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Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Jochen R.

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 26. Mär 2023, 12:22

Gestern trafen wir uns im Allgairs zu einer - das schon mal gleich am
Anfang - grandiosen Montrose Vertikale.

Die Flaschen wurden zu Probenbeginn geöffnet. Der 1982er landete,
nachdem der Korken abgebrochen war, in der Karaffe - war aber gleich
im 1. Flight dran. Die Jahrgänge 2000 und 2003 wurden etwa 1 Std. vor
dem Verkosten karaffiert.

Zum Aperitif gab es einen mit knackiger, mundwässernder, Zitrusfrucht
aufwartenden Riesling von P.J. Kühn (Doosberg GG 2015). Tolle Nase,
noch sehr jugendlich. Dank dem edlen Spender!

1. Flight: Montrose 1982 vs. 1986:
82: Etwas Malz, Liebstöckel, Minze. Mit Luftzufuhr dunkle Früchte und
florale Noten. Mittelgewichtig, nasses Laub, würzig, mittellang bis lang.
Beim Nachverkosten sehr schöne Entwicklung. 91 P.
86: Blumig/würzig/tabakig. Karamell. Dunkle Früchte. Wechselnde Ein-
drücke. Mittelgewichtig, sehr würzig/tabakig, nasses Laub, lang. 91-92 P.

2. Flight: Montrose 1989 vs. 1990:
89: Wunderbar dunkelfruchtig, Gewürze, florale Noten, Tabak, komplex,
mittelkräftig bis intensiv. Druckvoll mit einem Korb von Früchten, frische
Säure, floral/würzig, ewig lang. Großer Wein! Beim Nachverkosten leicht
vor dem 1996er, und deshalb mein WOTN. 96-97 P.
90: Weinrot. Mon Cherie, Zartbitterschokolade, Bittermandeln, florale
Noten. Braucht Luft und dreht allmählich immer mehr auf. Tabak. Tolle
Frucht. Mittlerer Körper mit wunderbar trinkanimierender Frucht, seidig,
floral und dezent würzig, sehr lang. Groß! 96 P.

3. Flight: Montrose 1996 vs. 2001:
96: Geniale Nase mit Tabak und Gewürzen, dunkle Früchte, florale Noten,
Karamell, dezent animalisch, mittelkräftig bis intensiv. Druckvoll mit
wunderbarer Frucht & Säure, würzig/tabakig, ewig lang. Großer Wein! 96-97 P.
01: Tabakig/würzig, Bittermandeln, ätherisch, dunkelfruchtig, floral, komplex,
mittelkräftig bis intensiv. Schlank bis eher mittelgewichtig, würzig, trink-
animierend mit schöner Frucht und Säure, mittellang bis lang. Toller Wein.
93 P.

4. Flight: Montrose 2000 vs. 2003:
00: Karamell, Minze, florale Noten, Gewürze, Pfeffer, Tabak, komplex,
mittelkräftig bis intensiv. Noch sehr jugendlich, mittelkräftig mit kräftiger
Tanninstruktur, würzig/tabakig, ewig lang. Großer Wein mit Potenzial! 96+ P.
03: Ätherisch, würzig, viel Tabak, dunkelfruchtig, Mon Cherie, Bittermandeln,
komplex. Druckvoll mit einem Früchtekorb, kräftige Tanninstruktur, jugend-
lich, würzig/tabakig, sehr lang. Großer Wein! 95-96+ P.

Zum abschließenden "sauleckern" Desertwein von Molitor habe ich mich keine
Notizen gemacht, ich war da zu platt um das angemessen würdigen zu können.
Auch hier vielen Dank dem edlen Spender!

Tolle Probe ohne Ausfälle mit vielen großen Weinen und einem ausgezeichneten
Menü - danke Uli für die Organisation!

Viele Grüße,
Jochen
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thvins

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragDo 6. Apr 2023, 09:19

Schöne Notizen Jochen,

um einen meiner 1996er schleiche ich auch schon längere Zeit rum. Jetzt freue ich mich da freilich noch mehr drauf. Einer der Bordeaux aus 1996, den ich seinerzeit gesubst hab, als ich noch nennenswert Geld für Bordeaux ausgab. Da scheine ich dann doch auch ein gutes Pferd gesetzt zu haben. Neben den Pichon-Longuevilles u.a.
Beste Grüße

Torsten

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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 9. Apr 2023, 16:31

Jochen, war das ein Fest mit Euch!!

