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Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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EThC

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Re: Bordeaux 2022

BeitragMi 24. Mai 2023, 21:46

UlliB hat geschrieben:Da sollte es wohl eher heißen: nur wer positiv schreibt, der bleibt! :lol:
...und was lernt der geneigte Subskribent daraus :?: :?
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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UlliB

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Re: Bordeaux 2022

BeitragMi 24. Mai 2023, 22:00

EThC hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Da sollte es wohl eher heißen: nur wer positiv schreibt, der bleibt! :lol:
...und was lernt der geneigte Subskribent daraus :?: :?

Was Pontet-Canet betrifft: das muss jeder selber wissen.

Die weitaus meisten Bordeaux können en primeur außerhalb des Erzeugerbetriebs auf zentralisierten Veranstaltungen verkostet werden. Von denen gibt es mehrere, so dass häufig auch Mehrfachverkostungen möglich sind. Bei diesen Veranstaltungen können die Chateaubesitzer nicht steuern, wer da verkostet, und insofern kann zu diesen Weinen ein Journalist eine negative Notiz veröffentlichen, ohne befürchten zu müssen, dafür sanktioniert und von weiteren Verkostungen ausgeschlossen zu werden. Wobei man allerdings vielleicht hier und da ein paar Benefits verliert - so ganz klar ist das alles nicht.

Nach ein paar Jahren weiß man aber eigentlich, bei welchem Verkoster es für einen "passt" und bei welchem eher nicht.

Gruß
Ulli
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Winedom

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Re: Bordeaux 2022

BeitragMi 24. Mai 2023, 23:49

Nachdem William Kelley schon 21 Primeur nicht zu Pontet Canet eingeladen war unter anderem
wegen dieser Bewertung:
Der Pontet-Canet 2019 bietet ein ausdrucksstarkes Bouquet aus Pflaumenfrüchten, Kirschwasser, getrockneten Kräutern und Pfingstrosen. Am Gaumen ist er vollmundig, füllig und nahtlos, mit schmelzenden Tanninen, saftigen Säuren und einem langen, likörartigen Abgang. Nach zweimaliger Verkostung ist es ein Wein, den ich etwas verwirrend finde: Bei einer Blindverkostung würde ich ihn eher in Gigondas als in Pauillac einordnen. Ich bin alles andere als dogmatisch, wenn es um das geht, was die Franzosen „typicité“ nennen, und stilistische Vielfalt bereichert sicherlich jede Bezeichnung; Allerdings bin ich nicht davon überzeugt, dass dies die überzeugendste Ästhetik ist, die eine Mischung auf Cabernet-Basis aus diesem Teil von Bordeaux verwirklichen kann. Bei einem Alkoholgehalt von 13,7 % wurden etwa 35 % der Produktion in Amphoren gereift, was zweifellos zur eigenwilligen Identität des Weins beiträgt. - Getränk 2021-2045
93
William Kelley, RobertParker.com (April 2022), April 2022

dann kam die Ablehnung und diese Bewertung:
Pontet-Canet 2020.Während Justine Tesseron meine Bitte um eine Verkostung im Anwesen ablehnte, konnte ich eine Flasche Pontet-Canet 2020 zur Rezension erwerben. Der Wein beginnt kräftig und weht aus dem Glas mit attraktiven Aromen von Kirschen, süßen Beeren und Pflaumenkonfitüre, vermischt mit Flieder und Lakritze, aber es folgt ein mittlerer bis vollmundiger, fester und extraktiver Gaumen, dem die Fülle und das Fleisch fehlen, um ihn zu verbergen eher trocknende Tannine, die den erdigen Abgang dominieren. Unter Bordeaux-Insidern ist es ein offenes Geheimnis, dass dieses Weingut – das von so bedeutenden und lobenswerten Investitionen profitiert hat und sich bis 2011 auf einem so starken Aufwärtstrend befand – seit 2012 eine verblüffend unberechenbare Leistung zeigt und erfolgreiche Jahrgänge mit relativ schlechten Jahrgängen und dem Jahr 2020 vermischt bestätigt das nur. Auch wenn der Jahrgang 2020 keineswegs ein fehlerhafter Wein ist und die Zeit ihm durchaus entgegenkommen könnte, übertrifft er den fünften Wachstumsstatus dieses Weinguts nicht, selbst wenn das Terroir dieses Châteaus eindeutig das Potenzial dazu hat.
92+
William Kelley, April 2023

