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Beaujolais

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Ole

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Re: Beaujolais

BeitragMi 17. Jan 2024, 18:24

Schöne Weinschreibe, Carsten – wie immer! Jetzt nur wenige Ergänzungen:
1. Dem Fleurie wird ja nachgesagt, er neige zur Luftig- und Leichtigkeit, zur spielerischen Eleganz. Das war bei allen vier Vertretern aus der Ecke nicht der Fall. Alle waren sie kompakt, konzentriert, mit kräftigem Körper, dunkelfruchtig, stoffig und fest. Dafür mag der Jahrgang 2005 verantwortlich sein, aber es gilt ausdrücklich auch für den 1991er und den 2007er.
2. Der Wein des Abends war der Desjourneys! Das erstaunte mich, da ich dessen Weine bisher zwar gut, nie aber herausragend fand. Erstaunlich auch deshalb: Die beiden Vorgänger stammten aus dem Spitzenjahr 2005, dieser aber aus dem mittelprächtigen Jahr 2007! Das war ein stimmiger, in sich ruhender harmonischer Wein von großer Intensität, schöner Länge und überraschender Fleischigkeit, zudem mit unvergeßlicher Nase von betäubender Orchideenparfümigkeit, ohne dabei kitschig zu sein, die Nase kriegte nicht genug davon, hochattraktiv! 24 Stunden später galt das mit nur geringen Abstrichen weiterhin – beim Verkosten des Rests aus der Flasche.
3. Wieder einmal mehr zeigte sich: Der Schnack, Beaujolais solle gefälligste nach zwei, drei Jahren ausgetrunken sein, weil er dann abbaue, erwies sich als fake news, als Quatsch. Ein Beaujolais von einem ordentlichen Winzer hält locker 20 Jahre! Auch der 1991er – Kork hin, Kork her – wankte nicht, er kam durchaus stramm und vital daher.
Ole
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amateur des vins

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Re: Beaujolais

BeitragFr 23. Feb 2024, 23:07

Mme l'amatrice gelüstete es nach unkompliziertem roten. Die Suche im Keller erbrachte:

Lapierre, Morgon 2020

Der Korken riecht ziemlich sehr nach... Kork :roll:, aber der Schreck verfliegt schnell: Der Wein ist ok.
In der Nase kühl. aber dicht; ein Hauch unterschwelliges CO₂ läßt an semi-carb. denken (was sich beim Nachlesen als korrekt herausstellt). Auch die etwas herbe, angedeutet an Rappen erinnernde Note ist dazu kompatibel. Diffus vorwiegend blaufruchtig, mit etwas rot und einer Spur Pflaume.
Am Gaumen schöner dichter Beaujolais-Cru. Hier eher rotfruchtig, aber immernoch diffus. Ist da ein Hauch von Naturwein-Einschlag? Auch hier wieder minimal unterschwelliges CO₂. Im Abgang eine gewisse Bitternote (Mme: Chicorée).

Erfüllt die Anforderung: Unkompliziert, aber mitnichten unkomplex oder banal. Besser, als erinnert.
Besten Gruß, Karsten
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Ralf Gundlach

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Re: Beaujolais

BeitragDi 19. Mär 2024, 22:09

Das ist nicht „everybodies darling“:

2021 Morgon Jean-Paul Brun

Schon in der Nase dominieren herbe Früchte. Am Gaumen zeigen sich am Anfang auch nur Schlehen. Mit immer mehr Luft kommen ganz feine Kirschnoten (die mit wenig Süsse) hinzu. Dezent im Hintergrund zeigt sich auch eine leicht süssliche Himbeernote, die dem Wein Charme verleiht und nicht ansatzweise am trockenen Geschmacksbild rüttelt. Das Ganze zeigt sich durchaus mit Power, Tiefe und Länge bei gerade mal 12,5 % Alkohol. Wirkt noch sehr jung und zeigt im Abgang ein paar Tannnine, die nicht wirklich wehtun. Das ist verdammt gut. Ich hatte vorher einen Spätburgunder von Paul Schumacher im Glas, der nur unwesentlich günstiger und wirklich gut war. Der hatte im direkten Vergleich keine „Schnitte“ gegen diesen Beaujolais.

91 Punkte. Kostet um die 17 Euro

Gruß

Ralf
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragMi 20. Mär 2024, 14:48

Hallo Ralf,
„Dezent im Hintergrund zeigt sich auch eine leicht süssliche Himbeernote, die dem Wein Charme verleiht und nicht ansatzweise am trockenen Geschmacksbild rüttelt.“
Deswegen u.a. „liebe“ ich Brun, andere finden es mitunter bonbonig.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragSa 23. Mär 2024, 20:56

Domaine Piron & Lafont, Chenas Quartz 2004
Schwarzrote Farbe, zurückhaltender vielschichtiger Duft. Der beste Schluck ist der erste, was nicht gegen die anderen spricht. Er ist genial mit hintergründiger Fruchtigkeit und dominierenden Graphit- und Gewürznoten, die im nächsten Moment nebensächlich werden durch das Gefühl, die Textur dieses Weines und seine plastische Ausdehnung zu erleben…
Dieser Eindruck wiederholt sich leider nicht, wohl aber die Aromatik. Der Wein verändert sich einfach nicht. Ich habe ihn extra drei Tage lang offen bei Zimmertemperatur gequält: Er bleibt, wie er von Beginn an war. Er ist dicht, fest, zart fleischig. Sein Alter hätte ich verdeckt kaum schätzen können. Es gibt nichts, was ich mit Degenerativem verbinde. Seine reduzierte Frucht und die vorherrschend dunklen, an getrocknete Gewürze und Anorganisches erinnernden Aromen sind aber wahrscheinlich der Reife geschuldet…denke ich mir. Säure habe ich mit zunehmender Lufteinwirkung immer mehr wahrgenommen - wie das Prickeln im Sekt. Beeindruckt hat mich, wie im besten Sinne federnd und gegen jeden Misston abgepuffert er wirkte. So hatte ich mehrfach das Gefühl, gewisse Phänomene müssten den Genuss im nächsten Moment durch Bitternis, Rußiges oder wie zu lang gezogener Tee beeinträchtigen. Doch keines wurde bissig, harmonisch fügten sie sich ein. Es handelt sich um keinen besonders komplexen oder gar atemberaubenden Wein, wie er aber um sich selbst kreiste und sich ohne jede Schwäche behauptete, war faszinierend.
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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