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Rosso di Montalcino

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jessesmaria

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragFr 16. Jul 2021, 12:56

Bernd Schulz hat geschrieben:Puh, 15% Alkohol in Kombination mit einem "Kirschlikör-Gefühl" wirken auf mich zunächst einmal ungemein gruselig und somit abschreckend. Meine Vorurteile halt..... :oops:


Den Reflex verstehe ich gut. :mrgreen:

Man muss sich allerdings eher einen würzigen Maraschino vorstellen (mit der charakteristischen Bittermandelnote), keinen süßen Kirschsaftlikör aus dem Schwarzwald. Der Wein ist wirklich kein bisschen klebrig, Zucker, Säure und Gerbstoffe sind perfekt eingebunden.

Olifants Vorstellungen würde er wohl nicht ganz treffen (bei seiner Beschreibung kommt mir der Le Chiuse in den Sinn), aber fett ist der Wein nicht und die Säure ist auch nicht schwach – es ist eine Gratwanderung, aber der Stil scheint mir sehr um Balance bemüht.
Ich mag aber generell auch die Weine mit deutlicher Säure viel lieber als die neumodischen, glatten "Gaumenschmeichler", insofern teile ich den Standpunkt grundsätzlich.
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Bibbel

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragDi 20. Jul 2021, 17:42

Einen sehr schönen Rosso hatten wir gerade mit dem 16er Voliero zur Pasta im Glas. Sehr schönes Zusammenspiel von Frucht und Säure mit kühler Anmutung. Die 14,5% Alkohol waren gut versteckt. Die Waffen strecken musste er erst kurz vor Schluss, als er mit dem Rest vom gestrigen Coudoulet de Beaucastel konfrontiert wurde. Das war dann noch mal eine ganz andere Hausnummer.
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Hasi

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragDo 5. Aug 2021, 19:17

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragDo 5. Aug 2021, 20:08
Hi folks!

Ich möchte hier nochmals auf die ca 15 Vor-Postings eingehen, in denen es immer wieder um die Frage ging „warum ist dieser und jener Rosso dM so und so teuer” (selbes gilt natürlich für Brunello) ... UND ... auch wenn ich mich wiederhole, aber 1.) warum soll dieser und jener Zweitwein eines Bordelaiser Chateaux dies und jenes kosten „dürfen” und ein Rosso dM nicht? UND VOR ALLEM 2.) wenn Betriebe wie Cupano, Il Marroneto oder Casanova di Neri (der neue Rosso dM „Giovanni” kostet 55.--) diese Preise aufrufen, dann steckt da schon auch Arbeit dahinter, die bezahlt werden muss. Ich empfehle den werten Kritikern dieser Preisgestaltung mal nach Montalcino zu reisen und Nachsicht zu halten wie eben diese Winzer in den Rieden der angesprochenen Weine arbeiten ... da wird man an einem Stock von Salvionis Cerbaiola-Weingut um diese Jahreszeit (Anfang August) nach dem Grünschnitt im besten Falle zwei Fruchtstände finden, der Rest ist bereits ausgedünnt. Oder die Laubarbeit oder die Bodenarbeit - diese Winzer haben hier bereits überall mindestens die doppelte Arbeit vieler Kollegen investiert. Dazu kommt noch, dass die „teuren” Rosso dM in vielen Fällen bereits Lagen-Weine sind, und nicht wie bei anderen Kollegen eben Traubenmaterial aus verschiedenen Weinbergen zur Verwendung kommt, was ebenfalls mehr Arbeit und Investition bedeutet. Die Preis-Kritiker könnten dann die Keller der betreffenden Weinbauern besuchen und feststellen, dass die „teuren” Rosso dM enorm lange in teuren Botti oder Tonneaux reifen und nicht 8 Monate im Stahltank wie bei vielen Kollegen. (Manche Rosso dM bleiben sogar bis zu 3 Jahre im Holz. Francesco Illy baut auf seiner Podere Le Ripi den Rosso dM „Sogni e Folia” 30 Monate in großen Botti aus, Stella di Campaltos 80.-Euro-Rosso bleibt noch länger im Botte. NostraVitas Rosso dM hat eine Reifezeit von 18 Monaten im Holz und 12 Monaten auf der Flasche bevor er verkauft wird). Oder das Korkmaterial oder die Flaschenqualität, oder oder oder. Wir sprechen hier von Verhältnissen die viele andere Weingüter nicht mal bei ihren Brunellos umsetzen! Das ist in etwa so, als würde man einen VW Golf TDI, ein durchaus vernünftiges Auto, mit einem Bentley GT vergleichen wollen. Beides sind Automobile, klar, ABER der Golf braucht von der Rolle Blech bis zum Rausfahren aus dem Werk eben nur 14 Stunden, und beim Bentley gehen schon alleine 18 Stunden für die 15 Furnierblenden aus Holz drauf!

