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Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 5. Nov 2023, 14:38

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Leoville Barton-Probe Oktober 2023

Wir trafen uns am letzten Wochenende in geselliger Runde im Frankfurter Literaturhaus (Restaurant Goldmund – noch besser als beim letzten Mal schon!) um zum Menü halbwegs gereifte Jahrgänge von Leoville Barton zu verkosten – am Start waren die Jahrgänge 1985, 86, 88, 89, 90, 95, 96 sowie der 2000er. Alle Weine wurden zu Beginn geöffnet, aber nicht dekantiert, und in Zweierflights serviert. Qualitativ lagen die Weine schon sehr nahe beieinander.

1985 vs. 1986:
1985: 18+. N: klassisch schön, etwas Curry, Veilchen Sahnekaramell, mit mehr Luft dann auch Walnuss und (rote) Paprika-Cabernet. G: sanft, Heidelbeere, zarte Säure, ganz leicht eingelegte Pflaumen, stilistisch sonst eher ein Claret. Sollte getrunken werden.
1986: 18 (mit Potential für mehr). N: Cassis, Heidelbeere, viel defensivere Nase als der 85er. Dann auch etwas Lakritz, marginal medizinaler Ton, etwas Pfeffer. G: viel jünger und zurückhaltender, Spürbar noch Tannin. Kakaonote wie in den Calcium-Kakao-Tabletten aus der Kindheit, Frucht noch ziemlich verdeckt. Eher in zehn Jahren trinken!

1988 vs. 1989:
1988: 19. N: Wuchtigere Medoc-Nase, kühle Frische, bei aller Wucht aber sehr harmonisch und verführerisch. Etwas nasser Stein, Assoziation „makellos“. G: Cassis-dominiert, etwas Pfeffer, unglaublich harmonisch.
1989: 19. N: viel kräftiger als der 88er, eher aristokratisch kühl (an St. Estephe/Montrose erinnernd). Kräftiges Säuregerüst, ordentlich Schmelz, Tannin, sehr schöne Länge. Die Montrose-Assoziation wird am Gaumen bestätigt, wie schön!

1990 vs. 1995:
1990: 18+. N: sehr, sehr massiv, hedonistisch, etwas Kräuter, Süßkirsche, Trüffel, wunderbar und sicher die Nose of the Night! G. dann nicht damit mithaltend. Schon toll, aber doch irgendwie ziemlich kurz, etwas Kirsche, etwas Pfeffer und mit Luft erstaunlich deutlich nachlassend. Sollte wohl auch getrunken werden.
1995: 19. N: vor allem reife Bananen, ich liebe das, und – ganz erstaunliche Assoziation: Salatgurke (aber keineswegs unangenehm)! G: dann minzig, noch viel Tannin, vollmundig und saftig, trinkt sich schon wunderschön, wird aber bestimmt noch besser, also lieber noch zurücklegen.

1996 vs. 2000:
1996: 18+. N: massiv, ähnlich wie der 90er, eher jugendliche Süße, etwas Menthol und auch leicht pfeffrig, mit Luft noch Lakritz. G: etwas fleischig, weniger Tannin als der 95er davor, leichte Kirschnote, schon viel ausgewogener, „einfacher“ und weiter als der 95er.
2000: 18- (mit Potential für mehr). N: Kirsche und Cassis, aber sehr zurückhaltend. G: ebenfalls sehr verschlossen und von einer undurchdringlichen Tanninschicht überlagert. Lässt mich etwas ratlos zurück, zumal ich den Wein schon offener und schöner hatte vor Jahren. Notierte mir „mindestens zehn Jahre warten!“

Fazit: Wie eingangs erwähnt, qualitativ lag das eng zusammen, aber in der Gruppenabstimmung über das Ranking (Top 3 abgefragt) setzten sich Kopf an Kopf der 88er und der 95er als Wine(s) of the Night dann doch mit überraschender Einstimmigkeit und großem Abstand vor den anderen durch. Was für ein schöner Abend!

Weiter geht’s am 1. Dezember mit einer Doppelvertikale der wunderbaren Jahrgänge 1989 und 1990 mit Cos d’Estournel, Duhart Milon, Leoville Las Cases und Marquis de Terme. Zwei Plätze sind derzeit noch frei, bei Interesse bitte gerne per PN melden!
Uli
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 25. Feb 2024, 11:22

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Gestern Abend traf sich unsere Bordeaux-Runde zu einer 2004-er BYOB-Probe in der WineBank Frankfurt.

Eigentlich sollte jeder eine Flasche aus einem beliebigen …4-Jahr mitbringen, und ich selber hatte Montrose oder Pontet Canet 94 geplant, die aber beide im Keller zu tief vergraben lagen, aber zufällig wurde es mit Ausnahme des jungen, aber vielversprechenden Lafon Rochets 2014 eben ein reiner 2004-er Abend.

