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Cote de Beaune

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Oberpfälzer

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Re: Cote de Beaune

BeitragMi 16. Jan 2013, 21:33

Oberpfälzer hat geschrieben:
Chassagne-Montrachet "Les Encegnieres" 2005, Jean-Claude Bachelet

November 2009:
Was für eine tolle Nase, sehr kräftig, ja beinahe laut, vielschichtig nach gelben Früchten, Mineralik, etwas Mandeln und Würze. Für mich eine tolle Chardonney-Nase.

Am Gaumen voluminös, lebhaft, kräftig, noch etwas körnige Gerbstoffe, recht gute Struktur; Kanpp sehr harmonisch (er hat Ecken und Kanten und ist kein Schmeichler, dafür steht die Säure und Herbe etwas weit hervor), vielschichtig. Sehr langer Abgang. Bei mir heute 92 OpfP und ein beeindruckendes Weinerlebnis. Mit etwa 30€ nicht billig aber für mich noch angemessen. Wird wohl noch weiter gut reifen.


Nach weiteren gut 3 Jahren ist er gar noch etwas besser geworden. Die Nase nicht mehr ganz so expressiv aber weiterhin sehr animierend. Säure und Herbe sind immer noch ausgeprägt aber ich empfinde sie heute besser integriert. Die Gerbstoffe sind noch leicht adstringierend aber nur leicht körnig. Langer Abgang. 93 OpfP
Servus
Wolfgang
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octopussy

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Besuch bei Sylvain Langoureau

BeitragMo 24. Mär 2014, 13:14

Mitte März in St. Aubin, 9 Uhr. Normalerweise würde man mit trüb-kaltem Wetter rechnen. Dieses Jahr war es schon so warm, dass man in der Sonne im T-Shirt selbst morgens nicht gefroren hätte. Für uns stand ein Besuch bei Sylvain Langoureau an, um die 2013er aus dem Fass zu probieren.

Sylvain betreibt die ca. 9 ha große Domaine mit seiner Frau. Der Lagenbesitz ist relativ weit gestreut: es gibt einen Aligoté, St. Aubin Village, insgesamt sechs verschiedene St. Aubin 1er Crus, einen Meursault 1er Cru, zwei Puligny-Montrachet 1er Crus und drei verschiedene Village Chassagne-Montrachets. Winzige Mengen Rotwein (Chassagne-Montrachet Village und Hautes Côtes de Beaune) werden dazu noch erzeugt. Die Domaine arbeitet nicht zertifiziert biologisch-organisch. Die Weißweine werden spontan vergoren und nicht sehr stark geschwefelt. Battonage wird nur eingeschränkt angewendet. Sylvain erzählte uns zudem, dass er zunehmend mit der Reduzierung des Eiweißes zur Schönung experimentiert - mit guten Ergebnissen. Die Fässer kommen von verschiedenen Lieferanten, Langoureau bevorzugt ein sehr zurückhaltendes Toasting und einen moderaten Neuholzeinsatz (ca. 25% im Durchschnitt). Gefüllt wird im Regelfall 12 Monate nach der Ernte, da der Keller sehr klein (und voll) ist.

Nach einem kleinen Plausch über die Tücken des französischen Baurechts ging es in den Keller hinab. 2012 ist ab Hof schon komplett ausverkauft, allerdings war die Ernte auch sehr klein. Wie viele andere Winzer auch, sagte Langoureau, dass er in 2010-2012 gut eine komplette Ernte im Vergleich zum sonstigen Durchschnittsertrag verloren hat. 2013 sieht es von den Mengen wieder ein kleines bisschen besser aus.