Man MUSS das Alles mit ein wenig mehr Augenmaß betrachten meine werten Forumianer

schönen Abend noch

Hasi
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Jochen R.

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragDo 5. Aug 2021, 20:13

Il Poggione RdM 2019:
Kirschen, etwas Marzipan, Mon Cherie und Bittermandeln
in der verhalten bis mittelkräfitgen Nase. Mit Luftzufuhr
Leder und Minze.
Am Gaumen schlank bis mittelgewichtig, Sauerkirschen,
knackig firsch, schöne Adstringenz, mittellang.

Hat mir gestern sehr gut gefallen, 89. P., erinnert mich
irgendwie an den 2017er Zweitwein von Lynch Moussas
(das ist nicht abwertend gemeint - nur der Hinweis, dass
das eher nichts für Fans "weichgespülter" Weine ist ;-) ).

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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jessesmaria

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragDo 5. Aug 2021, 20:15

Hallo Hasi,

du missverstehst mich: ich kritisiere nicht, ich hinterfrage nur. Ich will es einfach nur verstehen. Insofern hat mir deine Antwort auch schon einen Schritt weitergeholfen. Du konkretisiert es später, aber wenn du schreibst, "dann steckt da schon auch Arbeit dahinter, die bezahlt werden muss", kann man erst mal rückfragen: haben die anderen Top-Weingüter wie Le Chiuse, Lisini, Col d'Orcia u. a., die ihre Rossi für weniger als die Hälfte oder gar ein Drittel verkaufen, diese Arbeit denn nicht?

Aber schlussendlich habe ich den Cupano (zwar rabattiert, aber immer noch teuer) ja auch gekauft und den Kauf nicht bereut. Der 2017er ist nochmal einen Ticken intensiver als der 2018er, aber beide sind sehr gut und wurden auch von meinen befreundeten Mittrinkern als preis-wert (im Wortsinne) befunden ("das ist eigentlich ein Brunello"). Allerdings ist der Wein, dadurch dass er so konzentriert und eigen ist, nicht einer, den man mal eben zum Essen leert. Ich trinke ihn über mehrere Tage hinweg, fast wie Hochprozentiges (den Vergleich hab ich ja schon gezogen, im Sinne des Trinkflusses).
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Hasi

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragFr 6. Aug 2021, 13:44

muss man wirklich ALLES hinterfragen?
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jessesmaria

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragFr 6. Aug 2021, 17:11

Nicht alles, aber das schon. Ob ein 10€ oder 60€ kostet, macht für die meisten Menschen eben doch einen alltagsrelevanten Unterschied. Ich würde ja auch nicht für einen deutschen Gutsriesling unhinterfragt 60€ ausgeben.
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Alba

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragFr 6. Aug 2021, 19:47

Hallo,

möchte mich per se nicht wirklich an der RdM Preiswürdigkeitsdiskussion beteiligen, weil das ja immer eine schwerst subjektive Geschichte ist — was ist mir etwas wert usw.
Aber, ich hatte in den letzten Monaten einige RdM und zwischen den in der 20,— Klasse (Siro Pacenti, Casanova di Neri, Piccolomini, Altesino) und den getrunkenen „Großen“ (und teuren) ist m.E. eine qualitative Welt, klar sind da auch stilistische Unterschiede.
Keine Frage sind knapp 60,- für den Poggio di Sotto (2016) eine Menge Kies, aber ein Top Wein. Auf fast gleichem Niveau und 20,- „günstiger“ der Salvioni RdM. Auch das großes Kino (18 und noch besser 19). Behaupte mal, wenn da nicht RdM draufsteht sondern Brunello oder Supertuscan/ VDT/ IGT (und man feingliedrige, burgundisch feine Sangiovese schätzt, sprich keinen Blockbuster erwartet) gäbe es wahrscheinlich gar keine Preisdiskussion.
Gruß
Manfred

PS — den 19 Salvioni Rosso hab ich gerade wieder im Glas, fantastische Nase — Rosen, reife Brombeeren und Himbeeren (und vieles mehr) setzt sich im Mund 1:1 fort mit feiner Süße und schöner konterkarierender Säure, auch lange. Also für mich erneut weit über Standard RdM Niveau.
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jessesmaria

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragFr 6. Aug 2021, 20:30

Ich glaube dir das alles und finde es auch interessant. Es deckt sich auch mit meiner winzigen Erfahrung (aus der teuren Liga habe ich eben bislang nur den Cupano probiert).
Ich finde es nur verwunderlich, da die Weingüter der verschiedenen Rosso-Klassen ja nicht grundsätzlich in verschiedenen Ligen spielen. Sie scheinen nur eine ganz unterschiedliche Auffassung des Produkts RdM zu haben.

