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Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 16:27

Ja, die Typizität... Sie wird nicht selten solange gefordert, bis Charakterschwäche, Beliebigkeit oder - bewahre! - Internationalität angeprangert wird. Wie Jean treffend angedeutet hat, ist der Grat ein schmaler: PC böse, LCHB gut? Ich behaupte, nicht die mangelnde Typizität gibt den Ausschlag, sondern Moden, Vorlieben und individuelles Beharrungsvermögen.

Und mal ehrlich: Diejenigen, die überhaupt eine Ahnung von Typizität haben, sind eh Geeks, die sich aus vielfältigen Quellen darüber informieren können. Die anderen freuen sich einfach über einen guten Wein. Hoffentlich.
Besten Gruß, Karsten
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maxilian7

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 16:29

Wen es interessiert - die gesammelten Verkostungsnotizen und Punkte von Lobenberg sind in einem Booklet downloadbar:
https://www.gute-weine.de/fileadmin/use ... _2022_.pdf
Ohne Preise, die gibt es dann wohl jeweils mit Erscheinen auf der Seite.

Viele Grüße,
Max

edit: Petrus 2022: "Lobenberg: Leider nicht probiert. Soll grandios sein mit 100/100"
Sehr seriös :mrgreen:
Zuletzt geändert von maxilian7 am Do 25. Mai 2023, 16:49, insgesamt 1-mal geändert.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 16:43

pessac-léognan hat geschrieben:Ich finde die Diskussion hier sehr interessant, aber auch sehr wichtig. Es geht nicht um ein bashing, sondern um ziemlich prinzipielle Fragen. [...]

Danke, Jean, für deinen Kommentar, ich sehe das sehr ähnlich wie du.

Kurz gesagt: wenn einem Typizität bei der Beurteilung von Weinen wichtig ist, dann muss man bei Pontet-Canet einen ordentlichen Punkteabzug vornehmen. Ist einem Typizität wenig wichtig oder sogar komplett unwichtig, kann man aber auch extrem hoch punkten. Man kann übrigens beide Herangehensweisen hier im Forum sehen, wenn man drauf achtet.

Genau das hat im Ergebnis der user sorgenbrecher in seinem Beitrag ebenfalls zum Ausdruck gebracht:
sorgenbrecher hat geschrieben:[...] mir ist zum einen kein anderer Wein in Erinnerung, der regelmäßig eine dermaßen hohe Abweichung zwischen niedrigster und höchster Bewertung hat, und zum anderen ist es ganz sicher der Bordeaux, der am häufigsten nicht als Bordeaux erkannt wird.


Wie gut ist es doch, dass es diese Woche überhaupt keine ernsthaften Releases gegeben hat, sonst wäre hier überhaupt kein Platz für solche Grundsatzdiskussionen, die natürlich immer ins offtopische abgleiten :mrgreen:

Heute gab's übrigens gar keinen Release, wenn ich das richtig sehe. Und morgen wird das voraussichtlich nicht anders sein.

Gruß
Ulli
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 16:47

Kann die Erregung zu Bewertungen von PC im Allgemeinen nicht nachvollziehen.
Soll der Verkoster xy doch 98-100 Punkte und der Kelley weniger dafür vergeben.
Ist halt Geschmackssache und bedarf keine Bewertung der Bepunktung auf persönlicher Ebene.
Ist nur mehr als offensichtlich dass gewisse Chateau recht angesickt auf aus ihrer Sicht zu schlechte Bewertung reagieren.
Ein Mangel an Souveränität? Wohl schon.
Der geneigte Leser wird schon entscheiden können welchem Verköstiger er vertrauen möchte...
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UlliB

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 16:58

Olaf Nikolai hat geschrieben:Ist nur mehr als offensichtlich dass gewisse Chateau recht angesickt auf aus ihrer Sicht zu schlechte Bewertung reagieren.
Ein Mangel an Souveränität? Wohl schon.

Genau das dachte ich auch... und da die Sache mittlerweile fast überall breitgetreten wurde, schadet sie dem Renommée von Chateau Pontet-Canet oder zumindest den Besitzern am Ende vielleicht mehr, als wenn sie die Notiz von Kelley einfach ignoriert hätten. Die Retourkutsche von Kelley auf das Hausverbot war aber auch nicht gerade souverän.
Olaf Nikolai hat geschrieben:Der geneigte Leser wird schon entscheiden können welchem Verköstiger er vertrauen möchte...
Eben.

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 17:02

UlliB hat geschrieben:Kurz gesagt: wenn einem Typizität bei der Beurteilung von Weinen wichtig ist, dann muss man bei Pontet-Canet einen ordentlichen Punkteabzug vornehmen.
Nein!
Das Feststellen von Typizität und das Bewerten von Qualität sind orthogonale Kategorien. Jedenfalls solange, bis persönliche Befindlichkeiten eingebracht werden. Man muß also nicht.

...und ja, jetzt könnte man weiterdiskutieren, ob es möglich oder wünschenswert ist, beides nicht miteinander zu vermengen.
Besten Gruß, Karsten
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 17:07

@Sub Potensac 2022
Schon der 19er Potensac ist sehr gut gelungen, der 20er wohl auch.
Beide Jahrgänge sind physisch verfügbar und absolut im Vergleich zur Sub kaum teurer (wenn überhaupt).
Der 22er mag "best ever" (kanns kaum noch hören...) sein, aber auch bei dem, wie schon bei den beiden vorgenannten Jahrgängen war und ist eine Sub m.E. nach nicht sinnvoll, wenn denn überhaupt....
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UlliB

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 17:18

Olaf Nikolai hat geschrieben:@Sub Potensac 2022
Schon der 19er Potensac ist sehr gut gelungen, der 20er wohl auch.
Beide Jahrgänge sind physisch verfügbar und absolut im Vergleich zur Sub kaum teurer (wenn überhaupt).