Probiert haben wir folgende Weine (alle Fassproben 2013):

Bourgogne Aligoté: Malo noch nicht ganz durch. Aus dem Stahltank. Sehr frisch, exotisch, sortentypisch.
Saint Aubin: Malo durch. Zitrusfruchtig, stahlig, frisch, kräftige Säure.
Saint Aubin 1er Cru Champlots: Malo durch. Wie der Village, nur etwas komplexer
Saint Aubin 1er Cru En Remilly: Malo durch. Deutlich runder als Champlots, cremig, trotzdem rassig, komplett
Saint Aubin 1er Cru Sur le Sentier du Clou: Malo durch.Der zugänglichste der Saint Aubin 1er Crus, sehr cremig, rund, schmeichelnd, mittlere Säure. Sehr toll.
Saint Aubin 1er Cru Frionnes: Malo durch. Hier war schön zu sehen, was das Terroir ausmacht. Bislang kannte ich nur die Frionnes von Hubert Lamy und Jean-Claude Bachelet, aber beide waren vom Grundtypus her sehr ähnlich wie der Frionnes von Sylvain Langoureau. Kompakt, herb, mehr Zitronenschale als -saft, jugendlich weniger charmant als andere Weine. Ebenfalls sehr toll.
Saint Aubin 1er Cru Bas de Vermarin à l'Est: Malo durch. Sehr herb, viel Zitronenschale, ganz leicht bitter zum jetzigen Zeitpunkt.
Chassagne-Montrachet "Les Pierres": Malo durch. Von sechs Jahre alten Reben, dementsprechend zart, leicht und frisch. Wie eine sanfte Pfirsichhaut.
Chassagne-Montrachet "Houillières": Malo durch. Herber als der "Les Pierres". Etwas Grapefruit, viel Mandel. Rund.
Chassagne-Montrachet "Perclos": Malo durch. Mein Favorit unter den Chassagnes. Sehr rund, sehr lebendig, füllig, konzentriert von innen heraus, komplett.
Meursault-Blagny 1er Cru La Pièce sous le Bois: Malo durch. Eher der rassige Meursault Stil, lebendige Säure, leicht nervöse Art, hinten raus aber schön rund.
Puligny-Montrachet 1er Cru La Garenne: Malo noch nicht durch. Dementsprechend stinkig in der Nase. Im Mund aber wunderbar, sehr lebendig, geradeaus, rassig, präzise. Toll.
Puligny-Montrachet 1er Cru Chalumeaux: Malo durch. Sehr fein, leichtfüßig, aber mit viel Substanz, floral, luftig. Sehr Puligny im Charakter für mich.

Es gab ja hier und da ein paar Unkenrufe bezüglich 2013 (wohl wegen der starken Regenfälle und der Hagelschauer rund um Volnay/Pommard). Die Winzer, mit denen wir gesprochen haben, waren aber eigentlich alle mit 2013 zufrieden. Und die Weine bei Langoureau im Keller versprechen Großartiges, jedenfalls für diejenigen, die es etwas rassiger, säurebetonter und gradliniger (und weniger voluminös) mögen. Wirklich gut zu erkennen fand ich die stilistischen Unterschiede zwischen den einzelnen Weinen, der Champlots herb, der Bas de Vermarin à l'est sehr herb, der Frionnes kompakt, der Sentier du Clou sehr rund, der Remilly ausgewogen in der Mitte.

Sylvain Langoureau ist ein äußerst seriös wirkender und sympathischer Winzer, der - so scheint es - mit der allergrößten Sorgfalt und Aufmerksamkeit für die Details seiner Arbeit nachgeht. Dementsprechend sind die Weine auch alle blitzsauber, präzise, dabei aber auch sinnlich und lassen ihr Terroir sprechen. Wie auch Allen Meadows bin ich der Meinung, dass Langoureau in St. Aubin neben Marc Colin (bzw. dessen Kindern), Hubert Lamy und Prudhon zur Spitze gehört. Und dass (selbst in 2012) zu sehr verbraucherfreundlichen Preisen. Bevor die Weine gleich weg sind, habe ich schnell noch ein paar 2012er gekauft.
Beste Grüße, Stephan
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octopussy

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Re: Besuch bei David Moreau in Santenay

BeitragMo 24. Mär 2014, 17:53

Nach dem Besuch bei Langoureau ging es ein paar Dörfer weiter nach Santenay zu David Moreau.

