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Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Sa 12. Okt 2019, 15:10
von amateur des vins
My pleasure, Rolf! :ugeek:
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Ich denke Dein H. Boillot Rugiens hat nicht unter 100 Euro gekostet?
Ich habe in 2013 für den 10er 80 € und für den 11er 70 € bezahlt. Wo, wann und für wieviel ich den 09er gekauft habe, konnte ich auf die Schnelle nicht rausfinden. Ich meine, es war wie der 10er. Zu dem Preis findet man aktuelle Jahrgänge aber nicht mehr (und ältere vmtl. auch nicht)... :cry:
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Den hätte ich gerne gegen einen Huber "Wildenstein" probiert.
Ja, der Wildenstein... war mir bisher nicht vergönnt. Man liest ja wahre Wunderdinge. Einige wenige Schlossberg haben jedoch viel Spaß gemacht (und dabei keine Zweifel hinterlassen, im Ggs. zu den Chardonnays).
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Vielleicht sollte man wieder ein Landesduell F. vs. D. überlegen - aber dieses Mal mit Pinot Noir?
Warum nicht? Ich wär' dabei. Thomas darf gerne müßte auch dabei sein, mit Gepäck! ;)

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Sa 12. Okt 2019, 15:17
von Der Wein-Schwede
amateur des vins hat geschrieben:
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Vielleicht sollte man wieder ein Landesduell F. vs. D. überlegen - aber dieses Mal mit Pinot Noir?
Warum nicht? Ich wär' dabei. Thomas darf gerne müßte auch dabei sein, mit Gepäck! ;)

Ja, mit seinem PN Geisberg 15 oder 16 ist er definitiv qualifiziert in den Ring gegen die Franzosen zu treten! :ugeek: :)

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Do 26. Mär 2020, 18:50
von Trapattoni
Viel mehr braucht auch die verwöhnte Burgundernase nicht:
2009 Beaune 1er cru Cuvée Brunet, Hospices de Beaune
Pnp ist der Wein sofort da. Alle typischen Burgundernoten, eher Himbeere als Erdbeere, geht mit Luft mehr und mehr in Richtung Kirsche als Pflaume, ohne, wie manch anderer modern ausgebaute Burgunder, auch nur ansatzweise an nördliche Rhone zu erinnern. Dieser Wein kommt angenehm unprätentiös daher, aber schnell mekt man wie alle Komponenten zusammenpassen. Herrlich rund, ausgewogen, geschliffen, tolles Süße-Säure-Spiel, super Trinkfluss und ordentliche Länge. Auch das Holz ist bereits herrlich integriert.
Schon gut antrinkbar bei 92 Punkten mit Potenzial für den ein oder anderen Punkt mehr. ;)
Lecker, mehr davon!
Grüße
Dieter

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Do 26. Mär 2020, 19:23
von amateur des vins
Schön zu lesen, daß es 2009er HdB gibt, die Spaß machen (auch wenn ich Deinen Geschmack nicht gut einschätzen kann). Ich fand die Stilistik da schon ziemlich auf der Kippe; die letzten für mich richtig guten waren 2006er, und mit jüngeren Jahrgängen konnte ich dann nicht mehr viel anfangen.

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Do 26. Mär 2020, 19:34
von Trapattoni
amateur des vins hat geschrieben:Schön zu lesen, daß es 2009er HdB gibt, die Spaß machen (auch wenn ich Deinen Geschmack nicht gut einschätzen kann). Ich fand die Stilistik da schon ziemlich auf der Kippe; die letzten für mich richtig guten waren 2006er, und mit jüngeren Jahrgängen konnte ich dann nicht mehr viel anfangen.

Ich glaube, dass es keine HdB-eigene Stilistik gibt, weil es HdB von allen möglichen Lagen und Erzeugern gibt. Bei o.a. HdB geht die Stilistik auf Reine Pédauque zurück oder sollte ich mich sooo täuschen? Ich war da schon öfter, hab ich da so viel missverstanden? :?

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Do 26. Mär 2020, 20:15
von amateur des vins
Ist schon länger her bei mir. Wir waren häufig im MaV und haben dort, wenn es paßte, auch HdB gekauft. Über alle Labels hinweg fanden wir, daß sie einen schrecklichen Weg hin zu Überextaktion, Überholzung und zuviel Toast eingeschlagen haben. Ich weiß, das ist sehr verallgemeinernd.

Bei unserem letzten Besuch dort haben wir uns "unter der Hand" länger mit der Sommeliere unterhalten, und sie war ziemlich niedergeschlagen und hat unser Empfinden bestätigt, sowohl was die Weine als auch die Firmenrichtlinie angeht. Alle zusammen trauerten wir der "guten alten Zeit" nach.

Natürlich haben wir nur einen winzigen Bruchteil probiert. Sie kannte uns aber gut von zahlreichen Besuchen in den Vorjahren, und wir vertrauten ihrem Urteil stets. Daß sie sich kaum überwinden konnte, uns Weine zu präsentieren, war irgendwie bedrückend.

