschätzen, da der Wein erst zum Probenbeginn eintrudelte und deshalb als einziger Kandidat keinerlei Dekantierzeit bekommen hat. (91+)

Chateau La Mission Haut Brion 1994
Zu Beginn kurioserweise Popcorn. Diese Aromen verfliegen aber und machen den Weg frei für eine super-feine und duftige, wenn auch noch sehr jung wirkende Nase. Feinste Rinderbrühe, Erde, Kaffee. Die Nase wird minütlich schöner. Am Gaumen ein bisschen breit und noch etwas rustikal. Aber tolle Länge, guter Druck. Schöne Kaffee- und Tabakaromen. Klasse. (92+)

Fortsetzung folgt...

Flight 2

Chateau Le Gay 1989
Eigentlich war es das Ziel, die Teilnehmer der La Mission-Probe mit diesem Boliden erheblich aufs Glatteis zu führen, was insofern auch gelungen ist, als dass sich die Runde ziemlich sicher war, auf gar keinen Fall einen Bordeaux vor sich zu haben. Geplant war jedoch, einen stilistisch würdigen Piraten für das Thema Pessac zu finden, und die Idee ist zumindest mit dieser Flasche gehörig in die Hose gegangen. Drei bis vier Stunden in die Karaffe gehört nach Gabriel und Becker dieses Power-Teil, und ich habe schon selbst die Erfahrung gemacht, dass kurzes Dekantieren diesen Wein auf reines Potenzial-Trinken reduziert. Diese Flasche jedoch führte per langem Dekantieren direkt auf eine heisse Spur nach Spanien: am Gaumen präsentierte sich der Wein ungestüm, etwas breit und gehörig bissig, aber auch dicht und sehr lang. In der Nase Frucht ohne Ende, würzig, viel Lakritz, mit der Zeit zunehmend Menthol und die volle Dosis Ricola. Das ist alles schon beileibe nicht schlecht, aber ich durfte diesen Wein schon zwei Mal erheblich besser trinken. Insofern bleibt bei aller Qualität vor allem wegen des doch etwas "breiten" Gaumens eine leichte Entäuschung zurück. (92)

Chateau La Mission Haut Brion 1981
Die Magnum wurde vor Abfahrt so gegen 17 Uhr geöffnet und in zwei 0,75er Flaschen abgefüllt. Die erste dieser Flaschen gab es im zweiten Flight, die zweite im Dritten. Fleischig, erdig, kräuterige Frische - tolle Nase. Dicht. Lecker!! Mit der Zeit ordentliche aber nicht störende Dosis Pferdestall. Am Gaume tragende Säure, mittelere Länge. Yummy! (92)

Chateau La Mission Haut Brion 1991
Noch etwas verhalten. Am Anfang etwas kohlig, das verfliegt aber. Rotbeerig. Suppengemüse. Mit der Zeit im Glas wir die Nase immer dichter und duftiger mit toller Fruchtsüße, Tabak und Leder. Am Gaumen sehr gute Struktur, tragende Säure, sehr lang. Vor allem für den Jahrgang großartiger Wein. (94)

Fortsetzung folgt...

Flight 3

Chateau La Mission Haut Brion 1981
Kurioserweise präsentierte sich der zweite Teil der Magnum besser als der erste, obwohl zwischen den Flights maximal 20 Minuten lagen und die beiden umgefüllten Flaschen absolut gleich behandelt worden sind. Sehr viel Frucht, duftig, viel Zigarrenkiste. Leder, Kräuter. Am Gaumen sehr dicht, auch hier sehr reife Frucht, große Länge. Absolute Spitze. Beim Nachprobieren eines kleinen Restes am Sonntag übrigens hatte sich der 81er phantastisch gut gehalten, während der 91er schon nicht mehr allzuviel Spaß machte. (93)

Chateau La Mission Haut Brion 1971
Zu Beginn etwas verhalten. Wird mit der Zeit im Glas expressiver mit Minze und immer schönerer Fruchtsüße. Gute Länge. Am Ende der Probe beim Nachprobieren hatte der sich unglaublich gemacht und war in der Nase ein so süßer, anmachender, malziger und erdiger Traum, dass auch die - vor allem im Vergleich der anderen Weine der Probe - nicht übermäßig ausgeprägte Länge meine Begeisterung nicht schmälern konnte. Ein genialer, hedonistischer Leckerschmecker. Ursprünglich mit 91 bewertet, am Ende auf 94 hochgesetzt. (94)

Chateau Larrivet Haut-Brion 1961
Gemüsebrühe, aber keine schlechte. Kakao und Schokolade. Am Gaumen viel Säure, Reste von Struktur aber relativ flach. (85)

Fortsetzung folgt...

