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Re: Chablis

BeitragVerfasst: Mi 17. Feb 2021, 16:13
von Kle
vielen Dank für Deine Ausführungen, Josef, die schon zu angeregten offline-Gesprächen :mrgreen: geführt haben, und Deine Antworten. Meine Fragen zu den Flaschenvarianzen hatten ja nur am Rande mit dem eigentlichen Thema zu tun und mehr mit dem Argument: „Es gab sonst keine Reklamationen.“

Gruß, Kle

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Di 1. Aug 2023, 11:02
von Nora
Am Wochenende kam zu auf der Haut gebratenem Kabeljau mit 24 Stunden marinierten Schmorgurken der

Chablis Grand Cru Les Preuses 2009 von Jean-Marc Brocard


ins Glas.

Die altgoldene Farbe und der Geruch deutlich nach Karamell und Honig zeigen an, dass der Wein schon sehr gereift ist. Im Mund wirkt er dann doch noch relativ schlank mit Noten von Zitrone und grünem Obst, sehr mineralisch und mit einer deutlichen Säure.

Der Wein passte von der Struktur gut zu dem sehr sommerlich, leichtem Essen. Ich hätte ihn jedoch deutlich früher trinken sollen.

Kann jemand grundsätzlich etwas zu der Lebensdauer von Chablis (insb. Grand Cru) sagen?

VG, Nora

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Di 1. Aug 2023, 12:10
von EThC
Nora hat geschrieben:Kann jemand grundsätzlich etwas zu der Lebensdauer von Chablis (insb. Grand Cru) sagen?
...ist schon länger her, daß ich GC-Chablis im Glas hatte, zuletzt im Mai 2015, da aber gleich zwei Valmur von Jean Collet & Fils, ein 2006er und ein 2003er im direkten Vergleich. Mir gefiel ersterer deutlich besser, der 03er war erheblich mehr holzgeprägt und irgendwie mastiger, aber das wird nicht nur eine Frage des Alters, sondern auch des Jahrgangs sein. So ganz grob hab ich für mich mitgenommen, daß es nach ca. 10 Jahren auch gut ist, es sei denn man bevorzugt generell die Altersstilistik mehr denn die jugendliche Frische...

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Di 1. Aug 2023, 16:45
von glauer
Nora hat geschrieben:Am Wochenende kam zu auf der Haut gebratenem Kabeljau mit 24 Stunden marinierten Schmorgurken der

Chablis Grand Cru Les Preuses 2009 von Jean-Marc Brocard


ins Glas.

Die altgoldene Farbe und der Geruch deutlich nach Karamell und Honig zeigen an, dass der Wein schon sehr gereift ist. Im Mund wirkt er dann doch noch relativ schlank mit Noten von Zitrone und grünem Obst, sehr mineralisch und mit einer deutlichen Säure.

Der Wein passte von der Struktur gut zu dem sehr sommerlich, leichtem Essen. Ich hätte ihn jedoch deutlich früher trinken sollen.

Kann jemand grundsätzlich etwas zu der Lebensdauer von Chablis (insb. Grand Cru) sagen?

VG, Nora


Gute Grand Crus haben grosses Lagerpotential, da sind mehr als 10 Jahre eigentlich kein Problem bzw für einige Weine wirklich anzuraten. Dank einer in Chablis vernarrten Freundin trinken wir sehr regelmässig gereifte PCs und GCs, sehr viel Dauvissat aber auch Raveneau und Fevre. Da gab es im letzten Jahr sensationelle Flaschen aus 2005, 2006, 2007 und 2008, denen man auch noch einige Jahre in Topform zutraue würde. Die meisten waren auch immer noch sehr frisch und wurden blind deutlich jünger geschätzt.Allerdings gab es in der ersten Dekade nach 2000 sehr viele Probleme mit Premox und so hatten wir etliche Ausfälle. Fevre am häufigsten, aber auch Dauvissat und Raveneau waren nicht ganz gefeit. Brocard habe ich ewig nicht getrunken, soll aber auch ziemlich betroffen sein. Seit Fevre (ich meine 2011) Diamkorken eingeführt hat und wohl auch die Vinifizierung leicht modifizierte schient es da keine nennenswerten Probleme mehr zu geben.
Insgesamt also ein bisschen mehr Lotterie als man es gerne hätte, aber seit ca 10 Jahren scheint es allgemein wieder weniger Probleme zu geben.

