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Beaujolais

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Ole

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Re: Beaujolais

BeitragDo 18. Feb 2021, 15:38

Noch ein paar technische Daten zu den Weinen! Leider finde ich keine französische website der Domaine, alles erscheint auf Englisch. Merkwürdig. Ich übersetze also:
Les Charmes: Alter der Reben: 50 Jahre; Erntemenge: 47hl/ha; Anzahl der Flaschen: 38T; die Hälfte der Trauben wurde vor der Vergärung entrappt, die andere mit den Rappen vergoren; zwei Drittel im Tank, ein Drittel im großen Holzfaß (3000l) über 11 Monate ausgebaut.
Le Plateau: Alter der Reben: 70 Jahre; Erntemenge: 45hl/ha; Anzahl der Flaschen: 6T; die Trauben wurden nicht entrappt, sondern komplett mit den Rappen vergoren; in gebrauchten Barriques, 10% in neuen über 10 Monate ausgebaut.
Côte du Py: Alter der Reben: 50 Jahre; Erntemenge: 45hl/ha; Anzahl der Flaschen: 5T; zwei Drittel der Trauben wurden vor der Vergärung entrappt, die übrigen mit den Rappen vergoren; zwei Drittel im großen Holzfaß, ein Drittel in Barriques über 11 Monate ausgebaut.
Mich erstaunt bei diesen Verhältnissen, dass 'Le Plateau' insgesamt so weich erscheint und so dezent im Tannin, während die 'Côte' solch markante Struktur aufweist. Liegt’s am Boden? Liegt’s an der Behandlung beim Ausbau?
Ole
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amateur des vins

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Re: Beaujolais

BeitragDo 18. Feb 2021, 17:23

Ole hat geschrieben:Mich erstaunt bei diesen Verhältnissen, dass 'Le Plateau' insgesamt so weich erscheint und so dezent im Tannin, während die 'Côte' solch markante Struktur aufweist. Liegt’s am Boden? Liegt’s an der Behandlung beim Ausbau?
Das Plateau kenne ich nicht, aber ich meine, daß sich die Côte du Py durch Basalt des namensgebenden "Berges" sowie Quarz vom Granit anderer Crus abhebt. Aber das ist jetzt nur unverifiziert aus der Hüfte dahergesagt. Es schiene mir plausibel, wenn sich auf einem Plateau eher Schwemmböden ansammelten.
Besten Gruß, Karsten
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragDo 18. Feb 2021, 18:48

amateur des vins hat geschrieben:
Ole hat geschrieben:Mich erstaunt bei diesen Verhältnissen, dass 'Le Plateau' insgesamt so weich erscheint und so dezent im Tannin, während die 'Côte' solch markante Struktur aufweist. Liegt’s am Boden? Liegt’s an der Behandlung beim Ausbau?
Das Plateau kenne ich nicht, aber ich meine, daß sich die Côte du Py durch Basalt des namensgebenden "Berges" sowie Quarz vom Granit anderer Crus abhebt. Aber das ist jetzt nur unverifiziert aus der Hüfte dahergesagt. Es schiene mir plausibel, wenn sich auf einem Plateau eher Schwemmböden ansammelten.


in der Tat schreibt das Weingut zum Le Plateau:
The plot is located in the heart of the lieu-dit « Les Charmes », right in front of the château Grange Cochard.
(...)
Soil: Sandy and piedmont deposits

Und zum Cote du Py:
Soil: Granite and blue stones

Ole hat geschrieben:Leider finde ich keine französische website der Domaine, alles erscheint auf Englisch.

sie lässt sich links auf der Hauptseite auch für französische Sprache einstellen:
https://www.lagrangecochard.com/fr/vins/

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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Ole