Flight 4

Chateau La Mission Haut Brion 1989
Selten habe ich derart beim Öffnen einer Flasche gezittert wie bei dieser. Doch als Wolfgang den perfekten Korken aus der Flasche zog, war im Grunde schon klar, dass wir - Gott sei dank - von Kork o.ä. verschont werden würden. Zwei Stunden schwomm der Wein dann im Dekanter um dann zurück in die Flasche, in den Karton und Richtung Rosis zu wandern. Dann im Glas: fein-duftig, fast sphärisch, deutlich zurückhaltender als erwartet. Da sind schon die Aromen, die man in einem großen La Mission erwartet, nur ist hier alles etwas dezenter als zum Beispiel im doch sehr plakativen 90er. Um ehrlich zu sein: von der Nase war ich auf höchstem Niveau ein wenig enttäuscht, auch wenn sie sich im Glas zögerlich öffnete und immer duftiger wurde. Am Gaumen aber dann ging derart die Post ab, wie es nur selten erlebt habe: Kraft im Quadrat, perfekte Balance, perfektes Extrakt, unendliche Länge. Da sind sie ganz klar, die 100 Punkte, die ich dem Wein auch gegeben hätte, wenn er in der Nase expressiver gewesen wäre. Bei aller Begeisterung muss ich allerdings für mich feststellen, dass sich das Preis-Premium vom 90er zum 89er nicht "lohnt". Soviel mehr an Spaß ist da nicht in der Tasse, und ich kann glücklich und entspannt mit der Aussicht leben, dass die meisten Flaschen vom 89er wahrscheinlich von Millionären und Millardären ausgesoffen werden, solange ich noch ein paar Schlückchen vom 90er und vom 78er abkriege. (98)

Chateau La Conseillante 1990
Nachdem La Mission 66 und 82 "krankheitsbedingt" ausgefallen und wirkliche Alternativen nicht in Reichweite waren, erinnerten wir uns kurzerhand der großen stilistischen Ähnlichkeit von Graves und Pomerol, wie wir sie vergangenes Jahr bei Harti erlebt hatten. So entschieden uns, Conseillante 89 und 90 mit in die Probe zu nehmen. Das entpuppte sich als ziemlich gute Idee, auch wenn der 90er Conseillante, der in guten Flaschen durchaus an der 100 Punkte-Marke zu kratzen in der Lage ist, mit leicht angezogener Handbremse unterwegs war. In der Nase begrüsst uns neben dem großen Beerenkorb eine leicht oxidative Note, die sich auch im Glas nicht völlig verzieht. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um einen extrem großartigen Wein handelt, der einfach "eingeklemmt" zwischen zwei top-fitten Boliden etwas unter die Räder kam. Am Gaumen sehr lang, konzentriert, würzig. Aber eben in diesem Zustand nicht ganz so dicht und kraftvoll wie seine direkten Konkurrenten. Die Nase zeigt mit der Zeit im Glas ähnliche medizinale Noten, wie auch schon die Flasche vergangenes Jahr. (94)

Chateau La Conseillante 1989
Ab einer bestimmten Liga fällt es mir deutlich schwer, Weine angemessen zu beschreiben. Irgendwann gehen die Superlative aus. Und das Glückgefühl, das man in solchen raren Momenten empfindet, kann ich sowieso nicht 1:1 in Geschriebenes übersetzen. Wie dem auch sei: Rückwirkend kommen mir die vergebenen 98 Punkte reichlich knauserig vor, denn in Sachen Fruchtsüße, Komplexität, Tiefe, Kraft und Eleganz ist dieser Wein kaum zu toppen. Wie die Amerikaner so schön sagen: "flirts with perfection". Schöner, reifer, saftiger und schmelziger kann ein Wein kaum sein. Die fast schon burgundische Fülle und Eleganz sucht ihresgleichen, die Nase wird von Minute zu Minute duftiger, süßer und schöner. Der Gaumen hält alles, was die Nase verspricht. Endlose, ja wirklich endlose Länge. Zur perfekten Note fehlt mir dann letztendlich ein Quäntchen Komplexität. (98)

Fortsetzung folgt...