Nicht nur für mich für mich wirkte das schon wie was Persönliches. Ein Versuch der generellen Aburteilung mit betont wenig Feingefühl. Aber da hat wohl jeder einen eigenen Kommentar dazu.
Auf jeden Fall ist er mit seinen jungen Jahren sehr selbstgewiss in seiner Urteilsgewalt und hat anscheinend auch das Kreuz dazu? Von Parker kannte man ja schon die Fehde um Figeac.
Aber Pontet Canet scheint auch ein Wein der sehr polarisiert.
Kenne nur den 1998 und der war vor der Änderung der Herangehensweise.
Viele Grüße
Rainer
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sorgenbrecher

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 00:30

Seit dem 2008er Jahrgang habe ich jeden Pontet Canet mindestens einmal getrunken. Und ich kann die Einschätzung von Kelley uneingeschränkt teilen. Eher sind seine Punkte angesichts der Beschreibung eher noch wohlwollend angesetzt.

Bei unseren Blindverkostungen polarisiert der Wein ebenfalls enorm, mir ist zum einen kein anderer Wein in Erinnerung, der regelmäßig eine dermaßen hohe Abweichung zwischen niedrigster und höchster Bewertung hat, und zum anderen ist es ganz sicher der Bordeaux, der am häufigsten nicht als Bordeaux erkannt wird.
Gruß, Marko.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 07:29

sorgenbrecher hat geschrieben:Seit dem 2008er Jahrgang habe ich jeden Pontet Canet mindestens einmal getrunken.

Bei mir gibt es da ein paar Lücken - 2013, ich glaube auch 2011 hatte ich nicht im Glas, und der letzte Jahrgang war 2018. Der 2019er wartet noch.

Ein paar Notizen habe ich im jeweiligen Jahrgangsthread veröffentlicht. Einiges fand ich ziemlich gut, wenn man davon absieht, dass ich das blind vermutlich nicht nach Bordeaux verortet hätte. Klar erkennbar ist eine Tendenz zur Überreife bei der Lese, was häufig in likörigen Noten resultiert, dazu kommen für Bordeaux sehr ungewöhnliche Noten von garrigue und mediterranen Kräutern. Die Assoziation "Gigondas" von Kelley kann ich da voll und ganz nachvollziehen.

Übrigens ist Kelley nicht der einzige Profi, der die fehlende Typizität moniert. Neal Martin hat das auch getan, wenn auch weniger deutlich. Bei anderen Verkostern kann man sich dann fragen, ob sie den Mangel an Typizität nicht sehen, nicht sehen wollen, oder für völlig unproblematisch halten.

Winedom hat geschrieben:Ein Versuch der generellen Aburteilung mit betont wenig Feingefühl.

Kelley tut genau das, was ich von einem guten Weinkritiker erwarte. Was habe ich von einem Journalisten, der Probleme erkennt und sie dann verbal in mehrere Schichten Watte verpackt, so dass man nicht mehr versteht, was er eigentlich meint.

Ob man die Kritik nachvollziehen kann, ist dann eine andere Frage. Wer mit Kelley nicht klarkommt, kann sich einen anderen Verkoster suchen, der einem mehr liegt. Es gibt ja inzwischen genug davon.

Gruß
Ulli
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 13:12

Matthias Hilse hat geschrieben:Guten Morgen,

einer der besten "Werte" der Kampagne ist heute morgen erschienen: Ch. Potensac. Es dürfte im Médoc nicht viele Weine in seiner Preisklasse geben, die derart den großen Atem eines großen Jahrgangs haben. Ex nego @ € 20,-.

Es gibt nicht wenig Wein davon, insofern ist natürlich immer die Frage, ob man sich ihm per Subskription annähern muss. Wessen Budget aber nicht in die Sphäre ganz tierer Taschen vordringt, ist hier bestens beraten.

Man wird in "an jeder Ecke" finden.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse


Ich kann das nur unterschreiben - das Team von LLC hat mit Potensac 2022 einen grossen Wurf gemacht, aus meiner Sicth klar der Beste ever: (43% Cabernet Sauvignon, 36.5% Merlot, 19.5% Cabernet Franc, 1% Petit Verdot, 14.7% Alkohol) Strahlende ist sehr fein, zurückhaltend, nobel, tiefgründig, dunkelfruchtig, Brombeere, schwarze Johannisbeere, florale Töne, ein Hauch schwarze Schokolade, sehr komplex. Im Gaumen dicht und konzentriert, straffer Kern, markantes Tannin, die Frucht ist perfekt reif, die Säure ist wohl dosiert, mit 14.7% Alkohol ist dieser Wein der kräftigste in der Serie, doch auch hier wirkt die Gradation nicht stören. Das Finale ist langanhaltend und endet auf einen Mix aus roten und dunklen Beeren. Ein sensationeller Potensac mit grossen Reserven. 2028-2055 (Verkostet "En Primeur" im April 2023 auf Château Nenin) #primeurs22

Subskribieren muss man das sicher nicht - aber viel mehr Wein fürs Geld gibt's kaum...

