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Cote Chalonnaise

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amateur des vins

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragMi 31. Mär 2021, 17:55

amateur des vins hat geschrieben:Domaine Joblot, Givry 1er Cru «L'Empreinte» 2016 (13,5%)

Sehr purpur, fast schon violett. Klar,mitteldicht.
Nase entsprechend jugendlich, rote und blaue Früchte, floral.
Gaumen ebenso. Samtig, frische, aber milde Säure, sehr feine Tannine. Sehr fein unterstützendes Holz (Vanille). Scheint erst kurz, kommt aber zurück und ist dann lang. Auch die Tannine sind kräftiger, als ihre Feinheit zunächst vermuten läßt.
Hat sich gestern und heute erneut in's Glas verirrt und wurde ohne gesteigerte Aufmerksamkeit schnabuliert.

Die Beschreibung paßt immernoch sehr gut, wenngleich die überbordende Jugend sich naturgemäß ein wenig gesetzt hat. Jung wirkt er aber allemal noch.

Immer wieder werde ich daran erinnert, wie überaus "gebenedeit" Frankreichs Weine 2016 quer durch die Anbaugebiete waren. Egal, ob Burgund, Bordeaux oder Rhône - die Balance ist bemerkenswert: Frische ohne Spitzen, Substanz ohne Breite. Ich mag das sehr, und sollte vielleicht ebenso quer durch die Anbaugebiete bunkern, was noch zu haben ist...
Besten Gruß, Karsten
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Lorne Malvo

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragMi 31. Mär 2021, 20:49

Hallo Karsten,
das hört sich ja gut an. Ich hatte bislang eher weisse 16er Burgunder,
aber die waren auch durchweg stimmig.
2016 ja (anders als in Bordeaux) im Burgund nicht so gehypt wie 2015.
Vielleicht zu unrecht.
Bezieht sich wohl eher auf die Menge als die Qualität.

Du kennst ja wohl Joblot gut.
Hast Du Lieblingswein(e) von Joblot?

Viele Grüße
Lars
„Weine nicht, weil es vorbei ist, sondern lächle, weil es schön war.“
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amateur des vins

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragMi 31. Mär 2021, 21:26

Hi Lars,
Lorne Malvo hat geschrieben:Hast Du Lieblingswein(e) von Joblot?
Die sind sich alle schon ziemlich ähnlich; ist ja auch alles direkt nebeneinander in Givry.

Vor Juliette fand ich lange Servoisine rot am ausgewogensten und weiß komplexer. Bei den roten fällt Marole für mich etwas ab; da er ganusoviel kostet, habe ich ihn bald nicht mehr verfolgt. Cellier aux Moines hat vielleicht immer die meiste Struktur, ist aber in der Jugend weniger zugänglich. Aber letztens hatte ich einen etwas gereifteren, und der hatte sich sehr schön entwickelt. Bois Chevaux ist irgendwo dazwischen. Bei den weißen waren Servoisine und En Veau immer extrem dicht beieinander.

Seit Juliette gibt es ja die Lagencuvées L'Empreinte (rot) und Mademoiselle (weiß). Mademoiselle ist Servoisine plus die alten Reben von En Veau, entsprechend sind im jetzigen En Veau jüngere Reben. Das schmeckt man. Seit es L'Empreinte gibt, hatte ich keinen Servoisine mehr. L'Empreinte erscheint mir aber tatsächlich sehr ausgewogen.

Generell werden die Weine ein wenig femininer, oder weniger rustikal, wenngleich die Unterschiede nicht riesig sind. Holz soll ja auch noch weiter zurückgefahren werden. Ich fand es allerdings nie störend.

Ich kaufe genau 4 verschiedene Weine: Mehr weiß als rot, mehr Mademoiselle als En Veau, und mehr L'Empreinte als Cellier aux Moines.

hth
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Lorne Malvo

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragDo 1. Apr 2021, 05:08

amateur des vins hat geschrieben:Generell werden die Weine ein wenig femininer, oder weniger rustikal, wenngleich die Unterschiede nicht riesig sind. Holz soll ja auch noch weiter zurückgefahren werden. Ich fand es allerdings nie störend.

