Der längst aufgegebene Betrieb Adolf Rheinart war offenbar einmal eine ziemlich große Nummer an der Saar. Das zeigt sich auch schön in dieser noch in vollem Saft stehenden Spätlese aus den frühen Achtzigern.
Sammelsurium historischer Jahrgänge
- Erdener Prälat
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Re: Sammelsurium historischer Jahrgänge
Hallo zusammen,
Rheinart-Weine der Jahrgänge 1959 und 64 zählem zum Schönsten, was es an Riesling überhaupt gibt, zeitlose Meisterwerke.
Gestern sind Bernd und Ralf ins knackig kalte Ostbelgien gekommen, um gemeinsam ein paar schöne Flaschen aus St. Julien zu killen. Dabei gab es nicht einen Ausfall, dem Korkgott sei Dank. Ich beschreibe hier nur die historischen Exemplare, die jüngeren zähle ich nur auf.
Zum Essen den Branaire Duluc-Ducru 1994, mit sehr kräftigem Tannin gesegnet und damit zum kräftigen Lammgericht ein schöner Begleiter.
Besonders gefreut hatte ich mich auf Chateau Gloria 1966, den ich jahrelang gesucht hatte. Die Flasche mit hs-Niveau war sehr gut. Helles, transparentes Rot. Rauchige Nase, deutliche Tertiärtöne. Schlank, fast sehnig, dabei aber auch elegant und nobel. Ein schöner, kleiner Klassiker, der nun ausgetrunken werden sollte.
Als Pirat fungierte Chateau Le Gay 1975 aus Pomerol mit einer eigenartigen, überextrahiert wirkenden Merlot-Nase. Am Gaumen sehr voll und druckvoll, natürlich auch mit dem typischen 75er Tannin ausgestattet. Sehr aussergewöhnlich !
Ganz wundervoll präsentierte sich Chateau Gruaud-Larose 1978. Deutlich aufhellender Rand mit dunklem Kern, eine herrlich altmodische Stallnote. Am Gaumen zunächst speziell, hohe Säure, schlank. Mit Luftzufuhr immer tiefer und eleganter, wurde Everybody's Darling.
Unerwartet schön Chateau Ducru-Beaucaillou 1981. Ein edler, dunkler Klassiker, der noch lange leben kann. Braucht Luft und wirkt wie ein unnahbarer, schwarzer Ritter. Sehr klassisch und schön.
Erwartet schön Chateau Lagrange 1988, der seine ganze Schönheit nach einiger Luftzufuhr präsentierte. Auch hier sticht das Dunkle hervor, Cassis, Holunder, ein herrlicher Klassiker, der jetzt optimal zu sein scheint.
Dagegen wirkte Chateau Leoville-Barton 1993 beinahe etwas unfertig und ruppig.
Natütlich sollte auch die 3 Rieslinge des Abends nicht unterschlagen werden:
Der Trarbacher Hühnerberg QbA 2005 von Martin Müllen erwies sich einmal mehr als Klassiker von bleibendem Wert, herrlich saftig und frisch, mit enormem Potential und Wiedererkennungswert. Ein Knüller war die Maximin Grünhäuser Herrenberg Spätlese trocken 1990 ! Dieser 22jährige Wein war von einer Noblesse und Finessem, die ihresgleichen sucht. Blind als Grünhäuser erkennbar und von ganz grosser Klasse in jeder Hinsicht geprägt. Besser kann ein Wein dieser Kategorie kaum sein. Zum Abschluss ein zeitloser Klassiker aus dem Hause Christoffel jun., die Wehlener Sonnenuhr Auslese ** 1988.
Danke euch beiden für den herrlichen Abend ! Und Ingmar, nicht traurig sein, beim nächsten Mal klappt es
Viele Grüße
Markus
Rheinart-Weine der Jahrgänge 1959 und 64 zählem zum Schönsten, was es an Riesling überhaupt gibt, zeitlose Meisterwerke.
