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Claude Dugat

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susa

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Claude Dugat

BeitragFr 10. Dez 2010, 10:14

Moin zusammen,

ich gestehe, seit ungefähr zwei-drei Jahren steh ich mit dem Herrn aufs Kriegsfuß. Natürlich nicht mit Monsieur Dugat persönlich, das ist ein ganz reizender, etwas verschmitzter älterer Herr, aber mit seinen Weinen.

Gut, damals war ich was Burgund anging nun auch noch weniger als ein bloody amateur und fand Parkers Beschreibungen einfach gut, erste Proben hauten mich schlichtweg vom Hocker, ein Besuch auf dem Gut tat sein übriges und ich kaufte munter ein. Inzwischen geb ich auf Parker und Burgund ungefähr soviel wie Marcel Reif aufs Dressurreiten.

Aber nützt ja nix, was im Keller liegt, muss pmg (par ma gueule). Und da waren die letzten Dorflagen alle nach ungefähr 5 Jahren ausgezehrt und krautig, so wuchtig und fast schon erotisch sie in ihrer Jugend auch waren, jetzt hatte ich hauptsächlich eine überdominante Säure, ausgezehrten Körper, ein bisschen Sekundäraromen und ansonsten - nix, niente, nada, zero. :cry:.

Bei den 1er und Grand Crus war's nicht ganz so schlimm, aber von der Vorstellung, dass ich solche Weine ähnlich wie Bordeaux getrost mindestens 10 Jahre im Keller vergessen kann ohne Gefahr für Leib und Leben, hab ich mich verabschiedet.

Heute abend steht auf dem Programm sein 2000er Gevrey-Chambertin 1er Cru (sowie ein Comte de Vogüé als "Reserve", auf den ist in dieser Hinsicht Verlass, da hab ich sowas noch nie nicht erlebt) und ich frag mich, lüften? kann ich mich noch freuen? gleich an den Sauerbraten? hab ich den Wein nur nicht verstanden? oder hab ich Herrn Dugat einfach gnadenlos überschätzt?

Würde mich über anderleuts Erfahrungen sehr freuen.

Gruß
susa
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harti

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Re: Claude Dugat

BeitragFr 10. Dez 2010, 10:24

Hallo susa,

meine Erfahrungen mit Burgundern sind ähnlich intensiv wie die von Marcel Reiff mit dem Dressurreiten ;) . Ich habe mal nachgeschaut, was cellartracker zum 2000er Dugat G-C 1er cru verrät. Viel ist es zwar nicht, ich schließe aus dem einen Kommentar aber, dass die kleinen Weine Reifezeit brauchen:

http://www.cellartracker.com/list.asp?t ... dugat+2000

Würde mich interessieren, ob Du die Einschätzungen bestätigen kannst.

Grüße

Hartmut
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susa

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Re: Claude Dugat

BeitragFr 10. Dez 2010, 10:27

Morgen wissen wir mehr. Danke.

Tja das mit der Reifezeit hat sich jedenfalls bei den Dorflagen als eher falsche Entscheidung erwiesen.

Gruß
susa
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susa

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Re: Claude Dugat

BeitragSo 12. Dez 2010, 14:10

Geschafft!

Zuerstmal hatte ich mich oben verschrieben, es war der 1999er Gevrey-Chambertin 1er Cru von Dugat und dazu hatten wir dann ebenfalls 1999er Chambolle 1er Cru von Comte de Vogüé.

Und es kam wie es kommen musste, der Dugat war ein wenig ausgezehrt, machte vor allem nach hinten raus schlapp und entwickelte eine etwas unangenehme Säure, insgesamt scheint es die Spätfolge einer gewissen Überextraktion zu sein, insgesamt auch hier Nase besser als Gaumen, kann man noch trinken, ist aber froh, wenn's dann vorbei ist.

Aber gut, dass wir den Vogüé hatten, der einem dann den Glauben an die Burgunder-Mittelklasse zurückgibt, in der Nase wesentlich verhaltener, subtile Aromatik, am Gaumen dann perfekte zurückhaltende Eleganz, Ausgewogenheit, rund, feine Beerenfrucht, zarte Mineralik, noch immer ein wenig seidiges Tannin, langer Abgang - andere haben sowas nicht als Grand Cru.

So und nu gibt's heute wieder Bordeaux ;-).

Gruß
susa
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Barrique-Haus

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Re: Claude Dugat

BeitragDo 31. Okt 2013, 09:01

Claude Dugat - Gevrey-Chambertin 2006
Ich kann die Eintrücke nur bestätigen, reifen scheint ein Problem zu sein.

