Loire trockene Weissweine

Ich habe mir auch ein paar Muscadet-Weine gekauft und heute den ersten geöffnet.
Domaine Bid`gi Haute Cariziere 2022 - Muscadet Sevre et Maine
Der Wein ist trocken, dezente Frucht. Der Händler schreibt Feuerstein, Ananas, Zitrusfrüchte. Ananas deutlich,auch Zitrusfrucht kann ich nachvollziehen trotz milder Säure. Feuerstein schmecke, rieche ich nicht. Der Wein ist zum Essen besser als Solo, hat 12 % Alk und wirkt angenehm frisch. Er kostet 9 € bei Karl Kerler. Ein guter Wein für den Preis.
Noch einen schönen Sonntag
Jens

Nochmals herzlichen Dank an alle für die Diskussion. Und vor allem natürlich an Ulli und Michl, die sich auf einen Selbstversuch eingelassen haben. Ich muss gestehen, ich hatte durchaus diverse Reaktionen erwartet, dass die Weine aber so durchfallen würden hat mich dann doch überrascht. Vor allem, weil ich mit Michl und Ulli ihren Beiträgen nach sonst sehr viele Vorlieben (und auch Abneigungen) teile.
Ich hatte ja versprochen, dass ich mich auch selber nochmal überprüfen will. Zu einer grösseren Probe hat es noch nicht gereicht, aber nach Rückkehr von einer Reise habe ich gestern abend eine Flasche Clos des Briords 2018 zu einem Abendessen mit ein paar Weinfreunden mitgenommen. Ich sagte nur ich hätte gerne ihre Eindrücke, aus einem Grund den ich später verraten würde. Daraufhin kam die erste Überraschung, als nämlich unser erfahrenster Verkoster (und Inhaber einer der besten Weinhandlungen in Boston) meinte er hätte ja das ganze Hoopla um die neuen Muscadets noch nie wirklich verstanden, die seien doch alle etwas simple gestrickt ohne grössere Komplexität. Seine Kommentare in Gänze hörten sich so an als ob er womöglich hier unter dem Pseudonym UlliB schreiben würde. Als nächstes verblüffte mich ein Freund von dem ich weiss, dass er seit vielen Jahren Muscadets, unter anderem Clos des Briords, jährlich kistenweise einlagert. Er sei sich nicht so sicher, ob das was uns alle vor 20 Jahren an diesen Weinen begeisterte mit dem Klimawandel immer noch vorhanden sei. Er sei vollkommen überzeugt, dass die Muscadetverächter vor 20 Jahren voll daneben lagen bzw nicht die guten Sachen probiert hatten, aber in letzter Zeit käme er ins grübeln. Da passte der 2018er natürlich ganz gut, denn das Jahr war heiss und der Wein schien tatsächlich auch etwas breiter als frühere Jahrgänge. Auch etwas wenig Säure wurde von dem einen oder anderen bemängelt, wobei andere dem energisch widersprachen. Einig war man sich dann wieder, dass sich der Wein mit etwas Luft deutlich besser präsentierte und mehr Spannung und Spiel hatte. Ich musste sehr an Michls "eine ganz eigene Art von struktureller Eleganz" denken, das trifft es für mich wirklich ganz grossartig. Ich hätte sehr gerne einen guten Silvaner oder Weissburgunder (oder gar Riesling?) daneben gehabt im Vergleich. Der Wein danach war ein Domaine des Ardoisières Quartz, ein Altesse und somit ein Wein der durchaus auch in die sehr mineralisch umfruchtige Richtung geht. Der hatte dann nicht unerwartet deutlich mehr zu bieten, kostet allerdings auch das sechsfache.
Jetzt bin ich wirklich gespannt auf eine detailliertere Probe in der nahen Zukunft.

Heute der zweite Muscadet. Domaine Bid'gi 2014 Vieilles Vignes Muscadet Sèvre et Maine.
Richtung Gold gehende Farbe. Aromen wie bei einem Sherry. Man merkt den Holzausbau. Trocken, keine Frucht, frisch, mineralisch und durchaus kräftig. Wir haben den Wein zu einem Fischgericht getrunken. Passte sehr gut.
Ziemliches Kontrastprogramm zum Muscadet von gestern. Der Wein kostet 15 €. Absolut spannend und eine Bereicherung, wenn man sonst überwiegend deutsche Weißweine trinkt.
Beste Grüße
Jens

Hallo Georg,
ich hatte deinen letzten Beitrag noch nicht gelesen als ich meine 2. Verkostungsnotiz eingestellt habe. Die beiden probierten Weine sind bei mir gar nicht durchgefallen. Einen Muscadet der Domaine habe ich noch und ich bin dankbar, dass du mich auf die Region aufmerksam gemacht hast.
LG
Jens

Bernard Baudry, Chinon Blanc, 2019, 13,5% vol. alc. 100% Chenin Blanc (vorletzte Flasche)

In der Nase ist der Pfirsich nicht mehr so ausgeprägt, dass er mich quasi anspringt. Bleibt aber meine erste Assoziation.