Gestern sind Bernd und Ralf ins knackig kalte Ostbelgien gekommen, um gemeinsam ein paar schöne Flaschen aus St. Julien zu killen. Dabei gab es nicht einen Ausfall, dem Korkgott sei Dank. Ich beschreibe hier nur die historischen Exemplare, die jüngeren zähle ich nur auf.
Zum Essen den Branaire Duluc-Ducru 1994, mit sehr kräftigem Tannin gesegnet und damit zum kräftigen Lammgericht ein schöner Begleiter.
Besonders gefreut hatte ich mich auf Chateau Gloria 1966, den ich jahrelang gesucht hatte. Die Flasche mit hs-Niveau war sehr gut. Helles, transparentes Rot. Rauchige Nase, deutliche Tertiärtöne. Schlank, fast sehnig, dabei aber auch elegant und nobel. Ein schöner, kleiner Klassiker, der nun ausgetrunken werden sollte.
Als Pirat fungierte Chateau Le Gay 1975 aus Pomerol mit einer eigenartigen, überextrahiert wirkenden Merlot-Nase. Am Gaumen sehr voll und druckvoll, natürlich auch mit dem typischen 75er Tannin ausgestattet. Sehr aussergewöhnlich !
Ganz wundervoll präsentierte sich Chateau Gruaud-Larose 1978. Deutlich aufhellender Rand mit dunklem Kern, eine herrlich altmodische Stallnote. Am Gaumen zunächst speziell, hohe Säure, schlank. Mit Luftzufuhr immer tiefer und eleganter, wurde Everybody's Darling.
Unerwartet schön Chateau Ducru-Beaucaillou 1981. Ein edler, dunkler Klassiker, der noch lange leben kann. Braucht Luft und wirkt wie ein unnahbarer, schwarzer Ritter. Sehr klassisch und schön.
Erwartet schön Chateau Lagrange 1988, der seine ganze Schönheit nach einiger Luftzufuhr präsentierte. Auch hier sticht das Dunkle hervor, Cassis, Holunder, ein herrlicher Klassiker, der jetzt optimal zu sein scheint.
Dagegen wirkte Chateau Leoville-Barton 1993 beinahe etwas unfertig und ruppig.
Natütlich sollte auch die 3 Rieslinge des Abends nicht unterschlagen werden:
Der Trarbacher Hühnerberg QbA 2005 von Martin Müllen erwies sich einmal mehr als Klassiker von bleibendem Wert, herrlich saftig und frisch, mit enormem Potential und Wiedererkennungswert. Ein Knüller war die Maximin Grünhäuser Herrenberg Spätlese trocken 1990 ! Dieser 22jährige Wein war von einer Noblesse und Finessem, die ihresgleichen sucht. Blind als Grünhäuser erkennbar und von ganz grosser Klasse in jeder Hinsicht geprägt. Besser kann ein Wein dieser Kategorie kaum sein. Zum Abschluss ein zeitloser Klassiker aus dem Hause Christoffel jun., die Wehlener Sonnenuhr Auslese ** 1988.
Danke euch beiden für den herrlichen Abend ! Und Ingmar, nicht traurig sein, beim nächsten Mal klappt es
Viele Grüße
Markus
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Re: Sammelsurium historischer Jahrgänge
Hallo Markus,
wir haben für den fantastischen Abend mit dem hervorragenden Lammtopf und den vielen schönen Bohrdauxen zu danken!
Eine kleine Korrektur: Der Müllensche Hühnerberg QbA war ein 01er.
Meine VKNs folgen im Laufe der nächsten Zeit!
Herzliche Grüße
Bernd
wir haben für den fantastischen Abend mit dem hervorragenden Lammtopf und den vielen schönen Bohrdauxen zu danken!
Eine kleine Korrektur: Der Müllensche Hühnerberg QbA war ein 01er.
Meine VKNs folgen im Laufe der nächsten Zeit!