Gruss,

Adrian
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 13:29

sorgenbrecher hat geschrieben:Seit dem 2008er Jahrgang habe ich jeden Pontet Canet mindestens einmal getrunken. Und ich kann die Einschätzung von Kelley uneingeschränkt teilen. Eher sind seine Punkte angesichts der Beschreibung eher noch wohlwollend angesetzt.

Bei unseren Blindverkostungen polarisiert der Wein ebenfalls enorm, mir ist zum einen kein anderer Wein in Erinnerung, der regelmäßig eine dermaßen hohe Abweichung zwischen niedrigster und höchster Bewertung hat, und zum anderen ist es ganz sicher der Bordeaux, der am häufigsten nicht als Bordeaux erkannt wird.


Liebe Leute, bitte mal halblang mit PC Bashing hier... Ich kann die stilistische Diskussion um PC absolut nachvollziehen, nicht aber die absurd tiefen Bewertungen Kelley's. Der Wein ist definitiv eher ein Wein im "kalifornischen Stil", mit viel üppiger Frucht, auch Assoziationen mit anderen Weinregionen - voll nachvollziehbar. Und ja, bei Blindverkostungen ist man da nicht zwingend im Bordeaux. Darum: Ein typischer Pauillac, nein! Aber muss man darum "wenig Punkte geben"? Nein! Verkoster sollen die Qualität der Weine beurteilen - die Stilistik erkennt man dann im Text. Und die Qualität ist hervorragend, auch 2022.

Meine Primeur-Notiz für 2022 Pontet Canet, den ich mit 98-100 bewertet habe: (57% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot, 4% Cabernet Franc und 4% Petit Verdot, 55jährige Reben. 50% Neuholz, 35% Amphoren aus Beton und 15% gebrauchte Barriques. Die Trauben wurden mit Kamille und einem Gemisch aus gebranntem Lehm und Wasser gegen die die Hitze geschützt.) Sehr kräftige Farbe und ein reiffruchtigier Duft, dieser Pontet-Canet strahlt reiffruchtig aus dem Glas, das riecht nach schwarzer Kirsche, Backpflaume, Cassis und Lakritze, florale Noten schwingen mit. Im Gaumen mit cremiger Textur, einer umwerfenden Frucht und viel Struktur, die Tannine sind von höchster Güte, der Wein hat viel Kraft und gleichzeitig Eleganz, hallt im Abgang sehr lange nach. Ich erinnere mich an die hervorragenden 2009er und 2010er, dieser Wein ist wie eine Symbiose daraus. Grosses Pontet-Canet Kino. 2030-2060 (Verkostet "En Primeur" im April 2023 auf Château Pontet-Canet) #primeurs22

Alle Notizen hier: https://vvwine.ch/2023/04/bordeaux-2022 ... -paradoxe/

Über Geschmack und Stil braucht man nicht diskutieren - da hat jeder seine Vorlieben. Ich kann mich erinnern, dass ich Pontet Canet 2009 und 2010 kurz nach Arrivage im grossen Stil "verkauft" habe, weil mir der Stil nicht gefallen hat. 10 Jahre später verkostete ich PC blind an einer 09er Probe und der Wein hat sich sehr schön entwickelt... https://vvwine.ch/2019/10/10-years-after-bordeaux-2009/ ...und je länger je mehr bin ich überzeugt, dass diese "kalifornische Stilistik" on the long run nicht schlecht sein muss, im Gegenteil. Viel Frucht in der Jugend heisst auch "genügend Frucht mit der Reife". Wenn ich an gewisse dürre BX im "klassichen Stil" denke, die halb oder ganz ausgetrocknet im besten Fall für die Sauce taugen erkenne ich mehr und mehr den Wert dieser Weine mit etwas "Fleisch am Knochen"...

So oder so: Es ist doch die stilistische Vielfalt, die zählt, oder nicht? Ob man sich dann zu Haut-Bailly, Carmes, Mission, SHL oder Domaine de Chevalier hingezogen fühlt, ob man PC, Pichon-Baron, Comtesse oder Lynch-Bages bevorzugt - eigentlich egal, oder? Alle Weine sind sehr hochwertig, unterscheiden sich im Stil massiv.

