Als großer Süßweinfan reizen mich vor allem die stilistischen Unterschiede. Für mich irgendwo in der Mitte zwischen der Kraft und Expressivität und kandierten Zitrusfruchtaromatik mancher Sauternes und der kristallinen Reinheit eines Riesling Eisweins oder einer botrytisfreien oder -armen Auslese liegen die süßen Vouvrays von Huet. Zusätzlich zu dem normalen
Moelleux gibt es meist noch eine oder mehrere Auslesen der besten Trauben, die als
1ère Trie auf den Markt gebracht wird. Das sind nicht immer Botrytistrauben, sondern teils auch vom Wind eingeschrumpelte Trauben (Passerilage).
Am Ende der Nicolas Joly Probe hatten wir noch zwei Jahrgänge
Vouvray Le Mont Moelleux 1ère Trie, nämlich aus 1996 und 1990. Aus 1996 kannte ich schon den Clos du Bourg Moelleux 1ère Trie, den ich vor ca. zwei Jahren schon ausgezeichnet fand. Der 1996 Le Mont konnte dem Clos du Bourg noch einen kleinen Tick an Komplexität hinzufügen, vor allem eine unglaublich strahlende, klare und laserartige Säure, die wirklich ausgeprägt ist, aber keinesfalls hervorsticht. Diese Säure hatte auch der 1990er, der mich noch deutlich mehr fasziniert hat, noch mehr übrigens auch als der bei der großen Huet Probe getrunkene 1989er. Der 1990er hatte eine so ausgeprägte Tarte Tatin Note, vor allem ein dunkel-rauchiges Karamell, dazu aber etwas Zitronensaft und gebackener Apfel, etwas Vanille. Getrunken haben wir beide Weine zu einer Apfel Tarte à l'Alsacienne, was auch hervorragend passte.
Jedenfalls unter preislichen Gesichtspunkten sind die Huet Moelleux 1ère Tries vielleicht sogar meine Lieblingssüßweine. Billig sind sie natürlich nicht, dafür aber Jahrzehnte problemlos lagerfähig und mit Potenzial für die wirklich ganz große Bühne.