Apero und Dessertwein waren ebenso wunderbar wie der herzliche Service und das Essen im Allgaiers, aber die Hauptrolle spielten natürlich die verschiedenen Jahrgänge von Chateau Montrose bei unserer Charity-Probe vor zwei Wochen. Meine spärlichen Notizen dazu:

1982: morbide Nase, am Gaumen elegant, helle, rote Beeren, aber etwas kurz. 17+ P.
vs.
1986: spektakulär schöne Nase mit Karamell und Vanille. Am Gaumen elegant, spürbar mehr Struktur und auch Länge als der Flightpartner 82, entwickelt sich im Glas laufend weiter. Sehr schön! 18+ P.

1989: Nase: etwas reifer, helle, rote Beeren, laktisch, floral/Flieder. Gaumen: Herzkirsche/Kirsch-Drops, mineralisch, Keller, etwas rauher und vibrierender als der in sich ruhende 90er, mutmaßlich auch langlebiger und definitiv spannender. Völlig subjektive 20 P., Perfektion!
vs.
1990: Die schönere Nase als der 89er, kühl und dunkel, aristokratisch, etwas Minze. Am Gaumen viel jünger und konzentrierter als der 89er, unglaublich schmelzig und harmonisch, saftig. Gegen Ende auch Lakritz. „Objektiv“ (i. S. von ich kann die Mehrheitsmeinung nachvollziehen, teile sie aber nicht) der eher perfekte Wein, für mich aber weniger faszinierend als der 89er. 19-20 P.

1996: Hier war ich als bekennender Verehrer des 96er Montrose schon vorab gebiast. Mörder-Nase: eine Droge aus Leder, Cassis, später auch etwas Cabernet-Paprika, der feuert sowas von aus allen Rohren! Stilistisch näher am 89er als am 90er in seiner Lebendigkeit. Am Gaumen: fleischig, aristokratische Kühle und Erhabenheit, minzige Frische. PLV-Sieger (obwohl auch hier die Preise gewaltig angezogen haben) mit 19-20 P.
vs.
2001: Nase: Cassis, Pfeffer, Salami, insgesamt aber deutlich verhaltener als der 96er. Am Gaumen ähnlich powerful wie der 96er, aber etwas weniger „heiß“. Braucht noch Zeit. 19 P.

Die beiden Weine des letzten Flights hatten wir vorab karaffiert, wie sich herausstellte aber nicht lange genug: 2000: Nase viel alkoholischer als die anderen Weine, ein stattlicher Körper, die Tannine noch lange nicht abgeschmolzen, deutlich jünger wirkend als 96 oder 01. Trotz allem auch irgendwie sehr „rund“ und eine tolle Länge. Wird eines Tages ein perfekter Montrose sein. 19+ P.
vs.
2003: Auch hier die Nase deutlich alkoholischer. Am Gaumen weicher, laktisch, mit Luft wird mir die Säure dann aber zu spitz. Der Wein polarisierte ziemlich, andere Teilnehmer waren hier wesentlich begeisterter. Klar ist: (wieder mal) kein 2003er mit einem frühen Tod! 18-19 P.?

Fazit: Montrose bleibt einer meiner Top-Favoriten in Bordeaux. Ich hoffe auf eine Neuauflage der Probe, ggf. in leicht modifizierter Form auch ohne die extrem teuren 89/90 und dafür vielleicht mit 94/95 oder oder oder.

Frohe Ostern
Uli
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dylan

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragMo 10. Apr 2023, 18:45

Hallo ihr beiden,

recht herzlichen Dank, dass ihr eure Eindrücke von dieser tollen Probe mit uns teilt.
Nach Jochens 96 P für den 90er habe ich mir schon Sorgen um meine (wenigen) Flaschen gemacht,
da ich den Wein doch vor gut einem Jahr als absolut perfekt empfunden und mit 100P bewertet habe.
Ulis Bewertung von 19 - 20 P hat mich dann aber wieder beruhigt. ;)
Das der 89er sich ebenfalls auf den Weg zur Perfektion begeben hat, ist eine für mich
erfreuliche Nachricht, habe ich hiervon doch immerhin eine Flasche mehr als vom 90er. :D

Beste Grüße

dylan
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Jochen R.