Gruss,

Adrian
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 13:40

Ich bin auch sehr verwundert, wie hier Pontet Canet runter gemacht wird, als wenn das ein total missratener Wein ist.
Mir persönlich gefällt er jedenfalls sehr gut, aber wahrscheinlich habe ich auch keine Ahnung.
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 14:17

Mich erinnert das Verhalten von Kelley eher an den Disput den's zwischen Parker und Figeac seinerzeit gab... Was immer auch vorgefallen ist, Kritiker-Noten sollten sich auf die Weinqualitäten beziehen, nicht auf irgendwelche anderen Elemente, die vielleicht passen oder auch nicht. Es gibt auch bei mir Beispiele von Gütern, wo ich am liebsten "ganz tief bewerten würde", weil der Umgang mit Journalisten nicht dem entspricht, was ich mir wünsche. Aber das wäre echt unprofessionell. Ich bewerte Weine. Nicht mehr, nicht weniger.

Gruss,

Adrian
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 15:17

Ich finde die Diskussion hier sehr interessant, aber auch sehr wichtig. Es geht nicht um ein bashing, sondern um ziemlich prinzipielle Fragen. Dabei bin ich selber hin- und hergerissen. Ich habe z.B. die Kiste PC 2003 (mit Ausnahme von einer Flasche) extrem genossen und durchwegs 93 bis 95 Punkte vergeben. Das war zwar lange vor dem Amphorenstil, aber der Hitzesommer 2003 und die damals noch geringen Erfahrungen damit haben aus diesem Pauillac einen Wein gemacht, den ich oft als napalike tituliert habe. Trotzdem muss ich sagen, dass mir der Wein besser gefallen hat als z.B. Ducru Beaucaillou 2000, ein ziemlich klassischer (aber m.E. etwas dürrer) Saint-Julien theoretisch mindestens so hoher Qualität (zur Sauce habe ich ihn dann doch nicht herabgewürdigt... ;) und hoffe immer noch auf die 4 verbleibenden Flaschen).
Und trotzdem: Ein Pauillac oder auch ein Margaux hat gemäß den Durchschnittserwartungen einer gewissen Terroirtypizität zu entsprechen. Bei einem Saint-Émilion z.B. darf man das kaum erwarten, zu unterschiedlich sind die Rebsortenzusammensetzungen und auch die Terroirs, ganz zu schweigen von der Vinifikation usw. Wenn, anders gesagt, ein Troplong-Mondot und ein Figeac möglich sind, hat es durchaus auch Platz für einen Tertre-Rôteboeuf (und viele andere mehr). In Pauillac oder in Margaux fallen dagegen Abweichungen von der Erwartungs"Norm" mehr ins Gewicht, sogar noch in Zeiten einer dramatischen Klimaerhitzung. PC beschreitet hier einen ganz eigenen Weg, andere Güter - auch im Médoc, aber mit LCHB auch im Pessac-Leognan - sind auf der Suche. Das kann - wie etwa bei Durfort-Vivens - auf große Gunst stoßen (z.T. aber auch Ablehnung). Hier stimme ich mit dir, Adrian, überein, dass man primär die Qualität bewerten sollte. Die Typizität soll aber auch Eingang finden können, ohne die Qualitätsnote total ins Gegenteil zu verkehren. Nur so können Übertreibungen vermieden werden, die Gefälligkeit vor Professionalität stellen. Extrem verkürzt: Luca Maroni braucht's in Bordeaux nicht auch noch. Letzteres geschah etwa meines Erachtens beim Dauzac 2019 (nicht 22! den hatte ich noch nicht im Glas), den ich hier als massiv, aber margauxuntypisch bezeichnet habe, der aber einige Bewerter damals schwer beeindruckt hatte (Jeff Leve gab, glaube ich, 95) und dem man durchaus ~90 geben kann. 95 sind hier, wie ich meine, Punkte nach dem Gaumen des großen, etwas parkerisierten Publikums, 90+/- mehr professionalisierte und für eine bordeauxaffine Klientel informativere Punkte. Da muss man gar nicht nach old school abstrafen und 85 o.ä. zücken, was ebenso wenig gerechtfertigt wäre.
Und klar: Geschmacksache bleibt's bei allem trotzdem noch - zum Glück. Aber es war hier halt nun mal viel von Professionalität die Rede.
Gruß
Jean
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