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Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: Do 14. Mai 2020, 13:18
von EThC
Gestern wurde eine der Beuteflaschen unseres letzten Frankreich-Feldzuges geöffnet. Da ich mit den Weinen von Claire Naudin bisher nur beste Erfahrungen habe, wurde diese für burgundische Verhältnisse extrem günstige Flasche (zumindest wenn sie was taugen soll) aus der schwefel(zusatz)freien Linie des Gutes unprobiert mit eingesackt:

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Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: Do 14. Mai 2020, 14:47
von amateur des vins
Das liest sich ja spannend...

Passetoutgrain und somit ganz regulär Gamay mit drin. Die von Dir gelisteten Kellertechniken sind ja nun auch so exotisch nicht. Wenn er trotzdem nicht als PTG, sondern als VdF deklariert wird, muß es andere Ursachen haben. Vielleicht in der Summe für zu untypisch befunden?

Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: Do 14. Mai 2020, 14:58
von EThC
amateur des vins hat geschrieben:Wenn er trotzdem nicht als PTG, sondern als VdF deklariert wird, muß es andere Ursachen haben. Vielleicht in der Summe für zu untypisch befunden?

...einerseits hab' ich nun gar keine Erfahrung mit Passetoutgrain, um den Vergleich zu machen, aber schon die Vermeidung von Schwefelung und Filtration könnte zu ausreichender Untypizität führen. Ich finde die Weine von Claire Naudin -soweit ich sie bis jetzt probiert habe- allesamt sehr spannend, vor allem die aus der "Schwefelfrei-Linie". Das ist dann doch was anderes als die traditionelle Machart, die's bei ihr auch gibt...

Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: Sa 7. Nov 2020, 17:15
von maha
Aufgrund der Kontaktbeschränkungen, wechseln wir halt wieder in den Online Modus. Gestern starteten wir in eine neue Runde mit dem Thema „Burgund, rot, bezahlbar“.
Den Anfang von deren insg. sechs Weinen machten zwei sehr schöne Basis Pinots

La Criox Montjoie, Irancy (Chablis), 2018
Dunkle Kirsche in der Nase, etwas Schwarzbrot,
Im Mund seidig smooth, die Frucht etwas dunkler (Blaubeere) und fleischig, seidig auch die Tannine. Nominell hat der La Croix etwas mehr Säure als der Forey, aber der Extrakt puffert das sehr schön ab, dennoch ist die Säure hier etwas spitzer. Trotzdem beide aus 2018 sind, wirkt der Irancy etwas weiter, fast harmonischer und „runder“. In diesem Stadium trinkt sich das etwas schöner, und für 14,52 EUR ein sensationelles PGV

Domaine Forey, Bourgogne Pinot Noir, 2018
Betörende Pinot Nase, dunkelrote Früchte, die Petrol Note stört zunächst etwas, was wohl aber daran liegt dass der Wein noch ziemlich kühl ist. Mit etwas Wärme legt sich das. Dazu kommt mit Luft noch Rosmarin und dunkle Schokolade.
Im Mund Kräuter, auch hier Rosmarin, Pflaume. Spürbare, noch etwas ruppige Tannine, spannende Säure der eine geschmeidige (Extrakt)süße dagegen steht, würziger Abgang.
Das ist nicht der filigranste Burgunder, aber für die aufgerufenen 12,50 muss sich manche höherpreisiger Pinot weit strecken. Hammer PGV, schöner Wein mit sogar noch Reifepotential.

Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: Fr 22. Jan 2021, 11:09
von Lorne Malvo
Domaine Duroché - Gevrey Chambertin 2018

Sehr interessante offene, sogar etwas tiefe, recht komplexe Nase mit eher leichteren Kirsch- und Himbeerfrüchten, aber auch floralen Akzenten und einer sehr kleinen, aufregenden Prise Pferdestall. Etwas frisches Blut ergänzt das Ganze.
Das animalische dreht sich nach 24h eher in eine leicht laktische Richtung.
Beides attraktiv. Es ist fein verwoben und wirkt dennoch reintönig.
Am Gaumen etwas dunklere Frucht mit mehr Blaubeeranteil.
Ziemlich frisch und saftig im Antrunk, mehr auf der schlanken Seite, leicht herbe Anklänge und eine Spur Süßholz, aber auch sehr elegant, strukturiert und zugänglich, mit einer feinen Säure, die mild durchzieht, aber durchaus wirksam ist. Der Abgang ist mittellang und nicht sehr kraftvoll, auch eher auf der feinen Seite, aber durchaus stimmig.

