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Burgund 2007

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octopussy

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Re: Burgund 2007

BeitragFr 4. Jan 2013, 23:05

Hallo zusammen,

ein klarer Fall von zu früh aufgemacht ist der über die letzten paar Tage getrunkene 2007 Savigny-lès-Beaune 1er Cru Aux Guettes von Jean-Marc & Hugues Pavelot. Herr Meadows schrieb "from 2013" und da dachte ich mir, jetzt ist ja 2013, da kann mal eine Flasche dran glauben. Positiv ist zu vermerken, dass der Wein über fünf Tage so gut wie gar nicht abgebaut hat (eigentlich gar nicht). Ansonsten war das jetzt kein riesengroßes Vergnügen, v.a. die Säure ist nicht von schlechten Eltern. Nicht nur aufgrund der sehr positiven Kritikermeinungen über den Wein bin ich aber optimistisch, dass sich der Wein noch fangen wird. Vor 2015 werde ich aber die nächste Flasche nicht öffnen.

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Beste Grüße, Stephan
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octopussy

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Re: Burgund 2007

BeitragSo 3. Feb 2013, 13:04

Hallo zusammen,

gestern Abend im Restaurant zum sehr guten Preis gefunden und gleich bestellt: 2007 Camille Giroud Vosne Romanée. Eigentlich stand der 2006er auf der Karte (stand dann leider nicht im Regal), aber der 2007er war auch einen Versuch wert. Zunächst viel zu warm serviert war er vor allem bissig. Kräftig runtergekühlt zeigte er dann aber seine Stärken, aus meiner Sicht ein sehr kräftiger und muskulöser Wein, sehr sehnig und schon schön expressiv. Zwei Jahre mindestens würde ich ihn gleichwohl noch liegen lassen, hätte ich ihn im Keller. Die angespannten Muskeln können sich noch ein bisschen entspannen. Zum Essen, einer Kalbsroulade mit Wildschweinschinken und Artischocken, hat er übrigens hervorragend gepasst.

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UlliB

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Re: Burgund 2007

BeitragMo 4. Feb 2013, 19:50

Wie hier schon mehrfach angemerkt, sind die roten 2007er jetzt gut zu trinken - das gilt durchaus auch für den grand cru - Bereich. Am Wochenende gab es mit Klaus Peter "vinos" eine kleine 2007er GC-Horizontale:

Clos de la Roche 2007 (Domaine Arlaud). 13,5% Vol. Der "un-burgundischste" Wein des Abends, den ich blind mit Sicherheit nicht nach Burgund verortet hätte. Tansparentes Ziegelrot. Intensive, süße Pinot-Nase, deutlich spürbarer karamellig-toastiger Holzeinfluss, riecht und schmeckt für meine Begriffe irgendwie "deutsch" (Baden, hätte ich wohl gesagt), moderate Säure, mittlere Dichte, deutlich mehr Breite als Tiefe. Nicht schlecht, aber für meine Begriffe für Burgund einigermaßen atypisch.

Gleiche Lage, gleicher Jahrgang, anderer Erzeuger: Clos de la Roche 2007 (Lignier-Michelot) 13,5% Vol. Gegenüber dem Arlaud gewissermaßen um 90° gedreht: deutlich weniger Breite, deutlich mehr Tiefe. In der Farbe dunkler, sowohl in der Nase als auch im Gaumen straffer, mehr Säure, vielschichtig, entwickelt mit der Zeit eine faszinierende schwarze Kirschfrucht, im Abgang länger. Sehr schön; kommt meiner Vorstellung von Burgund schon wesentlich näher. (Nur am Rande: in einer Blindverkostung zu erkennen, dass die beiden ersten Weine aus der gleichen Lage kommen, dürfte einigermaßen artistische Verkosterfähigkeiten voraussetzen. Ich bleibe, was das Reden vom erkennbaren Terroir betrifft, skeptisch: der Erzeuger überdeckt nicht selten die Herkunft).

Dass die Domaine Arlaud stilistisch auch völlig anders kann als beim Clos de la Roche, zeigte dann der Clos St. Denis 2007 (Domaine Arlaud). 13,5%Vol. Vollkommen anders als der Clos de la Roche vom gleichen Erzeuger, mehr im Stil des Lignier-Michelot, zeigt aber dazu noch ein deutliches Plus an Finesse und Dichte. Dunkel, ruhig strömend, enorm fein, zeigt Facette auf Facette, dicht und elegant, der Holzeinsatz ist hier weit in den Hintergrund gerückt, alleine die Nase zieht einen immer wieder ans Glas. Exzellent; der Wein des Abends.

