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Burgund 1999

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Mila1986

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Re: Burgund 1999

BeitragMo 27. Apr 2015, 19:03

Hallo,

ein Freund und ich hatten letztens bei einem online Weinhändler einen 1999er Hospice de Beaune 1er Cru Cuvée Rousseau Deslandes entdeckt und direkt bestellt, da dieser rabattiert für einen guten Preis zu haben war.

Gekauft haben wir diesen, da wir uns seit ein paar Monaten, für die Rebsorte Pinot Noir interessieren. Bis dahin haben wir nur ein wenige, ausschließlich junge, Weine dieser Rebsorte getrunken. Hauptsächlich aus Frankreich (Burgund, Loire) oder aus Deutschland (Baden).

Eine kleine Recherche ergab, dass es sich bei dieser Abfüllung, um einer Ersteigerung eines Fasses handelt, welche der Online Shop erworben hat (Dieser ist namentlich auf dem Etikett vermerkt). Es handelt sich wohl um 225L Fässer.

Als wir den Wein dann nun eines Abends aufgemacht haben, ist uns sofort aufgefallen, dass der Wein noch sehr frisch ist und die Tannine noch "gut" vorhanden waren. Dekantiert haben wir diesen über 6h getrunken wobei nach ca. 4h das besten Trinkergebnis erreicht wurde.

Im Bouquet waren Kirsche, Lakritz, sowie Leder, Holz und Vanille zu finden. Geschmackliche Bestätigung fanden wir direkt beim ersten Schluck. Trotz der noch gut vorhandenen Tannine sehr soft und extrem saftig. Man wollte diesen Wein eigentlich nur im Mund spülen. Der Abgang war mittel bis lang und die Frucht war spürbar dominant.

Der Online Shop hat diesem mit einem Lagerpotential 2015+ angegeben. Gefühlt sollte sich dieser aber noch locker 10-15 Jahre lagern lassen.

Geratet haben wir 4,5/5. Das bezieht sich aber auf unser Preisgefüge da wir uns bis jetzt in einem Preissegment von 10-50 Euro aufhalten.

Lg

Marc
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Subadubawein

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Re: Burgund 1999

BeitragMi 6. Jan 2016, 00:20

Servus Forum-ianer,

als Novize im Burgund Forum kann ich einige, vor paar Jahren erworbene Trouvaillen beisteuern, bei den neuerdings ausgerufenen Preisen halte ich mich nun mehr zurück. Hier als erster 99er ein

Gevrey Chambertin 1999 Jean Trapet


Der Wein wird im Cellartracker eher durchwachsen eingeschätzt,da ist die eigene Anschauung doch was wert. Über mehrere Tage verkostet: zunächst überraschend druckvolle Nase, Gewürze, auch rote Beeren, Likörnoten, grüner Tee, harmonisch. Zunächst nach Öffnen wenig akzentuiert, erst nach 1-2 Tagen öffnet sich die recht extrovertierte Nase in einen fülligeren, v.a. samtigen, an Chambolle erinnernden, sehr überzeugenden, feinen und harmonischen Aromenfluss. Gute Dichte und Struktur, einnehmend. Hatte den Belgrave 06 mehrtägig im Vergleich, den er aromatisch leichtfüßig überflügelte. Überhaupt ein recht farbkräftiger und dichter Burgunderwein, der Interesse für die Crus dieses Jahrgangs macht. Zeigte im Verlauf von ca. 4 Tagen keinerlei Schwächen.

Nicht meine allererste Begegnung mit den Gevreys von Trapet, war dieser jedoch um einiges feiner als der schon verkostete 94er. Würde mal 89 Punkte zücken, um im Bild zu bleiben, im besagten direkten Vergleich mit dem Belgrave fiele die Bewertung dann eher noch etwas höher aus... ;)
Immer ein Glas, das richtig gut schmeckt.
Dabei niemals blöde strunkelig sein.
Schön singen. Küssen! Dann wieder: Wein.
Und vom Leergut leben. Das wär perfekt.
Lebenswunsch zitiert aus: Wiglaf Droste, Nikolaus Heidelbach, Vincent Klink: Wein
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manubi

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Burgund 1999, Échezeaux Grand Crû

BeitragDo 24. Mär 2016, 22:03

Vorletzte Flasche:

Bild

Eine Burgunder-Sternstunde. Nur wenn mal so etwas im Glas hatte weiß man, wie weit auch die besten deutschen Erzeuger von der wirklichen Spitze entfernt sind.

Beste Grüße
Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
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Von-Mises

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Re: Burgund 1999

BeitragMi 30. Mär 2016, 13:39

1999 Charmes-Chambertin Vieilles Vignes - Domaine Perrot-Minot

Die Erwartungshaltung war hoch. Top-Jahrgang, guter Winzer, gute Lage.
Ich kannte bis anhin von Perrot-Minot nur den Morey-St.-Denis "Rue de Vergy".