Größte Überraschung für mich war, dass die Weine sich überwiegend noch sehr jung zeigten, hätte ich von diesem Jahrgang nicht erwartet. Und dass nun gerade der Lynch Bages (18-19 P.) als schönster Wein des Abends zu den bereits Zugänglicheren zählte, ebenfalls nicht. Ebenfalls sehr schön, wenngleich St. Estephe-typisch noch etwas schroffer, aber dennoch antrinkbar, Calon Segur (18+ P.) vor Canon La Gaffeliere und Gazin (beide 18 P.). Lagrange als (17-18 P.) schmeichlerischer Vertreter St. Juliens noch vor Clos du Marquis (17 P.), der Duhart wirkte solide, aber mehr auch nicht (17 P.), den hatte ich schon deutlich schöner gehabt. Der Pirat Chateau Musar 2004 war leider schon völlig hinüber.

Danke allen Mittrinkern für die schöne Runde!
Uli
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Jochen R.

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 25. Feb 2024, 16:58

Danke für die Wasserstandsmeldung zu 2004. Welch ein Jammer: ich habe tatsächlich nur noch Rauzan Segla und von meinem geliebten "Hauswein" Belgrave Restbestände; und 1 Demi Musar :mrgreen:
2004 habe ich sehr positiv in Erinnerung - das war immer kostant lieferend auf ansprechendem Niveau; von meinem Belgrave hatte ich überhaupt keinen einzigen Ausfall (Verschluss o. ä.), quasi einer meiner Lieblingsjahrgänge. 2024 wird die letzte Flasche geschlachtet. Lagrange als "schmeichlerischer" Nachbar kann ich mir gut vorstellen.

Viele Grüße,
Jochen
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSa 16. Mär 2024, 15:18

Gruaud Larose-Vertikale im Allgaiers (15. März 2024)

Mit ein paar Weinbegeisterten aus unserer Runde durfte ich gestern einige ältere Jahrgänge Gruaud Larose (St. Julien) verkosten, wieder mal zu Gast im – so viel Schleichwerbung erlaube ich mir mal – wirklich wunderbaren Allgaiers im Frankfurter Westend. Wunderbar in Bezug auf den herzlichen Service und die stets tolle Leistung der Küche!

Aber zu den Weinen – es gab (nach einem schönen Apero in Form von Dönnhoffs Hermannshöhle GG 2014, klar, präzise, jetzt toll!) Gruaud Larose 1978, 1985, 1986, 1995, 1996, 1999, 2000 und 2006 (in dieser Reihenfolge/teilweise in Zweierflights). Zwar habe ich mir keine Notizen gemacht (auch wenn man’s hinterher bereut, ist das doch einfach entspannter), aber aus der Erinnerung: Der 78er war in Würde gereift, noch schön zu trinken, aber eben schon ein Altwein (17 P.). 85 vs. 86 war sehr spannend – die meisten am Tisch bevorzugten den sehr charmanten, überaus zugänglichen 85er (nach etwas Belüftung sprang der auch förmlich in die Nase), und der war auch trotz etwas spitzer Säure (gab sich) schön und einfach voll da (18 P.), aber der „intellektuellere“ oder spannendere Wein war für mich der 86er. Der kam wie ein etwas untersetzter Bodybuilder daher, wie leider auch einige andere 86er bleibt seine Komplexität aber irgendwie hinter einer „Schicht“ verborgen. Legte über den Abend langsam, aber kontinuierlich zu (18-19 P. und Potential). 95 vs. 96 zeigte der 96er gleich hedonistischen Trinkspaß (18-19 P.), wohingegen der 95er verschlossener blieb (17 P.). 99 und 06 waren weniger komplexe, aber völlig angenehme Essensbegleiter, gerade der noch erstaunlich jugendliche, frische und etwas mentholige 06er (hätte auch acht Jahre jünger sein können) wäre aber also Solist vielleicht eher weniger schön bzw. etwas nervig (18 P. bzw. 17-18 P.). Und 2000? Zwar nicht ganz so bockig wie der 86er, aber zum jetzigen Zeitpunkt trotz toller Struktur auch eher ein Versprechen (mit hoher Konfidenz) und an sich Verschwendung, jetzt schon zu öffnen, sofern man nicht sehr umsichtig plant und es mit langem Karaffieren versucht (18 P. mit Zukunftsgarantie). Zum Wine of The Night (WOTN) wählte die Trinkerschar per Abstimmung übrigens den 96er.

Lieber Matthias, Dir vielen Dank für’s Organisieren – klasse Abend!

Weiter geht’s bei uns übrigens in einigen Wochen voraussichtlich mit einer Charity-Pichon Comtesse-Probe, bei Interesse an einer Teilnahme gerne per PN melden!
Uli
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