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Chianti (in allen Variationen)

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olifant

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMo 22. Jun 2020, 08:54

... gestern zum BBQ im Glas ...

Chianti Classico 2012 DOCG, Castello di Gabbiano - Mercatale Val di Pesa, Magnum, pnp, NK, 13% Alc., 90% Sangiovese 10% andere zugelassene rote Sorten

rel. dunkles Rubinrot, bräunliche Reflexe; reife dunkle Waldbeeren- und Wildkirschfrucht, etwas Muskat, Fassnoten; am Gaumen angenehm gereiftes Mittelgewicht, wieder reife Beeren- und Kirschnoten, Muskatnuss und angenehme Fassnoten, deutlich rund-gereiftes aber noch leicht herb-griffiges Tannin, schöne stützende Säure, ausgewogene Struktur, stimmig, guter Zug; mittellanger-langer Abgang auf reife Frucht mit Säure/Tannin - 17/20 op

Trotz der recht dunklen Farbe ein angenehm "klassisch-traditionell" daherkommender Chianti Classico, ein Maul voll Wein, gut zum BBQ.
Geschmacklich dürfte es sich bei den 10% anderen zugelassenen roten Sorten im Wesentlichen um CS und Merlot handeln, die aber, evtl. auch aufgrund der Reife, stimmig integriert sind.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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olifant

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragDi 21. Jul 2020, 12:05

... wen's interessiert: Jens Priwes Artikel zur Verkostung Chianti Classico Gran Selezione der jahrgänge '16 und '15, einschl. Nachzüglern aus '12 und '13.
Auch die allg. Ausführungen zum Chianti Classico finde ich durchaus lesenswert.

https://www.weinkenner.de/gran-selezione-2015-und-2016-nie-war-chianti-classico-besser-als-heute/
Grüsse

Ralf

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Holzfass

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragDi 21. Jul 2020, 18:36

Ja, das ist (für den Chianti-Enthusiasten) wirklich interessant. Selbst wenn mir eine Gran Selezione dann doch eher selten ins Glas kommt. Die manchmal fehlende Frische in 2015 ist mir in Annata und Riserva ja auch öfters aufgefallen. Das meiste aus 2016 hingegen gefällt mir gut.
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olifant

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMi 22. Jul 2020, 09:51

Holzfass hat geschrieben:Ja, das ist (für den Chianti-Enthusiasten) wirklich interessant. Selbst wenn mir eine Gran Selezione dann doch eher selten ins Glas kommt. Die manchmal fehlende Frische in 2015 ist mir in Annata und Riserva ja auch öfters aufgefallen. Das meiste aus 2016 hingegen gefällt mir gut.


Ja, das sehe ich im Wesentlichen auch so. Bei den 15ern kommen einige etwas lätschert (spannungsarm) daher. Was ich aus 17 sporadisch im Glas hatte lässt sich ganz gut an, bzw. könnte man sagen "passt in die Reihe" der letzten Jahrgänge.
Grundsätzlich sind viele Chianti Classico inzwischen ohnehin rechte Schmeichler, sofern ein gedanklicher Abgleich mit Derivaten aus den 90ern erlaubt ist. Das sollte eigentlich ein Anreiz für die Massentauglichkeit darstellen - warum dies keine Früchte trägt ist etwas rätselhaft.

Bzgl. Gran Selezione finde ich, so wie Priewe, dass eine Lagen- und Sortencuveé wie Ruffino's Riserva Ducale Oro da eigentlich nicht wirklich hingehört. Schade auch, dass ehemalige Chianti Classico und Riservas wie Ruffino's Santedame oder San Felice's Poggio Rosso nun auch GS sind. Da wird's preislich einfach uninteressant.
Grüsse

Ralf

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harti

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMi 22. Jul 2020, 10:20

Danke für den Link!

Fontodi bestätigt auch in 2016 wieder seine Spitzenstellung. Den Vigna del Sorbo habe ich noch nicht probiert, wohl aber Annate und Flaccianello, die ich beide großartig finde.

