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Burgund 2008

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Créot

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Re: Burgund 2008

BeitragMi 15. Mär 2023, 20:53

Hallo Marko,

in der Tat ist Burgund die krasseste Geschichte. Und bei Barthold ist es extrem Schade. Ich bin 2009 beim Les Cras mit 70 Euro pro Flasche eingestiegen und nach 2016 nach der Verdopplung der Preise wieder ausgestiegen. Regelmäßig kaufe ich i Burgund eigentlich nur noch Joblots Givrys, David Moreaus Santenays und den Bourgogne Blanc von Bachelet-Monnot. Ach ja, und LIgnier-Michelot, wenn ich beim Weinladen in Morey-St.-Denis vorbeikomme. Aber Village-Weine von der Cote d'Or für 60,- oder 70,- Euro machen irgendwie keinen Spaß mehr.

Grüße
Stefan
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Créot

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Re: Burgund 2008

BeitragMi 12. Apr 2023, 18:16

Louis Carillon: Puligny Montrachet 1er Cru Les Perrières 2008

Eine Flasche wie dieses ist der Grund, warum ich trotz Premox und brachialer Preissteigerungen doch relativ lange weiße Burgunder gekauft habe. Nachdem, vor 2-3 Jahren, die letzte Flasche zwar schön, aber doch entfernt von atemberaubend war, hat diese voll eingeschlagen. Ich habe keine Notizen gemacht, zu Wolfsbarsch mit Papas Arrugadas und Fenchel passte es nicht und ich musste mich außerdem gegen 3 Mittrinker durchsetzen :roll:. Aber eine Aufzählung der Aromen würde diesem Wein auch nicht gerecht werden.
Für mich ist das Spiel im Mund das Großartige an diesem Wein, diese Dynamik, die die großartige Intensität und die Komplexität und Tiefe dieses Weins bei jedem Schluck neu in die Schwebe bringt, so dass die Aufgefächertheit der Zitrus-, Frucht-, Stein- und Würznoten in eine - ich kann es nicht anders beschreiben - Dynamik nach Vorne verwandelt. Tolle Länge. Jeder Schluck richtig schön. Großes Kino. Großartiger Wein. Hab ich auch Tage später noch auf der Zunge. Ich bin etwas ungelenk in der Bepunktung und erst recht in dieser Region, und würde satte 95 Punkte zücken. Vielleicht auch 96...
Leider die letzte Flasche - vor gut 10 Jahren für 45,- Euro gekauft. So wie die Dinge liegen (nördlich 120,- Euro für die 1er Crus), werde ich meinen Bestand an Pulignys und Meursaults in den nächsten 10 Jahren leersaufen. Ich befürchte, dass es keine rechte Alternative gibt. Im Anschluss gab es einen Goisot Gondonne von 2014: Toller Wein, aber nach dem Carillon in einer echt schlechten Position. Die spielten in einer anderen Liga. ... Leider

Grüße
Stefan
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Je-Mi

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Re: Burgund 2008

BeitragMi 12. Apr 2023, 20:32

Créot hat geschrieben:Hallo Marko,

in der Tat ist Burgund die krasseste Geschichte. Und bei Barthold ist es extrem Schade. Ich bin 2009 beim Les Cras mit 70 Euro pro Flasche eingestiegen und nach 2016 nach der Verdopplung der Preise wieder ausgestiegen. Regelmäßig kaufe ich i Burgund eigentlich nur noch Joblots Givrys, David Moreaus Santenays und den Bourgogne Blanc von Bachelet-Monnot. Ach ja, und LIgnier-Michelot, wenn ich beim Weinladen in Morey-St.-Denis vorbeikomme. Aber Village-Weine von der Cote d'Or für 60,- oder 70,- Euro machen irgendwie keinen Spaß mehr.

Grüße
Stefan


Hallo Stefan,
die Weine von Moreau kenne und schätze ich. Wie sind denn die Weine von Joblot ? Sind sie stilistisch ähnlich oder völlig anders? Ich finde ja die Weine von Moreau extrem zugänglich. Ansonsten habe ich mit dem Weinanbaugebiet oft meine Probleme. Nicht nur wegen der Preise.

Grüße
Jens
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Créot

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Re: Burgund 2008

BeitragDo 13. Apr 2023, 21:19

Hallo Jens,

Ganz anders würde ich die Stilistik jetzt nicht einordnen, aber ich würde sagen, dass die Moreau-Weine ein Stück feiner sind als die Joblots - auch wenn sich in den letzten Jahren bei Joblot noch etwas mehr in Richtung Eleganz bewegt haben soll. Das weiß ich aber nicht aus eigener Erfahrung, das das Jüngste, was ich getrunken habe ein '13er war. Vielleicht ist es auch nur Händlerlyrik. Die Joblots sind m.E. einen Hauch dunkler (dunkelfruchtiger und auch würziger). Ich hatte in den letzten 2-3 Jahren allerdings nur die kleineren Moreaus im Glas, Maranges aus '15 und '16, während die Crus weiter im Keller liegen.