David Moreau hat die Weinberge seines Großvaters Jean Moreau übernommen und füllt seit dem Jahrgang 2009 Weine unter seinem eigenen Namen ab. Er ist extrem jung (geschätzt 25 Jahre alt) und hat bei einigen sehr guten Adressen gelernt (u.a. bei Olivier Lamy (Domaine Hubert Lamy) und bei Romanée Conti).

Abgefüllt werden derzeit Weine von ca. 5 ha in Santenay und Umgebung. Im Familienbesitz sind noch weitere Top-Lagen in Santenay (u.a. Beaurepaire Pinot Noir), die aber laut David Moreau erst noch ein paar Jahre bearbeitet und rekultiviert werden müssen, bis sie Weine ergeben, die seinen Qualitätsansprüchen genügen. Derzeit werden aus diesen Lagen noch die Trauben an Négociants verkauft. Derzeit hat David Moreau im Programm einen Côte de Beaune Villages, einen Maranges (50% Village Lage, 50% 1er Cru), drei rote Santenays ("Cuvée S" aus der Village Lage "Cornières", 1er Cru Clos Rousseau und 1er Cru Clos des Mouches) und zwei weiße Santenays (Village und 1er Cru Beaurepaire).

Die Weinberge werden nach lutte raisonée Grundsätzen bewirtschaftet, besonders viel Wert legt David auf die Begrünung der Rebzeilen, um auf diese Art und Weise eine natürliche Ertragsminimierung vorzubereiten. Hierfür hat er für jeden Weinberg eine andere Begrünung, die für den jeweiligen Boden am besten passt. Im Keller werden die Trauben überwiegend entrappt, bei manchen Weinen gibt Moreau aber auch unentrappte Trauben in die Gärung. Es wird spontan vergoren und in der Frühphase der Vinifikation durchaus häufig der Tresterhut runtergedrückt. Der Ausbau in pièces dauert üblicherweise 12 Monate mit einem Neuholzanteil von bis zu 30% für die 1er Crus. Für ein paar weitere Monaten werden die Weine dann nochmal in Stahltanks abgezogen.

Man merkt dem jungen David Moreau auf jeden Fall den großen Ehrgeiz an, an allen möglichen Ecken und Enden zu tüfteln, zu experimentieren und vor allem die Arbeit im Weinberg zu optimieren, um nur die Weine zu erzeugen, die seinem eigenen hohen Qualitätsanspruch gerecht werden. Moreau ist schon klar, dass seine Weinberge in Santenay liegen und nicht in Vosne-Romanée, aber ihm ist anzumerken, dass er die besten Santenays, die möglich sind, erzeugen will (ohne das so explizit zu sagen).

Probiert haben wir einige 2012er und 2013er. Die 2012er waren meiner Erinnerung nach noch nicht abgefüllt. Bei den 2013ern war die Malo noch nicht abgeschlossen, dementsprechend waren die Weine in der Nase kaum einschätzbar.