http://barriquehaus.de/2013/10/barrique ... ng-zum-69/

Dem Barrique-Haus gefällt besonders:
Gerade recht wenig, die Nase noch schön, aber am Gaumen und im Abgang passt nichts mehr zusammen. Kräftiges Holz steht neben trocknenden Gerbstoffen und einer dominanten Säure. Die Nase intensiv mit prägnanter herber, straffer Altholzwürze. Kräuter und vegetabile, deutlich florale Aromen. Dazu reife rote und schwarze Beeren, Tendenz Richtung dunkel (Cassis und Kirsche). Weiterhin Waldboden, Erde, Gewürze, Kaffee und eine Spur Leder. Warm und rustikal mit einer dezenten, animalischen Note. Kräftiger, eher schwerer Vertreter. Deutet Filigranität, Eleganz und Komplexität an, die wird aber ein wenig vom Holz und der Power verschleiert. Am Gaumen wieder kraftvoll mit fast wuchtiger Statur. Dominant die intensive, noch akzeptable Altholzwürze. Wiederzufinden auch die Aromen der Nase, samtig und Wärme ausstrahlend. Das Holz bügelt dann aber doch sehr glatt und die lebendige Säure bringt Frische, steht aber auch irgendwie nervig im Vordergrund. Die feinen Gerbstoffe leicht trocknend. Keine Balance mehr. Der gute Abgang schmelzig von mittlere Länge. Erneut die bekannten Aromen, der Nachhall auf Kaffee und Bitterschokolade. Wieder verwischt die Struktur zusehends, nachtrocknend, auch grüne Töne.
Dem Barrique-Haus gefällt weniger:
Wirkt hinten und vorne nicht mehr rund, wenig Trinkfluss, einfach anstrengend. Wahrscheinlich zu alt, hätte früher getrunken werden sollen, schlechte Entwicklung. Restflaschen jetzt mit kräftigen Fleischgerichten wegtrinken. So ist der Wein noch durchaus passabel zu verwerten.
Allein oder zum Essen?:
Beides (bei 16-18°C), verkostet im “Bordeaux Grand Cru” (Riedel Sommeliers)
Viele Grüße
Das Barrique-Haus

http://barriquehaus.de/
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Moselfan

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Re: Claude Dugat

BeitragDo 31. Okt 2013, 09:03

Warum bekommt dieser Wein dann noch das Prädikat "Barrique Haus Silber" wenn er doch offensichtlich nicht gefällt, aber andere die gefallen und wo kaum was negatives im Text steht bekommen die selbe Medallie ich versteh eure Bewertung nicht ganz. Nur so am Rande.
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Gerald

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Re: Claude Dugat

BeitragDo 31. Okt 2013, 09:12

Also mir gefällt es, dass Andreas jetzt auch einmal kritische Töne anschlägt. ;) Denn die sonst 95% Weine, an denen man nicht einmal eine Kleinigkeit zu bemängeln hat, waren für mich nie nachvollziehbar.

Die Sache mit der Bewertung ist natürlich eine andere Sache (gut, Silber- und Goldmedaillen haben ohnehin nicht den besten Ruf in der Weinwelt :D ). Ist vielleicht einfach eine Gesamtbewertung, wo sehr attraktive Aspekte und weniger angenehme Eindrücke in Summe zum gleichen Ergebnis kommen wie bei einem eher langweiligen, aber fehlerfreien Wein?

Grüße,
Gerald
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sorgenbrecher

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Re: Claude Dugat

BeitragDo 31. Okt 2013, 09:16

@ bh: ich bin nicht wirklich großer fan der weine von claude dugat, aber bezüglich der einschätzung der trinkreife würde ich doch deutlich widersprechen. der wein ist meines erachtens nicht drüber, sondern aktuell massiv verschlossen und alles andere als gut beieinander. wenn du noch eine flasche hast, dann in 4+ jahren aufziehen.
Gruß, Marko.
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mixalhs

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Re: Claude Dugat

BeitragDo 31. Okt 2013, 10:54

Die Verkostungsnotiz des Barriquehauses liest sich fast vernichtend -- auch angesichts der Tatsache, dass der Gevrey Chambertin von Dugat im Handel mehr als 60 Euro kostet. Nicht nachzuvollziehen sind für mich dann aber die Bewertung "Silber" und die 92 Punkte bei www.verkostungsnotizen.net. Oder spricht aus dem Text nur die Enttäuschung, dass dieser Wein eben nicht "herausragend" (95 oder mehr), sondern nur "sehr gut" (90 bis 94) ist? :?
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Barrique-Haus

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Re: Claude Dugat

BeitragDo 31. Okt 2013, 12:36

Hallo zusammen,

„vernichtend“ ist zu hart gewählt. Für die Flasche die wir hatten, könnte ich mich mit „deutlich negativ“ besser anfreunden.

Die Nase war noch wie geschrieben schön, nicht mehr, nicht weniger. Am Gaumen und im Abgang war der Wein für 1-2 Sekunden ok und die Substanz war zu erkennen, dann spielte sich die mangelnde Balance mehr und mehr aus. Richtig zu merken dann durchs Trinken von 1-2 Gläsern. Das war mit Abstrichen noch „passabel“. Deswegen eine ordentliche VKN mit eben den negativen Seiten.
Es war ganz klar noch deutlich, dass der Anspruch und die Substanz im „Silber“-Bereich liegen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der Wein in der Jugend oder eine bessere Flasche bei 93-94 ohne Probleme liegen wird.

Die Frage ist dann also, wie man damit umgeht. Einerseits geben wir keine Potentialwertungen, es wird bewertet, was gerade im Glas ist. Andererseits was ist denn das Negative noch wert? Wir haben uns entschieden die positiven Aspekte und Anlagen zu werten, die zu erkennen und vertretbar sind. Da ist die 92 in Summe gerechtfertigt – im Zusammenhang mit der VKN. Silber somit vertretbar.

Ein weiteres Problem ist, dass nie ganz klar ist, wo das Problem lag. Schlechte Flasche? Schlechtes Fass? Wirklich der Wein in diesem Jahrgang? Kork? Hitzetransport zum Händler? Etc….
Wie trägt man dem Sorge, wir tun dies, indem wir eben doch „Silber“ verleihen und wir diese Qualität auch im Durcheinander (dessen Ursache eben nur „vermutbar“ ist) erkennen konnten.
Viele Grüße
Das Barrique-Haus

http://barriquehaus.de/
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