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Burgund 2011

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Lorne Malvo

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Re: Burgund 2011

BeitragSa 31. Okt 2020, 21:29

UlliB hat geschrieben:
Trapattoni hat geschrieben:Die Esmonin-Weine sind speziell, stimmt! Soweit ich weiß wird zwar viel Neuholz verwendet, andererseits nicht komplett entrappt, was mir wieder sehr gefällt. ;)

Die Teilentrappung oder sogar Nicht-Entrappung ist mittlerweile im Burgund ziemlich weit verbreitet und scheint so etwas wie der Standard zu werden, das machen jedenfalls schon jetzt sehr viele so. Und vom Burgund ist die Methode inzwischen auch ins Bordelais hinübergeschwappt, wo man sich ohnehin immer mehr an burgundischer Verfahrensweise orientiert. Zum Beispiel wird beim momentan extrem gehypeten Les Carmes Haut Brion nur noch teilentrappt.

Dass vielerorts nicht mehr voll entrappt wird, hat aber auch nachvollziehbare Gründe. Bei hoher Reife werden die Alkoholgehalte niedriger gehalten und die Frische und Komplexität tendenziell erhöht. In Zeiten des Klimawandels also wohl gebräuchliches Mittel.
Die Alternative ist dann früherer Lesezeitpunkt und kontrolliertere Gärung bei Entrappung.
De Villaine bsp. sagt, dass die Art des Jahrgangs darüber entscheidet, wie viele Rappen mit in die Maische wandern.
Winzerlatein und die Wahrheit liegt wie immer im Glas.

Tendenziell gefällt mir weniger Neuholz und nicht vollständig entrappt an der CdN auch gut.
Aber eine Regel draus ableiten. Lieber nicht.

Rousseau entrappt und nimmt Neuholz
Fourrier entrappt und nimmt Gebrauchtholz
Clair teilentrappt und nimmt Gebrauchtholz

Da mach was draus.
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2011

BeitragSo 1. Nov 2020, 08:32

UlliB hat geschrieben:Was nun Burgund (oder, enger und besser gefasst: die Côte de Nuits) betrifft, glaube ich tatsächlich: wenn man da mal einen Volltreffer landet, gibt es auf der Welt nichts besseres. Das sind dann einfach unglaublich schöne Weine, die einen völlig beglückt dasitzen lassen. Der hier war schon mal sehr nahe dran.

Dennoch: nach rund einem Jahrzehnt recht intensiver Beschäftigung habe ich das Gebiet weitgehend aufgegeben und bin reumütig zu Bordeaux zurückgekehrt. Das hat zum einen mit den absurden Preisen zu tun, die man für die Topweine der Topdomänen jetzt zahlen muss (und tatsächlich hat man wohl nur hier eine realistische Aussicht auf das oben erwähnte Erlebnis); das trinke ich den Weinen dann doch nicht ab. Zum anderen bleibt immer noch das Problem der qualitativen Inkonsistenz, auch wenn sich das sicherlich dramatisch verbessert hat. Aber ich hatte trotzdem genügend Erlebnisse, bei denen der Inhalt einer teuren oder auch ultrateuren Flasche unbefriedigend oder regelrecht schwach war.


Ulli trifft meine Erfahrungen und Gedanken damit auf den Punkt. Ich habe zum Glück einige dieser großartigen Erfahrungen mit nahezu außerweltlichen Burgundern machen können und das macht es umso schmerzlicher zu akzeptieren, dass zu den inzwischen erreichten Marktpreisen ein Nachkauf unmöglich ist. Leider muss ich auch zustimmen, dass die qualitative Inkonsistenz noch immer extrem ist und nach vielen hunderten getrunkenen Burgundern in der letzten Dekade würde ich das meiste von meinen euphorischen Formulierungen über das Burgund aus der Vergangenheit, die sich hier finden lassen, heute nicht mehr so schreiben.
Neben Bordeaux, dass einfach in der Spitze unglaublich konsistent liefert, sind zunehmend Piemont und Toskana in mein Blickfeld geraten. Lange habe ich mit diesen Regionen gefremdelt (viele getrunkene Baroli waren aus meiner Wahrnehmung entweder untrinkbare Brocken oder oxidiert und hinüber, perfekt trinkreif gab es selten ins Glas; viele Weine aus der Toskana zu gewollt, zu gemacht). Das hat sich aber mit den Jahrgängen 2010, 2013 und jetzt vor allem 2016 nach meiner Wahrnehmung geändert, in vielen Weinen finde ich jetzt eine wundervolle klare und transparente Frucht, eine massive aber feine und harmonische Tannin-/Säurestruktur und damit eine Eleganz, die meinen Trinkvorlieben entspricht. Und so provokant das angesichts der absoluten Höhe der Preise in der Spitze klingen mag: Das Preisniveau ist verglichen mit dem Burgund geradezu lächlich niedrig.
Gruß, Marko.
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Lorne Malvo