Maranges 2012: duftig, reife Frucht in der Nase. Recht stämmig und üppig im Mund mit kräftigen Tanninen.
Côte de Beaune Villages 2012: etwas leichter sowohl in der Nase als auch im Mund, mehr rote Frucht, luftigerer Gesamteindruck, hat aber auch weniger Substanz.
Santenay Cuvée S 2012: sehr duftig in der Nase mit roten und schwarzen Beeren und einer deutlichen Kirschnote, konzentriert im Mund, kräftiges Tannin, mittlere Säure, mittellanger Abgang.
Santenay 1er Cru Clos Rousseau 2012: schwarzbeerig und männlich in der Nase, leicht wild. Im Mund sehr stämmig und kräftig, konzentriert, viel Tannin, viel Substanz. Wird viel Zeit brauchen.
Santenay 1er Cru Clos des Mouches 2012: sehr viel zugänglicher als der Clos Rousseau, mehr rote als schwarze Frucht (Sauerkirsche statt Schwarzkirsche), charmant. Im Mund ebenfalls zugänglicher mit klarerer Frucht und sanfterem Tannin. Sehr lang. Große Klasse.
Santenay 1er Cru Beaurepaire Blanc 2012: klassische Chardonnay-Nase mit Birne, Quitte und Nuss. Mittlere Säure im Mund, sehr harmonisch, langer Abgang. Sehr gut.
Santenay 1er Cru Clos des Mouches 2010: derzeit eher verschlossen, viel Substanz, eher wenig Charme zur Zeit.
Bourgogne Côte Chalonnaise 2013 (Fassprobe): Das ist ein neuer Wein von einer Parzelle ganz wenig südlich von Maranges (das ist dann schon Côte Chalonnaise). Klare Frucht, feine Art, mittleres Tannin, leicht und lecker.
Côte de Beaune Villages 2013 (Fassprobe): Rotfruchtig, sehr klar, geschmeidig, gute Länge. Exzellent.
Santenay 1er Cru Clos des Mouches 2013 (Fassprobe): wieder eher auf der rotfruchtigen Seite, sehr charmant, wunderbar klar und fein. Köstlich.

Dann sind wir noch kurz in die Weinberge gefahren und haben uns den Clos des Mouches angeschaut. Das ist ein recht kleiner Weinberg mit Ost-/Südost Ausrichtung, der nördlich des Dorfes in Richtung Chassagne-Montrachet schon auf beträchtlicher Höhe liegt. Da der Wein ganz in der Nähe des 1er Cru Beauregard liegt, hat man eine herrliche Aussicht.

2333

Mit der Domaine David Moreau ist in den nächsten Jahren auf jeden Fall zu rechnen. Bill Nanson (Burgundy Report) hat Moreau bereits mehrfach empfohlen. Die Weine sind schon jetzt ausgezeichnet, aber angesichts des Ehrgeizes und des jungen Alters von David Moreau würde es mich nicht wundern, wenn die Weine von Jahr zu Jahr noch besser werden. Es muss einem klar sein, dass die Weine recht offenherzig, durchaus üppig und keine Leichtgewichte sind. Ich persönlich mag aber diese üppige, auf klare Frucht ausgerichtete Stilistik sehr gerne.
Beste Grüße, Stephan
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Michl

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Re: Cote de Beaune

BeitragFr 27. Feb 2015, 22:04

Heute wieder einen Roten von Marc Colin im Glas:

Bild

Teilt jemand meine Wertschätzung der Weine von Marc Colin? Abgesehen von dem sehr sehr guten PLV (nicht nur für Burgund) bin ich der Feinheit, Zartheit, Eleganz dieser Weine wirklich verfallen. Einzelne Weine zeigen kurz nach dem Öffnen manchmal etwas grobere Töne, die dann aber i.d.R. spätestens nach 2 Stunden verfliegen und äußerst harmonischen, subtilen Weinen Platz machen. Ich finde diesen Pinot Noir-Stil abseits der sehr renommierten Regionen wirklich herausragend und Beleg dafür, dass man auch im Burgund zahlbare "Alltagsweine" bekommen kann, an die (ich wage eine starke These) in Deutschland für Eleganztrinker in der Preisklasse bis 15 € nichts herankommt (Für Gegenbeispiele bin ich sehr dankbar :lol: )

Viele Grüße

Michl
Viele Grüße

Michl
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Créot

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Re: Cote de Beaune

BeitragSa 28. Feb 2015, 00:57

Hallo Michl,

Kennen und Wertschätzen wäre zuviel gesagt. Ich hatte aber letztes Jahr eben diesen Wein in 2005 und fand den recht gut. Habe mir damals nicht viel aufgeschrieben, nur so viel:

Sehr schöner säurebetonter Burgunder. Nicht viel Komplexität oder Tiefe. Aber schöne florale Nase. Tolle, mit gutem Säurenerv getragene Balance. Sehr klare Himbeerfrucht, bleibt gut haften. Saufwein.