Erste Überraschung: ca. eine Stunde nach dem Öffnen ist der Wein noch immer völlig unzugänglich. Mein Verwandter (der Spender) hat schon Bedenken, er müsse einen Ersatzwein öffnen...
Sehr dunkle Farbe. Zu Beginn sehr schwache Nase, ein wenig Holz, schwach nach Schwarzkirsche/Pflaume. Im Mund sehr viel Struktur, leicht bitter, viel Tannin.

Im Laufe der nächsten zwei Stunden hat er sich geöffnet, blieb aber auf der kräftigen Seite. Sehr dicht, eher Pflaumenfrucht und in Richtung Kaffee/Schokolade. Moderate Säure. Gute Länge. Von reifen Burgunderaromen wie bspw. Wald/Pilze/Erdigkeit keine Spur.
Meines Erachtens weit jenseits jeder Reife.
Irgendwann habe ich mir überlegt, ob ich den blind als Burgunder erkannt hätte... niemals. Hätte wohl auf Toskana-Cuvée (Richtung "Super Tuscan") getippt.
Ich fand ihn ungewöhnlich bzw. untypisch aber grossartig. Mein Verwandter meinte lapidar: "Kein Nachkauf jüngerer Jahrgänge...".
Er geht gegen die 70. Dann würde ich den auch nicht mehr kaufen.... zu lange Reifezeit.
Leider war es die letzte Flasche...

Gruss
Oliver
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octopussy

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Re: Burgund 1999

BeitragMi 30. Mär 2016, 14:26

Von-Mises hat geschrieben:1999 Charmes-Chambertin Vieilles Vignes - Domaine Perrot-Minot

Die Erwartungshaltung war hoch. Top-Jahrgang, guter Winzer, gute Lage.
Ich kannte bis anhin von Perrot-Minot nur den Morey-St.-Denis "Rue de Vergy".

Erste Überraschung: ca. eine Stunde nach dem Öffnen ist der Wein noch immer völlig unzugänglich. Mein Verwandter (der Spender) hat schon Bedenken, er müsse einen Ersatzwein öffnen...
Sehr dunkle Farbe. Zu Beginn sehr schwache Nase, ein wenig Holz, schwach nach Schwarzkirsche/Pflaume. Im Mund sehr viel Struktur, leicht bitter, viel Tannin.

Im Laufe der nächsten zwei Stunden hat er sich geöffnet, blieb aber auf der kräftigen Seite. Sehr dicht, eher Pflaumenfrucht und in Richtung Kaffee/Schokolade. Moderate Säure. Gute Länge. Von reifen Burgunderaromen wie bspw. Wald/Pilze/Erdigkeit keine Spur.
Meines Erachtens weit jenseits jeder Reife.
Irgendwann habe ich mir überlegt, ob ich den blind als Burgunder erkannt hätte... niemals. Hätte wohl auf Toskana-Cuvée (Richtung "Super Tuscan") getippt.
Ich fand ihn ungewöhnlich bzw. untypisch aber grossartig. Mein Verwandter meinte lapidar: "Kein Nachkauf jüngerer Jahrgänge...".

Hallo Oliver,

das klingt ziemlich typisch für Perrot-Minot von damals, von denen ich aber auch nicht viele kenne. Die Weine ab ca. dem 2007er Jahrgang sind deutlich anders. Ganz erheblich weniger stark extrahiert und weniger neues / stark getoastetes Holz.
Beste Grüße, Stephan
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Von-Mises

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Re: Burgund 1999

BeitragMi 30. Mär 2016, 15:01

Hallo Stephan
Das wusste ich nicht. Rechnet man Perrot-Minot seit 2007 nicht mehr zu den "Modernen"?

Der "Rue de Vergy" war ein 2000er, aus der Erinnerung heraus aber viel reifer u. charmanter, auch wenn man das vermutlich nicht vergleichen kann (Lage/Jahrgang).
Schade dass man den Vergleich zu neueren Charmes-Chambertin nicht mal eben so erleben kann, die Preise der aktuellen Jahrgänge gehen ja in Richtung daylight robbery...

Gruss
Oliver
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octopussy

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Re: Burgund 1999

BeitragMi 30. Mär 2016, 16:41

Von-Mises hat geschrieben:Hallo Stephan
Das wusste ich nicht. Rechnet man Perrot-Minot seit 2007 nicht mehr zu den "Modernen"?

Der "Rue de Vergy" war ein 2000er, aus der Erinnerung heraus aber viel reifer u. charmanter, auch wenn man das vermutlich nicht vergleichen kann (Lage/Jahrgang).
Schade dass man den Vergleich zu neueren Charmes-Chambertin nicht mal eben so erleben kann, die Preise der aktuellen Jahrgänge gehen ja in Richtung daylight robbery...