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Re: Beaujolais

BeitragFr 19. Feb 2021, 17:10

Hm, schwierig . . . Auf der französischen Seite des Weinguts, die ich nun dank Carstens Hinweis auch endlich gefunden habe, heißt es bei 'Les Charmes' unter 'Sol': "sablo-limoneux". Nur, was heißt das? Sandig und schlammig zugleich würde wohl keinen Sinn ergeben – oder? Also, sandig-lehm/tonhaltig? Woanders fand ich für die Lage "arènes granitiques', also verwitterter Granit. Für die 'Côte du Py' gibt das Weingut an: "Granit bleu", woanders findet man: Granit, Basalt, Schiefer mit Eisenoxid und Magnesiumadern. Schön und gut. Die Frage ist nur, woher kommt diese deutliche Weichheit des 'Le Plateau'? Die mich deshalb erstaunt, weil der Wein total auf den Rappen vergoren wurde, man also eher eine Tanninbombe erwarten könnte. Heißt das, daß dieser sablo-limoneux-Boden die Trauben gegen einen zu erwartenden überdurchschnittlichen Tanninschub immunisiert? [Auf eine andere Merkwürdigkeit, nämlich die, daß Barriques aus der offenbar 4. und 5. Belegung so deutliche Holzaromen an den Wein angeben, will ich hier erstmal gar nicht eingehen.] Der 'Côte du Py' ist dagegen nur zu einem Drittel auf den Rappen vergoren, aber deutlich weniger weich, sondern durchaus fest und straff mit einem ordentlichen Tanninrückgrat. Ist das dem granit bleu geschuldet, weil der etwa den Tanninen Entwicklungshilfe leistet? Oder ist der Unterschied dadurch zu erklären, daß beim 'Plateau' die Rebstöcke 20 Jahre älter und etwa 100m höher über dem Meeresspiegel angesiedelt sind?
Ole
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amateur des vins

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Re: Beaujolais

BeitragFr 19. Feb 2021, 21:21

Nee, wenn da signifikant Blauer Granit drin ist, schmeckst Du das. Und es geht nicht in die Richtung "weich"...

Aber für plausibler halte ich die anderen Angaben, wo es Richtung "sandig" geht. Granit findet sich doch eher an den Hängen afaik.
Besten Gruß, Karsten
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Ole

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Re: Beaujolais

BeitragSa 20. Feb 2021, 14:41

amateur des vins hat geschrieben:Nee, wenn da signifikant Blauer Granit drin ist, schmeckst Du das. Und es geht nicht in die Richtung "weich"...

Im Zusammnhang mit blauem Granit (Côte du Py!) war ja auch nicht von Weichheit die Rede!
Ole
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amateur des vins

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Re: Beaujolais

BeitragSa 20. Feb 2021, 15:02

Ole hat geschrieben:Im Zusammnhang mit blauem Granit (Côte du Py!) war ja auch nicht von Weichheit die Rede!
Sorry, völlig richtig. Da habe ich wohl was durcheinandergebracht.
Eine Antwort war es ja trotzdem, irgendwie. ;)
Besten Gruß, Karsten
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Kle

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Re: Beaujolais

BeitragSa 20. Feb 2021, 18:27

Ole hat geschrieben:"sablo-limoneux". Nur, was heißt das? Sandig und schlammig zugleich würde wohl keinen Sinn ergeben – oder? Also, sandig-lehm/tonhaltig?

2. Sols limoneux, 0-10% d'argile
Ces sols sont différents des sols sableux par leur facilité à former une croûte, souvent très dure. S'ils sont trop travaillés, ils peuvent devenir compacts ce qui réduit leur capacité d'infiltration d'eau lors des périodes humides. Par temps sec, ils peuvent durcir et être difficiles à travailler. Cependant, ils sont généralement plus faciles à travailler et peuvent stocker des volumes d'eau considérables. Ils exigent une bonne consolidation, mais il faut éviter de les travailler par temps humide.
https://www.vaderstad.com/fr/savoir-fai ... pes-de-sol

Ich glaube aber nicht, dass es etwas mit dem Boden zu tun hat und wette um ein Sabatier-Glas (Ole, Du kannst nur gewinnen), dass eine Konterflasche anders schmecken würde.
Es fällt allerdings auf, wie wenig es zu LE PLATEAU zu lesen gibt. Presseveröffentlichungen und Auszeichnungen (der 2016er Côte du Py bekam immerhin 94 Wine Advocate Punkte) beziehen sich ausschließlich auf andere Weine bis 2018. Somit war 2019 vielleicht der erste Jahrgang LE PLATEAU und es wird, wie ich vermutete, noch geübt?

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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Jochen R.