Für um die 15,- Euro fand ich das recht ansprechend.

Grüße
Stefan
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UlliB

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Re: Cote de Beaune

BeitragSa 28. Feb 2015, 10:47

Bei Marc Colin finde ich die Weißen noch wesentlich interessanter als die Roten, und insbesondere seine 1er crus aus St. Aubin haben (für Burgund) auch ein sehr gutes PLV. Dummerweise scheinen das mittlerweile sehr viele Leute auch so zu sehen, bei den neueren Jahrgängen ist insbesondere die St.Aubin-Spitzenlage En Remilly beim deutschen Hauptimporteur (Kierdorf) immer sehr schnell ausverkauft gewesen.

Gruß
Ulli
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Michl

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Re: Cote de Beaune

BeitragSa 28. Feb 2015, 11:12

Stimme dir völlig zu, Ulli, auch ich finde die Weißen noch besser. Aber gerade die Roten sind meines Erachtens für Eleganztrinker, die mit Kraft und Konzentration eher ein Problem haben und auch mal eine Flasche am Abend unangestrengt trinken wollen, ein riesen Tipp. Bei Kierdorf bekommt man noch viele Jahrgänge, wahrscheinlich, weil Saint Aubin En Remilly in weiß eine renommierte Lage ist, während Saint-Aubin in rot doch eher im Schatten der "großen" Gebiete im Burgund steht und sicherlich auch wegen der Leichtigkeit, die manchen etwas substanzlos vorkommen mag, den Rotweingeschmack von vielen verfehlt. Diese subtile Leichtigkeit ist es aber gerade, die ich so an den Roten schätze, z.B. auch bei folgendem Wein/Jahrgang, der für 12,80€ einfach unglaublich gut ist

Bild

Ich frag mich auch immer, ob ich da etwas hoch punkte, aber mir sagen die Weine in vielen Jahrgängen einfach ungemein zu.

Viele Grüße

Michl
Viele Grüße

Michl
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Dominik Mueller

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Re: Cote de Beaune

BeitragMo 9. Okt 2023, 22:18

Da ich keinen geeigneten Thread gefunden habe, erlaube ich mir mal, diesen alten Faden wieder aufzunehmen, um kurz von meinem Besuch bei Maison Champy in Beaune zu berichten. Alle Weinnotizen aus dem Kopf, da ich beim Tasting selbst nichts aufgeschrieben habe. Da ich die Weine später auch gekauft habe, werde ich detailliertere Notizen nachreichen, wobei das in einigen Fällen aufgrund der Jugend noch ein paar Jahre dauern könnte ;)

2021 Meursault
Bereits auf Village-Niveau recht dicht in der Nase. Viel Mineralität und frische Zitrusfrüchte mit einem langen Abgang. Indikation 88 bis 92 Punkte. Ich würde dem Wein noch ein wenig Zeit in der Flasche geben, damit sich die Säure einstellt. Ab 2024, möglicherweise 2025 erneut probieren. Sollte sich bis 2030 halten.

2021 Corton-Charlemagne Grand Cru
Sehr komplex, aber wahrscheinlich viel zu jung. Steinige Mineralität, florale Noten und ein wenig reduktiv (in Form von Streichhölzern) mit Holzgewürz im Hintergrund. Potenzial für Punkte in den mittleren bis hohen 90ern, aber ich würde diesen Wein mindestens bis 2028 einlagern.

2012 Pommard 1er Cru Hospices de Beaune Cuvée Dames de la Charité
Wow, sehr elegante Nase. Pinot-Frucht, ein Hauch von Trüffel, weiche, aber trockene Tannine und eine einladende Frische. Schöne transparente Farbe im Glas. Auf Anhieb mein Lieblingswein der Verkostung. Er ist offen und gut geeignet, um ihn heute zu genießen. Punkte 95-97. Potenzial über 2030 hinaus.

