- Beiträge: 373
- Registriert: Fr 18. Mai 2012, 15:24
Meine anfängliche Begeisterung für Piuze fand nie so recht eine Fortsetzung und wich alsbald zunehmender Ernüchterung. Immerhin kann ich den Stil nun besser einordnen, sonst wäre ich nie auf die Idee gekommen, zur Porree-Steinpilz-Quiche Chablis zu öffnen.
Patrick Piuze, Bougros 2018
Dieser GC mit goldgelber Robe zeigt in der Nase reife gelbe Steinfrucht, sogar etwas Quitte. Aromatisch ist er etwas zurückhaltend; mit Schwenken kommt deutlich Holz hervor. Obwohl man da vorsichtig sein muß: Piuze arbeitet IIRC mit reichlich Hefestand, angeblich aber auch mit wenig Neuholz.
Am Gaumen finde ich dieselben Aromen und sogar einen Hauch von Honigmelone. Minimal oxidativ gemacht scheint er mir, obwohl das nicht so ganz mit dem langen Hefestand zusammengeht - angedeutet PremOx? Die Farbe war ja auch schon verblüffend satt. Die Säure ist so mild und "ungrün", daß ich verblüfft wäre, wenn er nicht volle Malo durchlaufen hätte.
Ein guter Wein, nicht mehr. Selbst, wenn ich von der eher cremigen, fülligen Stilistik abstrahiere, hat er für mich in dieser gestrigen Momentaufnahme kein GC-Niveau, und der Preis ist somit nicht annähernd gerechtfertigt. Am meisten bedauere ich jedoch, daß der Wein fast alles anders macht als "klassisch Chablis" und so die Mineralik der Kalkböden des Chablisien nicht exprimiert. Könnte auch aus Meursault kommen, oder von irgendwoher.
Ich schrieb an anderer Stelle mal, guter Wein ist guter Wein, egal, wie "typisch". Und das stimmt ja auch hier: Wenn ich es vorher weiß, kann ich den Wein entsprechend einordnen. Wer aber ohne Kenntnis der Hausstilistik mit einem bestimmten Bild von Chablis an diesen Wein gerät, wird vermutlich enttäuscht sein.
Apropos: Kann mir jemand "klassischen" Chablis empfehlen? Also kaum oder garkein Holz, eher keine Malo, schlanker und knackiger Ausdruck des Terroirs (sic!)? Ich meine eine dunkle Erinnerung daran zu haben, daß William Fèvre oder La Chablisienne in die Richtung gehen, aber auch nicht immer konsequent.