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragDi 11. Apr 2023, 05:37

Hallo Wolfgang,
gerne! Montrose ´90 wurde mehrheitlich am Tisch als (nahezu)
perfekt wahrgenommen. Ich hatte in der Vergangenheit schon
2 Mal dieses Flaschenglück, vor 2 Wochen was das m. M. etwas
davon entfernt.
Gut möglich, dass die 96 P. von mir zu kritisch/defensiv ob der hohen
Erwartungshaltung waren, oder an meiner Tagesform lag. Unabhängig
davon war das ein großer Genuß, besonders mit dem Flightpartner
aus ´89 zusammen.

Sorgen muss man sich aber m. M. nicht machen - Glückwunsch, wer davon
(und ´89) noch was im Keller hat :-)

Viele Grüße,
Jochen
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Jochen R.

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 14. Mai 2023, 12:10

St. Emilion 1998-Probe

... im Goldmund.

Clos de L' Oratoire vs Figeac:
C de L´O: Wunderschöne Nase mit floralen Noten, üppig Kirschen / Mon Cherie,
Tabak, leicht animalisch. Mittelgewichtig, schöne Frucht und Säure, mittellang.
91 P.
F: Geniale Nase: kräutrig/würzig, Tabak, Zedern. Kaffee, leicht animalisch.
Wechselnde Eindrücke. Mittelgewichtig mit würzigem Cabernet, schöne Frucht,
leider ein kleines Loch in der Mitte aber anfangs langer würziger Abgang. Hat
beim Nachverkosten abgebaut. Wohlwollende 94 P.

Magdeleine:
Verhaltene Nase, dezent kräutrig/würzig. Am Gaumen eher leise/schlank mit
frischer Säure, Trinkfluss, würzig, langer Abgang. 91 P.

Pavie Macquin vs. Pavie Decesse:
PM: Würzig/animalisch, Kirschen, Mon Cherie. Mittlerer Körper mit knackigen
Sauerkirschen, würzig, mittellang bis lang. Hat beim Nachverkosten abgebaut.
(92-)93 P.
PD: Florale Noten, Minze, Bittermandeln, Kaffee, Karamell, komplex, profitiert
von Luftzufuhr Am Gaumen Kaffee, tolle Frucht, frische Säure, Trinkflusss, sehr
lang. 94-95 P.

Canon la Gaffeliere vs. Troplong Mondot:
C la G: Geniale Nase: Würzig/animalisch, Bittermandeln,Tabak, komplex. Mittel-
gewichtig, würzig mit toller Frucht, schöne Adstringenz, sehr lang. Deutet Größe
an und mein WOTN. 95 P.
TM: Dezent Malz, nasses Laub, florale Noten, mit Luft laktisch. Eher schlank
Kirschen, mittellang, 90 P

Danke Uli für die Organisation und den schönen PJ Kühn (Hendelberg ´15) zum
Aperitif.

Viele Grüße,
Jochen
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 14. Mai 2023, 12:30

IMG_2226.jpg
Kulinarisch und herzlich verwöhnt wurden wir gestern im Goldmund im Literaturhaus in Frankfurt, wo wir in schöner Runde sieben Weine aus St. Emilion 1998 verkosteten (und als Apero einen tollen, zitrischen PJK Hendelberg 2015, locker GG-Qualität, sowie einen Dessertwein aus dem Priorat, zu dem Jochen bestimmt mehr schreiben kann und wird).

Die große Enttäuschung des Abends war der von mir schon einige Male als perfekt oder nahezu perfekt empfundene Figeac 1998 - die Sache mit den Flaschenvarianzen. Noch eine Mördernase, schön kräuterwürzig, aber am Gaumen trotz schönen Trinkflusses und wunderbarer Harmonie wenig Komplexität und auch echt kurz. Ein Schatten seiner selbst (aber immer noch gut für 18 P., aber das sind eben anderthalb oder zwei weniger als erwartet und erhofft). Auch von Pavie Macquin, vor zehn Jahren auf unserer Probe so schön gewesen, war ich eher enttäsucht, der scheint etwas über seinen Zenit hinüber zu sein (17-18 P.) - trotz toller Nase mit Morcheln und nassem Stein.

Die günstigeren Clos de l'Oratoire und Magdelaine mit vergleichbarer Typizität waren wunderbare Essensbegleiter, seidig, harmonisch und kirschdominiert, stand alone wären sie mir vermutlich aber zu wenig gewesen (18+/18 P.)

