Ein Pärchen aus meiner Probenkiste war noch übrig:
Lisini, Rosso di Montalcino 2018
Lisini, Brunello di Montalcino 2016Beide in schönem Rubinrot mit leicht gelblicher Tendenz, minimal trübe. Der Rosso ist einen Hauch heller und klarer.
In der Nase der Rosso mit schöner tiefroter Frucht. Voluminöse Struktur. Ganz leichte Schärfe (Alk.?). Dezenter Holzeinsatz: kein Neuholz erkennbar; zurückhaltendes Toasting.
Der Brunello mit etwas dunklerer Frucht: blaue Noten gesellen sich hinzu. Auch hier ganz leichte Schärfe. Etwas Neuholz scheint hier im Spiel zu sein, aber alles bleibt dezent.
[+10'] Beim Rosso am Gaumen alles wie in der Nase. Die rote Frucht erinnert am ehesten an Herzkirsche. Ganz leicht herbe Würze verleiht Tiefe. Sehr angenehme Säure, frisch, aber nicht aufdringlich. Sehr feine und reife Tannine. Etwas wärmend. Feiner langer Abgang, betont etwas die Würze ggü. der Frucht.
Sehr harmonischer ausgewogener Wein, nicht ohne gewisse Tiefe. Sehr schön!
[+15'] Der Brunello ist wiedererkennbar ähnlich, aber mit etwas dunklerer Frucht als der Rosso (entsprechend der Nase), und etwas tiefer und komplexer. Ganz leicht angedeutete Fruchtsüße. Tanningerüst etwas kräftiger, aber auch sehr fein. Säure wirkt etwas unauffälliger (Extrakt?).
[+2d] Der Rosso immernoch schön, aber zunehmend linear.
Der Brunello hat eher noch an Komplexität zugelegt. Neuholz oder Süße sind heute unauffindbar. Seidige dunkle Frucht mit schöner Laub-Variation.
Die Schere ist etwas aufgegangen und entspricht jetzt mehr der Preisdifferenz (21,- vs. 39,50).
Beide heute mit deutlichem Hefe-Nachgang. Stört mich aber nicht weiter.
[+3d] Tendenz fortgesetzt.
Interessant: Der Rosso hat massig Depot, der Brunello garkeines!
Das waren beides sehr schöne Weine, recht seidig und zugänglich, was ihrer Qualität aber keinen Abbruch bereitet. Ich hatte richtig viel Spaß! Gerade am ersten Abend fand ich beide nicht allzuweit auseinander; das hat sich dann über die Tage gründlich geändert. Trotz des zeitlichen Abstands ohne Zweifel das beste Paar der Kiste (im Vgl. zu Vasco Sasseti, Col d'Orcia, Caprili, La Fornacina und Terre Nere).