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Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

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Dilbert

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSo 19. Feb 2023, 17:30

Noch ein kurzer Nachbericht:
Letzten Freitag in kleiner Runde eine Nebbiolo-Verkostung. Mit dabei:

Brezza, Vigna Rosalia, Nebbiolo d'Alba, 2020
Cavallotto, Langhe Nebbiolo, 2020
Palladino, Barolo Seralunga, 2016
Brezza, Barolo Cannubi, 2014


Winner of the Night war für mich der Cavallotto Nebbiolo Langhe. Klasse Wein, Frische und Tiefgang vereinend. Da kamen auch die - zugegebener Weise etwas einfacheren - Barolo nicht mit.
Hab' gerade mal nachgeschaut, der kostet in D zw. 27 und 33 EUR - In Alba habe ich den Wein für schlanke 17 EUR erstanden. Für den Preis wirklich sehr, sehr gut!!

Gruß,
Jochen
„Eine Magnum-Flasche? Genau die richtige Größe für einen schönen Abend. Vorausgesetzt, man beginnt mit einem Champagner, man endet das Menu mit einem Sauternes, und man ist allein daheim…“
(Anthony Barton)
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Créot

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragDo 9. Mär 2023, 21:57

Ca' del Baio Barbaresco Asili 2012

Minze und Eukalyptus in der Nase, dann Kirsche, getrocknete Rosen, Lakritze und Teer. Tolle Intensität. Fächert sich schön auf. Am Gaumen satte Frucht, Kirsche, schöne Würze, viel Druck und Kraft mit guter Frische und schöner Kompexität. Richtig gut. Am dritten Abend etwas ruppiger. Ca‘ del Baio ist im Barolo/Barbaresco-Koordinatensystem als recht modern kategorisiert. Man hat hier schon eine kräftigere Extraktion, was aber dem etwas leichteren 2012er Jahrgang sehr gut steht. Das wirkt nicht gemacht und Holz stört auch nicht, nur zeigt sich am drit-ten Abend etwas bitteres Tannin im Abgang. Wer Punkte mag: Ich sehe den Wein deutlich besser als die 87 Punkte von O’Keefe und auch einen Tick besser als die 90 bei Galloni. Für damals 20,- Euro ein sehr sehr gutes PLV. Würde ich in den nächsten 3-5 Jahren trinken.
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Créot

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSa 11. Mär 2023, 10:10

Bei Lobenberg sind die Produttori Riservas 2019 im Vorverkauf. Wahrscheinlich wird's nicht billiger ...

Grüße
Stefan
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UlliB

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSa 11. Mär 2023, 11:58

Créot hat geschrieben:Bei Lobenberg sind die Produttori Riservas 2019 im Vorverkauf. Wahrscheinlich wird's nicht billiger ...

:o :shock:

Für die 15er habe ich in Alba noch die Hälfte bezahlt...

Ich bin da jetzt raus. Die Weine sind gut, aber das Geld gebe ich dann doch lieber für etwas anders aus.

Gruß
Ulli
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harti

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSa 11. Mär 2023, 16:45

Die Preissprünge sind wirklich exorbitant. Rabaja und Asili für 62 €, dabei 3 Fl. Zuteilung für Clubmitglieder. Da bin ich froh, bei älteren Jahrgängen gut versorgt zu sein.

Nicht nur die Barbaresco sind drastisch im Preis gestiegen. Auch die 19er Barolo sind preislich völlig aus dem Ruder gelaufen.

Grüße

Hartmut
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Créot

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragMo 13. Mär 2023, 15:31

Moin Hartmut, ich muss bekennen: ich habe noch mal zugeschlagen (auch wenn ich das aufgrund eines vollen Kellers eigentlich hätte lassen sollen :oops:). Letztlich spricht für die Produttori das, was du auch sagst:
harti hat geschrieben:Nicht nur die Barbaresco sind drastisch im Preis gestiegen. Auch die 19er Barolo sind preislich völlig aus dem Ruder gelaufen.

Wenn ich mir anschaue, wo nicht nur Brovia, sondern auch Vajra, Cogno, Alessandria oder selbst Trediberri gelandet sind, die ich in den letzten Jahren noch gekauft habe, nachdem ich mich von Vietti, Bartolo Mascarello oder Guiseppe Rinaldi verabschiedet habe, dann sind die Produttori irgendwie noch realistisch. Selbst die Einstiegsbarolos kosten ja schon um die 40,- Euro... Kann natürlich auch sein, dass Lobenberg überzieht (andere Angebote kenne ich noch nicht). Aber ja, die Zeiten, in denen die Produttori tendenziell noch Schnäppchen waren sind vorbei.

Grüße
Stefan

Vielleicht liegt es auch daran: Beim 16er Barbaresco Classico habe ich auch erst gezögert, weil der sich von der 20,- Euro Marke verabschiedete und habe dann noch teurer nachgekauft ...

