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Hallo zusammen,
vergangene Woche hatten wir in sehr netter Runde und unter Beteiligung mehrerer hier schreibender Forumsteilnehmer die Gelegenheit, eine Reihe Weißweine aus dem Roussillon nebeneinander zu probieren. Nicht nur die Rotweine, sondern auch die Weißweine aus dem südlichsten Zipfel Frankreichs sind schon etwas länger dem Geheimtipp-Status entschlichen, aber auch noch nicht vollständig. Noch bis in die 80er Jahre lieferten die meisten Betriebe ihre Trauben an die lokalen Kooperativen. Aber wie in vielen Weinregionen der Welt geschehen, kam eins (ein Zugpferd/Pionier - hier Gérard Gauby) zum anderen (durchaus kühle Lagen in >300 m Höhe mit überwiegend Schiefer-, Granit-, Mergel- und Kalkböden, und bepflanzt mit uralten Reben der traditionellen Sorten des französischen Südens) zum nächsten (einige Quereinsteiger, die sich die Möglichkeiten nicht entgehen lassen wollten). Recht schnell entwickelte sich dann eine beachtenswerte Dynamik, die noch lange nicht zu Ende scheint.
Für die Probe hatten wir insgesamt 13 Weine zusammengetragen, die sich zum einen aus dem Dunstkreis von Gérard Gauby speisten, zum anderen aus einigen seiner "Jünger" und zum Dritten aus Winzern einer jungen Generation, die einige Experimente wagen. Gemeinsam war sehr vielen Weinen, dass sie aus einem eher kleinen Dunstkreis von ca. 50 km westlich/nordwestlich von Perpignan entstammen. Gemeinsam war nahezu allen Weinen weiter, dass sie aus bio- oder bio-dynamischem Anbau erzeugt wurden. Durchaus bemerkenswert war schließlich die Fülle von Weinen von ausländischen Quereinsteigern. Die Domaine Riberach zum Beispiel, entstanden aus den umgebauten Räumen der ehemaligen Kooperative von Belesta (oder auf katalonisch Riberach) und nunmehr sowohl Weingut als auch Hotel und Restaurant, wurde von Moritz Herzog, einem österreichischen Sommelier mit ins Leben gerufen. Weitere Quereinsteiger kommen aus der Schweiz (Domaine des Enfants), Deutschland (Domaine de l'Horizon), Südafrika und Neuseeland (Domaine Matassa).
Probiert haben wir die folgenden Weine von jung nach alt:
Apéritif: Ametzoi - D.O. Getariako Txakolina Txakoli "Primus Circumdedisti Me" 2010
Domaine du Possible - AOP Côtes du Roussillon "Cours Toujours" 2010
Riberach - IGP Côtes Catalanes "Synthèse Blanc" 2009
Domaine de l'Horizon - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc 2009
Mas Mudigliza - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc "CaudaLouis" 2009
Gilles Troullier - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc "De-Ci Déla" 2009
Domaine Gauby - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc Vielles Vignes 2008
Domaine Matassa - Vin de Pays des Côtes Catalanes "Matassa" Blanc 2008
Domaine des Enfants - Vin de Pays des Côtes Catalanes "Tabula Rasa" Blanc 2008
Domaine Le Soula - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc 2004
Domaine Gauby - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc Vielles Vignes 2004
Domaine de l'Orri - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc 2002
Domaine La Boria - AOP Côtes du Roussillon Blanc "Nova" 2009
Das Niveau war - da schien sich die Runde halbwegs einig - durchgängig recht hoch, ohne dass - so schien es mir - ein ganz klarer Favorit zu erkennen war. Interessant zu sehen war, dass die Rebsorten gar keine so große Rolle spielen. Nur der Riberach "Hyphothèse", ein 100% Carignan Blanc, fiel mit seiner krassen Säure wirklich als möglicherweise stark von der Rebsorte geprägt auf. Ich sage möglicherweise, da mir persönlich da einfach die Vergleichsmöglichkeiten fehlen und es im Zweifel auch gar nicht so viele gibt. Auch die Bodenart drückte den Weinen - jedenfalls aus meiner Sicht - keinen ganz dicken Stempel auf. Dunkel-rauchige Schiefernoten wie z.B. bei Moselrieslingen konnte ich nirgends erkennen, eher schon eine gewisse Kargheit bei den Weinen von Granit- und Kalkböden. Trotzdem waren alle Weine sehr unterschiedlich, teils sehr zurückhaltend und auch etwas verschlossen (z.B. l'Horizon, Gauby, Matassa), teils schön offen und einladend (z.B. Mas Mudigliza, Gilles Troullier), teils im eher reifen Stil (Domaine des Enfants) und teils fast schon sehnig (z.B. Riberach "Hypothèse).
Meine drei Favoriten waren der Le Soula, der Domaine de l'Horizon Blanc und der Domaine de l'Orri. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis habe ich bei Gilles Troullier gesehen. Eins muss man leider sagen: bei nicht ganz entfernter Stilistik schlagen sich die Weine preislich im Vergleich zum Burgund ganz gut, wirklich günstig sind sie aber trotzdem nicht.
Am Ende gab es noch zwei ganz ausgezeichnete Rote, einen beschwingt leichten, der wie ein Beaujolais Cru aus dem Süden schmeckte, und einen herrlich tiefen, kräftigen und wärmenden.
Domaine La Boria - AOP Côtes du Roussillon "Merci" 2010
Domaine des Enfants - Vin de Pays des Côtes Catalanes "L'enfant perdu" 2008
Meine Notizen, die nicht so richtig belastbar sind, finden sich hier: http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_l ... he+starten.