Gefällt mir stilistisch mit der eleganten Struktur sehr gut.
Da Duroché in der jetzigen Ausrichtung keine echte Vergangenheit hat, vermag ich nicht einzuschätzen, wie lang dieser Village reifen kann.
Gerade auch wegen der feinen Säure und der schmelzigen Tannine.
Trinkt sich in diesem jungen Fruchtstadium aber wirklich unheimlich schön.
89-90+P.

Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: Mi 24. Feb 2021, 21:19
von Lorne Malvo
A. & P. de Villaine- Cote Chalonnaise- La Fortune

Dunkles tiefes Kirschrot, transparent.
In der Nase tolle Kombination aus dunkler Kirsche, etwas Beeren, floralen Akzenten und erdig würzigen Noten.
Das macht bei mir direkt „klick“.
Dann mit kühlem Auftritt, durchaus vollmundig, zwar sehr fruchtiger Extraktsüße, dunkle Kirsche und hellere Beere, nach hinten dann aber schöne Würze zeigend, die fast ins Orientalische geht. Sehr feine Gerbstoffstruktur.
Mittlere sehr stimmige Länge noch mal auf saftig dunkle Kirschfrucht und etwas herzhafter Würzschärfe.
89-90P.

Ist irgendwie ein gerade jetzt sehr fruchtbetonter Wein, zeigt dabei aber auch durchaus Eleganz und besonders in der Nase tolle Vielschichtigkeit. Am Gaumen etwas weniger komplex als in der Nase, ein interessant verpacktes Fruchtbündel mit viel Extraktsüße und etwas vollerem Körper als in anderen Jahren. Ist was feines für Leute, die die lebhafte (aber hier nicht plakative) Frucht in jungen Burgundern mögen.
Obwohl das bei mir etwas weniger der Fall ist, ist das so gekonnt gemacht, dass mir das Weinle insgesamt sehr gut gefällt und in 2-3 Jahren sicher noch etwas mehr.
Habe unter 20€ bezahlt. Dafür ein gutes Stück Burgund, dass man sich mal genehmigen kann.

Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: So 7. Nov 2021, 18:19
von EThC
...manchmal denke ich mir, daß auch im Naturweinbereich von Fall zu Fall ein bißchen Schwefel nicht schlecht wäre:

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Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: Do 4. Jan 2024, 18:08
von EThC
...eigentlich hätte ich mir ja einen Trousseau zur Ente vorgestellt, aber der Zweitkeller gab nur diesen Pinot her:

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Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: Do 11. Apr 2024, 20:51
von EThC
...irgendwo zwischen Klassik und Moderne angesiedelt:

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Re: Burgund rot 2018

BeitragVerfasst: So 14. Apr 2024, 15:31
von Frankie Wilberforce
Zu Ostern hatte ich einen noch nicht ausgereiften Morey-Saint-Denis 1er Cru , Les Charières, 2018, Domaine Alain Michelot im Glas gehabt. Schöne tiefrote Farbe, und ein noch immer verschlossenes Bouquet, das einige Zeit im großen Burgunderglas bracuhte um sich langsam zu öffnen. Etwas rote Beeranaromatik kam unter einem floralen Kleid und eine Menge erdige und Waldaromen zum Vorschein. Edelholz und auch zarte Kräuteranklänge.
AM Gaumen mehr erdige Aromen, dazu Edelholz, Kräuter und auch wieder rote Beeren. Viel geschliffenes Tannin aber noch nicht ausgereift, schöne tragende Säure (die braucht er auch) und noch eine zu schüchterne Fruchtaromatik, die Süße fehlt etwas. Noch nicht ganz ausgereift und auch noch nicht ausbalanciert.
Langer Abgang auf der tanninigen Seite mit Holz, Erde, etwas rote Beerenfrucht.
Ich denke, ich habe ihn etwas 3 bis 4 Jahre zu früh probiert.