2017 Pernand-Vergelesses 1er Cru “Ile des Vergelesses”
2017 ist ein guter Burgunderjahrgang, nicht nur für Weißweine, sondern auch für Rotweine. Im Vergleich dazu hat dieser nach dem hervorragenden Pommard 2012 ein wenig gelitten, was wahrscheinlich ungerecht ist, da auch dieser ein wirklich guter Wein war. Etwas weniger komplex, aber vom Stil her ähnlich wie der vorherige Pinot. Offene, frische Beerenfrüchte, gute Säure, gut ausbalanciert. Indikation 89-93 Punkte. Fängt jetzt an, sich gut zu trinken und dürfte in den nächsten Jahren noch besser werden.

2019 Corton Grand Cru “Le Rognet”
Wieder ein merklicher Schritt nach oben gegenüber dem vorherigen Wein. Er strotzt vor Komplexität, aber im Glas fühlt er sich (noch) zurückhaltend an. Obwohl 2019 in ganz Europa ein heißer Jahrgang war, fühlt sich der Corton in keiner Weise heiß oder trübe an. Man spürt das Potenzial, das in ihm steckt. Eine schöne Mischung aus Steinen und floralen Noten (die sich mit zunehmendem Alter durchaus in Unterholz verwandeln könnten) neben roten Früchten, die darauf warten, entdeckt zu werden. Anhaltender Abgang. Locker Punkte in den mittleren 90ern, nur halt nicht vor 2030 anrühren.
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Subadubawein

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Re: Cote de Beaune

BeitragSa 10. Feb 2024, 02:07

Zur Frage der Lagerfähigkeit, wie auch zu guten und schlechten Flaschen ein Beitrag. Letzten Herbst die erste Flasche, heute die zweite und auch letzte Flasche geöffnet vom Ortswein
2009 Savigny-les Beaune Dom. Simon Bize & Fils

Die erste Flasche war eindeutig untrinkbar, deshalb blieb die zweite auch ohne große Hoffnung für längere Zeit unbeachtet. Heute nun der zweite Versuch, der das Bild von diesem Wein grundlegend ändern wird.

Schon die Farbe erscheint vital mit mittlerem bis kräftigem gelb, aber eben keiner Spur von überreifem Gold oder gar Bernstein. Erster Eindruck ist gar ein kleiner Sponti; mit der Zeit wird der Duft klarer, zunächst noch ein leichter Maggi-Ton, der aber rasch zurücktritt und von einem recht dichten, salzig-mineralischen Duft, begleitet von Limette, abgelöst wird.
Noch stärker tritt die Veränderung am Gaumen hervor. Zunächst dominieren mineralische Noten, für einen Ortswein dichte aromatische Konsistenz, passende und nicht übertriebene Konzentration, alles in guter Balance. Gewinnt mit der Zeit deutlich an Klarheit, haftet zunächst gut am Gaumen und entwickelt mit Luft einen markanten, harmonischen, mittleren Abgang.

Der Wein macht superviel Spaß (sic!) und hätte auch gut ein Ostermahl begleiten können. Er harmoniert aber auch sehr gut mit Mallorcablüten-gesalzenen Cocktail-Tomaten und Bergkäse.
Wer hiervon hat, braucht jedenfalls keine Eile an den Tag zu legen, ein Alterungspotenzial ist ausreichend vorhanden.
Immer ein Glas, das richtig gut schmeckt.
Dabei niemals blöde strunkelig sein.
Schön singen. Küssen! Dann wieder: Wein.
Und vom Leergut leben. Das wär perfekt.
Lebenswunsch zitiert aus: Wiglaf Droste, Nikolaus Heidelbach, Vincent Klink: Wein
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