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Re: Burgund 2011

BeitragSo 1. Nov 2020, 16:01

Ich hänge da ein wenig dazwischen.
Vielleicht brauche ich noch ein paar Enttäuschungen. ;)

Einerseits ist es unbestreitbar, dass sich gute Burgunder von führenden Gütern eigentlich spätestens durch die Entwicklung in den letzten ca. 10 Jahren nun gar nicht mehr kaufen lassen, denn mit PGV hat das mal gar nichts mehr zu tun. Besonders renommierte 1er und GC gehen ja aktuell nur noch zu Mondpreisen raus und meine Buegundervorräte speisen sich hauptsächlich aus früheren Käufen.

Dennoch ist andererseits auch meine Erfahrung, dass sich im Mittelbau durchaus tolle Weine finden lassen, die auch schon die Burgund-Aura versprühen können.
Da trinke ich im Zweifel oft lieber einen Burgunder, den ich mit 90 P bewerte als einen hochwertigen Toskaner oder manchen Bordeaux, den ich deutlich höher bewerte.
Bei meinen letzten 40-50 Flaschen gemischt viel Village, weniger 1er, noch weniger GC waren 3, maximal 4 Flaschen die ich wirklich (absolut gesehen) schlecht fand.
Die anderen wären mittlerweile einfach nur zu teuer für die Qualität. :mrgreen:

Man wird sich zwangsläufig etwas umorientieren müssen, was mir im Weissweinbereich leichter fällt als bei Rotwein.
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Jochen R.

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Re: Burgund 2011

BeitragSo 1. Nov 2020, 16:34

Lorne Malvo hat geschrieben:...
Da trinke ich im Zweifel oft lieber einen Burgunder, den ich mit 90 P bewerte als einen hochwertigen Toskaner oder manchen Bordeaux, den ich deutlich höher bewerte.
Bei meinen letzten 40-50 Flaschen gemischt viel Village, weniger 1er, noch weniger GC waren 3, maximal 4 Flaschen die ich wirklich (absolut gesehen) schlecht fand.
...

Hallo Lars,
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Viele Grüße,
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Re: Burgund 2011

BeitragSo 1. Nov 2020, 18:13

...da das Bordelais nun so gar nicht Baustelle ist, gibt es bei mir da auch nicht die entweder-oder-Frage. Allerdings ist es auch bei mir so, daß ich mir die klassischen größeren Burgunder kaum bis gar nicht mehr leisten kann bzw. mag. Zum Glück finde ich aber größten Gefallen an den Burgundern aus den innovativeren / "natürlichen" Ecken, da gibt es bis dato noch super Sachen zu erträglichen Preisen. Wenn das auch nicht mehr geht, wandere ich halt verstärkt ins Jura ab...
Viele Grüße
Erich

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Lorne Malvo

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Re: Burgund 2011

BeitragSo 1. Nov 2020, 18:43

Hallo Erich,

Das sehe ich was Weisswein angeht, genauso.
Du bist ja mehr Weisswein-affin, oder?
Jura Chardonnay finde ich derzeit extrem spannend.
Aber auch Savignin hat mich positiv überrascht.

Beim Rotwein noch nicht ganz so.
Rotweine habe ich einige Jura-Pinots getrunken.
Das habe ich für mich als weniger gelungene Kombination abgespeichert.

Die Autochthonen stehen eher noch auf der Agenda.
In Bezug auf Pinot könnte das Elsass noch ein interessanter Fleck werden.