Ach ja: Vielleicht kann Ulli ja für alle den günstigen Stoff direkt aus dem Piemont mitbringen :roll:
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UlliB

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragMo 13. Mär 2023, 15:59

Créot hat geschrieben:Ach ja: Vielleicht kann Ulli ja für alle den günstigen Stoff direkt aus dem Piemont mitbringen :roll:

Ich fürchte, dass die Produttori-Riserva da jetzt auch keine 30 Euro mehr kosten :cry:

Eigentlich wollte ich dieses Jahr mal wieder in die Gegend, aber die sich jetzt abzeichnende extreme Dürre ist dafür nicht so sehr motivierend. Ich behalte das im Auge...

Bei Nebbiolo habe ich mich in letzter Zeit ein wenig auf die weitgehend unbekannten DOCs im Nordpiemont verlagert. Da geht das preislich noch, auch wenn dort die Preise jetzt auch anziehen. Der Charakter der Weine ist aber natürlich schon anders als in den Langhe.

Gruß
Ulli
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Créot

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragDi 14. Mär 2023, 14:11

UlliB hat geschrieben:Bei Nebbiolo habe ich mich in letzter Zeit ein wenig auf die weitgehend unbekannten DOCs im Nordpiemont verlagert. Da geht das preislich noch, auch wenn dort die Preise jetzt auch anziehen. Der Charakter der Weine ist aber natürlich schon anders als in den Langhe.

Ich finde das in der Tat auch eine recht spannende Region, in die ich mich aber noch ganz schön reinsaufen muss. Ich hatte ein paar jüngere und kleinere Sachen, die mir gut gefallen haben, aber noch wenig älteres Zeug. Ich bin noch extrem unsicher wegen des Reifeverhaltens (macht es Sinn, jetzt 2015er oder 16er aufzureißen???), wie die Jahrgänge ausfallen (ist das ähnlich wie in der Langhe oder - erwartungsgemäß - ganz anders und wenn anders, dann wie???) oder was die Unterschiede der unterschiedlichen Appellationen sind. Bis jetzt fand ich die Sachen aber nicht als Ersatz für Barolo oder Barbaresco.

Ulli, du hast ja schon ein paar Sachen probiert: hast du besondere Empfehlungen? Bzw. ich wäre sehr an einem Alto-Piemont-Abend interessiert. Vielleicht finden sich ja ein paar Interessierte?

Grüße
Stefan
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olifant

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragDi 14. Mär 2023, 14:39

Créot hat geschrieben:Ich finde das in der Tat auch eine recht spannende Region, in die ich mich aber noch ganz schön reinsaufen muss. Ich hatte ein paar jüngere und kleinere Sachen, die mir gut gefallen haben, aber noch wenig älteres Zeug. Ich bin noch extrem unsicher wegen des Reifeverhaltens (macht es Sinn, jetzt 2015er oder 16er aufzureißen???), wie die Jahrgänge ausfallen (ist das ähnlich wie in der Langhe oder - erwartungsgemäß - ganz anders und wenn anders, dann wie???) oder was die Unterschiede der unterschiedlichen Appellationen sind. Bis jetzt fand ich die Sachen aber nicht als Ersatz für Barolo oder Barbaresco.

Ulli, du hast ja schon ein paar Sachen probiert: hast du besondere Empfehlungen? Bzw. ich wäre sehr an einem Alto-Piemont-Abend interessiert. Vielleicht finden sich ja ein paar Interessierte?

Grüße
Stefan



Das Reifeverhalten sehe ich noch etwas "traditioneller" als im Barolo und Barbareso, d.h.m.E. auch kleine Basisweine vertragen schon mal 4, 5 Jahre ohne Einbussen, bzw. mit Gewinn. Ansonsten gilt zumeist: Sehr gute Lagerfähigkeiten.
Die Jahrgänge fallen m.E. im Wesentlichen wie im Barolo / Barbaresco aus, wobei jahrgangsbedingte Ausschläge nach oben oder unten stärker sein können.

Die Unterschiede sehe ich hier weniger zwischen den Apellationen, als zwischen den Winzern.
Diese Weine als Ersatz für Barolo und Barbaresco zu sehen geht wohl nur bedingt. Ausser einigen Ghemme und Gattinara, die doch schon an die südlichen grossen B's erinnern können, sind die Geschmacksbilder manchmal auch deutlich anders geprägt - ein Blick auf die jeweilige Cuvée, 100% Nebbiolo ist die Ausnahme, ist dann u.U. hilfreich.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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UlliB

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Re: Piemont - Barbaresco und die Langhe (außer Barolo)

BeitragSa 18. Mär 2023, 11:05

Créot hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Bei Nebbiolo habe ich mich in letzter Zeit ein wenig auf die weitgehend unbekannten DOCs im Nordpiemont verlagert. Da geht das preislich noch, auch wenn dort die Preise jetzt auch anziehen. Der Charakter der Weine ist aber natürlich schon anders als in den Langhe.

