eine der berührendsten proben während meines aufenthaltes im burgund hatte ich dieses mal mit
jacques carillon auf seiner gleichnamigen domaine in puligny-montrachet.
[album]2515[/album]
http://www.jacques-carillon.com/en/ich bin seit langem großer fan der weine der domaine louis carillon, des vaters von jacques und francois, die bis 2009 die domaine gemeinsam geführt haben. ab dem jahrgang 2010 kam es (leider) zu einem split der domaine zwischen den beiden brüdern und nun führen beide ein eigenes weingut. die familiengeschichte der carillons als winzerfamilie in puligny geht zurück bis in das jahr 1520 und vermutlich trägt unterbewusst auch diese enorm geschichtsträchtige familientradition dazu bei, dass ich die weine stets als musterbeispiel für puligny-montrachets wahrgenommen habe. die weine zeichnet eine selbstverständlichkeit und gelassenheit aus, ein understatement, dass sie während ihrer jugend oftmals unterschätzt werden, aber nach einigen jahren der reife blühen sie auf, strahlen geradezu und vereinbaren für mich auf beste weise die eleganz, kraft und nervosität zu der auf diesem niveau wohl nur weiße burgunder in der lage sind abzuliefern. obgleich für mich stets zur spitze der appellation zählend sind die weine weiterhin vergleichsweise fair bepreist, ein hype wie um einige andere produzenten findet nicht statt, was vermutlich auch an der enorm bodenständigen und zurückhaltenden art der menschen liegt.
jacques hält jetzt insgesamt 5,25 ha.
so wirkte dann auch jacques carillon zur probe, direkt aus den weinbergen kommend, als enorm sympathischer, zurückhaltender und authentischer winzer, der keinen großen wert auf marketing legt, sondern dem seine weine das wichtigste sind. interessant vor allem auch, dass wir fast zwei stunden in seinem keller probierten und es uns gelang auszutauschen, obwohl er kein englisch spricht und mein französisch sich auf wenige grundkenntnisse beschränkt.
wir probierten alle weine vom puligny-montrachet village aufwärts aus dem jahrgang 2012, dazu noch referts und perrieres 1er aus 2011 und alle weine als fassproben vom jahrgang 2013, wobei sich der bienvenues-batard-montrachet grand cru noch in der malo befand sowie seinen chassagne-montrachet macherelles 1er. eine so umfangreiche probe hat mich umso mehr überrascht, als es aufgrund der katastrophalen erträge in den letzten jahren (in 2013 hatte er teilweise 70% verlust ggü. durchschnitt, vom bienvenues-batard gibt es aus seinen 0.12 ha gerade ein fass !) nicht eine flasche ab hof zu kaufen gibt.
schon der puligny village zeigt sich mit guter konzentration und präzision, in der nase dominieren florale noten und zitrusfrüchte, am gaumen zei sich bereits eine schöne tiefe und gerade im abgang zeigt sich eine sehr schöne salzige mineralität.
der macherelles ist für einen chassagne erstaunlich straff, präzise und geradlinig, auch hier dominieren florale- und zitrusaromen, es fehlt mir etwas an midpalate-konzentration, aber mit etwas mehr reife kann sich auch hier noch einiges tun.
mit beeindruckender reife dann der 1er "champs canet", hier treten die zitrusaromen zugunsten von mehr birne- und pfirsich in den hintergrund und die floralen noten sind zurückhaltender. beeindruckend in konzentration und lang, salzig im abgang.
der 1er "les perrieres" kommt dann meinen geschmacklichen vorlieben nochmal mehr entgegen, unglaublich mineralisch, tiefgründig, mit viel grip am gaumen, straff und lang.
auf dem weg zum grand-cru-niveau dann der 1er "les referts", der die reife des champs canet mit der mineralischen tiefe des perrieres verbindet. mit abstand die komplexeste nase, neben den eindrücken von birne und zitrus kommen hier wieder sehr intensive florale eindrücke zum vorschein, auch etwas kräuter und würze rundet das komplexe nasenbild ab. am gaumen von beeindruckender konzentration und diese geht nicht in die breite, sondern drückt sich in einer enormen tiefe und komplexität aus, harmonisch und lang im abgang.
der bienvenues-batard montrachet zeigt dann ggü. dem referts doch nochmal den unterschied eines grand-crus ggü. einem 1er. war die komplexität beim referts bereits beeindruckend, so kommen hier nochmal weitere geschmacksebenen hinzu, der wein besitzt eine beeindruckende energie, ist absolut rund und harmonisch, gleichwohl trotzdem nervös spielerisch am gaumen. absolut stimmig bis zum beeindruckendem abgang, ein toller wein, von dem ich gern die ein oder andere flasche im keller hätte.
wie es der zufall so will, hatte ich nach der rückkehr aus dem burgund am rande einer kleinen probe vor einer woche dann die gelegenheit, einen reifen carillon ins glas zu bekommen. liebe freunde hatten einen
1987er bienvenues-batard-montrachet von louis carillon dabei und trotz des kleinen jahrgangs war hier zweifellos ein grand-cru im glas. in beeindruckendem zustand, ohne jegliche oxidation, mit einer tollen frische, energie, komplexität und tiefe kam hier ein fantastischer wein ins glas und bewies mal wieder, dass große winzer auch in kleinen jahren große weine zu machen im stande sind.
[album]2516[/album]
Gruß, Marko.