Wenn es um Barolo geht, ist der bekannteste Betrieb vermutlich der vom 2005 verstorbenen
Bartolo Mascarello, ein Kultweingut, dessen Barolo im freien Handel - wenn überhaupt - nur noch zu astronomischen Preisen auftaucht. Es gibt aber noch einen weiteren Mascarello,
Giuseppe Mascarello (meines Wissens nach trotz Namensgleichheit nicht verwandt), der etwas weniger bekannt ist, aber ebenso hervorragende Barolos erzeugt. Hier entstehen die für mich leisesten, feinsten und subtilsten Barolos überhaupt, deren seidig-transparente Art mich tatsächlich an den völlig abgelutschten Begriff "burgundisch" denken lassen. Leider ist das auch anderen Leuten nicht entgangen, und die Weine sind in den letzten Jahren auch hier empfindlich teuer geworden, für die Barolos muss man inzwischen auch einen dreistelligen Betrag hinlegen.
Glücklicherweise habe ich noch Bestände aus Zeiten, als der Preis noch etwas moderater war. Am Wochenende gab es die Gelegenheit, zwei Jahrgänge direkt miteinander zu vergleichen:
Barolo Monprivato 1998 (14%Vol.) und
Barolo Monprivato 2013 (13,5%Vol.) Nicht dekantiert, was vermutlich richtig war, denn sehr viel Luft hätte den 98er womöglich gekillt.
Jahrgang 1998: Helles, durchscheinendes Braunrot mit orangen Reflexen. Wenn ein Bordeaux so aussieht, ist er mausetot, aber bei etwas älterem Barolo geht das oft ohne Probleme. Der Wein braucht ein paar Minuten, um sich zu öffnen, dann ganz fein rotfruchtig, Kirsche und etwas Erdbeere, ein Hauch Minze, daneben aber leider auch ein deutlicher Oxidationston, der an Tawny Port erinnert und sich im laufe des Abends noch verstärkt, aber nicht völlig dominant wird. Im Gaumen hingegen völlig intakt, sehr vielschichtig, aber leise, verlangt Aufmerksamkeit.
In der Flasche verblieb ein knappes Drittel des Inhalts, den Rest habe ich 24 Stnden später getrunken. Paradox: der Oxidationston in der Nase war völlig verschwunden und hatte ganz der feinen Rotfrucht Platz gemacht, aber dafür war das oxidativ-portige jetzt im Gaumen angekommen.
Nein, hinüber war der Wein ganz und gar nicht, und schon noch mit Genuss zu trinken; ich denke aber, dass er mir ein paar Jahre jünger doch besser gefallen hätte. Altweinfreaks würden das vermutlich anders sehen.
Jahrgang 2013: Auch hier sehr helle Farbe, transparentes Kirschrot, aber ohne Alterstöne. Braucht im Glas ebenfalls ein paar Minuten, um sich zu entfalten, dann superfeine Frucht, Sauerkirsche und auch hier etwas Erdbeere, ganz zart Rosenblüte. Das Tannin zwar spürbar, aber ganz sanft, frische Säure (deutlich mehr als beim 98er), alle Komponenten fein verwoben, lang. Erstklassig, aber auch sehr leise - ich vermute, dass der in einer Parallelverkostung mit "dickeren" Barolo einfach übersehen werden würde.
24 Stunden später: unverändert und völlig stabil.
Interessant ist auch, dass die Etiketten, die beim flüchtigen Hinsehen gleich aussehen, in Typographie und Gestaltung doch einige Unterschiede aufweisen:
Gruß
Ulli