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Do 26. Mär 2020, 20:39
von Trapattoni
amateur des vins hat geschrieben:Über alle Labels hinweg fanden wir, daß sie einen schrecklichen Weg hin zu Überextaktion, Überholzung und zuviel Toast eingeschlagen haben. Ich weiß, das ist sehr verallgemeinernd.

Hallo Karsten,
verstehe. ;)
Für mich war der letzte einigermaßen "klassische" Jahrgang 2002. 2003 durch die Hitze, der durch seine Tannine schon extreme 2005-er und dann 2009 waren auch für mich schon sehr gewöhnungsbedürftig, aber natürlich auch teils riesengroß. Allerdings sind die Burgunder aus den eher kühleren Jahren wieder eher "klassisch". M.E. haben die Winzer im Burgund durch den Jahrgang 2005 enorme finanzielle Mittel bekommen und können sich einfach auch vermehrt neues Holz leisten und seitdem immer mehr analog zu Bordeaux. Ob die neueren Burgunder mal so lange durchhalten wie so mancher aus den 40-er, 50-er und 60-er Jahren ,werde ich wahrscheinlich nicht mehr verifizieren können, würde mich aber sehr interessieren. ;)
Grüße
Dieter

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Do 26. Mär 2020, 21:03
von amateur des vins
Alles richtig, was Du schreibst (soweit ich das überhaupt einschätzen kann).

Meine Enttäuschung bezog sich nicht auf's Burgund allgemein, sondern schon speziell auf das, was man so im Marché aux Vins kaufen konnte, darunter eben auch Weine der Hospices de Beaune. Und so wie ich es verstanden habe, war das eine bewußte Entscheidung der neuen Mehrheitseigner oder Investoren, um (speziell amerikanische) Touristengeschmäcker zu befriedigen. So wurde es uns jedenfalls "gesteckt".

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Sa 25. Jul 2020, 14:27
von Trapattoni
Vorgestern überraschend typisch für die Gegend und daher relativ einfach bestimmbar:
2009 Puligny-Montrachet "Champ Gain" von Etienne Sauzet
Mit überraschend typisch für die Gegend meine ich, dass Sauzet für mich eigentlich immer eher so der "Modernist" war. Dieser 2009er zeigte aber jede Menge Terroir, die typischen Früchte und sehr gut eingebundenes Holz, fast kaum spürbar. Wenn er nicht (noch) eine kleine Lücke in der Mitte hätte, könnte man ihm auch aufgrund seiner enormen Länge deutlich über 95 Punkte geben. Für mich ein Traumstoff! :D
Grüße
Dieter

Re: Burgund 2009

BeitragVerfasst: Do 29. Okt 2020, 23:45
von Lorne Malvo
Jean & Jean Louis Trapet - Gevrey Chambertin Cuvee Ostrea - 2009

Transparentes dunkles Rubinrot.
Nase kompakt, zunächst auch etwas fest, öffnet sich dann mit Luft sehr fein. Kirsche, dunkle Himbeeren kann man finden. Dazu leicht florale Anklänge, erinnert an sehr feine Veilchen und ganz leicht Moosiges. Ein ganz kleiner Hauch feinste Vanille lugt noch vorbei. Mineralität klingt deutlich an, alles schön verwoben und stimmig. Am Gaumen ein sehr feiner Gevrey mit besonders für den Jahrgang sehr kühler Kirsch- und etwas Erdbeerfrucht, wunderbar integrierter Säure.
Ein kleiner Süßholzraspel zeigt sich an den Gaumenrändern. Dazu ein spannender Abgang, der aber nicht durch puren Säurezug, sondern durch kreidige Mineralität und kühle, hocharomatische Kirsche und reife Blutorange glänzt.
Die Säure wirkt fein aber sie wirkt (ideal). Etwas Minze zeigt sich noch. Hallt fein, aber lang nach und zeigt sich noch mal aromatisch als typischer Gevrey Chambertin.
Eher etwas leise, aber unheimlich ausgewogen, auch komplex. Verbindet aromatisch das herzhaft-herbe Gevreys mit deliziöser, trockener Extraktsüße und einer Feinheit, über die sich manche Winzer in ihren PC freuen würden.
91-92P. (Für die Stilistik würde ich persönlich noch 1-2 P mehr geben)

Ein toller Village, der aus verschiedenen Parzellen auf dem Dorfgebiet von Brochon stammt, dass aber schon zum Appelationsgebiet von Gevrey Chambertin gezählt wird. Hier hat Jean Louis Trapet die ältesten Reben des Weinguts stehen. Ein Tropfen, der weniger durch Kraft als durch delikate Feinheit besticht. Extrem feinfühlig und sorgfältig gelesen und vinifiziert. Muss man etwas genauer zuhören, dann wirkt er aber sehr nachhaltig.
Zeigt auch deutlich Herkunft.
Wer so mit einem warmen Jahrgang wie 2009 auf Village-Ebene umgehen kann und so ein stimmiges Bild mit 12,5% auf die Beine stellt. Das ist schon große Winzerkunst. Hut ab. Gefällt mir außerordentlich gut.