Die Nachrichten sind erschreckend.
Das Mehltau ein Problem ist, sollte bekannt sein. Dieses Jahr mag es besonders tricky sein… Das war es aber auch schon die Jahre zuvor und ich rechne damit, dass es dabei bleibt.
In den südlicheren Regionen des Bordelais hat es offensichtlich sehr viel mehr Niederschläge gegeben, weshalb dort der Mehltaudruck besonders stark ist. Da gibt es nichts zu beschönigen.
Was die Situation so schwierig macht ist die Anzahl an Herausforderungen, die gerade über den Weinbau hereinbrechen:
- Absatzschwierigkeiten führen zu Engpässen in Umsatz bzw. Cashflow.
Dies wiederum führt zu individuellen ‚Notverkäufen‘ die nicht Kostendeckend sind (Diese Betriebe büßen ihre Zukunftsfähigkeit ein! – vielleicht ist das mit ‚Verkaufen an die Klassifizierten‘ gemeint), was die Markt- bzw. Preis-Erwartungen auch auf der Nachfrageseite unrealistisch werden lässt.
Aber wie soll ein Händler, der im Einkauf ordentliche Preise bezahlt, mit einem anderen Händler, der die Liquiditätsklemme einiger Winzer gewissenlos ausnutzt, im Markt konkurrieren. Der Verbraucher bekommt davon nichts mit?
- Pflanzenschutzregeln: Da wurde irgendwo [EU-Kommission] entschieden die Anzahl an Pflanzenschutzmaßnahmen bis 2030 um 50 % zu reduzieren.
- Kostensteigerungen bei Produktionsmitteln (da hat die Beschaffung was für echte Masochisten)
- KLIMAWANDEL - Der ist längst da! Und da kommt noch mehr!
Mit dieser Kombination stehen die Betriebsleiter einer enormen Aufgaben-Komplexität gegenüber. Das wird manchmal 'kompliziert'.
In dem von Hartmut verlinkten Artikel werden ‚biologische Spritzmittel‘, die nicht hinreichend wirksam sein sollen, als Grund für die Ausbreitung des Mehltaus angegeben. Das halte ich für eine Nebenkriegsschauplatzeröffnung, die der Thematik nicht gerecht wird. Mit den letzten drei Pflanzenschutzmassnahmen habe ich Kupfer und Phosphite gegen Peronospora eingesetzt und konnte relativ gut dagegen halten. Normalerweise mache ich nur eine Pflanzenschutzmassnahme mit Cu. Dieses Jahr sind es schon drei und mit etwas Glück kann es dabei bleiben. (Allerdings habe ich je nach Parzelle und Befall nun auch schon zwischen 500 und 850 g Cu/ha ausgebracht…). Wie dem auch sei, war der Einsatz dieser Mittel in biologischen Weinbau bis vor einigen Jahren erlaubt. In der EU wurden die Phosphite aus der bio-Liste gestrichen – was für mich nicht Nachvollziehbar ist (in den USA sind Phosphite weiterhin erlaubt / kommen schließlich natürlicher Weise in der Pflanze vor).
Auch bei uns haben die Pilze in einigen Lagen Schaden angerichtet und ich halte dort so gut wie es geht dagegen. Bisher gelang es mir die Schäden einzugrenzen. Was hilft ist, dass die Traubenfärbung nun auf allen Parzellen eingesetzt hat und gut voran kommt. In 10 Tagen könnte es geschafft sein. Dann sind die Trauben immun gegen Mehltaubefall.
- Merlot véraison
Anbei ein heute gemachtes Bild der Rebe/Trauben aus meinem Beitrag vom 25.06.
Die einsetzende Traubenfärbung ist auch hier gut zu sehen.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan
Die Wahrheit liebt es, sich zu verstecken.