Hallo Oliver,

ich würde sagen, nein. Die jüngeren Weine sind an sich klassische Burgunder, die vielleicht etwas moderner sind als andere, aber im Prinzip klassische Burgunder. So viele richtig moderne Burgunder-Winzer gibt es gar nicht mehr. Dugat-Py ein bisschen, Meo-Camuzet würde ich mit Abstrichen als modern bezeichnen, Domaine d'Eugenie vielleicht, Arnoux-Lachaux entfernt auch, aber der allgemein nachgefragte Geschmack scheint mir definitiv in eine andere Richtung zu gehen. Wenn du Weine wie von Perrot-Minot damals magst, musst du im Zweifel nach älteren Jahrgängen Ausschau halten. Jean Grivot aus den 90ern, Denis Mortet aus bestimmten Jahrgängen in den 90ern, Dominique Laurent, Comte Armand aus den 90ern zum Beispiel.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB

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Re: Burgund 1999

BeitragMi 30. Mär 2016, 20:07

Stephan,

ich weiß ja nicht...

Ich kenne keine älteren Jahrgänge von Perrot-Minot, aber dafür eine ganze Reihe von Weinen aus den Jahrgängen seit 2008. Und wenn ich in denen eine gemeinsame Linie erkenne, dann diese: dunkelfarbig, verhältnismäßig hoch extrahiert, als Jungwein eher wenig transparent, gelegentlich auch mal klotzig, auf jeden Fall reifebedürftig. Wohlgemerkt, das alles im lokalen Kontext; und ja, es sind trotzdem (?) noch typische Burgunder.

Ich empfinde es übrigens als einen Anachronismus, derartig vinifizierte Weine als "modern" zu bezeichnen, sie sind es ja nicht mehr; die Karawane ist längst weiter gezogen. Das gilt ja nicht nur im Burgund: die Zeit der Extraktionsmonster ist vorbei, heute ist ein anderer Stil angesagt. Und sollten die Weine von P-M, wie Du andeutest, früher noch extrahierter gewesen sein, ist der dann erfolgte moderate Stilwandel keine Abkehr von der Moderne, sondern eher eine Hinwendung zu ihr.

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Burgund 1999

BeitragMi 30. Mär 2016, 21:14

UlliB hat geschrieben:Ich kenne keine älteren Jahrgänge von Perrot-Minot, aber dafür eine ganze Reihe von Weinen aus den Jahrgängen seit 2008. Und wenn ich in denen eine gemeinsame Linie erkenne, dann diese: dunkelfarbig, verhältnismäßig hoch extrahiert, als Jungwein eher wenig transparent, gelegentlich auch mal klotzig, auf jeden Fall reifebedürftig. Wohlgemerkt, das alles im lokalen Kontext; und ja, es sind trotzdem (?) noch typische Burgunder.

Ich empfinde es übrigens als einen Anachronismus, derartig vinifizierte Weine als "modern" zu bezeichnen, sie sind es ja nicht mehr; die Karawane ist längst weiter gezogen. Das gilt ja nicht nur im Burgund: die Zeit der Extraktionsmonster ist vorbei, heute ist ein anderer Stil angesagt. Und sollten die Weine von P-M, wie Du andeutest, früher noch extrahierter gewesen sein, ist der dann erfolgte moderate Stilwandel keine Abkehr von der Moderne, sondern eher eine Hinwendung zu ihr.

Hallo Ulli,

werde demnächst mal wieder einen aufziehen. Der letzte jüngere Perrot-Minot, den ich hatte, war der 2007er Morey St. Denis La Riotte. Der war schon dunkelfarbig und üppig und auch nicht sonderlich transparent, trotzdem ein wunderbarer Pinot.

Bezüglich des Anachronismus hast du prinzipiell recht. "Modern" ist seit sicherlich fast 10 Jahren was anderes als "modern" in den 90ern. Trotzdem würde ich "modern" immer noch als viel Holz, kräftig extrahiert, vollreif in der Frucht auffassen, auch wenn das heute nicht mehr sonderlich gut passt. Vielleicht ist ja der aktuell angesagte Stil "postmodern" ;) ?
Beste Grüße, Stephan
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Figeac78

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Re: Burgund 1999

BeitragFr 1. Mär 2019, 00:38

Joseph Voillot, Volnay, Les Champans 1er Cru, 1999
Diese Woche in schöner Runde genossen als aromatisches Kontrastprogramm aber in vergleichbarem Alter zu einem 1990er Clinet und einem 2000er La Conseillante. Was soll ich sagen, dieser eher kleine Burgunder konnte zumindest am Anfang sehr gut mithalten. Erst mit der Zeit wurde er etwas blasser und von seiner guten Säurestruktur etwas zu stark dominiert während die Bdx weiter gut im Glas standen. Ein fast altersloser Wein, blind hätte ich ihn auf 5-10 Jahre geschätzt. Der Wein zeigte eine klassische zarte Frucht (Sauerkirsche, Himbeere etwas Cassis) mit guter Säurestruktur und gut eingebundenen kaum mehr spürbarem Holz und Gerbstoffen.
Herzliche Grüsse,
Detlef
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