Ich kaufe genau 4 verschiedene Weine: Mehr weiß als rot, mehr Mademoiselle als En Veau, und mehr L'Empreinte als Cellier aux Moines.

hth
Absolut!! Vielen Dank für Deine umfangreiche Antwort,top!
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amateur des vins

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragDo 1. Apr 2021, 09:06

Vielleicht noch zur Erläuterung: "Weniger rustikal" liest sich, als wären die Weine vorher (absolut) rustikal gewesen. Das habe ich nie so empfunden; die Formulierung sollte nur die Richtung verdeutlichen.
Besten Gruß, Karsten
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Lorne Malvo

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragDo 1. Apr 2021, 16:57

amateur des vins hat geschrieben:Vielleicht noch zur Erläuterung: "Weniger rustikal" liest sich, als wären die Weine vorher (absolut) rustikal gewesen. Das habe ich nie so empfunden; die Formulierung sollte nur die Richtung verdeutlichen.
Ok, alles klar.
Das werte ich tendenziell aber als Qualitätszuwachs. Bis man mal gerafft hat, warum man für immer mehr Feinheit da so viel Geld hinblättern muss. :D
Aber ich verstehe schon, waren schon immer nicht wirklich rustikal.
Ist ja bei vielen Weingütern, gerade die mit Pinot hantieren.
Weniger (neues)kleines Holz, weniger Extraktion.
Wie so häufig im Leben, weniger ist oftmals mehr...
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nono

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragFr 2. Apr 2021, 14:44

Die Rotweine der Domaine Joblot kenne ich jetzt seit ungefähr fünfzehn Jahre, Weißwein hatte ich genau 1 Flasche vor zehn Jahren, der war mir damals zu zugeholzt, deswegen war es das dann auch ( mit der jetzigen Entwicklung könnten sie mir allerdings schmecken.
Die waren früher schon sehr kräftig, feines Spiel eher weniger, aber trotzdem nicht monolithisch rustikal, ich habe sie daher immer zu ebenfalls kräftigem Essen wie Rumpsteak, also eher wie Bordeaux kombiniert.
Da immer zu lange Zeit zwischen den einzelnen Weinen verging, ist mir eine Lagendifferenzierung nicht möglich.
Mit meinen Nachbarn hatte ich eine Mini-Horizontale 2014 "Clos du Cellier aux Moines" und "La Servoisine".
Beide hatten in der Mitte eine ganz leichte Fruchtsüße, die ich bei Burgundern liebe und überhaupt nichts vom Pappigen eines Primitivo hat, der Cellier aux Moines dann ein bisschen strukturierter und mehr Tannin, der "La Servoisine" floraler und duftiger.
Insgesamt sind die Weine tatsächlich feiner geworden, den "La Servoisine" fand ich gar köstlich ( in Burgund macht es ja nicht unbedingt der Wumms).
Das deckt sich dann ziemlich mit den Erfahrungen des "amateur des vins".
Ich habe aus den Jahrgängen 2012 und 2015 noch je 1 Flasche aller Lagenweine.
Wenn das wieder geht, werde ich die 2012 mit einigen Freunden zusammen probieren und dann berichten...
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amateur des vins

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragSa 8. Mai 2021, 16:51

Gestern angefangen, und heute geht's weiter mit

Joblot, En Veau 2017

Initial nehme ich ziemlich deutlich Holz wahr, das eine leichte süßliche Vanillenote verleiht. Das ist nicht penetrant und stört mich auch nicht weiter, aber ich bin ein wenig überrascht, da ich es sonst bei Joblot weniger prominent empfinde. Allerdings habe ich schon von mehreren Weinfreunden gehört oder gelesen, daß es für sie eben doch etwas viel ist. Ich denke, das könnte in 2017 auch mit der Einführung der Lagencuvées zusammenhängen. Dadurch besteht der En Veau ja nur noch aus den jüngeren Reben, und es könnte sein, daß das alte "Holzrezept" deshalb angepaßt werden müßte. Das ist aber reine Spekulation meinerseits. Eigentlich müßte ich jetzt eine Mademoiselle 2017 parallel trinken, aber das laß' ich mal...