Was gefällt dir nicht? Ich sehe nur, dass du zumeist Pinots nicht aus dem Burgund trinkst.

Grüße
Stefan
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Je-Mi

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Re: Burgund 2008

BeitragFr 14. Apr 2023, 00:02

Hallo Stefan,
vielen Dank für die Einordnung.
Ich habe mich lange gar nicht mit Burgund beschäftigt. Die Preise haben mich zu Beginn meiner Weintrinkerkarriere abgehalten. Wobei die ja lächerlich waren, wie wir heute wissen. Dann bin ich quasi gleich mit Moreau eingestiegen und 1-2 Zufallstreffern im Urlaub in Beaune und Umgebung. Ich habe dann gehofft, in der Preisliga 20-40 € noch ein paar Alternativen zu finden. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder bei Kierdorf gemischte Kisten gekauft mit Einzelflaschen. Bei den Rotweinen für mich quasi ein Totalausfall. Es gab 1-2 Weine von Seguin (z. B. Gevrey Le Crais) ,die mir gefallen haben. Aber nicht so, dass ich sie nachkaufen müsste. Bei diesen Weinen fand ich den Preis zumindest akzeptabel. Kürzlich habe ich noch einmal mehrere Einzelweine von Seguin probiert. Gerade auch günstigere, 15-18 € Cuvee Gerard und Cuvee Chantal (?). Für meinen Geschmack war das gar nichts. Dünn und sauer. Auch ein Fixin (unter 30 €) von Seguin und ein Gevrey (34 €) waren für den Preis ein Witz. Vor allem, wenn man bedenkt, was man in anderen Rotweinregionen für das Geld bekommt. Ich trinke auch gerne deutsche Weißweine. Da weiß ja fast jeder hier im Forum, was man da für 20-40 € ins Glas bekommt. Und auch für weniger als 20 € gibt es erstklassige Weißweine in Deutschland, zumindest für mich.
Trotzdem suche ich weiter im Burgund, deshalb auch meine Frage zu Joblot.
Nach all dem "bashing" fällt mir gerade noch ein positives Beispiel ein. Im letzten Jahr habe ich bei vinatis einen Santenay Beauregard von Justin Girardin gekauft. Im Angebot für 27 €. Ich habe dann noch schnell nachgekauft. Der Wein ist schlanker als die Premier Crus - Weine von Moreau, hat aber auch diesen "Süßetouch", der den Wein für mich so zugänglich macht. Es war mein persönlicher Lieblingswein im Jahr 2022. Offenbar sollte ich nur noch in Santenay suchen. Vielleicht liegt es ja auch am Jahrgang. Es war ein 2017er. Auch bei Moreau haben mir die Weine aus 2017 besonders gut gefallen.
Was ich an den für mich sehr guten Weinen aus dem Burgund schätze, ist die Begleitung zum Essen. Welche Rotweine sind sonst so vielfältig zu kombinieren. Und die von mir genannten Positivbeispiele würde ich auch solo gerne trinken.
Beste Grüße
Jens
Zuletzt geändert von Je-Mi am Sa 15. Apr 2023, 20:29, insgesamt 1-mal geändert.
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glauer

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Re: Burgund 2008

BeitragFr 14. Apr 2023, 02:54

Je-Mi hat geschrieben:Trotzdem suche ich weiter im Burgund,.....
Was ich an den für mich sehr guten Weinen aus dem Burgund schätze, ist die Begleitung zum Essen. Welche Rotweine sind sonst so vielfältig zu kombinieren. Und die von mir genannten Positivbeispiele würde ich auch solo gerne trinken.
Beste Grüße
Jens


Hallo Jens
Kierdorf hat sehr günstige Weine von Benoit Cantin. Zwischen 18 und 24 Euro. Hatte ich vor kurzem auf Empfehlung eines Freundes probiert und ich fand schon den einfachen sehr ansprechend. Nicht super elegant und natürlich nicht die Finesse der Cote de Nuit (ist Irancy, also fast in Chablis, und hat auch Spuren von Caesar und Gamay neben Pinot Noir), hat mir aber gerade zum Essen super gefallen. Sehr frisch und gar nicht schwer, gute Struktur, schöne Kirschfrucht, Mineralik , so alles was ich in einem Burgunder suche. Aus der Kategorie "Flasche sehr schnell leer". Würde ich auch gerne mit etwas Reife probieren. Die Gegend dürfte sehr vom Klimawandel profitieren und noch ist das wenig bekannt.
Viele Grüsse
Georg
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Dilbert

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Re: Burgund 2008

BeitragFr 14. Apr 2023, 08:12

Créot hat geschrieben:Die Joblots sind m.E. einen Hauch dunkler (dunkelfruchtiger und auch würziger).