Herzliche Grüße
Bernd
Re: Sammelsurium historischer Jahrgänge
Einen Bordeaux aus meinem Geburtsjahrgang (66) hatte ich noch nicht so oft.
Aber schön, dass Ihr es nett hattet.
Und hoffentlich beim nächsten mal...
Ingmar
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Re: Sammelsurium historischer Jahrgänge
Hallo Markus,
von mir auch ein Dankeschön für den schönen Abend, wenn man gerne richtige Bordeaux`s der alten Schule trinkt schlägt das Herz bei solch einer Auswahl natürlich höher. Meine persönlichen Favoriten waren der elegante und in Würde gereifte 66er Gloria und der 78er Gruaud Larose, der für mich mit seiner unnachahmlichen Stallnote Bordeaux pur verkörpert. Der 75er Le Gay war für meinen Geschmack einfach zu überextrahiert, sozusagen der "Godfather" der Super-Toskaner mit seiner massiven Art. Das es so etwas früher schon in Pomerol gab war mir gar nicht bewusst.
Gruß
Ralf
von mir auch ein Dankeschön für den schönen Abend, wenn man gerne richtige Bordeaux`s der alten Schule trinkt schlägt das Herz bei solch einer Auswahl natürlich höher. Meine persönlichen Favoriten waren der elegante und in Würde gereifte 66er Gloria und der 78er Gruaud Larose, der für mich mit seiner unnachahmlichen Stallnote Bordeaux pur verkörpert. Der 75er Le Gay war für meinen Geschmack einfach zu überextrahiert, sozusagen der "Godfather" der Super-Toskaner mit seiner massiven Art. Das es so etwas früher schon in Pomerol gab war mir gar nicht bewusst.
Gruß
Ralf
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Re: Sammelsurium historischer Jahrgänge
Das hört sich nach einer wirklich schönen Probe an....
Hallo Ralf,
na ja, auch das ist halt die "alte Schule" - gewissermaßen die Kehrseite der vielen schönen Weine, die damals entstanden sind. Man muss die Dinge im Kontext der Zeit betrachten: nach einem sehr schönen 70er und einem immer noch sehr passablen 71er kamen drei aufeinanderfolgende Jahrgänge, die absolut grottig waren (so grottig, wie man es sich heute kaum noch vorstellen kann). Mit dem 75er schien endlich die Erlösung zu kommen: zum ersten Mal vermeintlich vollreife, gesunde Trauben. Da wollte man nichts mehr anbrennen lassen - die meisten Weine wurden aus Angst vor schlechtem Wetter gelesen, bevor sie die volle phenolische Reife (von so etwas wusste man damals noch nichts) erreicht hatten, d.h. zu früh, und dann wurde trotz der enormen Mengen an bestenfalls knapp reifem Tannin auch noch auf Teufel heraus extrahiert. Der potentiell ganz große Jahrgang wurde durch Unkenntnis bei der Vinifikation weitgehend ruiniert.
Einige Weine zeigen dennoch, was drin gewesen wäre; vor allem der im Zusammenhang mit 1975 immer wieder erwähnte La Mission Haut Brion 1975. Vor gut 10 Jahren einmal im Glas gehabt: ein Wein für die Ewigkeit...
Gruß
Ulli
Ralf Gundlach hat geschrieben: Der 75er Le Gay war für meinen Geschmack einfach zu überextrahiert, sozusagen der "Godfather" der Super-Toskaner mit seiner massiven Art. Das es so etwas früher schon in Pomerol gab war mir gar nicht bewusst.