Wie oben schon geschrieben: sowohl der 19er als auch der 20er sind im Handel lieferbar und kosten rund vier Euro weniger als der 22er in Subs.

Gruß
Ulli
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Winedom

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 17:26

Der Prospekt von Lobenberg verlinkte Prospekt bietet punktemäßig ja mehr Verwirrung als Orientierung.
Die Beschreibungen sind teils sehr aufschlußreich.

Ich habe mir jetzt als Gegenstück nochmal den vor ein paar Seiten eingestellten Verkostungskatalog
von Bettane und Desseauve angeschaut. Da komme ich von der Punkteorientierung klar und es relativiert auch einige/viele Bewertungen von Lob.
Stell den Link nochmal ein.
https://www.mybettanedesseauve.fr/borde ... eurs-2022/

PS: Potensac hat 92
im Moment erscheint ja sonst nicht.
Viele Grüße
Rainer
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux 2022

BeitragDo 25. Mai 2023, 21:47

vanvelsen hat geschrieben:Liebe Leute, bitte mal halblang mit PC Bashing hier... Ich kann die stilistische Diskussion um PC absolut nachvollziehen, nicht aber die absurd tiefen Bewertungen Kelley's. Der Wein ist definitiv eher ein Wein im "kalifornischen Stil", mit viel üppiger Frucht, auch Assoziationen mit anderen Weinregionen - voll nachvollziehbar. Und ja, bei Blindverkostungen ist man da nicht zwingend im Bordeaux. Darum: Ein typischer Pauillac, nein! Aber muss man darum "wenig Punkte geben"? Nein! Verkoster sollen die Qualität der Weine beurteilen - die Stilistik erkennt man dann im Text. Und die Qualität ist hervorragend, auch 2022.

Meine Primeur-Notiz für 2022 Pontet Canet, den ich mit 98-100 bewertet habe: (57% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot, 4% Cabernet Franc und 4% Petit Verdot, 55jährige Reben. 50% Neuholz, 35% Amphoren aus Beton und 15% gebrauchte Barriques. Die Trauben wurden mit Kamille und einem Gemisch aus gebranntem Lehm und Wasser gegen die die Hitze geschützt.) Sehr kräftige Farbe und ein reiffruchtigier Duft, dieser Pontet-Canet strahlt reiffruchtig aus dem Glas, das riecht nach schwarzer Kirsche, Backpflaume, Cassis und Lakritze, florale Noten schwingen mit. Im Gaumen mit cremiger Textur, einer umwerfenden Frucht und viel Struktur, die Tannine sind von höchster Güte, der Wein hat viel Kraft und gleichzeitig Eleganz, hallt im Abgang sehr lange nach. Ich erinnere mich an die hervorragenden 2009er und 2010er, dieser Wein ist wie eine Symbiose daraus. Grosses Pontet-Canet Kino. 2030-2060 (Verkostet "En Primeur" im April 2023 auf Château Pontet-Canet) #primeurs22

...

Gruss,

Adrian


Guten Abend,

Bevor über die Frage verhandelt wird, ob die Bewertung der Typizität eines Weins die nach seiner Qualität vernebeln darf, könnte die Bestimmung des Wesens einer Kritik sinnlich rezeptiver Befassung an sich hilfreich sein.
Würde es um Theater- oder Opernaufführungen gehen, um Filme oder Buchneuerscheinungen, käme es zur Feuilletonvermutung: dort wäre Orientierung zu erwarten.
Wenn William Kelley, der nun möglicherweise konsequent in die Fußstapfen des Großdegustators tritt (Insider mutmaßen hier zu recht eine Anspielung auf Parker & Figeac), einen großen Pontet-Canet-Jahrgang verreißt, um dann von dessen Erzeuger der Bedingung der Möglichkeit zur „Rezension“ der neuesten seiner Auflagen enthoben zu werden, könnte man sich der Fehde zwischen Marcel Reich Ranicki und dem Literaturnobelpreisträger Günter Grass erinnert fühlen.
Jenseits der tautologischen Erkenntnis, dass zwei Alphatiere nicht auf ein Patt aus sind, steht die Abwägung, ob ich von einem „Kritiker“ implizit ein Urteil nach der Facon seiner persönlichen Verfassung zum Urheber des zu kritisierenden Objekts erwarte oder aber zur Sache selber.
Betrachtet man das Geschehen von der Leitwährung der vernetzten Welt aus, dann symbolisiert die Zuneingungsverweigerung des Weinkritikers den Versuch, beim Armdrücken in der Disziplin „Publizität“ zu reüssieren. Er vermengt dabei „Kommentar“ mit „Kritik“ und übersieht, dass er ohne Objekt ein nichtssagendes Subjekt ist.
Wenn die Familie Tesseron William Kelley die Akkreditierung verweigert, machen sie ihn sprichwörtlich sprachlos. Einen Kritiker ohne Gegenstand kann man aber noch nicht einmal falsch verstehen.

Wie sagt man so schön: just my 2 cents.

Im Gegensatz zu Adrian meine ich, im 2022er Pontet Canet (wieder) viel deutlicher einen Pauillac zu erkennen. Seine qualitative Bewertung spitze ich mit 99-100/100 Punkten sogar noch zu.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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