Trocken im Geschmack, schöne Säure. Fruchtig, mit Quitte, vielleicht Mirabellen?

Die Weine von Baudry machen mir alle sehr viel Spaß. Vom weißen Chinon muss ich wohl Nachfolge Jahrgänge nachbestellen.

Gestern haben wir einen grösseren Muscadet Abend geschafft. Verkostet wurde blind, gegessen wurden verschiedene Fische und Meeresfrüchte.
Es gab Domaine de la Pépière Clos des Briords 2013, 2014, 2017, 2019 sowie Clisson 2014 und 2019.
Dazu Domaine de la Louvetrie "Hermine d'Or" 2010.

Unser ziemlich einstimmiges Fazit:
1) Ein paar Jahre Reife stehen den Weinen wirklich gut, aber das Optimum schient eher so zwischen 3 und 10 Jahren nach Ernte zu liegen. Die älteren Weine waren deutlich spannungsärmer ohne sonstwie viel gewonnen zu haben. Der Clisson 2014 war allerdings sehr sehr gut, vielleicht reifen die Crus doch etwas besser.
2) Zumindest bis 2019 scheint das wärmere Wetter kein grosses Problem geworden zu sein. 2019 war sehr lebendig und frisch. 2017 auch. Das waren eindeutig die besten Briords des Abends (auch ganz sicher im Vergleich zum 2018er vor ein paar Tagen).
3) Die Clissons waren beide deutlich vollmundiger und auch tiefer als die anderen Weine. Ob das noch klassisch Muscadet ist könnte man diskutieren, aber beide Weine waren in sich sehr stimmig.
4) Die besten Weine des Abends (CdB 2017/2019 und Clisson 2014/2019) fand ich strukturell sehr komplex und mit ganz grosser Freude und auch anhaltendem Interesse zu trinken. Dass man Weine dieser Qualität und mit solcher Spannung (die allerdings viele ganz offensichtlich nicht als solche empfinden) in Deutschland an jeder Ecke finden könne sehe ich für mich nach wie vor nicht so.
Viele Grüße
Georg

Ich denke, ein ganz entscheidender Aspekt ist, daß ich diese Weine (jedenfalls die Bid´Gi) ausschließlich zum Essen trinke und gekauft habe.
Und dies deckt sich ja in etwa mit den Eindrücken von Jens und Georg.

Jetzt bin ich gespannt, Jens , welchen Wein Du Dir als Dritten ausgesucht hast. Ich hoffe den Grand Mortier oder den Mature, denn die beiden sind meine Favoriten aus dem Sortiment der Domaine.

Herzliche Grüße,
Volker

Hallo Volker,
der dritte Wein der Domaine Bid Gi ist/war der Le Vieux Chai. Einer der günstigeren Weine (8-9 €). Den Wein hätte man mir auch als Silvaner unterschieben können. Ich bin vielleicht aber auch nicht so ein Analytiker wie einige andere hier. Der Wein ist leicht und hat recht wenig Säure, ohne breit zu werden. Auf dem Etikett wird er zu Fisch und Meeresfrüchten empfohlen. Für mich ist das ein "Frühlingswein" zu leichter Küche. Es gibt ja auch bald wieder Spargel.
Die interessanteren Weine sind wohl die etwas teureren, die sich mit ein paar Jahren der Reife so entwickeln, wie oben beschrieben. Ich habe in den letzten Tagen auch den im Aldinger-Thread empfohlenen Chardonnay getrunken. Sehr gut! Der 2014er Muscadet von Bid Gi hat mir zum Essen genausoviel Freude bereitet.
Frohe Ostertage
Jens

Danke für die prompte Rückmeldung Jens!
Den Le Vieux Chai hatte ich ausgelassen und bin stattdessen beim Haute Cariziere eingestiegen.
Als Spargel-Begleiter - darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht und werde es probieren.

Ich verfüge leider auch nicht über die präzisen analytischen Fähigkeiten wie einige hier und ich stimme Dir voll zu, die etwas teureren Weine der Domaine finde ich auch interessanter. Was ich bei meinem Besuch auf/bei der Domaine so klasse fand, war eben auch die Verfügbarkeit dieser bis zu 12 Jahre alten Weine aus allen möglichen Behältnissen bis hin zum Beton-Ei.
Eigentlich ein "Rieslinger und Cheniner", habe ich mich in den letzten 15 Jahren zusätzlich an der Loire "festgetrunken" und empfinde jetzt diese unterschiedlichen Muscadets als spannende Ergänzung zu den anderen Weissweinen der Loire.

Wohl bekomms,
Volker

Bei Karl Kerler gibt es gerade Weine der Domaine im Angebot.