Hallo Ralf,
na ja, auch das ist halt die "alte Schule" - gewissermaßen die Kehrseite der vielen schönen Weine, die damals entstanden sind. Man muss die Dinge im Kontext der Zeit betrachten: nach einem sehr schönen 70er und einem immer noch sehr passablen 71er kamen drei aufeinanderfolgende Jahrgänge, die absolut grottig waren (so grottig, wie man es sich heute kaum noch vorstellen kann). Mit dem 75er schien endlich die Erlösung zu kommen: zum ersten Mal vermeintlich vollreife, gesunde Trauben. Da wollte man nichts mehr anbrennen lassen - die meisten Weine wurden aus Angst vor schlechtem Wetter gelesen, bevor sie die volle phenolische Reife (von so etwas wusste man damals noch nichts) erreicht hatten, d.h. zu früh, und dann wurde trotz der enormen Mengen an bestenfalls knapp reifem Tannin auch noch auf Teufel heraus extrahiert. Der potentiell ganz große Jahrgang wurde durch Unkenntnis bei der Vinifikation weitgehend ruiniert.
Einige Weine zeigen dennoch, was drin gewesen wäre; vor allem der im Zusammenhang mit 1975 immer wieder erwähnte La Mission Haut Brion 1975. Vor gut 10 Jahren einmal im Glas gehabt: ein Wein für die Ewigkeit...
Gruß
Ulli
Zuletzt geändert von UlliB am So 5. Feb 2012, 21:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammelsurium historischer Jahrgänge
Uli, danke für deine Erläuterungen zum 75er Jahrgang! Sie erklären das Erscheinungsbild des Le Gay sehr plausibel!
Der Ducru-Beaucaillou aus einem kleinen Jahr stand dem Gruaud-Larose kaum nach:
Ich bin leider unverbesserlich: Die alten Franzosen waren wirklich faszinierend, aber mein Favorit des Abends kam dann doch aus der grünen Schlegelflasche :
Die frühere Grünhäuser Stilistik ist wirklich unverwechselbar; schon beim ersten Riechen konnte ich den Erzeuger dieses wunderbaren, gerade in seiner Schlankheit ungemein eindrucksvollen Rieslings festmachen. Die trockenen Grünhäuser hatte ich ungeschickterweise bislang weniger im Visier - das sollte sich auf jeden Fall ändern...
Viele Grüße
Bernd
Der Ducru-Beaucaillou aus einem kleinen Jahr stand dem Gruaud-Larose kaum nach:
Ich bin leider unverbesserlich: Die alten Franzosen waren wirklich faszinierend, aber mein Favorit des Abends kam dann doch aus der grünen Schlegelflasche :
Die frühere Grünhäuser Stilistik ist wirklich unverwechselbar; schon beim ersten Riechen konnte ich den Erzeuger dieses wunderbaren, gerade in seiner Schlankheit ungemein eindrucksvollen Rieslings festmachen. Die trockenen Grünhäuser hatte ich ungeschickterweise bislang weniger im Visier - das sollte sich auf jeden Fall ändern...
Viele Grüße
Bernd
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Re: Sammelsurium historischer Jahrgänge
Hallo Bernd,
kleine Korrektur: Es handelte sich um den Herrenberg, nicht den Abtsberg. Grossartige Riesling-Kunst war's dennoch... Ein Glas vom Le Gay 75 ist in der Karaffe geblieben. Röstaromen und etwas Karamell, Schwarzkirsche in der Nase. Am Gaumen nach wie vor übermächtige Fruchtnoten mit massivem Tannin, keine wirklich runde Sache, auch nach 24 Stunden Luftzufuhr nicht. Schade eigentlich, aber Ulli's Zeilen erklären einiges.
Viele Grüße
Markus
kleine Korrektur: Es handelte sich um den Herrenberg, nicht den Abtsberg. Grossartige Riesling-Kunst war's dennoch... Ein Glas vom Le Gay 75 ist in der Karaffe geblieben. Röstaromen und etwas Karamell, Schwarzkirsche in der Nase. Am Gaumen nach wie vor übermächtige Fruchtnoten mit massivem Tannin, keine wirklich runde Sache, auch nach 24 Stunden Luftzufuhr nicht. Schade eigentlich, aber Ulli's Zeilen erklären einiges.
Viele Grüße
Markus