Sa 18. Mär 2023, 01:48
Am Donnerstag wurden 6 Sangiovese aus Montalcino verkostet, fünf davon aus 5-Stern-Jahrgängen, und die große Überraschung lieferte ein Rosso dM!
Wir starteten mit einem
Rosso di Montalcino 2015 der kleinen
Podere SAN GIACOMO im Nordosten Montalcinos. Der 5ha-Betrieb mit der Muschel am Etikett fliegt naturgemäß auch wegen der „Größe” unterm Radar, aber dieser 12 Monate in Tonneaux ausgebaute Rosso dM war zum Einstieg ein mehr als würdiger Vertreter seiner Art. Rund, ausgewogen und schon kurz nach dem Öffnen voll da, wunderschönes ziegelrot, herrliche Duftnoten und lang im Abgang. Als wir dann den
Rosso dM 2015 von
IL POGGIONE im Glas hatten schüttelten alle von uns ungläubig den Kopf „das ist doch ein Brunello, oder?” ... „vielleicht wurde die Flasche falsch etikettiert?” Hier ist einem der größten Produzenten Montalcinos (100 ha unter Wein) ein Geniestreich gelungen, der den großen Jahrgang 2015 nicht besser repräsentieren könnte! Was für eine ausgewogene Sache, die den Gaumen jubeln lässt. Dieser günstige Rosso kann locker mit dem 3 mal so teuren RdM von Salvioni mithalten! (wer kann sollte unbedingt nachkaufen, auf weinvielfalt.de noch erhältlich!!) Und wieder einmal zeigt sich, dass man auch Rosso dM UNBEDINGT ein paar Jahre reifen lassen sollte!
Dann der erste
Brunello 2016 von
ALTESINO. Ein Annata mit absolutem WOW-Effekt! (2016 wurde in Montalcino als eine der großartigsten Ernten der letzten 30 Jahre gefeiert, und das zu Recht! Ich habe bis dato noch keinen schlechten 2016 im Mund gehabt). Was die Mannschaft von Altesino hier aber mit ihrem Basis-Brunello, der von Rober Parker 95 Punkte bekam, auf die Flasche gebracht hat, ist eine der wunderbarsten Expressionen eines „richtigen” Brunellos der 24 Monate in großen Botti aus slawonischer Eiche reifen durfte. (NACHKAUFEN!!!! „aproposwein.com” hat um 37.-- noch einige wenige Flaschen im Angebot)
Aus dem nicht unproblematischen Jahrgang 2013 kam der nächste Wein, ein
Brunello 2013 von
VINO AL VINO. Gianluca Turchi, der Besitzer der gleichnamigen Vinothek produziert einen „Garagen-Brunello” in Kleinst-Auflagen, der sich aber nicht verstecken muß, wenngleich auch dieser 2013 die Problematik des Jahrgangs einfängt, zuerst zwar im Antrunk sehr brauchbar daher kommt, in Summe aber dann doch spröde wirkt und an überreif geerntete Trauben erinnert.
So gut wie nie enttäuscht wurde ich bisher von der
TENUTA DI SESTA im Süden der Anbau-Zone. Auch dieser (noch immer günstige)
Brunello Annata 2010, der klassisch 24 Monate im großen Holz ausgebaut wird, konnte voll überzeugen - und von „Falstaff” 94 Punkte einfahren. Sehr elegant und floral, keineswegs schwer, auch wenn 14% zu Buche schlagen. Ein „Damen-Brunello”, den auch meine Frau Renate sehr schätzt.
Den Abschluss machte ein
Brunello 2006 von
VITANZA, den wir in den letzten Jahren schon einige Male im Glas hatten. Der doch schon 17-jährige Sangiovese war nach wie vor „voll da”. Ich habe hier eine Kostnotiz vom Falstaff-Magazin vom März 2011 gefunden, die für mich nach wie vor gültig ist: „Sattes dunkles Rubin. Sehr klare und einprägsame Nase, zeigt satte Noten nach Waldhimbeere und Brombeere, im Hintergrund etwas Kardamom. Am Gaumen stoffig und fest, entfaltet sich mit präsentem, kernigem Tannin, spannt einen schönen Bogen, im Finale herzhaft.”
Bei der nochmaligen Nachverkostung aller Weine konnte der Rosso dM von Il Poggione noch ein Schäufelchen zulegen und zog in meinem Ranking gleichauf mit dem Brunello von Altesino auf Platz 1 !!
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