Schöner und spannend war Troplong Mondot mit einer Nase aus Karamell, Mokka und Mineralik, der mehr Statur ins Glas brachte, würzig, Bitterstoffe und mit Luft auch das anfangs etwas Unausgewogene abfangend und zulegend - der kann noch (18+P.)!

Die beiden Favoriten des Abends waren dann Pavie Decesse (19 P.) und Canon La Gaffeliere (19- P.) - letzterer war auch mit 4:3 Stimmen dann unser Wine of the Night (für mich hatte Pavie Decesse die Nase vorn).

Der ClG war am Gaumen rotbeerig, hatte etwas Kaffee, ein tolles Süß-Säure-Spiel und war etwas voluminöser als die meisten anderen Weine des Abends. Und war sicher der harmonischste! PD hatte deutlich mehr Spannung, Ecken und Kanten, eine etwas pilzige Nase mit ganz leichter Tendenz zum Brühwürfeligen (was aber ruckzuck mit Luft verschwand) und war gefühlt mindestens zehn Jahre jünger als die übrigen Weine. Was für eine Statur, ein Bodybuilder, Muskeln, kein störendes Fett, ein solides Säuregerüst. Wow!

Vielen Dank ans Restaurant und an alle Mittrinker! Was für ein schöner Abend, trotz der Figeac-Enttäuschung! Auch wenn das mit der Montrose-Probe aus dem März natürlich nicht mithalten konnte...
Uli
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSa 1. Jul 2023, 13:37

IMG_2243.JPG


Gestern Abend haben wir in kleiner Runde in der Frankfurter WineBank fünf Pomerol-Weinen aus den guten Jahrgängen 1998, 2000 und 2001 (blind/mit Weinsocken) auf den Zahn gefühlt. Darunter auch die aus meinem Keller stammenden drei hier abgebildeten Flaschen - La Croix Pomerol 98, La Fleur de Gay 00 und Gazin 01. Ohne Notizen gemacht zu haben - die beiden Letztgenannten haben mir am besten gefallen, obgleich PLV-mäßig der La Croix Pomerol großartig war! Die wesentliche Überraschung war allerdings, dass alle drei Weine definitiv noch Luft (Zeit) brauchten. Natürlich neigen Pomerol-Weine dazu, Langläufer zu sein, aber nach 20 oder 25 Jahren hätte ich doch eine deutlich weitere Entwicklung erwartet. Ging nach etwas Zeit im Glas auch gut, aber gerade der Fleur de Gay hatte anfangs noch wirklich ordentliche Tannine gezeigt und war fordernd. La Fleur de Gay 00 war vermutlich der spannendste Wein, aber der als letztes geöffnete Gazin 01 war als erstes leer!

Leider ziemlich enttäuscht haben uns/mich die von einem anderen Teilnehmer mitgebrachten Du Cailhas 00 und La Fleur Tressac 00 (allerdings hatte ich von diesen Weingütern auch noch nie gehört), die auch definitiv ihre beste Zeit hinter sich haben.
Uli
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSo 3. Sep 2023, 09:08

image0.jpeg
Schöner Pauillac-Abend mit Weinfreunden in der Frankfurter WineBank am Freitag: BYOB 80er/90er Pauillac war unser Motto. Alle Weine wurden blind verkostet. Keine Notizen gemacht, aber Lynch Bages 1986 war einstimmig unser Wine of the Night. Wirkte noch glatt 15 Jahre jünger und, wie so oft: der letzte Schluck im Glas (der eben am meisten Luft bekommen hatte) war der schönste! Großartig trotz des wenig populären Jahrgangs fand ich (wieder mal) den Pontet Canet 1994. Aus dieser Flasche auch noch nicht auf dem absteigenden Ast. Erstaunlich gut performt hat außerdem noch der Clerc Milon 1999! Und unter den drei anderen Weinen war zumindest kein Ausfall (nicht mal näherungsweise)...!