... so habe ich die Joblot-Weine auch in Erinnerung. Wobei auch ich ab dem Jahrgang 2012/2013 keine Joblot-Pinots nachgekauft habe. Waren mir etwas zu dick und auch nicht so gut lagerbar. Habe aber auch gehört, dass die Weine jetzt unter seiner Tochter etwas eleganter sein sollen.

@Jens: Wenn Du Kierdorf erwähnst, solltest Du mal Jeannin-Naltet probieren. Die machen aus meiner Sicht sehr gute, mittelkonzentrierte Mercureys. Mein Favorit ist der 19er Les Naugues 1er Cru. Immer noch für 23,70 EUR zu bekommen (der 20er liegt aber schon bei 29,70 EUR). Auch die Rullys von Dureuil-Janthial finde ich immer noch sehr gut. Habe lange den 12er Les Guesnes getrunken. Ein feiner und eleganter Wein, der bei Kierdorf bis ins letzte Jahr noch für unter 20 EUR (!) zu bekommen war (btw: der 20er kostet jetzt auch schon wieder 30,90 EUR).

Quintessenz für mich: gerade an der südlichen Côte de Beaune bzw. an der Côte Chalonnaise herrscht derzeit noch ein ganz vernünftiges PGV. Hier bekommt man durchaus schöne Weine für unter 30 EUR.

Gruß,
Jochen
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2008

BeitragFr 14. Apr 2023, 13:22

Créot hat geschrieben:Louis Carillon: Puligny Montrachet 1er Cru Les Perrières 2008

Eine Flasche wie dieses ist der Grund, warum ich trotz Premox und brachialer Preissteigerungen doch relativ lange weiße Burgunder gekauft habe. Nachdem, vor 2-3 Jahren, die letzte Flasche zwar schön, aber doch entfernt von atemberaubend war, hat diese voll eingeschlagen.

...

Grüße
Stefan


Die Weine von Louis Carillon (bis 2009) und Jacques Carillon (ab 2010) gehören (oder besser gehörten) auch zu meinen Favoriten aus Puligny. Zunächst habe ich bei Böhme in Frankfurt kistenweise gekauft, einige Flaschen auf Auktionen, und dann ab 2012 nach einigen Winzerbesuchen auch eine kleine Allokation ab Hof direkt bei Jacques. Die Preise waren damals absolut angemessen, die Weine enorm Puligny-typisch. Leider hatte ich auch hier einige Premox-Ausfälle (zuletzt bei einem 2010 Puligny Village), aber es hielt sich in überschaubarem Rahmen und vor allem die großartigen 2007er waren mit 10-15 Jahren Flaschenreife fantastisch.

Leider ist das Thema Premox im Allgemeinen weiterhin ein Riesenthema bei den meisten Produzenten von weißen Burgundern, und in Verbindung mit den inzwischen absurden Preisen sind meine Käufe auf Null gesunken. Zuletzt musste ich regelmäßig 2-3 Flaschen von der Cote de Beaune oder aus dem Chablis öffnen, um eine einzige trinkbare zu haben, aus den Jahren 2011, 2012, 2014...das ist eine katastrophale Quote.
Dazu kommt mein Eindruck aus diversen Gesprächen mit Händlern und Auktionären, sowie aus einigen Verkostungen, dass es inzwischen eine vergleichsweise junge und enorm kaufkräftige Generation von Weinliebhabern gibt (vor allem in Singapur und Hongkong), die eine enorme Toleranz gegenüber oxidierten Burgundern haben und vermutlich glauben, dass dies ein normales Reifeverhalten ist. Angesichts dessen, dass Premox seit mittlerweile fast 30 Jahren ein Thema ist, würde es mich auch nicht wundern, dass es immer weniger Leute gibt, die regelmäßig große gereifte Burgunder in perfektem Zustand nach 20++ Jahren Reife im Glas hatten und beurteilen können, wie katastrophal die Premox-Seuche eigentlich ist.
Das würde auch erklären warum es selbst zu den extremen Preisniveaus weiterhin eine enorme Nachfrage gibt.
Premox - das "new normal"...
Gruß, Marko.
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Je-Mi

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Re: Burgund 2008

BeitragFr 14. Apr 2023, 17:25

Danke für eure Anregungen. Mal schauen, wann und ob ich den nächsten Versuch bei Kierdorf starte.
Ich würde dann berichten.
Grüße
Jens
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Je-Mi

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Re: Burgund 2008

BeitragFr 14. Apr 2023, 17:29

@ Dilbert Von Dureuil-Janthial habe ich ein paar Flaschen von einem Les Guesnes getrunken. Ich glaube 2007 war es. Den habe ich als sehr harmonischen Wein in Erinnerung, der mir gefallen hat.
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