Ich hoffe, wir hören noch ein paar weitere Eindrücke. Es würde mich freuen .
vergangene Woche hatten wir in sehr netter Runde und unter Beteiligung mehrerer hier schreibender Forumsteilnehmer die Gelegenheit, eine Reihe Weißweine aus dem Roussillon nebeneinander zu probieren. Nicht nur die Rotweine, sondern auch die Weißweine aus dem südlichsten Zipfel Frankreichs sind schon etwas länger dem Geheimtipp-Status entschlichen, aber auch noch nicht vollständig. Noch bis in die 80er Jahre lieferten die meisten Betriebe ihre Trauben an die lokalen Kooperativen. Aber wie in vielen Weinregionen der Welt geschehen, kam eins (ein Zugpferd/Pionier - hier Gérard Gauby) zum anderen (durchaus kühle Lagen in >300 m Höhe mit überwiegend Schiefer-, Granit-, Mergel- und Kalkböden, und bepflanzt mit uralten Reben der traditionellen Sorten des französischen Südens) zum nächsten (einige Quereinsteiger, die sich die Möglichkeiten nicht entgehen lassen wollten). Recht schnell entwickelte sich dann eine beachtenswerte Dynamik, die noch lange nicht zu Ende scheint.
Für die Probe hatten wir insgesamt 13 Weine zusammengetragen, die sich zum einen aus dem Dunstkreis von Gérard Gauby speisten, zum anderen aus einigen seiner "Jünger" und zum Dritten aus Winzern einer jungen Generation, die einige Experimente wagen. Gemeinsam war sehr vielen Weinen, dass sie aus einem eher kleinen Dunstkreis von ca. 50 km westlich/nordwestlich von Perpignan entstammen. Gemeinsam war nahezu allen Weinen weiter, dass sie aus bio- oder bio-dynamischem Anbau erzeugt wurden. Durchaus bemerkenswert war schließlich die Fülle von Weinen von ausländischen Quereinsteigern. Die Domaine Riberach zum Beispiel, entstanden aus den umgebauten Räumen der ehemaligen Kooperative von Belesta (oder auf katalonisch Riberach) und nunmehr sowohl Weingut als auch Hotel und Restaurant, wurde von Moritz Herzog, einem österreichischen Sommelier mit ins Leben gerufen. Weitere Quereinsteiger kommen aus der Schweiz (Domaine des Enfants), Deutschland (Domaine de l'Horizon), Südafrika und Neuseeland (Domaine Matassa).
Probiert haben wir die folgenden Weine von jung nach alt:
Apéritif: Ametzoi - D.O. Getariako Txakolina Txakoli "Primus Circumdedisti Me" 2010
Domaine du Possible - AOP Côtes du Roussillon "Cours Toujours" 2010
Riberach - IGP Côtes Catalanes "Synthèse Blanc" 2009
Domaine de l'Horizon - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc 2009
Mas Mudigliza - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc "CaudaLouis" 2009
Gilles Troullier - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc "De-Ci Déla" 2009
Domaine Gauby - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc Vielles Vignes 2008
Domaine Matassa - Vin de Pays des Côtes Catalanes "Matassa" Blanc 2008
Domaine des Enfants - Vin de Pays des Côtes Catalanes "Tabula Rasa" Blanc 2008
Domaine Le Soula - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc 2004
Domaine Gauby - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc Vielles Vignes 2004
Domaine de l'Orri - Vin de Pays des Côtes Catalanes Blanc 2002
Domaine La Boria - AOP Côtes du Roussillon Blanc "Nova" 2009
Das Niveau war - da schien sich die Runde halbwegs einig - durchgängig recht hoch, ohne dass - so schien es mir - ein ganz klarer Favorit zu erkennen war. Interessant zu sehen war, dass die Rebsorten gar keine so große Rolle spielen. Nur der Riberach "Hyphothèse", ein 100% Carignan Blanc, fiel mit seiner krassen Säure wirklich als möglicherweise stark von der Rebsorte geprägt auf. Ich sage möglicherweise, da mir persönlich da einfach die Vergleichsmöglichkeiten fehlen und es im Zweifel auch gar nicht so viele gibt. Auch die Bodenart drückte den Weinen - jedenfalls aus meiner Sicht - keinen ganz dicken Stempel auf. Dunkel-rauchige Schiefernoten wie z.B. bei Moselrieslingen konnte ich nirgends erkennen, eher schon eine gewisse Kargheit bei den Weinen von Granit- und Kalkböden. Trotzdem waren alle Weine sehr unterschiedlich, teils sehr zurückhaltend und auch etwas verschlossen (z.B. l'Horizon, Gauby, Matassa), teils schön offen und einladend (z.B. Mas Mudigliza, Gilles Troullier), teils im eher reifen Stil (Domaine des Enfants) und teils fast schon sehnig (z.B. Riberach "Hypothèse).
Meine drei Favoriten waren der Le Soula, der Domaine de l'Horizon Blanc und der Domaine de l'Orri. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis habe ich bei Gilles Troullier gesehen. Eins muss man leider sagen: bei nicht ganz entfernter Stilistik schlagen sich die Weine preislich im Vergleich zum Burgund ganz gut, wirklich günstig sind sie aber trotzdem nicht.
Am Ende gab es noch zwei ganz ausgezeichnete Rote, einen beschwingt leichten, der wie ein Beaujolais Cru aus dem Süden schmeckte, und einen herrlich tiefen, kräftigen und wärmenden.
Domaine La Boria - AOP Côtes du Roussillon "Merci" 2010
Domaine des Enfants - Vin de Pays des Côtes Catalanes "L'enfant perdu" 2008
Meine Notizen, die nicht so richtig belastbar sind, finden sich hier: http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_l ... he+starten.
Ich hoffe, wir hören noch ein paar weitere Eindrücke. Es würde mich freuen .
Beste Grüße, Stephan