Flight 4

Chateau La Mission Haut Brion 1989
Selten habe ich derart beim Öffnen einer Flasche gezittert wie bei dieser. Doch als Wolfgang den perfekten Korken aus der Flasche zog, war im Grunde schon klar, dass wir - Gott sei dank - von Kork o.ä. verschont werden würden. Zwei Stunden schwomm der Wein dann im Dekanter um dann zurück in die Flasche, in den Karton und Richtung Rosis zu wandern. Dann im Glas: fein-duftig, fast sphärisch, deutlich zurückhaltender als erwartet. Da sind schon die Aromen, die man in einem großen La Mission erwartet, nur ist hier alles etwas dezenter als zum Beispiel im doch sehr plakativen 90er. Um ehrlich zu sein: von der Nase war ich auf höchstem Niveau ein wenig enttäuscht, auch wenn sie sich im Glas zögerlich öffnete und immer duftiger wurde. Am Gaumen aber dann ging derart die Post ab, wie es nur selten erlebt habe: Kraft im Quadrat, perfekte Balance, perfektes Extrakt, unendliche Länge. Da sind sie ganz klar, die 100 Punkte, die ich dem Wein auch gegeben hätte, wenn er in der Nase expressiver gewesen wäre. Bei aller Begeisterung muss ich allerdings für mich feststellen, dass sich das Preis-Premium vom 90er zum 89er nicht "lohnt". Soviel mehr an Spaß ist da nicht in der Tasse, und ich kann glücklich und entspannt mit der Aussicht leben, dass die meisten Flaschen vom 89er wahrscheinlich von Millionären und Millardären ausgesoffen werden, solange ich noch ein paar Schlückchen vom 90er und vom 78er abkriege. (98)

Chateau La Conseillante 1990
Nachdem La Mission 66 und 82 "krankheitsbedingt" ausgefallen und wirkliche Alternativen nicht in Reichweite waren, erinnerten wir uns kurzerhand der großen stilistischen Ähnlichkeit von Graves und Pomerol, wie wir sie vergangenes Jahr bei Harti erlebt hatten. So entschieden uns, Conseillante 89 und 90 mit in die Probe zu nehmen. Das entpuppte sich als ziemlich gute Idee, auch wenn der 90er Conseillante, der in guten Flaschen durchaus an der 100 Punkte-Marke zu kratzen in der Lage ist, mit leicht angezogener Handbremse unterwegs war. In der Nase begrüsst uns neben dem großen Beerenkorb eine leicht oxidative Note, die sich auch im Glas nicht völlig verzieht. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um einen extrem großartigen Wein handelt, der einfach "eingeklemmt" zwischen zwei top-fitten Boliden etwas unter die Räder kam. Am Gaumen sehr lang, konzentriert, würzig. Aber eben in diesem Zustand nicht ganz so dicht und kraftvoll wie seine direkten Konkurrenten. Die Nase zeigt mit der Zeit im Glas ähnliche medizinale Noten, wie auch schon die Flasche vergangenes Jahr. (94)

Chateau La Conseillante 1989
Ab einer bestimmten Liga fällt es mir deutlich schwer, Weine angemessen zu beschreiben. Irgendwann gehen die Superlative aus. Und das Glückgefühl, das man in solchen raren Momenten empfindet, kann ich sowieso nicht 1:1 in Geschriebenes übersetzen. Wie dem auch sei: Rückwirkend kommen mir die vergebenen 98 Punkte reichlich knauserig vor, denn in Sachen Fruchtsüße, Komplexität, Tiefe, Kraft und Eleganz ist dieser Wein kaum zu toppen. Wie die Amerikaner so schön sagen: "flirts with perfection". Schöner, reifer, saftiger und schmelziger kann ein Wein kaum sein. Die fast schon burgundische Fülle und Eleganz sucht ihresgleichen, die Nase wird von Minute zu Minute duftiger, süßer und schöner. Der Gaumen hält alles, was die Nase verspricht. Endlose, ja wirklich endlose Länge. Zur perfekten Note fehlt mir dann letztendlich ein Quentchen Komplexität. (98)

Fortsetzung folgt...

