Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

Vor ca. 4 Tagen waren wir wieder einmal im Ristorante Rabaja in Barbaresco. Für alle die mal da in der Ecke sind - ein Geheimtipp. Der Wirt Gian-Carlo verfügt über ein enormes Wissen und die Preise auf der riesigen Weinkarte sind sehr fair.

Zur Costate di Manzo (Tagliata) gab es einen Bric Turot 2004 von Prunotto sowie einen herrlichen Barbaresco "Rio Sordo" 1990 von den "Produttori del Barbaresco". Die Rio-Sordo-Lage gehört - neben Rabaja - zu meinen liebsten Lagen im Barbaresco und der Wein war einfach nur umwerfend gut. Ich habe keine Notizen gemacht, da das Essen im Mittelpunkt stand, doch so aus dem Kopf raus...

Typisch helle Nebbiolo-Farbe, leicht gereift.

Die Nase erst etwas muffig, dann nach ca. 30 Minuten im Dekanter fantastisches Bouquet nach Veilchen, Zedern, Leder und Gewürzen.

Am Gaumen perfekt ausgereift und voll auf dem Punkt. Weiche Gerbstoffe, stimmige Säure, rote Beerenfrucht und wieder eine würzige Komponente.

Fantastico. 17.5 vvpunkte (92). Jetzt trinken bis ca. 2014.

Ein weiter am Ostersonntag getrunkener Wein war ein Gaja - Barbaresco Sori San Lorenzo 1989.
Rahmenbedingengen: Die Flasche war optimal über die Jahre seit der Arrivage im Weinkeller gelagert. Ich habe den Wein dekantiert, zwischenverkostet und am Tisch saßen nur erfahrene Verkoster. Zwei Frauen haben nur einmal genippt, die dritte Frau nicht probiert, den Löwenanteil haben drei Männer getrunken. Wir konnten den Wein also ein bissel beobachten.
Fazit: Ein verblasstes Wässerle welches uns nur sehr bedingt Spaß bereitete. Die einstimmige Meinung war, daß der Wein über die Zeit ist. Kein Vergleich zum Sperss aus gleichem Hause.
Punkte: Weit entfernt von 90 und für mich (auch da der Wein variierte) nicht eindeutig eingrenzbar. Ich vergebe zwischen 83 und 87 Punkten.
Anmerkung: Hartgesottene und leidensfähige Liebhaber dieses piemontesischen Saftes vergeben höchstwahrscheinlich (wesentlich) mehr Punkte. Am Tisch saßen aber Weinliebhaber die sich weder von Etiketten blenden lassen, noch dogmatisch eine Weinregion in den Himmel heben.

Hartgesottene und leidensfähige Liebhaber dieses piemontesischen Saftes vergeben höchstwahrscheinlich (wesentlich) mehr Punkte. Am Tisch saßen aber Weinliebhaber die sich weder von Etiketten blenden lassen, noch dogmatisch eine Weinregion in den Himmel heben.

YOU MADE MY DAY !

Moin Jürgen,

schade, dass der 89er SSL bei Euch nicht den Erwartungen gerecht geworden ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr es mit einer "intakten" Flasche zu tun gehabt habt.

Dafür war der Wein vor zwei Jahren zu dicht und jung - innerhalb dieser kurzen Zeit kann ein Wein, vor allem bei perfekter Lagerung, nicht den Bach runter gehen. Wenn ich mich ganz täusche, hat unser Freund Hillside den Wein letztes Jahr mit 99 Punkten getrunken - übrigens blind und damit mit Sicherheit nicht durch das böse Etikett beeinflusst.

Ich habe eher das Gefühl, dass die Lagen-Barbarescos von Gaja ein Problem damit haben, überhaupt irgendwann mal richtig reif zu werden. Angeblich sollen die 78er gerade in eine erste Trinkreife-Phase kommen. Ich hätte sogar über eine gute Quelle kaufen können - letztendlich war mir das Spiel aber doch zu riskant.