Bei deutschen Rieslingen weiß ich: Wenn das Weingut sehr gut ist und auch so wahrgenommen wird, kann es (muss aber nicht) 10€ für seinen Einstiegs-Gutsriesling nehmen. Das GG darf gerne mindestens das Dreifache kosten. Würde jetzt bei Weingut X der Gutsriesling plötzlich 50€ kosten, würde mich das stutzig machen. Ich würde vermuten, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Gutswein handelt.

Ein archetypisches sehr gutes Montalcino-Weingut wie z. B. Le Chiuse, das relativ teuren Brunello verkauft, verkauft nach meinem Verständnis einen RdM für den Alltag, der deshalb irgendwo zwischen 10 und 20€ kostet, da man eben auch z. B. in geselliger Runde beim Grillen auch mal ein paar mehr Flaschen davon leeren können soll, ohne dass der Wein im Mittelpunkt steht. Der Brunello hingegen braucht Aufmerksamkeit und will seinem Aufwand entsprechend gewürdigt werden. Was ist nun diese dritte Kategorie des 60€-RdMs, ein Zwitter? So ambitioniert wie ein Brunello, aber doch grundsätzlich anders? Oder doch einfach ein verkappter Brunello? Zu welchem Anlass ist er gedacht? Soll er leichtfüßiger sein, ist es dann aber doch nicht (Cupano)? Sind es einfach nur Formalia wie jüngere Reben oder kürzerer Ausbau? Und beabsichtigt das Spitzenweingut B, das im Gegensatz zu Spitzenweingut A trotz des gleichwertigen Brunello den RdM für nur 18€ produziert, diesen "qualitativen Sprung"?
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Alba

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Re: Rosso di Montalcino

BeitragFr 6. Aug 2021, 21:27

jessesmaria hat geschrieben: … Der Brunello hingegen braucht Aufmerksamkeit und will seinem Aufwand entsprechend gewürdigt werden. Was ist nun diese dritte Kategorie des 60€-RdMs, ein Zwitter? So ambitioniert wie ein Brunello, aber doch grundsätzlich anders? Oder doch einfach ein verkappter Brunello? Zu welchem Anlass ist er gedacht? Soll er leichtfüßiger sein, ist es dann aber doch nicht (Cupano)? Sind es einfach nur Formalia wie jüngere Reben oder kürzerer Ausbau? Und beabsichtigt das Spitzenweingut B, das im Gegensatz zu Spitzenweingut A trotz des gleichwertigen Brunello den RdM für nur 18€ produziert, diesen "qualitativen Sprung"?


Berechtigte Fragen, kann dazu nur ein paar Gedanken einsteuern
— ich denke da gibt es wahrscheinlich verschiedene Ansätze und mögliche Erklärungen. Bei Salvioni hängt die Differenzierung angeblich mit der freien Fasskapazität !! zusammen. Nach dem schwachen und bei ihm „kein— Brunello JG.2014“ gab es im großen JG 2015 nur B. und keinen RdM da ausreichend freie Fässer im Keller. Im sagen wir mal mindestens so guten JG 2016 wurde auch ein RdM gefüllt, ebenso in allen Folgejahren bis jetzt mal 2019. Wenn das stimmt spräche das also für verkappten Brunello. So wie ich diesen RdM kenngelernt habe scheint er definitiv von zumindest sehr gutem Terroir zu stammen.
Wahrscheinlich ist das wohl auch mit dem neuen Top —Lage RdM von Casanova di Neri (Hasi Info) — der Fall.
Das war was ich meinte, Klassifizierung ist das Eine, was ins Glas kommt das Andere, den Preis bestimmt (weil er kauft oder auch nicht) zumindest über längere Zeit schon auch der Konsument, unabhängig jeglicher Klassifizierung (siehe Toskana mit den berühmten VDTs oder auch „Verhältnismäßigkeit der Klassifizierung zu Preis“ bei vielen Bordeaux).
Wie passt das in bzw. zwischen die bestehende Klassifizierung in Montalcino — hier Brunello und deutlich günstiger, sagen wir ein Drittel, dort der RdM. ?? Keine Ahnung 8-) 3. Kategorie im entstehen ?
Aber eigentlich, … auch wenn der Salvioni RdM knapp 40,— kostet, der Brunello 16 liegt beim 3—4 fachen, passt ja dann auch wieder :D
Gruß
Manfred
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