Hallo Oliver,

schade, das die Flaschen so gut waren ; jetzt habe ich zwei Conseillantes weniger im Keller .

Grüße

Hartmut

Hi Harti,

dafür hast Du was für die Bildung der Jugend getan. Ist doch auch nicht schlecht, oder?

Flight 5

Chateau La Mission Haut Brion 1983
Kork. (-)

Chateau Haut Brion 1979
Für den Jahrgang noch sehr junge wirkende, tiefdunkle Farbe. In der Nase geniale, üppige Frucht, die immer süßer wird. Ein bisschen plüschig. Dazu Espresso, Schokolade, ätherische Würze. Ganz dezent medizinal. Die Nase wird immer süßer und expressiver. Ein Traum! Am Gaumen perfekte Balance, gute Struktur, sehr ordentliche Länge. Geht ein ganz klein bißchen in die Breite, aber das stört mich nicht weiter. Für mich war dieser Flight aus Spaß-Gesichtspunkten der Flight des Abends. (95)

Chateau La Mission Haut Brion 1978
Farblich dem 79er Haut Brion sehr ähnlich. In der Nase feinstes Malz, Kaffee, Schokolade. Die Nase ist nicht ganz so plakativ wie die des Haut Brion, dafür feiner, ja fast aristokratisch. Sie wird im Glas unglaublich dicht und drückend. Da ist Extrakt ohne Ende und das bei einer fast unglaublichen Eleganz. Am Gaumen nahe der Perfektion. Großartige Struktur, ewige Länge, perfekte Balance. Allein die etwas knackige Säure stört die Harmonie ein wenig. Das ist ein reifer Traumwein, wie ich ihn mir schöner kaum vorstellen kann. Für mich zusammen mit dem 89er Conseillante der Wein mit dem größten Spaßfaktor. (98)

Fortsetzung folgt...

Flight 6

Chateau La Mission Haut Brion 1985
Sehr duftig, fast sphärisch leicht. Etwas Stall, vollreife Frucht. Die Nase macht im Glas auf, wird ätherisch-minzig, bleibt aber deutlich feiner als die der anderen Jahrgänge, wobei hier mit Feinheit nicht mangelnde Intensität sondern eher Eleganz gemeint ist. Am Gaumen sehr gute Länge, viel reife Frucht, es fehlt aber im Vergleich zu den anderen Jahrgängen das letzte Quentchen Druck. (94)

Chateau La Mission Haut Brion 1990
KÄFFCHEN!!! Wunderbare Kaffee- und Tabak-Aromen wie es leckerer und feiner kaum sein kann. Üppige, süße Frucht. Sexy. Die Nase ist ein Traum. Das ist Hedonismus vom Allerfeinsten. Am Gaumen sehr dicht, endlos lang, super balanciert. Der 90er ist vielleicht bzw. mit Sicherheit nicht der größte Wein des Jahrhunderts aber ähnlich dem 89er Lynch Bages eine dicke, fette Spaß-Sau, von der man eigentlich nicht genug im Glas haben kann. Sensationell lecker! (96)

Chateau La Mission Haut Brion 1975
Dieser Wein hat mich erheblich Nerven gekostet. Der Korken nämlich dieses - immerhin teuersten Weines der Probe - hatte überhaupt keine Lust, sich aus der Flasche bugsieren zu lassen und hielt sich hartnäckig am Flaschenhals fest. Nach einer guten viertel Stunde Kampf hatten wir den Korken dann in Bröseln auf dem Tisch liegen und den Wein sicher in die Karaffe umgezogen. Später im Glas dann zu Beginn sehr zurückhaltende Nase, die in ihrer Dezenz an den 89er erinnert. Mit der Zeit wird die Nase aber deutlich expressiver und dichter mit einer tollen Frische und feinsten Würzaromen. Sehr schön! Die eigentlich Musik spielt aber - eben wie beim 89er - am Gaumen. Was da abgeht ist schier unglaublich. Druck und Kraft ohne Ende. Mehr geht nicht. Dabei ist alles in der Balance und keineswegs breit, austrocknend oder astringierend. Trotzdem ist der Wein mehr auf der "Beeindruckend"- als auf der "Lecker"-Seite zuhause. Und so richtig reif ist er auch noch nicht. Das Parker hier aber die 100 Punkte zückt, kann ich nachvollziehen. (98)

Fortsetzung folgt...