Grüße

Hartmut
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Gecko

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMi 22. Jul 2020, 12:50

Hallo Harti,

ich bin auch bekennender Fontodi Fan, habe bisher aber nur den normalen Chianti Classico getrunken, der mir immer gut schmeckt. Jens Priewe hat ja dem Vigna del Sorbo 2016 viele Punkte gegeben. Leider befindet der sich preislich in einer Liga (3-facher Preis einer Annata) wo meine "Regierung" zu Hause mir aufs Dach steigen würde, ganz zu Schweigen vom Flaccianello....

Was mich hier jedoch brennend interessiert: Wenn man Vigna del Sorbo bzw. Flaccianello beschreiben würde/könnte, wie unterscheiden sich diese beiden geschmacklich von der normalen Annata?

Vielen Dank und Grüße
Chris
Viele Grüße,
Chris
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Lars Dragl

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMi 22. Jul 2020, 18:34

Hallo!

Ich mag Chianti eigentlich sehr gerne, sehe es aber als eine große Herausforderung an, aus der Sangiovese große Weine herzustellen, die mit der Weltklasse mithalten können. Irgendwie habe ich das Gefühl, diesbezügliche Versuche münden (natürlich bis auf die teuren Ausnahmen) häufig in allzu modernen, alkoholischen oder gerbstofflastigen Weinen.

Ich mag den Chianti, der als hemdsärmeliger, aber durchaus anspruchsvoller Wein zum Essen daherkommt. Diesen leiste ich mir dann jedoch auch eher seltener, weil mir die Preise schon immer etwas hoch vorkamen. Ohnehin gefällt mir Chianti am besten, wenn er nicht versucht ein großer Wein zu sein, sondern ein authentischer. Für mich ist das dann eher der pfiffige Landarbeiter, der bodenständige Handwerker oder der gewitzte Gutsbesitzer, als der herausgeputzte Edelmann. Letzteren möchte ich auch dann nicht bezahlen, wenn ich einen der vorher genannten im Glas habe.

Interessant finde ich den einleitenden Text für Italien im aktuellen "kleinen Johnson", wo durchaus etwas über den teilweise überzogenen Geschäftssinn italienischer Winzer geklagt wird. Darunter gehören für meinen Geschmack auch einige Produzenten dieser GS-Weine. Ich denke man hat davor auch schon etwas nur für den Namen "Chianti" bezahlt und dies soll nun weiter ausreizet werden. Natürlich ist die Qualität heute so gut wie nie. Für das selbe Geld bekommt man fernab ausgetretener Wege jedoch auch ziemlich viel und nicht selten mehr geboten. Auch die Mitbewerber sind so gut wie nie zuvor und können sich nicht ausruhen.

Aus meiner Sicht verschärft die Corona-Krise zudem auch die Absatzprobleme von Luxusweinen, die sich schon im Vorfeld angebahnt hatten. Trotz aller Versuche das Gegenteil zu suggerieren ist für mich ein Chianti nun mal keiner von diesen (von manchen Ausnahmen und vielen Preisen abgesehen).

Herzliche Grüße

Lars
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Holzfass

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMi 22. Jul 2020, 18:58

olifant hat geschrieben: Was ich aus 17 sporadisch im Glas hatte lässt sich ganz gut an, bzw. könnte man sagen "passt in die Reihe" der letzten Jahrgänge.


Sehe ich ähnlich. Lilliano 2017 Annata gefiel mir gut (mit tendenziell eher kräftig-alkoholischem, dafür aber auch aromatisch fast schon in Richtung Montalcino gehendem Touch). Ricasolis Brolio hatte ich früh im Glas, nachdem mir 2016 sehr gut gefallen hat. 2017 kommt aber eher primärfruchtig mit mäßiger Frische bzw. Struktur daher. War aber durchaus akzeptabel. 2018 war kürzlich auch eher feinerer Struktur, aber Frucht und Würze hielten sich etwas mehr die Waage. Säurespannung war auch mehr vorhanden als in 2017. 2018 Selvapiana Annata war im Charakter dem 2018 Brolio recht ähnlich. Sind bezogen auf den Jahrgangscharakter aber alles Stichproben.
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Lars Dragl

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragMi 22. Jul 2020, 20:24

Hallo!