Ich finde das in der Tat auch eine recht spannende Region, in die ich mich aber noch ganz schön reinsaufen muss. Ich hatte ein paar jüngere und kleinere Sachen, die mir gut gefallen haben, aber noch wenig älteres Zeug. Ich bin noch extrem unsicher wegen des Reifeverhaltens (macht es Sinn, jetzt 2015er oder 16er aufzureißen???), wie die Jahrgänge ausfallen (ist das ähnlich wie in der Langhe oder - erwartungsgemäß - ganz anders und wenn anders, dann wie???) oder was die Unterschiede der unterschiedlichen Appellationen sind. Bis jetzt fand ich die Sachen aber nicht als Ersatz für Barolo oder Barbaresco.

Ulli, du hast ja schon ein paar Sachen probiert: hast du besondere Empfehlungen?

Sorry, ich habe die Frage im letzten Absatz erst jetzt gesehen. Bevor ich ganz kurz darauf eingehe, noch ein paar Anmerkungen zu den anderen Punkten, auch wenn Ralf (@olifant) dazu schon etwas geschrieben hat.

- Was die Frage nach "Ersatz" betrifft: wenn man unter diesem Begriff Austauschbarkeit versteht, nämlich etwas Gleichartiges und Gleichwertiges, funktioniert das nicht. Aber das funktioniert ja bei keiner wirklich guten Herkunft: eine Cabernet/Merlot-Cuvée von sonstwo "ersetzt" keinen hochwertigen Bordeaux (so gut sie im Einzelfall auch sein mag), und ein erstklassiger roter Burgunder von der Côte de Nuits lässt sich nicht durch einen Pinot noir aus anderen Gebieten 1:1 ersetzen, auch wenn das manche Händler behaupten. Ich würde eher sagen, dass aus dem nördlichen Piemont interessante Nebbiolo-Alternativen kommen, die den Grundcharakter der Rebsorte ebenso klar zeigen.

- Jahrgänge: das sehe ich so wie Ralf. Die Gebiete befinden sich zu den Langhe geografisch gesehen immer noch nahe genug, um keine fundamentalen Abweichungen im Klimaverlauf zu haben.

- Unterschiede der Appellationen: dazu habe ich vor einem Jahr in einem anderen Thread folgendes geschrieben:
Wie weiter oben [...] erwähnt, beträgt die bestockte Rebfläche im nördlichen Piemont insgesamt nur gut 500 Hektar. Diese verteilen sich auf drei DOCGs und zehn DOCs. Da bleibt dann pro Herkunft nicht mehr sehr viel Fläche übrig.

Von diesen dreizehn Herkünften liegen gleich neun im Umkreis weniger Kilometer nordwestlich der Stadt Novara [...] In allen diesen Herkünften wird Rotwein produziert, Nebbiolo ist die Leitsorte, die gibt's entweder sortenrein oder verschnitten mit anderen autochthonen Sorten. Die Geologie ist hier auch nicht sehr heterogen, der Boden besteht aus Material, das aus den Alpen abgetragen wurde, Schotter und andere Sedimente. Ob da zwischen den einzelnen DOC(G)s große Unterschiede bestehen, würde ich eher bezweifeln. Außerdem dürfte es schwierig sein, einen spezifischen Herkunftscharakter auszumachen, wenn es in manchen DOCs nur zwei oder drei Erzeuger gibt. Die Vielfalt der Herkünfte scheint mir mehr Lokalpatriotismus und Eigensinn geschuldet zu sein als Sachgründen, und vermutlich würde man marketingtechnisch besser fahren, wenn sich zumindest die kleinen und unbekannteren Herkünfte zu einer Dach-DOC(G) "Alto Piemonte" zusammenschließen würden.

Zwei Empfehlungen zu Erzeugern:

- Noah (Bramaterra / Lessona) - von allen Weinen, die ich aus dem Gebiet hatte, die elegantesten und tiefgründigsten. Allerdings hatte ich gerade vor ein paar Tagen einen Bramaterra 2015 im Glas, der sowas von vernagelt war und sich nicht zum Leben erwecken ließ, womit dann auch die Frage geklärt wäre, ob es auch hier Verschlussphasen gibt.

- Brigatti: der Möt Ziflon (Colline Novaresi) ist unter dem Preis-Leistungs-Gesichtspunkt ein beständiger Knaller, allerdings kein reinsortiger Nebbiolo. Der 18er gefiel mir kürzlich noch besser als der im Parallelthread beschriebene 17er. Und von Brigatti gibt es auch einen reinsortigen Nebbiolo, einen Ghemme, der gerade mal etwas über 20 Euro kostet und es qualitativ mit so manchem Barbaresco aufnehmen kann.

Gruß
Ulli
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