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Re: Beaujolais

BeitragDo 25. Feb 2021, 19:38

Ole hat geschrieben:...
Morgon ‚Le Plateau’ 2019
Der ist in der Farbe einen Tick dunkler als der Vorgänger und nicht ganz so transparent, weist einen Akzent Mahagoni auf, der vom Holz, in dem er gelegen hat, stammen mag. – Steckt man die Nase ins Glas, findet man zunächst eine undurchdringliche, dunkle konzentrierte, aber schwer greifbare, entfernt wirkende Frucht, auch einen Anflug von Rauch – und man fragt sich: Ist das ein Beaujolais? Denn da ist zwar diese ahnbare Frucht, dafür aber – nicht unangenehm! – Holz, und das macht sich breit und läßt die Frucht nur durch kleine Ritzen schimmern; am Gaumen dann deutlich Vanille, etwas Leder, zaghaft muckst sich ein Hauch von Frucht, etwas Süße (vom Holz, von den Trauben?), zarte Säure; das alles jedenfalls ergibt ein schönes Mundgefühl. Man hat es mit einem seidigen, weichen, langen und harmonischen Wein zu tun, einem untypischen allerdings, bei dem ich mich frage, ob man ihn blind als Beaujolais, zumal als Morgon erkannt hätte. Die Weichheit ist sicher auch der Lage geschuldet: ‚Le Plateau’ stammt aus einer Parzelle mit sehr alten Reben in ‚Les Charmes’, deren Boden eher sandig (verwitterter Granit) ist und überhaupt weichere, weniger mineralische Weine hervorbringt. Dennoch erstaunt diese Weichheit hier: Das Traubengut war komplett nicht entrappt, wie man dem Internet entnehmen kann. Da hätte man einen Tanninschub erwartet. Nun sind Tannine zunächst kaum spürbar, gegen Ende allerdings zunehmend doch. Ein Wein, der durchaus Spaß bringt – trotz oder gerade wegen seines modernen Zuschnitts – und der neugierig macht, wie er sich entwickelt; nicht ausgeschlossen, daß er mal ganz groß wird, wenn die Frucht das Holz in den Griff kriegt! Hoffentlich wird er am Ende nicht ausgezehrt dastehen!
...

Die letzten Beschreibungen hier fand ich spannend und ich hatte
diesen Wein jetzt auch im Glas.
"Wie viel Beaujolais das jetzt ist" kann ich nicht beurteilen, ich
kann nur sagen, dass ich der VKN im Wesentlichen (inkl. moderner
Zuschnitt!) folgen kann und mir der Wein (trotz deutlich Vanille)
richtig Spaß macht.

Keine Ahnung wie sich der Wein entwickelt, aktuell sind das für mich
um die 90 P. - jedenfalls mal eine willkommene Abwechslung und ich
bin definiv angefixt.
Somit Danke an Ole und Kle!

Viele Grüße,
Jochen
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nono

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Re: Beaujolais

BeitragMo 1. Mär 2021, 21:18

Vergleichsprobe von jeweils 2011 Morgon Reserve Cote de Py, Burgaud und Morgon Javernieres Cote du Py, Desvignes Les Impentinents
Wie auch bei meiner 2010 Vergleichsprobe waren beide Weine völlig frisch, ich habe ehrlich gesagt noch keinen überlagerten Morgon getrunken.
Beide richtig typisch; konzentrierte Blaubeere, Eisen und Graphit, eher strenge und gar nicht süße ( und damit für mich angenehme ) Anmutung, der Desvignes, der allerdings auch teurer war und von uralten Reben stammt, ist konzentrierter und die genannten Aromen überfallen einen geradezu. Beide sind sehr gut, aber ich glaube den Desvignes würde ich unter fast allen Weinen herauserkennen. Für Gamay sogar nicht wenig Tannin.

Wie meine geschätzten Vorredner finde ich die Lagen-und sonstigen Zuschreibungen in Morgon v.a Cote du Py völlig verwirrend...bei Daniel Bouland gab es früher einen Morgon Cote de Py Viellies Vignes und das war es dann, jetzt wird es mit den Lagebezeichnungen immer wilder und er unterscheidet dann auch noch Granit und Sandböden innerhalb der gleichen Lage. Da wird es in ein paar Jahren einmal Zeit diese in einer Probe zu vergleiche.
Gibt es eigentlich Literatur über die Beaujolais-Lagen?
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