Jochen R. hat geschrieben:Hallo Lars,
bitte "Butter bei die Fische"!
Viele Grüße,
Jochen


Was magst du hören?
3 schlechte Weine oder 50 VKN hier rein? ;)
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Jochen R.

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Re: Burgund 2011

BeitragSo 1. Nov 2020, 19:02

Lars,
ich will gar nicht hören ;-)
Da mich das Thema ernsthaft interessiert, wäre ich an den besagten
90 P. Burgundern tatsächlich interessiert - 2 bis 3 Beispiele wären
super!

Danke und viele Grüße,
Jochen
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Re: Burgund 2011

BeitragSo 1. Nov 2020, 19:23

Lorne Malvo hat geschrieben:Rotweine habe ich einige Jura-Pinots getrunken.
Das habe ich für mich als weniger gelungene Kombination abgespeichert.

...bei Rot und Jura denke ich auch nicht an Pinot noir, sondern an Trousseau und Ploussard aka Poulsard. Das ist zwar was gänzlich Anderes, aber vom erreichbaren Spaß her dann doch durchaus vergleichbar...
Lorne Malvo hat geschrieben:Du bist ja mehr Weisswein-affin, oder?

Die Affinität ist bezüglich der Farben eher ausgeglichen, aber hinsichtlich der Möglichkeiten zum Einsatz überwiegt dann halt doch Weiß ganz klar!
Viele Grüße
Erich

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Lorne Malvo

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Re: Burgund 2011

BeitragSo 1. Nov 2020, 22:33

Jochen R. hat geschrieben:Lars,
ich will gar nicht hören ;-)
Da mich das Thema ernsthaft interessiert, wäre ich an den besagten
90 P. Burgundern tatsächlich interessiert - 2 bis 3 Beispiele wären
super!


Jochen, was mir zuletzt gut gefallen hat und damals(heute teils nicht mehr so) beim
Kauf auch noch gut bezahlbar war, habe ich ja hier teilweise eingestellt.
Findest du dann in den jeweiligen Themen.

Bertagna- Vougeot le Village 2012
Bruno Clair- Savigny le Beaune La Dominode 2012
Dugat Py- Gevrey / Coeur de Roy 2009/07
Trapet- Gevrey Cuvee Ostrea 2009

Sehr unterschiedliche Weine, aber alle auf Ihre Weise schön und terroir zeigend.

Noch einfallen tut mir in der Mittelebene
Ghislaine Barthod-Chambolle Musigny 2010
N. Rossignol-Cuvee la heritiere 2012 (Eher Unterbau, schaffte die 90 nicht ganz aber für damals 20€ top)
Frederic Magnien-Gevrey Chambertin Vieilles Vignes 2014 (kratzt für mich an der 90 und hat mir von seinen Village-Weinen am besten gefallen)

Du siehst an den Jahrgängen, dass viele davon heute in D, wenn zu bekommen, auch um Faktor 1,5-3 gestiegen sind.
Daher sind Nachkäufe bei mir auch kaum noch gewünscht.

EThC hat geschrieben:...bei Rot und Jura denke ich auch nicht an Pinot noir, sondern an Trousseau und Ploussard aka Poulsard.


Nehme ich gern mit. Da muss ich mal irgendwann ran. Die Pinot Erfahrungen haben mich eher von den Roten abgeschreckt.
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Dilbert

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Re: Burgund 2011

BeitragMo 2. Nov 2020, 09:53

... noch zwei Kandidaten, die qualitativ immer sehr gut sind und auch bei mir regelmäßig um die 90P liegen:

Domaine de La Vougeraie, Gevrey Chambertin, Les Evocelles oder la Justice
Domaine Joseph Voillot, Volnay, Vielles Vignes

@Lars: Dann bin ich ja mal auf den Bruno Clair gespannt - habe noch zwei Flaschen aus 2010!!

Gruß,
Jochen
„Eine Magnum-Flasche? Genau die richtige Größe für einen schönen Abend. Vorausgesetzt, man beginnt mit einem Champagner, man endet das Menu mit einem Sauternes, und man ist allein daheim…“
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