Schließlich noch ein Wein von der Domaine Arlaud: Bonnes Mares 2007. Ebenfalls 13,5%Vol. Ganz schwierig: deutliche Schwefeltöne, Schießpulver, eine Andeutung von Reduktionsböckser; berappelt sich mit viel Luft, deutet Tiefgang und Klasse an, bleibt aber unruhig, wirklich schöne Momente wechseln mit schrägen Nebentönen. Vielleicht einfach zu jung - was ich bei den drei anderen Weinen so nicht sehe, die kann man jetzt mit viel Genuss trinken.


Wir haben nebenbei einen kleinen Gläser-Vergleich gemacht: Zalto Burgund gegen Riedel Vinum Burgund. Es ist immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich sich ein und derselbe Wein aus verschiedenen Gläsern zeigt. Was man hier nun präferiert, ist natürlich auch eine Geschmacksfrage - ich fand es spannend, beide "Versionen" zu erleben. Jedenfalls gab es in diesem Fall keinen klaren Sieg für die hier doch einigermaßen gehypeten Zalto-Gläser: die Weine hinterließen in diesen mitunter einen etwas schwammigen Eindruck; im Riedel-Glas waren die Aromen fokussierter, aber vielleicht auch etwas schärfer und schmaler.

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Burgund 2007

BeitragDi 5. Feb 2013, 08:51

Hallo Ulli,

sehr interessant. Wie sind eigentlich die Weine von Arlaud unterhalb der Grand Crus? Habe ich noch nie probiert (die Grand Crus auch nicht).

So sehr ich übrigens an die "Macht des Terroirs" glauben mag, so viele Faktoren gibt es dann doch, die ihr entgegenstehen können. Nimmt man als wichtigste Einflussfaktoren Winzer - Lage - Jahrgang - Alter, so ergeben sich daraus einfach eine Menge Unsicherheiten. Vielleicht ist manchmal das Terroir auch nur ein Wunschdenken. Der Winzer tut alles dafür, dass nicht er sich dem Wein oktroyiert, sondern er die Lage sich ausdrücken lässt. Aber seinen eigenen persönlichen Geschmack beim Wein kann er dann doch nicht ganz ausblenden, warum auch?
Beste Grüße, Stephan
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vinos

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Re: Burgund 2007

BeitragDi 5. Feb 2013, 10:17

Hallo Ulli,

vielen Dank für Deine ausführlichen Notizen, die ich absolut bestätigen kann.
Für mich ein sehr lehrreicher Abend mit faszinierenden Weinen, herzlichen Dank dafür!

Absolut großartig der Clos de la Roche von Lignier Michelot und der Clos St. Denis der Domaine Arlaud,
letzterer mit einer Vielschichtigkeit, die mich einigermaßen sprachlos macht.

Genial auch der Gläservergleich, wie unterschiedlich sich doch die Weine in verschiedenen Top-Gläsern
präsentieren!
Beste Grüße
Klaus-Peter
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2007

BeitragDi 5. Feb 2013, 10:25

einige 2007er waren auch auf der passion pinot am wochenende angestellt, insgesamt trinken sich viele weine (mit ausnahme des clos de tart) derzeit durchaus mit viel vergnügen, die meisten weine sollten m.e. aber auch in den nächsten jahren getrunken werden, echte langstreckenläufer dürften nur die wenigsten sein. gegen die vielzahl der exzellenten 2010er auf der probe hatten es die 2007er dann aber doch sehr schwer, den meisten fehlt es meines erachtens im vergleich einfach an tiefe, klarheit und auch etwas an frische, allerdings sind auch in 2007 alles andere als schlechte weine entstanden und den ein oder anderen 2007er bekommt man ja auch noch für vergleichsweise kleines geld und hat dann etwas auf sicht der nächsten 5 jahre zu trinken.

clos de tart war sehr verschlossen, den würde ich noch mindestens 5 jahre liegen lassen. dezent holzwürzig in der nase, etwas pflaumenfrucht, aber insgesamt sehr wenig zeigend. am gaumen viel kraft und struktur erkennbar, die anlagen für einen guten wein zeigend, massive, aber weiche tannine, spürbare säure, allerdings nur sehr wenig frucht im moment.

offen und sehr gut zu trinken waren hingegen:

nsg boudots 1er von jj confuron, der mit seiner kräftigen muskulösen art in verbindung mit der eher für einen vosne typischen würze zu überzeugen wußte und für mich der mit abstand beste 2007er burgunder des tages war.

vosne romanee les chaumes 1er von meo camuzet zeigte sich sehr (holz)würzig in der nase, sehr expressiv, für meinen geschmack etwas zu vordergründig, aber ich bin nach den bisher getrunkenen weinen auch kein großer fan des hausstils von meo camuzet. am gaumen eine schöne blaubeerige frucht, etwas schärfe, allerdings bricht er am ende etwas weg und ist für meinen geschmack etwas unharmonisch im abgang.

nsg clos de la marechale 1er von mugnier war bereits in der nase sehr weit entwickelt, für meinen geschmack waren etwas rustikale unterholzaromen neben der sehr reifen frucht zu dominant. am gaumen gefiel der wein mir besser als in der nase, erstaunlich fein und elegant, feine tannine und eine schöne balance.