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Di 1. Aug 2023, 21:31
von Nora
Vielen Dank für eure Antworten!

Ich bin mir unsicher, ob hier ein Fall von Premox oder nur von normaler Alterung vorliegt. Der Farbe nach zu urteilen, könnte Premox möglich sein, trinkbar war der Wein aber noch. Letztendlich war das eher eine ernüchternde Erfahrung mit einem Chablis CG.

VG, Nora

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Di 1. Aug 2023, 21:49
von glauer
Nora hat geschrieben:Vielen Dank für eure Antworten!

Ich bin mir unsicher, ob hier ein Fall von Premox oder nur von normaler Alterung vorliegt. Der Farbe nach zu urteilen, könnte Premox möglich sein, trinkbar war der Wein aber noch. Letztendlich war das eher eine ernüchternde Erfahrung mit einem Chablis CG.

VG, Nora


Das passt schon alles zu Premox. Die Farbe ist fuer einen GC dieses Alters nicht OK. Und dass fast nur noch die Säure steht passt auch. Keinesfalls normal für 14 Jahre.

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Di 1. Aug 2023, 21:59
von Nora
Danke, Glauer!

Dann habe ich die Erfahrung nun auch mal gemacht und kann in Zukunft so etwas besser einordnen.

VG, Nora

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Mi 2. Aug 2023, 18:11
von Trapattoni
Die Kombi mit dem Fisch, den Gurken und dem Chablis ist doch eigentlich genial. ;)
glaner hat die Problematik hinsichtlich der weißen Burgunder schon ganz gut auf den Punkt gebracht. Wahrscheinlich spielt sogar 2009 auch noch eine Rolle. Da sind m.E. auch die Roten schon sehr weit. Vor allem bei Gütern wie Brocard, die schon lange auf Biodynamik setzen und entsprechend vorsichtig mit Schwefel sind. Ist Premox immer mal wieder ein Ärgernis in dieser Dekade, von Nord nach Süd, von Chablis bis Montrachet. Die meisten Nieten hatte ich bis jetzt bei Fevre. :(
Ich hatte im letzten Jahr von Brocard 2005 "Les Clos". Der war noch sehr gut zu trinken (93), hatte aber gegen den nahezu perfekten 2005er "Les Clos" von Dauvissat nicht den Hauch einer Chance, wobei man natürlich bei Brocard nicht soviel Geld vernichtet.
Bei den heute aufgerufenen Kursen würde ich keinem Weinfreund mehr den Kauf weißer Burgunder aus dieser Dekade, nicht nur aus Chablis, empfehlen. 2018, 2019 und 2020 machen auch schon Spaß. :mrgreen:

VG Dieter

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Mi 2. Aug 2023, 18:32
von Ollie
Trapattoni hat geschrieben:Vor allem bei Gütern wie Brocard, die schon lange auf Biodynamik setzen und entsprechend vorsichtig mit Schwefel sind. Ist Premox immer mal wieder ein Ärgernis in dieser Dekade


Das man immer noch nicht weiß, was Premox verursacht, glaube ich nicht, daß die Aussage, es läge an der geringen Schwefelung, valide ist. (In den 90ern wurde wie blöde geschwefelt, das hat keinen meiner 96er Burgunder davon abgehalten, an Premox zugrundezugehen.)

Cheers,
Ollie

Re: Chablis

BeitragVerfasst: Mi 2. Aug 2023, 18:55
von Trapattoni
Ollie hat geschrieben:
Trapattoni hat geschrieben:Vor allem bei Gütern wie Brocard, die schon lange auf Biodynamik setzen und entsprechend vorsichtig mit Schwefel sind. Ist Premox immer mal wieder ein Ärgernis in dieser Dekade


Das man immer noch nicht weiß, was Premox verursacht, glaube ich nicht, daß die Aussage, es läge an der geringen Schwefelung, valide ist. (In den 90ern wurde wie blöde geschwefelt, das hat keinen meiner 96er Burgunder davon abgehalten, an Premox zugrundezugehen.)

Cheers,
Ollie

Sorry, aber wie genau entsteht denn diese frühzeitige Oxidation oder ist sie gar gewollt? Würde mich als Amateur auch mal interessieren...

VG Dieter