Gerade im Glas: Pagliarese CC 2016

Dunkles, transparentes Granatrot. Dunkle, ganz leicht marmeladige rote Früchte, ein wenig Gewürze und Tabak, ein Hauch von Veilchen. Die Nase ist o.k.! Im Mund wenig harmonisch und trocknend. Als Chianti zu erkennen, aber freudlos. Der Gerbstoff ist bitter wie eine grüne Wallnuss und lässt der Frucht keinen Raum. Nicht meine erste Flasche in dieser Form, weshalb ich nicht an einen Korkfehler glaube. Kann mir nicht vorstellen, dass der nochmal auf die Beine kommt.
Das ist zu 15€ eine Blamage für Felsina. Der Annata von Felsina ist für meinen Geschmack die bessere Wahl.
Grüße

Lars


P.S.: Habe ihn weggeschüttet. Das ist entweder fehlerhaft, oder Körperverletzung.
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olifant

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Re: Chianti (in allen Variationen)

BeitragFr 24. Jul 2020, 11:29

Lars Dragl hat geschrieben:... Ich denke man hat davor auch schon etwas nur für den Namen "Chianti" bezahlt und dies soll nun weiter ausreizet werden. Natürlich ist die Qualität heute so gut wie nie.


Hallo Lars,

vieles von dem was du schreibst ist in der Sicht durchaus legitim. Auch mir ist bei Sangioveseweinen Charakter im Sinne von Typizität wichtiger als Grösse im Sinne von Internationalität. Allerdings bin ich auch gerne bereit für Charakterköpfe mit Klasse, wie bspw. einem Vigna del Sorbo, etwas mehr auf den Tisch zu legen (.... nun gut, als CCl Riserva war das bis vor ein paar Jahren noch durchaus mal leistbar für mein Bugdet - als inzwischen GS deklariertes Gewächs liegt das einfach nicht mehr in meiner Preisklasse). Aber gute Basis-CCl von Isole e Olena, Lilliano, Nittardi, etc., mit Preisen zwischen 12 und 20 €, ist das m.E. auch noch vertretbar und gerechtfertigt.

Allerdings möchte ich zu deinen Einlassungen anmerken, dass es einen durchaus grossen Unterschied zwischen einem "Chianti" und einem "Chianti Classico" gibt. In diesem Sinne sollte man stets versuchen diese auch sprachlich zu unterscheiden,

Da ist einerseits die Qualität, die bei sehr vielen Chianti Classico inzwischen, unabhängig vom Stil des Produzenten, bei der überwiegenden Mehrheit tadellos ist, was einerseits an perfekter Technik und Weinbergsarbeit und aber nicht zuletzt am, gegenüber des einfachen Chianti, oftmalig schlicht und einfach den hier besseren Lagen liegt. Der Geschmack eines CCl dagegen ist nunmal Geschmackssache.
Zudem ist anzumerken, dass die CCl-Produzenten mehr als kostendeckend Arbeiten können, da die Erlöse für CCl Annata, CCl Risrerva und CCl Gran Selezione aufgrund adäquater Vermarktung und Selbstabfüllung entsprechend, vorsichtig ausgedrückt, auskömmlich sind.
Die einfachen Chianti-Winzer, also all jene die nicht in der Chianti Classico Zone (Gemeinden: Castellina, Radda, Gaiole, Greve, San Casciano, Castelnuovo Berardenga, Tavernelle, Barberino, Poggibonsi) liegen, dürften einen Offenverkauf um die 70% (Fassweinmarkt) betreiben und nur vergleichsweise gering Selbstabfüllung und Vermarktung betreiben. Diese Ware landet i.d.R. als 2.99 Chianti im Discounter.
Im Grundsatz erreichen viele (einfachen) Chianti und (einfachen) Chianti Riserva schlicht qualitativ auch nicht die Klasse der Chianti Classico und CCl Riservas.
Selbstverständlich gibt es hier wie immer auch Ausnahmen die ich schätze. Diese sind preislich zumeist (fast) in Regionen der CCl angesiedelt. Die grosse Allgemeinheit der einfachen Chianti sind aber einfache Weine aus "bäuerlicher" Produktion und mit den "Chateau-artigen" Classico Produzenten nicht zu vergleichen.

Leider führt der allg. Gebrauch des Begriffs "Chianti" für unterschiedliche Weine und (Herkunfts-)Regionen stets für gewisse Verwirrung.

Ein guter Artikel zu dieser Thematik findet sich in der aktuellen MERUM-Ausgabe.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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