mein persönlicher favourit aus 2007 war aktuell klar der boudots von confuron, dessen 2006er clos vougeot mich allerdings noch etwas mehr zu überzeugen wußte. insgesamt ist es nach den letzten trinkerfahrungen aber sehr schön, dass sich mit 2001, 2006 und 2007 derzeit viele weine mit viel vergnügen trinken lassen. dazu sind die basis-burgunder aus 2009 sowie noch erstaunlich viele einfache 2010 derzeit ebenfalls sehr schön.
Gruß, Marko.
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UlliB

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Re: Burgund 2007

BeitragDi 5. Feb 2013, 21:43

octopussy hat geschrieben:Wie sind eigentlich die Weine von Arlaud unterhalb der Grand Crus? Habe ich noch nie probiert (die Grand Crus auch nicht).


Hallo Stephan,

leider sind mein Erfahrungen mit der Domaine Arlaud auch sehr begrenzt. Neben den drei oben erwähnten GCs kenne ich nur den Bourgogne "Roncevie" - wenn ich das richtig sehe, ist das der Basiswein des Betriebes. Der fällt sowohl aus 2007 als auch aus 2009 interessanterweise stilistisch (wenn natürlich auch auf einem anderen Qualitätsniveau) ähnlich aus wie der oben erwähnte Clos de la Roche: süße Nase, etwas breiter Stil, holzbetont, und für mich sehr "deutsch". Insofern dachte ich beim Clos de la Roche schon "aha, Hausstil"; die Vermutung wurde aber sowohl durch den Clos St. Denis als auch den Bonnes Mares ziemlich eindeutig widerlegt. Weiteres Probieren - vorsichtig - könnte sich lohnen, um festzustellen, was hier das role model für die anderen Weine ist: Clos St. Denis oder Clos de la Roche.

Gruß
Ulli
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Oh Dae-Su

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Re: Burgund 2007

BeitragDi 5. Feb 2013, 23:08

Hallo Stephan,

bezüglich des Clos de la Roche hat mir Ulli's VKN ein klein wenig Angst gemacht da ich den Wein auch im Keller habe und die beschriebene Stilistik überhaupt nicht mag. Ich konnte den Wein letztes Jahr erstaunlich vergünstig erwerben. Vielleicht war der Zustand bzw. Stil des Weines ein Grund für die kräftige Rabattierung :? :( !

Vom Jahrgang 05 ab aufwärts kenn ich die Weine von Arlaud im jungen Stadium ganz gut und war meistens durchaus von ihnen angetan. Im speziellen von den Weinen aus Morey Parzellen. Vorallem vom Jahrgang 2008. Daher würde ich in dem '"Clos de la Roche 07 Fall" nicht davon ausgehen, dass dieser den "generellen" Hausstil repräsentiert. Wenigstens hoffe ich das :oops:! Etwas gereiftere Weine habe ich bis jetzt noch nie verkosten können. Werde ich aber in sehr naher Zukunft durchführen!

Viele Grüße

Chris
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UlliB

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Re: Burgund 2007

BeitragMi 6. Feb 2013, 08:35

Oh Dae-Su hat geschrieben:Vielleicht war der Zustand bzw. Stil des Weines ein Grund für die kräftige Rabattierung :? :( !


Hallo Chris,

der Zustand des Weines war völlig ok; der Wein wird auch noch ein paar Jahre machen, aber wohl nicht mehr deutlich zulegen. Der Stil, nun ja: ein Spätburgunder GG von einem durchaus guten Erzeuger aus Baden, der mit dem Neuholz ein wenig sensibler umgehen sollte... 8-)

Angesichts der beiden anderen Weine vom gleichen Erzeuger bin ich aber geneigt zu sagen: nur ein Ausrutscher.

Gruß
Ulli
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nougat

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Re: Burgund 2007

BeitragMi 6. Feb 2013, 11:43

UlliB hat geschrieben:Angesichts der beiden anderen Weine vom gleichen Erzeuger bin ich aber geneigt zu sagen: nur ein Ausrutscher.


Hallo Ulli,

das vermute ich auch. Wie Chris kenne ich einige Weine von Arlaud aus der jährlichen Burgunderprobe von Bernd Kreis. U.a. den Morey-Saint-Denis. Der drängte sich bei aller Kernigkeit bisher nicht auf, als deutscher SB durchgehen zu wollen. Den 06er davon und den M-S-D 1er Cru 'Les Ruchots' aus 07 habe ich mal mitgenomen und hier irgendwo beschrieben. Dabei fiel die mangelhafte Verkorkung beider(!) Flaschen auf. Der Wein war am Rand fast durch.
Ist Dir diesbezüglich etwas aufgefallen?
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
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