Edit:
Einen Einfluß auf diese Empfindung könnte auch haben, daß ich den Wein direkt nach zwei anderen aufgemacht hatte, die mit Holz so garnichts am Hut hatten. Heute hat sich der Eindruck auch schon ein bißchen (wenn auch nicht grundsätzlich) relativiert.

Ansonsten findet sich ganz leichte Reduktion, eine frische, knapp reife Säure und recht wenig Frucht (Pomelo, Mandarine), bei insgesamt schöner Struktur.

Ich denke, der hat etwas schwierigere Voraussetzungen als meinetwegen 2016 Mademoiselle, aber das wird schon noch, wenn auch wohl kein Thronanwärter.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragSo 9. Mai 2021, 18:58

Heute der Rest des
amateur des vins hat geschrieben:Joblot, En Veau 2017
[+2d] Gerade im Vergleich zum '18 Boussey Charmes zeigt der En Veau einen etwas "pudrigen" Charakter. Das ist nur deskriptiv, nicht qualitativ gemeint. Derzeit ist er der rundere, stimmigere Wein. Wie das langfristig aussehen wird, bleibt abzuwarten.
Besten Gruß, Karsten
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Ollie

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Re: Cote Chalonnaise

BeitragMo 10. Mai 2021, 14:46

amateur des vins hat geschrieben:Gerade im Glas:

Joblot, Givry 1er Cru «Mademoiselle» 2017

Nase wie Gaumen mäßig straff und reduziert; etwas weiße Frucht. Großartige Balance, dezenter Ausbau. Mit etwas Zeit (+10') sehr dezente Orangennote und leichte Vanille.

Sehr gelungen! Wunderbarer Kompromiß aus Straffheit und Cremigkeit. Kein Komplexitätswunder, aber spannender Spaßwein.


Obige Notiz ist schon eine Weile her, jetzt also 28 months later, denn zufällig :mrgreen: hatte ich gestern diesen Wein auch im Glas, meinen ersten Weißen von Joblot.

In der anfangs recht kräftigen Nase viel (gutes!) Holz über Birne und Apfel, beides sehr reif, wie ein frisch zubereitetes Kompott. Honig, weiße Blüten (Orangen?), etwas Talkum. Mit einigen Minuten Luft beruhigt sich die Situation etwas, die Nase wird harmonischer. Nach einer halben Stunde kommen Vanille- und Süßholznoten hervor.

Am Gaumen sehr robust mit recht viel Stoff, die gute Säure sorgt für eine schöne Saftigkeit. Noch sehr vom Holz überprägt, Sahnekaramell (Werther's Echte), dahinter schön aromatische Birne (wirkt sehr grauburgundisch...). Eine leicht kräutrig-sprittige Note verrät den Alkohol (aber nur 13.5% laut Etikett). Mit der Zeit kommt sehr stark Süßholz durch. Überhaupt wirkt der Wein recht süß, ist da etwas RZ im Spiel? Schöner Abgang anfangs auf einer saftigen Williams-Christ-Birne mit einem Hauch Orangenöl, dann auf dem Süßholz, mit etwas trocknenden Holz, das lange stehenbleibt. Insgesamt nicht sehr komplex, etwas mockelig und solo etwas anstrengend zu trinken, weil Holz und Süße den Wein etwas träge machen. Momentan knapp sehr gut (89-90), zum kräftigen Essen (Huhn alla diavola aus dem Backofen mit viel Chili und Knoblauch) Dank der Kraft und der Süße aber super. Ich würde ja sagen, der Wein braucht noch ein paar (5 bis 7) Jahre, um das Holz einzubinden und mehr Komplexität aufzubauen - genug Frucht scheint ja vorhanden -, dann könnten ein, zwei Punkte mehr drin sein.

Ich kenne mich in Burgund ja nun gar nicht aus, in in Givry schon dreimal nicht, aber blind hätte ich den Wein niemals an die Côte d'Or gepackt, wie einige Händler behaupten, daß das einem passieren könnte, sondern wirklich in das südliche Burgund. Wo der Wein auch herkommt und er also wunderbar seinen tradierten Stil repräsentiert. Bravo!

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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