Kommende Woche geht es dann an die Überprüfung des Jahrgangs 2003 aus Pauillac!
Uli
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duhart09

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Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants F

BeitragSa 9. Sep 2023, 12:33

IMG_2276.JPG


Vor gut zehn Jahren hat sich unsere „Bordeaux-Runde Frankfurt“ konstituiert – damals mit dem schönen Thema „Ten Years After: Pauillac 2003“. Und gestern, nach weiteren zehn Jahren, haben wir den 2003ern aus Pauillac erneut auf den Zahn gefühlt. Den Bordeaux‘ aus dem Hitzejahrgang 2003 war ja vielfach ein rasches Ableben prognostiziert worden. Nun ist alles relativ, aber gestern zumindest war noch keiner der verkosteten Weine ausgezehrt oder ähnliches. Aber klar, die hedonistische Fruchtfülle früherer Jahre war auch nicht mehr zu finden.

Zwar habe ich mir aus Bequemlichkeit keine Notizen gemacht, aber ganz grob:

Haut Batailley 2003 vs. Clerc Milon 2003:
Schöner Auftakt, Haut Batailley eröffnete mit einem immensen Fruchtparfüm und war auch wirklich schön, aber doch etwas dünn und auch mit Luft nachlassend. Außerdem mir persönlich zu Merlot-dominiert mit etwas Kirsche hinten raus(17-18 P.). Hätte ich blind nicht als Pauillac erkannt. Clerc Milon zunächst etwas reservierter, dann aber doch seriös und wesentlich Pauillac-typischer (18 P.).

Duhart Milon 2003 (fehlt auf dem Foto) vs. Pontet Canet 2003:
Beides waren früher echte Hedonistenweine! Auch hier in der Nase etwas zurückhaltender als früher, wobei auch das relativ ist. Duhart schon mit sehr schöner Nase und am Gaumen dann Lafite-Schule mit wunderbarer Eleganz und im Gegensatz zu den letzten Begegnungen eher wieder etwas jünger wirkend. Aber zum Ende hin doch mehr Ähnlichkeit mit diesen letzten Begegnungen, ich erinnere mich an einen ausgeprägten Kaffeeton, aber eher in der Nase und nur im Ansatz auch am Gaumen (18 + P.). Der Pontet viel „leiser“ als früher, auch nicht mehr ganz so monströs, sondern – ja, wieder: seriöser – als bei früheren Gelegenheiten. Am Anfang dachte ich eher, hier sei das Beste vielleicht doch schon vorüber, der Wein wurde aber mit Luft immer schöner und mit dem letzten Rest im Glas eine für die jüngeren Pontet Canets zumindest kaum typische, klare Pauillac-Typizität mit Zedern und Bleistift. Und etwas Banane, was sich sehr mag (18-19 P., andere TN waren hier glaube ich stärker fasziniert).

Pichon Baron 2003 vs. Pichon Comtesse 2003:
Auch hier hat sich die offene, hedonistische Fruchtfülle des Barons von früher deutlich zurückgezogen, der Wein wirkt straffer, seriöser, und etwas verschlossener. Vermutlich der Langlebigste unseres Line Ups, z. Zt. für mich eher „nur“ knappe 19 P., aber ich bin wirklich gespannt, was hier noch folgt. Die Gräfin war mir trotz stattlicher Statur zu weiblich und etwas zu Merlot-betont, natürlich trotzdem ein schöner Wein, aber sehr subjektiv eben für mich weniger reizvoll als der Baron (18-19 P.).

Lynch Bages 2003 vs. Mouton Rothschild 2003:
Was für ein Flight! In der Vergangenheit hatte ich den Lynch auch schon mal eher enttäuschend im Glas gehabt, davon konnte hier keine Rede sein. Am Tisch Diskussionen, ob der Lynch hier nicht sogar der schönere Wein sei. Beide Weine mit ordentlicher Statur, der Lynch (19 P.) vielleicht mit etwas spürbareren Tanninen und etwas weniger Frucht, maskulin, der Mouton dagegen etwas weicher, aber auch etwas fülliger und sicher komplexer und sich mit Luft auch stärker öffnend und wandelnd. Sicher eher am hedonistischen 2003er-Charakter der Vergangenheit dran (19-20 P.)!

Wie gesagt, alles nur aus der Erinnerung. Insgesamt ein wirklich sehr schöner Abend mit lieben Weinfreunden, einem wunderbaren Verwöhnmenü (und ebensolchem -service) im unbedingt empfehlenswerten Restaurant Allgaiers im Frankfurter Westend. Herzlichen Dank an Stefan Allgaier und alle Mittrinker!
Uli
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