Flight 7

Chateau La Mission Haut Brion 1988
Aromatisch dem 86er Haut Brion nicht unähnlich, wenn auch in der Nase zurückhaltender. Nach der relativ reifen und extrovertierten Flasche im Sommer letzten Jahres hier wieder die verschlossenere Variante. "Kühle" Nase, minzig und würzig. Am Gaumen extrem dicht, noch etwas ruppig und kantig. Hätte vielleicht doch noch mehr Luft vertragen. Trotzdem sind alle Anlagen vorhanden. Das kann mal ein Riesen-Wein werden. (93+)

Chateau Haut-Brion 1986
Geniale, frische, feine Fruchtnase. Lecker! Für den 86er Haut Brion erstaunlich "weit" wirkend. Mit der Zeit Minze und Leder. Am Gaumen noch etwas austrocknend. Sehr lang. Perfekte Struktur. Wie erwartet absolut großartige Performance. Der 86er ist im Premier Cru-Kontext mit Sicherheit ein Schnäppchen und für mindestens 20 Jahre Spaß gut. (96)

Fortsetzung folgt...

Die "Nachwehen"...

Nach dem offiziellen Teil der Probe ging es zurück ins Hotel, wo drei großzügige Spender noch feine Flaschen köpften. Vielen Dank dafür!

Giacomo Conterno - Barolo 1961
Sehr erstaunliche Farbe: Spülwasser mit einem Schuss Rosa. Was da allerdings ins Glas kam, hatte mit Spülwasser nicht viel zu tun. Ätherische Würze, etwas Leim (der leckere ), Rosen, Unterholz. Am Gaumen kernig. Tragende und gut integrierte Säure, erstaunlich gute Balance, noch erstaunlichere Länge. Das ist, dafür dass es sich "nur" um den der normalen und jetzt immerhin fünfzig Jahre alten Barolo handelt, ein saumäßig guter Wein. (92)

Chateau Haut-Brion 1990
Grandios. Alles, was der 82er hatte - nur besser, dichter, konzentrierter, aristokratischer. Tabak, Kräuter, Frucht ohne Ende - ein Parfum zum Niederknien. Endlos lang, perfekt strukturiert. Da muss man nicht lange diskutieren - das ist absolutes High End. Ein gigantisch guter Wein an dem nur störte, das die Flasche rat-fatz leer war. (97)

Chateau Pape Clement 1996
An viel kann ich mich nicht erinnern - es war schon spät. Der Wein wirkte extrem jung, modern aber aber sauber gemacht, duftig mit noch ordentlich Holz aber balanciert. Am Gaumen dicht, drückend mit guter Struktur. Der Wein gefällt mir gut und vor allem erheblich besser als die Flasche Ende 2006. Es scheint wohl in die richtige Richtung zu gehen. (91+)

Fortsetzung folgt keine mehr. Das war's nämlich. Es gab für die fitteren unter uns mindestens noch einen Portwein, aber da habe ich schon friedlich im Bett gelegen....

Flight 3

Chateau La Mission Haut Brion 1971
Zu Beginn etwas verhalten. Wird mit der Zeit im Glas expressiver mit Minze und immer schönerer Fruchtsüße. Gute Länge. Am Ende der Probe beim Nachprobieren hatte der sich unglaublich gemacht und war in der Nase ein so süßer, anmachender, malziger und erdiger Traum, dass auch die - vor allem im Vergleich der anderen Weine der Probe - nicht übermäßig ausgeprägte Länge meine Begeisterung nicht schmälern konnte. Ein genialer, hedonistischer Leckerschmecker. Ursprünglich mit 91 bewertet, am Ende auf 94 hochgesetzt. (94)

Hoi Oliver

Vom 71er Mission Haut Brion habe ich auch noch 2 Flaschen mit ausgezeichneten Füllständen die seit einger Zeit in meinem Klimaschrank liegen und auf meinen 40sten Geburi warten. Die Vorfreude steigt und ich hoffe auf ähnliches Flaschenglück. Deiner Notiz entnehme ich, dass man dem Wein ruhig etwas Zeit zur Entfaltung geben kann.

Gruss
David