Viele Grüße,

Oliver

Hllo Jürgen und Oliver,

nur zur Info - hier die CT-Noten zu diesem Wein, die insgesamt positiv sind, aber auch eine sehr ablehnende Bewertung enthält:

http://www.cellartracker.com/list.asp?T ... +gaja+1989

Grüße

Hartmut

Hallo Oliver,

man könnte sich bei unserer getrunkenen Flasche, die wirklich aus hervorragener Kellerlagerung stammte, natürlich darüber streiten, ob der Wein nur verschlossen oder über den Zenit war. Liebstöckelnoten habe ich keine geschmeckt, was für eine Verschlußphase spricht. Der Wein war aber tatsächlich nur ein trübes Wässerchen. Wo der irgendwann die Kraft eines zweiten Lebens hernehmen will, würde mich dann doch interessieren. Aber wie schon geschrieben, manche Nebbiololiebhaber hätten am Sonntag dem Wein mit Sicherheit über 90 Punkte gegeben. Ich bin ja schon oft genug in Verkostungsrunden gesessen, wo die Meinung über Nebbiolos weit auseinanderging.

Ich habe eher das Gefühl, dass die Lagen-Barbarescos von Gaja ein Problem damit haben, überhaupt irgendwann mal richtig reif zu werden.

Das Gefühl habe ich bei sehr vielen Nebbiolos im Allgemeinen. Auch das hat mich in den letzten Jahren vom Fan zum Kritiker dieses Rebensaftes werden lassen. Zu viele Enttäuschungen habe ich in dieser Zeit hinnehmen müssen (und nicht unbedingt darüber geschrieben).

Vom Sori San Lorenzo und anderen alten Gajas werde ich (wenn alles normal läuft) in den nächsten Jahren bestimmt immer mal wieder ein Flasche zu trinken bekommen. Der Keller - in dem der '89er San Lorenzo lag - ist ergiebig alte Weine betreffend.

Ciao tutti,

das Piemont kriegt noch eine DOC, nämlich Alba Rosso. Alba Rosso Weine müssen 70% bis 85% Nebbiolo und 15% bis 30% Barbera verwendet werden. Max. 5% sonstige im Piemont kultivierte Trauben dürfen ebenfalls verwandt werden. Warum zusätzlich zur Langhe Rosso DOC auch noch eine Alba Rosso DOC gebraucht wird, erschließt sich mir nicht. Weiß jemand mehr?

Ciao tutti,

das Piemont kriegt noch eine DOC, nämlich Alba Rosso. Alba Rosso Weine müssen 70% bis 85% Nebbiolo und 15% bis 30% Barbera verwendet werden. Max. 5% sonstige im Piemont kultivierte Trauben dürfen ebenfalls verwandt werden. Warum zusätzlich zur Langhe Rosso DOC auch noch eine Alba Rosso DOC gebraucht wird, erschließt sich mir nicht. Weiß jemand mehr?

... ääähh, sind doch Italiener, oder?

Hi zusammen,
gerade ein Angebot für
2006 Scanavino Barbaresco
erhalten und in Anspruch genommen.
Hat auf cellartracker.com (http://www.cellartracker.com/wine.asp?iWine=1051771) auch für ältere Jahrgänge eine durchweg gute Bewertung erhalten
Bei einem Preis von knapp 8€ die Flasche durchaus eine Versuchung wert.
Hatte den einer von euch schon mal zu Tisch?
Werde zeitnah eine Bewertung abtippen.

2008 Scanavino Barbaresco 14% Alc.
typische Nebbiolo Farbe und Nase. Am Gaumen deutlich jugendlicher Charakter – ziemlich fordende Tannine mit einer frischen, nicht spitzen Säure. Alles wird bereits jetzt sehr gut vom stabilen Fruchtgerüst des Weins getragen. Ich würde ihn als klassischen Barbareco bezeichen, kein störendes Holz, keine Überextraktion - sehr gut. Die 14% Alkohol sind in keinster Weise zu erahnen. Gute Länge im Abgang mit angenehmer Adstingens. Ein sehr zu empfehlender Tropfen, welcher nun leider wieder zum regulären, aber immer noch guten Preis von 16€ zu haben ist.
Wird sich im Laufe der nächsten 10 Jahren sicherlich noch positiv entwickeln, die Voraussetzungen dafür hat er.
90-92